BLICKPUNKT/Ölmarkt spielt Yukos-Story - Vieles eingepreist
BLICKPUNKT/Ölmarkt spielt Yukos-Story - Vieles eingepreist
Der internationale Ölmarkt reagiert momentan sensibel auf alle Nachrichten, die mit dem russischen Ölkonzern Yukos in Zusammenhang stehen. Die Meldung der russischen Nachrichtenagentur Interfax am Mittwochvormittag, dass Yukos möglicherweise die Förderung binnen weniger Tage einstellen werde, ließ den Preis für Rohöl der Sorte Brent über die 40 USD-Marke springen. Auch ein nur teilweiser Ausfall der Öllieferung durch Yukos könne kurzfristig nicht aufgefangen werden, sagt Andy Sommer, Analyst für Ölwerte bei der HSH-Nordbank, im Gespräch zu Dow Jones Newswires. Auch die OPEC-Staaten förderten momentan nahe an ihren Kapazitätsgrenzen.
Wie stark die Position der Spekulanten am Markt für das schwarze Gold ist, sei an der Anzahl der Netto-Long-Positionen an der New York Mercantile Exchange (NYMEX) abzulesen. Diese Position liege mit der letzten Veröffentlichung durch die NYMEX bei 47.000 Kontrakten und damit vergleichsweise hoch. Die Zahl der Netto-Long-Positionen weise eine hohe Korrelation mit dem Ölpreis auf. Auf Sicht von 9 bis 12 Monaten gehen Marktteilnehmer davon aus, dass sich die Lage beruhigt. Die Terminkontrakte deuteten auf eine Abschwächung des Preises in Richtung 32 USD pro Barrel hin.
Die Analysten der großen US-Banken liegen mit der Prognose des Ölpreises für 2004 mit 32 USD deutlich zu niedrig, aus diesem Umfeld seien in den nächsten Wochen noch Anpassungen zu erwarten. Einer Studie von Oxford Economic Forecasting zufolge sollte ein Preis je Barrel von 40 USD auf Jahressicht das Wirtschaftswachstum in den USA und Europa in 2004 um 0,2%und 2005 um 0,3% bremsen. In Asien werde der Einfluss wesentlich höher sein, für das Wirtschaftswachstum in Japan bedeute ein Preis von 40 USD eine Verlangsamung 2004 um 0,5%, für 2005 allerdings sogar um 1,0%.
Momentan zeichne sich ab, dass Yukos in der 2. Augustwoche die Erdöllieferungen per Bahn einstellt, sollte es in der Frage der blockierten Konten des Ölriesen keine Annäherung mit der russischen Regierung geben. Yukos transportiert täglich 400.000 Barrel Erdöl per Bahn, knapp ein Viertel der Tagesförderung. Ein Ausfall der Bahntransporte beträfe vor allem China, bis zu 160.000 Barrel liefert Yukos dorthin. Vorstellbar ist nach Aussage von Sommer, dass andere russische Produzenten wie Lukoil, Sibneft oder die BP-Tochter TNK bei den Lieferungen nach China einspringen. Allerdings bringe dies größere logistische Probleme mit sich. Ein Transport via Schiff sei keine Alternative, da die weltweiten Tankerkapazitäten nahezu ausgeschöpft seien.
Eine Lösung des Yukos-Problems und damit eine Beruhigung für den Ölpreis würde der Verkauf der Tochter Yuganskneftegaz bedeuten. Der Verkaufspreis sollte reichen, die Forderungen des Staates zu begleichen. Ein Yukos-Gutachten bewertet die Erdölvorräte von Yuganskneftegaz mit 30,4 Mrd USD. Beobachter gingen jedoch davon aus, dass die wichtigste Fördergesellschaft des Yukos-Konzerns möglicherweise für einen Bruchteil dieser Summe verkauft wird, der lediglich die Steuerforderungen deckt.
