Bodo der Börsenclown

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Slater:

Bodo der Börsenclown

 
20.12.02 15:00
Bodo, der Börsenclown

Von Thomas Hillenbrand

Bodo Schnabel ist der erste Neue-Markt-Vorstand der wegen Börsenbetrügereien hinter Gitter musste. Seine Schuld erkennt der Manager bis heute nicht an - er sieht sich als Opfer der Nemax-Euphorie.

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Hamburg - Bodo Schnabel, Ex-Vorstandschef des am Neuen Markt notierten Telematik-Unternehmens Comroad war nicht stark genug. Sagt er. Er habe sich dem Sog des Neuen Marktes nicht entziehen können, entschuldigt sich Schnabel für die Bilanzfälschung im großen Stil, die ihm - in Tateinheit mit Insiderhandel und Kursbetrug - eine siebenjährige Haftstrafe eingebracht hat.

Der Manager, dessen Firma über Jahre hinweg fast ihren gesamten Umsatz erfunden hat, gibt inzwischen zu, einen Fehler gemacht zu haben. Der, so Schnabel "bestehe darin, dass ich in der Euphorie des Neuen Marktes ausschließlich zukunftsorientiert gedacht habe." Übers Ohr hauen wollte Schnabel nach eigenen Angaben jedoch niemanden. Schließlich, so der Bilanzbetrüger, habe er im guten Glauben gehandelt. Er sei davon ausgegangen, die in Comroads Jahresabschlüssen gebuchten "vorgezogenen Umsätze" durch wirkliche Umsätze ersetzen zu können. Später, irgendwann.

Clowneske Auftritte

Wem das zu wenig nach Schuldeingeständnis und zu sehr nach fauler Ausrede klingt, der sollte sich erst einmal Schnabels frühere Aussagen zu Gemüte führen. Mal dozierte der Manager vor dem Landgericht München trotz erdrückender Beweise trotzig über die Chancen seines abgestürzten Unternehmens: "Der Telematikmarkt ist ein Wachstumsmarkt". Ein anderes Mal versuchte Schnabel, seine wahren Beweggründe Schuld mindernd geltend zu machen: "Ich möchte klipp und klar feststellen, dass ich niemanden betrügen wollte."

  
Bodo der Börsenclown 890003IN SPIEGEL ONLINE
 
· Absteiger 2002 (1): Das Schweigen des Big T (15.12.2002)
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Schnabels Einlassungen veranlassten den Vorsitzenden Richter Wolf-Stefan Wiegand gar, den Geisteszustand des Angeklagten offen in Frage zu stellen. Und es muss schon viel passieren, bevor ein gestandener Richter einen Angeklagten mit den Worten anschreit: "Hören Sie sich eigentlich selbst mal zu, wenn Sie reden?"

Vermutlich nicht. Bis zum Schluss sah sich Bodo Schnabel vor allem als Opfer der Umstände. Als Opfer der Medien und des hohen Erwartungsdrucks während des Börsenbooms. Und als Opfer der ungerechten Justiz, die ihn, den kleinen Bodo, verknackt, während sie die Großen laufen lässt. "Mein Name ist nicht Becker oder Haffa", so Schnabel, "vor dem Gesetz sollten jedoch alle gleich sein."

Den Absprung verpasst

Vor Gericht musste Schnabel jedoch einsehen, dass seine einst so erfolgreiche Dreistigkeit nicht mehr funktioniert. Lange hatte Schnabel nach dem Prinzip operiert: Je ungeheuerlicher die Lüge, umso unwahrscheinlicher, dass Analysten oder Wirtschaftsredakteure genauer nachfragen. So prophezeite er ein Gewinn- und Umsatzwachstum von 400 Prozent - alle schluckten es. Als die ersten Betrugsvorwürfe aufkamen, gab Schnabel kurzerhand eine Erklärung an Eides statt ab - und schon war erstmal wieder Ruhe.

Jetzt sitzt er seine Haftstrafe in der Justizvollzugsanstalt Straubing ab. Da er außer einer Geldbuße keine Vorstrafen hat, wird er die sieben Jahre wohl nicht in toto absitzen müssen. Schnabels Münchner Anwalt Thomas Pfister erwartet, dass sein Mandant nach etwa zweieinhalb Jahren Freigängerstatus erhält und nach gut viereinhalb Jahren wieder ins Leben entlassen wird.

Anlegerschützer bezeichnen Schnabel als den dreistesten Betrüger der deutschen Börsengeschichte. Das will Schnabel nicht einleuchten. Schließlich sei der Neue Markt eine "Clown-Veranstaltung" gewesen. Erklärend schiebt er nach: "Es wurde dort mit der Zukunft gehandelt."

Slater:

der ist doch echt klasse

 
20.12.02 15:09
werde demnächst auch ein Bank überfallen. Wenn sie mich erwischen sage ich einfach:"Wollte das Geld auch zurückzahlen mit Zinsen... irgendwann...
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