Nokia baut Stifte und SonyEricsson hat jetzt Autos im Programm. Die ungewöhnliche Produktpalette ist Teil einer Reihe von neuen Geräten, die sich über den Datenfunk Bluetooth mit Notebook, Handy und PDA verbinden lassen. manager-magazin.de zeigt verspielte und praktische Geräte.
Hamburg - Harald Blauzahn, dänischer König von 940 bis 981, werden ehrenhafte Verdienste zugeschrieben: Während seiner Herrschaft einigte und christianisierte er die verfeindeten Wikingerstämme. Nicht unbedingt verfeindet, aber zumindest ziemlich unkommunikativ sind bis heute eine Vielzahl elektronischer Gerätschaften. Das Handy kann sich nicht mit dem Notebook unterhalten, der Fotoapparat nicht mit dem Drucker, der PDA nicht mit dem Fax.
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Um das zu ändern und das lästige Kabelwirrwarr unter, neben und auf Schreibtischen zu umgehen, ersann die schwedische Firma Ericsson eine Kurzstrecken-Funktechnik, die genau diese Kommunikationslücke schließen sollte. Sie benannte sie nach dem legendären Einiger-König Harald: Blauzahn, englisch Bluetooth.
Bluetooth funkt wie Wireless Lan auf dem lizenzfreien 2,4-Gigahertz-Band, acht Geräte in einem Umkreis von rund zehn Metern können sich so spontan zu einem Netzwerk zusammenfinden. Technisch wären auch größere Distanzen möglich - doch der Blauzahnfunk ist hauptsächlich für den Datenaustausch von Geräten in einem Raum gedacht.
Seit 1998 versucht ein Firmenkonsortium - unter anderem Ericsson, Nokia , IBM , Intel und Toshiba - die Technik zu vermarkten. Zunächst allerdings mit bescheidenem Erfolg. Erst seit einem halben Jahr erlebt Bluetooth einen Boom. Nicht zuletzt, weil vor allem die Konsortiumsmitglieder ihre Handys, PDAs und Notebooks verstärkt mit dem Kabelersatz ausstatten.
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Die Marktforscher von Frost & Sullivan haben errechnet, dass sich innerhalb der vergangenen zwei Jahre die Zahl der verkauften Bluetooth-Chips versiebenfacht hat. Bis 2006 soll ihre Anzahl von jetzt 75 Millionen auf 500 Millionen Chips ansteigen. Deren Hersteller wie Infineon und Philips können laut Forrester bis 2006 mit Bluetooth-Einnahmen in Höhe von 1,8 Milliarden Dollar rechnen.
Bei Herzproblemen automatischer Notruf
Die Anwendungen von Bluetooth sind mittlerweile fast unüberschaubar. So wird demnächst ein drahtloser Herzmonitor bei Problemen über das Handy einen Notruf aussenden können. Geplant ist auch eine Alarmfunktion, etwa wenn sich Kind oder Brieftasche unerlaubt entfernen.
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Zurzeit beschränkt sich ein Großteil der Möglichkeiten auf die Kommunikation zwischen Bürogeräten. Logitech , hat zum Beispiel eine Bluetooth-Kombination für Tastatur und Maus entwickelt, die zum einem kabellos funktioniert und zudem auch noch als Fernbedienung für den Rechner, Drucker oder PDA eingesetzt werden kann.
Logitech hat darüber hinaus eine Koordinationssoftware entwickelt. Mit der Mobile Phone Suite for Bluetooth können ohne Kabelverbindung etwa die Adressbücher von PC und Mobiltelefon oder PDA aufeinander abgestimmt werden. Nette Spielerei: Kommt eine neue SMS auf dem Handy an, wird dies am PC angezeigt. Auch die Antwort kann dann am PC geschrieben und von dort aus verschickt werden.
Dazu muss natürlich das Handy Bluetooth unterstützen. Dies ist außer bei den nagelneuen Geräten unter anderem auch bei den Nokia-Modellen 6600/6650 und den SonyEricsson-Handys T616, Z600 und P900 der Fall. Dem T616 hat der schwedisch-japanische Hersteller übrigens noch ein etwas anderes Gimmick verpasst: ein kleines Spielzeugauto, das sich mit dem Telefon fernsteuern lässt. Dazu lassen sich die Batterien des kleinen Renners direkt am Handy wieder aufladen.
Bluetooth-Konsortiumsmitglied Nokia beschreitet teilweise völlig neues Terrain. Die Finnen haben einen digitalen Stift entwickelt, mit dem es sich herkömmlich schreiben lässt. Der "Digital Pen" liest die Notizen über eine Kamera mit, speichert sie und schickt sie anschließend per Kurzstreckenfunk auf den Computer oder PDA. Dort wandelt eine Software die Handschrift in Word-Dokumente um, die sich entsprechend weiterverarbeiten lassen. Auch der Versand als SMS soll bald möglich sein.