+++ Thomas Leppert
Dow Jones Newswires/28.7.2004/tl/bek/ros
BLICKPUNKT/Ölmarkt spielt Yukos-Story - Vieles eingepreist
Der internationale Ölmarkt reagiert momentan sensibel auf alle Nachrichten, die mit dem russischen Ölkonzern Yukos in Zusammenhang stehen. Die Meldung der russischen Nachrichtenagentur Interfax am Mittwochvormittag, dass Yukos möglicherweise die Förderung binnen weniger Tage einstellen werde, ließ den Preis für Rohöl der Sorte Brent über die 40 USD-Marke springen. Auch ein nur teilweiser Ausfall der Öllieferung durch Yukos könne kurzfristig nicht aufgefangen werden, sagt Andy Sommer, Analyst für Ölwerte bei der HSH-Nordbank, im Gespräch zu Dow Jones Newswires. Auch die OPEC-Staaten förderten momentan nahe an ihren Kapazitätsgrenzen.
Wie stark die Position der Spekulanten am Markt für das schwarze Gold ist, sei an der Anzahl der Netto-Long-Positionen an der New York Mercantile Exchange (NYMEX) abzulesen. Diese Position liege mit der letzten Veröffentlichung durch die NYMEX bei 47.000 Kontrakten und damit vergleichsweise hoch. Die Zahl der Netto-Long-Positionen weise eine hohe Korrelation mit dem Ölpreis auf. Auf Sicht von 9 bis 12 Monaten gehen Marktteilnehmer davon aus, dass sich die Lage beruhigt. Die Terminkontrakte deuteten auf eine Abschwächung des Preises in Richtung 32 USD pro Barrel hin.
Die Analysten der großen US-Banken liegen mit der Prognose des Ölpreises für 2004 mit 32 USD deutlich zu niedrig, aus diesem Umfeld seien in den nächsten Wochen noch Anpassungen zu erwarten. Einer Studie von Oxford Economic Forecasting zufolge sollte ein Preis je Barrel von 40 USD auf Jahressicht das Wirtschaftswachstum in den USA und Europa in 2004 um 0,2%und 2005 um 0,3% bremsen. In Asien werde der Einfluss wesentlich höher sein, für das Wirtschaftswachstum in Japan bedeute ein Preis von 40 USD eine Verlangsamung 2004 um 0,5%, für 2005 allerdings sogar um 1,0%.
Momentan zeichne sich ab, dass Yukos in der 2. Augustwoche die Erdöllieferungen per Bahn einstellt, sollte es in der Frage der blockierten Konten des Ölriesen keine Annäherung mit der russischen Regierung geben. Yukos transportiert täglich 400.000 Barrel Erdöl per Bahn, knapp ein Viertel der Tagesförderung. Ein Ausfall der Bahntransporte beträfe vor allem China, bis zu 160.000 Barrel liefert Yukos dorthin. Vorstellbar ist nach Aussage von Sommer, dass andere russische Produzenten wie Lukoil, Sibneft oder die BP-Tochter TNK bei den Lieferungen nach China einspringen. Allerdings bringe dies größere logistische Probleme mit sich. Ein Transport via Schiff sei keine Alternative, da die weltweiten Tankerkapazitäten nahezu ausgeschöpft seien.
Eine Lösung des Yukos-Problems und damit eine Beruhigung für den Ölpreis würde der Verkauf der Tochter Yuganskneftegaz bedeuten. Der Verkaufspreis sollte reichen, die Forderungen des Staates zu begleichen. Ein Yukos-Gutachten bewertet die Erdölvorräte von Yuganskneftegaz mit 30,4 Mrd USD. Beobachter gingen jedoch davon aus, dass die wichtigste Fördergesellschaft des Yukos-Konzerns möglicherweise für einen Bruchteil dieser Summe verkauft wird, der lediglich die Steuerforderungen deckt.
+++ Thomas Leppert
Dow Jones Newswires/28.7.2004/tl/bek/ros