BMW will Absatz weiter steigern

Beitrag: 1
Zugriffe: 169 / Heute: 1
Nassie:

BMW will Absatz weiter steigern

 
10.08.03 12:10

BMW - „Mehr Absatz auch in diesem Jahr“ (EurAmS)
 
   
Helmut Panke macht Tempo. Sein Plan: eine breitere Modellpalette sowie stärkere Präsenz in alten und neuen Märkten. Im EURO-Interview erläutert der BMW-Chef seine Strategie für das Unternehmen und die Aktie.
von Christiane Habrich-Böcker, Euro am Sonntag 32/03

EURO: Herr Dr. Panke, BMW kann sich vom Abwärtstrend der Autoindustrie bei den Absatzzahlen abkoppeln und wird an der Börse dennoch gemeinsam mit der Branche abgestraft. Sind Sie verärgert?

Panke: Der Kurs von BMW hat sich in diesem Jahr doch gut entwickelt. Die Entwicklung sollte als Ertragsspiegelbild an der Börse gewertet werden. Da sehen wir nicht schlecht aus. Es ist natürlich so, dass einzelne Aussagen der Hersteller – im Hinblick auf Risiken wie Pensionsunterdeckungen – mit reinspielen und Kurse kurzfristig reagieren.

Euro: Gilt das kurzfristige Reagieren auch für Quartalsberichte. Wenn ja, befürworten Sie diese trotzdem?

Panke: Wir halten Quartalsberichte durchaus für einen Teil der Informationen für den Kapitalmarkt. Und selbst wenn man sich davor hüten muss, gerade in unserer Industrie quartalsbezogene Entscheidungen zu treffen, ist es doch ein wichtiges Instrument zur Informationsübermittlung an unsere Aktionäre und die Öffentlichkeit. Das machen wir auch ohne Bauchweh.

Euro: Ihr Unternehmensitz ist in Deutschland, Sie agieren aber weltweit. Belastet die zunehmende Diskussion um Strukturdefizite, Steuerlast etc. die Gespräche mit internationalen Investoren?

Panke: Um es klar zu sagen: Das Herz von BMW schlägt in Deutschland, und das wird so bleiben, bei aller Internationalisierung, die stattfindet und stattfinden wird. Die Diskussion zeigt aber das Auseinanderklaffen von dem, was weltweit geboten wird, und dem, wo wir derzeit in Deutschland stehen. Das erschwert momentan sicher Bewertungen und Entscheidungen für den Standort.

EURO: Bezieht sich Ihre Aussage auch auf den vergangenen Streik?

Panke: Was verunsichert, ist die Frage ob der nationale Konsens von Politik, Arbeitgebern und Arbeitnehmern. eine ausgeglichene Infrastruktur im Osten zu schaffen, gefährdet ist. In den neuen Ländern muss ein immer noch vorhandener Produktivitätsnachteil durch eine drei Stunden längere Arbeitszeit kompensiert werden. Und jetzt wollen anscheinend, durch diesen vom Zaun gebrochenen Streik, plötzlich eben nicht mehr alle dasselbe. Zum Glück haben wir jetzt noch einmal die Kurve genommen. Der missglückte Streik ist auch ein Zeichen, dass Arbeitszeitverkürzung nicht das primäre Ziel sein kann. Wir stehen zu unserer Aussage, zunächst 5000 Stellen zu schaffen. Ob wir darüber hinaus mit zukünftigen Ausbaustufen weitere schaffen, werden wir sehen.

EURO: Ist die Auslagerung der Produktion des X3 ein Signal dafür, welche Möglichkeiten Sie künftig nutzen?

Panke: Die Strukturen der BMW Group sind schon immer auf Kooperation ausgelegt – fokussiert auf sachliche Inhalte. Ob es sich um den Benzinmotor für den Mini handelt, den wir in einem Gemeinschaftsprojekt in Brasilien bauen, oder den Mini-Dieselmotor, der bei Toyota gefertigt wird. Die Kooperation mit Magna Steyr hat vor allem zeitliche Gründe. Den X3 können wir bereits Ende des Jahres in die Märkte einführen. Das hätten wir mit unseren Kapazitäten zeitlich nicht hinbekommen.

EURO: Das ist der einzige Grund?

Panke: Ja, es ist kein Umdenken. BWM wird nicht in einen Think Tank, also ein Vertriebsunternehmen, verwandelt. Ob wir in zehn Jahren ein oder zwei Fertigungskooperationen haben, kann ich nicht vorhersehen. Wir müssen jedoch ein ausgewogenes Verhältnis von eigener Forschung und Entwicklung, Produktion und Vertrieb haben.

EURO: Eines der wichtigsten Modelle ist der 5er. Erfüllt er die Erwartungen?

Panke: Wir stehen weiter zu unserer Aussage, dass wir mit der jetzigen Generation über den gesamten Lebenszyklus, also sieben Jahre, mehr absetzen werden als mit dem Vorgänger. Das waren bis jetzt – der Touring läuft ja noch – 1450000 Fahrzeug.

EURO: Was heißt das fürs Jahr 2003?

PANKE: Wir gehen davon aus, dass wir bis Ende des Jahres für alle Marken einen neuen Absatzspitzenwert haben werden. Das heißt auch für die Marke BMW: im Absatz über dem Vorjahr liegen.

