Rallye bei Kirch-Aktien
Dax und Nemax dümpeln dahin, nur Autotitel finden Interessenten. Im Mdax sorgen neue Entwicklungen bei Schuldenkönig Leo Kirch für eine Rallye der ProSieben-Aktie.
Frankfurt am Main - Der Dax dümpelte ebenso wie der Nemax 50 am Mittag leicht unter dem Vortagesschluss. Die Futures für die US-Börse sind minimal im Plus, doch bereits gestern war der Wall Street im späten Handel wieder die Puste ausgegangen. Lediglich BMW und ProSieben sorgen für Musik in den Indizes.
BMW steigert Absatz und stärkt die Branche
Die BMW AG hat im Januar 2002 ihren weltweiten Absatz um 18,7 Prozent auf 77.807 Einheiten gesteigert. Nach Ansicht des Vertriebsvorstandes Michael Canal dürfte die Nachfrage nach Luxusfahrzeugen trotz der Konjunkturflaute anhalten. Die Aktie von BMW baute am Mittag ihr Plus auf 2,4 Prozent aus und blieb unangefochtener Dax-Spitzenreiter. Auch Volkswagen (plus 0,8 Prozent) und DaimlerChrysler (plus 1,1 Prozent) legten im Windschatten zu.
Die jüngst aus dem Mdax verbannte Aktie von Porsche reagierte zunächst kaum auf das Angebot der New York Stock Exchange, die Aktie bald in New York zu listen. Die New Yorker Börse habe ausdrücklich erklärt, dass die Veröffentlichung von Quartalsberichten keine Voraussetzung für das Listing sei, sagte Unternehmenssprecher Manfred Ayasse.
Wie tief stürzt DaimlerChrysler?
Der Autobauer DaimlerChrysler hat sich nach seinem tiefen Sturz zuletzt minimal erholt und notierte um 42,80 Euro. Händler hatten den schwächeren Geschäftsausblick und die auf ein Euro gekürzte Dividende des Autoherstellers für den Kurseinbruch verantwortlich gemacht. Am Donnerstag hatte DaimlerChrysler indes mitgeteilt, den Absatz von Mercedes-Benz-Pkw im Januar 2002 um sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gesteigert zu haben.
Finanztitel wie Deutsche Bank , HypoVereinsbank und Münchener Rück verteidigten zumindest ein kleines Plus, nachdem der Allfinanzkonzern Allianz mit seinem mutigen Ausblick gestern für gute Stimmung im Sektor gesorgt hatte. Die Allianz konnte ihre satten Gewinne vom Vortag jedoch zunächst nicht halten.
Hightechs uneinheitlich
Der Chiphersteller Infineon konnte seine Gewinne auf 1,1 Prozent ausbauen. Im Rennen um eine Kooperation mit der südkoreanischen Hynix Semiconductor steht Infineon nach einem Zeitungsbericht mittlerweile als starker Wettbewerber der Micron Technology da. Angeblich bietet die deutsche Siemens-Tochter Hynix eine Allianz im Nicht-Speicherchip-Geschäft sowie einen Aktientausch für eine Partnerschaft im Geschäft mit den Speicherchips.
T-Aktie und SAP schwach
Die Deutsche Telekom gehörte dagegen mit einem Minus von 1,8 Prozent am Freitag erneut zu den Dax-Verlierern. Die Liberty Media Group Inc werde nach einem Bericht der FTD aller Voraussicht nach keine Zugeständnisse an das Bundeskartellamt machen, um den Kauf des Fernsehkabels der Deutschen Telekom doch noch zu ermöglichen. Außerdem verliert die Deutsche Telekom im Dax an Gewicht, wenn die Deutsche Börse AG im Herbst den Index nach Streubesitz neu gewichtet. Auch SAP und der Touristikkonzern Preussag gehörten zu den Verlierern.
Kirch im Schwitzkasten: ProSieben steigt rasant
Die Spekulationen über eine bevorstehende Aufteilung der angeschlagenen KirchGruppe haben den Kurs der im Mdax notierten Aktie von ProSiebenSat1 in die Höhe getrieben. Einem Vorabbericht des "Spiegel" zufolge soll Leo Kirch im Rahmen einer nationalen Lösung nur noch in der Rolle eines Minderheitsgesellschafters aktiv bleiben. Die Fernsehfamilie um ProSiebenSAT.1 werde dabei aus kartellrechtlichen Gründen möglicherweise an verschiedene Anbieter verkauft, heißt es in dem Bericht des Nachrichtenmagazins. Der ProSiebenSAT.1-Aktienkurs legte daraufhin um 20 Prozent auf 6,66 Euro zu.
Neuer Markt weiter schwach
Der Leitindex des Neuen Marktes kommt wieder gefährlich nahe an die 1000 Punkte heran. In der kommenden Woche entscheidet die Deutsche Börse über eine Neuordnung der Indizes. Funkwerk, FJA und Nordex dürfen sich Hoffnungen auf einen Aufstieg in den Nemax 50 machen. Dagegen belastet die anhaltende Pleitewelle weiterhin das Vertrauen in den Neuen Markt. Carrier 1 und der Computertechnikhersteller Elsa meldeten akute Finanzprobleme, und über das Vermögen der Lobster AG ist das Insolvenzverfahren eröffnet. Die Carrier 1 International SA hat unterdessen die Sprachdienste in den USA eingestellt.
Obwohl die ConSors AG Presseberichten zufolge von einem Großaktionär verklagt werden soll, verlor die Aktie lediglich 1,81 Prozent auf 10,30 Euro. Die Aktie der Comdirect AG sank um 3,22 Prozent auf 8,71 Euro und büßte damit die Gewinne vom Vortag wieder ein.