Berlin, 20. Jun (Reuters) - Der Verband der sächsischen Metall-Arbeitgeber schließt als Folge des Streiks in Ostdeutschland zur Durchsetzung der 35-Stunden-Woche die Verlagerung von Investitionen nach Osteuropa nicht aus.
"Wir befürchten, dass viele der bei uns geplanten Investitionen gestoppt und stattdessen in Osteuropa getätigt werden", sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der sächsischen Metall- und Elektroindustrie, Andreas Winkler, der "Neuen Presse" aus Hannover (Freitagausgabe). Sollte dies so kommen, werde der Osten "noch Jahrzehnte Kostgänger des Westens" bleiben. Der Verband habe zum Beispiel Kenntnis von einem US-Autozulieferer, der in Sachsen 700 Arbeitsplätze schaffen wolle, wegen des Streiks aber die Investitionen ausgesetzt habe. "Den Amerikanern ist das zu suspekt", sagte Winkler.
Der bayerische Autohersteller BMW hatte jüngst angekündigt, angesichts des Arbeitskampfs sein Engagement in Ostdeutschland zu überdenken. Die Streiks werden ab kommender Woche nach Angaben der Firmen bei BMW und der VW-Tochter Audi Teile der Produktion zum Stillstand bringen. BMW hatte sich 2001 dafür entschieden, sein neues Werk in Leipzig anzusiedeln und dort zunächst 1,3 Milliarden Euro zu investieren.
Streit um die Streiks gibt es auch zwischen dem Land Sachsen und der IG Metall. Sachsens Wirtschaftsminister Martin Gillo (CDU) hatte der Gewerkschaft am Donnerstag vorgeworfen, dem Wirtschaftsstandort Ost durch den seit Wochen andauernden Streik geschadet zu haben. Die IG Metall wies dies zurück und forderte Gillo auf, sich aus dem Arbeitskampf herauszuhalten.
Am Donnerstag hatte die IG Metall mehr als 11.000 Metaller zum Ausstand aufgefordert. Die Streiks sollten auch am Freitag fortgesetzt werden.