Der Chef des Risikokapitalgebers BMP, Oliver Borrmann, vermeidet allzu kühne Prognosen
Berlin - Die Risikokapitalgesellschaft BMP gehörte vor einiger Zeit zu den dynamischsten Berliner Unternehmen und hatte nach ihrem Börsengang Mitte 1999 auch kräftig von den boomenden Märkten profitiert. Die Flaute an den Börsen hat BMP nun voll erwischt. Für 2001 rechnet BMP in der AG mit einem Verlust von 42,7 Mio. Euro. Über Perspektiven des Unternehmens äußerte sich BMP-Vorstandschef Oliver Borrmann.
Ihre liquiden Mittel reichen nach eigenen Angaben noch bis ins kommende Jahr. Ist dann Schluss?
Oliver Borrmann: Nein. Wir haben für den Wirtschaftsprüfer einen Businessplan kalkuliert, der darauf basiert, dass wir keine Umsatzerlöse im laufenden Jahr erzielen. Dagegen stehen die Verpflichtungen aus weiteren Finanzierungsrunden für unsere Unternehmen und unsere laufenden Kosten. Sollten wir im laufenden Jahr tatsächlich keine Verkaufserlöse erzielen, werden wir selbstverständlich unsere Kosten weiter senken. Dann reichen unsere Mittel natürlich entsprechend länger. Wir gehen allerdings nicht davon aus, dass uns in den kommenden zwölf Monaten kein Exit (Anm.: Verkauf) gelingt.
Wie ernst ist die Lage bei BMP?
Der Risikokapitalmarkt im Bereich der Frühphasenfinanzierung hat sich im Jahr 2001 als kleiner Alptraum erwiesen, weil Folgefinanzierungen ausgeblieben sind und es so gut wie keine Exits gab, weil die Kapitalmärkte angeschlagen sind. Das wird auch 2002 so bleiben. Zudem sind die Wertansätze deutlich nach unten gegangen. Das hat zu einer Reihe von Insolvenzen geführt. Aber wir haben im Jahr 2001 hart an uns gearbeitet und unsere eigene Kostenbasis dramatisch reduziert. Vom 4. Quartal 2000 zum 4. Quartal 2001 sind unsere Kosten um 70 Prozent gesunken. Unsere Aufgabe besteht nun darin, unsere Unternehmen zu hegen und pflegen und sicher durch das Jahr 2002 zu bringen.
Sie haben nach eigenem Bekunden Ausfälle im Beteiligungsbestand. Welches Ausmaß haben die Ausfälle erreicht?
Von unseren 90 Beteiligungen in den vergangenen Jahren haben wir sieben an die Börse gebracht. 20 Unternehmen haben wir verkauft, in einem Fall sogar an das Management. Seit Beginn unserer Tätigkeit haben wir insgesamt 22 Insolvenzen. Das entspricht einer Quote von rund 25 Prozent und ist für Frühphasenfinanzierer einigermaßen üblich. Vergangenes Jahr sind rund zehn Unternehmen in die Insolvenz gegangen, darunter auch in Berlin.
Sie haben auch Risikovorsorge betrieben, die unter anderem zu dem hohen Verlust beiträgt. Wie gefährdet sind diese Engagements?
Wenn wir echte Wackelkandidaten haben, werden diese mit Null angesetzt und komplett aus den Büchern genommen. Dann haben wir natürlich bei einer Reihe von Unternehmen Teilwertberichtigungen vorgenommen, um mehr Sicherheit beim Unternehmenswert zu haben. Unser Wirtschaftsprüfer handelt extrem konservativ und setzt die Firmenwerte niedrig an.
Sie haben die Struktur von BMP mehrfach den Marktverhältnissen angepasst und beispielsweise auch ihre Beratungssparte verkauft. War das im Sinne einer besseren Risikostreuung nicht etwas voreilig?
Wenn man in einem Markt langfristig richtig gut werden will, dann ist es konsequent und richtig, Aktivitäten, die nicht zum Kerngeschäft gehören, wieder abzugeben. Alle erfolgreichen Risikokapitalfirmen sind nur Risikokapitalgeber und keine Berater. Das gilt auch umgekehrt. Insofern war es nicht voreilig. Wir haben uns entschieden, ein lupenreiner Risikokapitalgeber zu werden. Zudem waren wir früher zu groß in unseren eigenen Strukturen.
Nochmal zur Risikostreuung. Hat sich denn Ihre Konzentration auf die Themen Life Science und Biotechnologie nicht als etwas zu anfällig erwiesen?