EURO: Wie beeinflusst der Rabattkrieg auf dem US-Markt Ihre Zahlen?

Panke: Incentives, also Anreize, gehören auf dem US-Markt wesentlich stärker zum Verkauf als in Europa. Dazu kommt noch, dass der eine oder andere Konkurrent mit Geld in der Tasche sagt, mal gucken, wer länger aushält. Doch das wird sich reduzieren. Attraktive Fahrzeuge werden schon jetzt wieder mit weniger Incentives verkauft.

EURO: Asien gilt als die Wachstumsregion. In China sind Sie vorm Start, in Japan sind Sie bereits etabliert. Aber Sie können mit den dortigen Verkaufszahlen nicht zufrieden sein ...

PANKE: Mit rund 45 000 abgesetzten Fahrzeugen haben wir zwar eine recht gute Position, aber mit der Marke BMW im letzten Jahr kein Wachstum. Der japanische Pkw-Markt mit seinen 3,5 Millionen Einheiten ist ja nicht gewachsen, er ist zurückgegangen. Das trifft uns auch. Wir streben eine stärkere Präsenz, also eine bessere Bedienung der Kunden an. Die Maßnahmen laufen jetzt. Und wir sind überzeugt, dass wir in Japan höhere Absatzzahlen erzielen können.

EURO: Wo wollen Sie auf dem asiatischen Markt stehen?

PANKE: Mit unsere Aussage, dass wir das Wachstum innerhalb der nächsten fünf Jahre in Asien verdoppeln wollen, sind ja nicht nur die Möglichkeiten in China gemeint, sondern eben auch Wachstum in Japan und Südostasien. Wir haben in diesem Jahr beispielsweise eine Tochtergesellschaft in Malaysia gegründet. Das zeigt, dass die Expansion nicht nur durch zusätzliche Produkte beschrieben wird, sondern auch durch eine Expansion unserer Marktpräsenz.

EURO: Der Anteil der Finanzdienstleistungen wächst. Wird die BMW-Bank die Mutter übernehmen?

PANKE: Nein, bei allem Erfolg, das wird’s nicht geben. Wesentlicher Teil der Wachstumsgeschichte bei Financial Service ist, unseren Fahrzeugkunden zusätzliche Dienstleistungen anzubieten, aber nicht eine Vollbank zu werden. Wir bauen um das bestehende Programm herum noch zusätzliche Produkte auf. Die Margen aus dem Industriegeschäft sind ja ungebrochen hoch und die Dienstleistungen sind ein Zusatz. Wir wollen keine grundsätzliche Umorientierung zum Allfinanzkonzern BMW. Im Mittelpunkt steht der Nutzen unserer Fahrzeugkunden.

EURO: Wird mit der Einstellung des C1 das Motorradsegment reduziert?

PANKE: Mit dem Motorrad gehen wir derzeit in eine ähnliche Produktoffensive wie bei Automobilen. Wenn ich einen Blick in die Zukunft wage, werden wir die Modellpalette der Motorräder ähnlich auffächern, wie wir das auf der Autoseite machen. Wir wollen und werden auch mit dem Segment Motorrad weiter wachsen.

EURO: Wird sich an der Segmentverteilung im Konzerns etwas ändern?

PANKE: Das kann man ja abschätzen. Selbst wenn sich das Segment Motorrad verdoppeln würde, wird das Verhältnis in Zukunft in etwa bestehen bleiben. Denn im Autobereich werden wir gleichzeitig auch zulegen. Bis 2008 wollen wir 1,4 Millionen Pkws absetzen.

EURO: Jetzt haben Sie X-, Z- und M-Baureihe. Da gibt es alphabetisch noch viele Möglichkeiten ...

PANKE: Nein, klare Aussage, es gibt keine neuen Ziffern und es gibt keine neuen Buchstaben.

----

BMW In Zahlen

Der 5er ist seit Juni auf der Straße, ebenso der Mini mit Dieselmotor. Im nächsten Jahr gibt es 1er, 6er und X3 zu kaufen. BMW präsentiert in diesen Monaten ein Modellfeuerwerk. Doch die Show kostet, ehe sie was bringt. Also ging im ersten Halbjahr der Umsatz um 11,7 Prozent auf 10,24 Milliarden Euro sowie das Ergebnis nach Steuern auf 568 Millionen, also 9,7 Prozent zurück.

Nicht überraschend und nicht beunruhigend, meint die Analystenschar. Auch nicht, dass die Allianz ein Paket BMW-Aktien auf den Markt werfen möchte. Vor allem, da Helmut Panke das Ziel, das Vorjahresergebnis zu erreichen, bestätigte. „Unseres Erachtens“, glaubt Tino Morgner von der WGZ-Bank, „wird die Dynamik der Ertragsentwicklung im zweiten Halbjahr sowie die Positionierung als Premiumanbieter derzeit unzureichend im Kurs vorweggenommen.“ Highlights des Halbjahrs: 89878 Mini wurden ausgeliefert, 44 Prozent mehr als im Vorjahr. Vom Rolls-Royce Phantom werden im ersten Jahr der Produktion 1000 Fahrzeuge gefertigt. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit im Segment Finanzdienstleistungen stieg um 26,4 Prozent auf 225 Millionen Euro.
 


Es gibt keine neuen Beiträge.


Börsen-Forum - Gesamtforum - Antwort einfügen - zum ersten Beitrag springen
--button_text--