Nein, ich glaube wir haben eine recht gute Diversifikation. Wir sind nicht zu schmalspurig. Auf unseren Arbeitsgebieten Biotechnologie, Medizintechnik und erneuerbare Energien sowie Telekommunikation, Software, Medien und Entertainment sind wir gut diversifiziert. Wir haben in keiner Branche ein Übergewicht.
Wie geht es jetzt weiter, planen Sie den Erwerb weiterer Beteiligungen?
Nach guten Exits werden wir weitere Beteiligungen eingehen, wenn wir eine außergewöhnlich gute Situation vorfinden. Grundsätzlich aber wollen wir unsere Liquidität zunächst auf unser bestehendes Portfolio lenken. Wenn sich auf der Exit-Seite allerdings nichts tut, werden wir auch keine neuen Beteiligungen eingehen.
Sind die Finanzierungsrunden für Ihre bestehenden Beteiligungen gesichert?
Die vertraglich vereinbarten Finanzierungen sind gesichert. Soweit die Finanzierungen an das Erreichen bestimmter Unternehmensziele geknüpft ist, sind auch diese gesichert und hängen nicht von den Exits im laufenden Jahr ab.
Wie viel Beschäftigte arbeiten noch in der Zentrale?
Durch die Ausgliederung der Beratunssparte hatte sich die Zahl von 120 auf 80 reduziert. Davon sind 26 geblieben - der überwiegende Teil hier in Berlin. Auch bei einer Expansion werden wir künftig bei unserer schlanken Struktur bleiben und nicht wieder auf 80 Beschäftigte wachsen.
Wie wollen Sie Ihre Aktionäre wieder gnädig stimmen, nachdem Sie den Börsenindex für Kleinwerte, den Smax, verlassen haben?
Der Nutzen des Smax steht in keinem Verhältnis zu den damit verbundenen Kosten. Zudem ist der Smax von der Deutschen Börse schlecht vermarktet. Kurspflegemaßnahmen im Sinne von Aktienrückkäufen lehnen wir ab. Das einzige, was wir allerdings nachhaltig planen, ist eine Erhöhung der Transparenz unserer Aktie. Eines Tages werden wir dann sicherlich nicht mehr mit einem so hohen Abschlag auf den Buchwert gehandelt. Dies ist der einzig realistische Weg. Man kann nicht gegen den Markt schwimmen.
Berlin - Die Risikokapitalgesellschaft BMP gehörte vor einiger Zeit zu den dynamischsten Berliner Unternehmen und hatte nach ihrem Börsengang Mitte 1999 auch kräftig von den boomenden Märkten profitiert. Die Flaute an den Börsen hat BMP nun voll erwischt. Für 2001 rechnet BMP in der AG mit einem Verlust von 42,7 Mio. Euro. Über Perspektiven des Unternehmens äußerte sich BMP-Vorstandschef Oliver Borrmann.
Ihre liquiden Mittel reichen nach eigenen Angaben noch bis ins kommende Jahr. Ist dann Schluss?
Oliver Borrmann: Nein. Wir haben für den Wirtschaftsprüfer einen Businessplan kalkuliert, der darauf basiert, dass wir keine Umsatzerlöse im laufenden Jahr erzielen. Dagegen stehen die Verpflichtungen aus weiteren Finanzierungsrunden für unsere Unternehmen und unsere laufenden Kosten. Sollten wir im laufenden Jahr tatsächlich keine Verkaufserlöse erzielen, werden wir selbstverständlich unsere Kosten weiter senken. Dann reichen unsere Mittel natürlich entsprechend länger. Wir gehen allerdings nicht davon aus, dass uns in den kommenden zwölf Monaten kein Exit (Anm.: Verkauf) gelingt.
Wie ernst ist die Lage bei BMP?
Der Risikokapitalmarkt im Bereich der Frühphasenfinanzierung hat sich im Jahr 2001 als kleiner Alptraum erwiesen, weil Folgefinanzierungen ausgeblieben sind und es so gut wie keine Exits gab, weil die Kapitalmärkte angeschlagen sind. Das wird auch 2002 so bleiben. Zudem sind die Wertansätze deutlich nach unten gegangen. Das hat zu einer Reihe von Insolvenzen geführt. Aber wir haben im Jahr 2001 hart an uns gearbeitet und unsere eigene Kostenbasis dramatisch reduziert. Vom 4. Quartal 2000 zum 4. Quartal 2001 sind unsere Kosten um 70 Prozent gesunken. Unsere Aufgabe besteht nun darin, unsere Unternehmen zu hegen und pflegen und sicher durch das Jahr 2002 zu bringen.
Sie haben nach eigenem Bekunden Ausfälle im Beteiligungsbestand. Welches Ausmaß haben die Ausfälle erreicht?
Von unseren 90 Beteiligungen in den vergangenen Jahren haben wir sieben an die Börse gebracht. 20 Unternehmen haben wir verkauft, in einem Fall sogar an das Management. Seit Beginn unserer Tätigkeit haben wir insgesamt 22 Insolvenzen. Das entspricht einer Quote von rund 25 Prozent und ist für Frühphasenfinanzierer einigermaßen üblich. Vergangenes Jahr sind rund zehn Unternehmen in die Insolvenz gegangen, darunter auch in Berlin.
Sie haben auch Risikovorsorge betrieben, die unter anderem zu dem hohen Verlust beiträgt. Wie gefährdet sind diese Engagements?
Wenn wir echte Wackelkandidaten haben, werden diese mit Null angesetzt und komplett aus den Büchern genommen. Dann haben wir natürlich bei einer Reihe von Unternehmen Teilwertberichtigungen vorgenommen, um mehr Sicherheit beim Unternehmenswert zu haben. Unser Wirtschaftsprüfer handelt extrem konservativ und setzt die Firmenwerte niedrig an.
Sie haben die Struktur von BMP mehrfach den Marktverhältnissen angepasst und beispielsweise auch ihre Beratungssparte verkauft. War das im Sinne einer besseren Risikostreuung nicht etwas voreilig?
Wenn man in einem Markt langfristig richtig gut werden will, dann ist es konsequent und richtig, Aktivitäten, die nicht zum Kerngeschäft gehören, wieder abzugeben. Alle erfolgreichen Risikokapitalfirmen sind nur Risikokapitalgeber und keine Berater. Das gilt auch umgekehrt. Insofern war es nicht voreilig. Wir haben uns entschieden, ein lupenreiner Risikokapitalgeber zu werden. Zudem waren wir früher zu groß in unseren eigenen Strukturen.
Nochmal zur Risikostreuung. Hat sich denn Ihre Konzentration auf die Themen Life Science und Biotechnologie nicht als etwas zu anfällig erwiesen?
Nein, ich glaube wir haben eine recht gute Diversifikation. Wir sind nicht zu schmalspurig. Auf unseren Arbeitsgebieten Biotechnologie, Medizintechnik und erneuerbare Energien sowie Telekommunikation, Software, Medien und Entertainment sind wir gut diversifiziert. Wir haben in keiner Branche ein Übergewicht.
Wie geht es jetzt weiter, planen Sie den Erwerb weiterer Beteiligungen?
Nach guten Exits werden wir weitere Beteiligungen eingehen, wenn wir eine außergewöhnlich gute Situation vorfinden. Grundsätzlich aber wollen wir unsere Liquidität zunächst auf unser bestehendes Portfolio lenken. Wenn sich auf der Exit-Seite allerdings nichts tut, werden wir auch keine neuen Beteiligungen eingehen.
Sind die Finanzierungsrunden für Ihre bestehenden Beteiligungen gesichert?
Die vertraglich vereinbarten Finanzierungen sind gesichert. Soweit die Finanzierungen an das Erreichen bestimmter Unternehmensziele geknüpft ist, sind auch diese gesichert und hängen nicht von den Exits im laufenden Jahr ab.
Wie viel Beschäftigte arbeiten noch in der Zentrale?
Durch die Ausgliederung der Beratunssparte hatte sich die Zahl von 120 auf 80 reduziert. Davon sind 26 geblieben - der überwiegende Teil hier in Berlin. Auch bei einer Expansion werden wir künftig bei unserer schlanken Struktur bleiben und nicht wieder auf 80 Beschäftigte wachsen.
Wie wollen Sie Ihre Aktionäre wieder gnädig stimmen, nachdem Sie den Börsenindex für Kleinwerte, den Smax, verlassen haben?
Der Nutzen des Smax steht in keinem Verhältnis zu den damit verbundenen Kosten. Zudem ist der Smax von der Deutschen Börse schlecht vermarktet. Kurspflegemaßnahmen im Sinne von Aktienrückkäufen lehnen wir ab. Das einzige, was wir allerdings nachhaltig planen, ist eine Erhöhung der Transparenz unserer Aktie. Eines Tages werden wir dann sicherlich nicht mehr mit einem so hohen Abschlag auf den Buchwert gehandelt. Dies ist der einzig realistische Weg. Man kann nicht gegen den Markt schwimmen.