Blasen statt Inflation

Beiträge: 6
Zugriffe: 462 / Heute: 1
permanent:

Blasen statt Inflation

3
15.11.06 14:49
HANDELSBLATT, Mittwoch, 15. November 2006, 14:08 Uhr
Wiebes Weitwinkel

Blasen statt Inflation

Von Frank Wiebe

Alle reden darüber, aber keiner sagt es deutlich: In den vergangenen Jahren hat es einen Paradigmenwechsel in der Geldpolitik gegeben. Auf die Gefahr hin, von allen Notenbankern der Welt gescholten zu werden, würde ich es gerne einmal ganz überspitzt formulieren: Nicht mehr die Verhinderung der Inflation ist das zentrale Ziel der Geldpolitik, sondern nur noch, die Kapitalmärkte nicht allzu sehr mit Geld aufzupumpen.


Die Inflationsgefahr ist in den letzten Jahren aus zwei Gründen gesunken. Erstens stellen die modernen Kapitalmärkte ein beinahe unerschöpfliches Auffangbecken für überschüssige Liquidität dar. Und zweitens werden die Preise vieler internationaler Waren durch die neue Konkurrenz großer Schwellenländer, vor allem Chinas, nach unten gedrückt. Die Folge: Es gibt Blasen statt Inflation. Kein Wunder, dass klassische Theorien über den Zusammenhang von Geldmenge und Inflation nicht mehr so richtig funktionieren.

Das eigentliche Problem der Notenbanker sind daher heute die Kapitalmärkte. In den vergangenen Jahren haben sie die Welt mit einer gigantischen Welle von Liquidität überschwemmt. Die Finanzmärkte baden in Geld und toben sich darin aus. Der Triumphzug der Hedge-Fonds und die riesigen Gewinne im Eigenhandel der Investmentbanken sind auch hieraus zu erklären. Der Verfall der Renditen an wichtigen Märkten – etwa bei den Anleihen – steht gewaltigen Spekulationsgewinnen, zum Beispiel bei Immobilien gegenüber.

Die Notenbanker reden nicht gerne über diesen Paradigmenwechsel. Für Ungleichgewichte an den Kapitalmärkten sind sie offiziell nicht zuständig – daher können sie sich in diesem Punkt gut herausreden. Solange sie sich rein als Inflationshüter definieren, sieht es so aus, als hätten sie einen guten Job gemacht. Außerdem: Wenn man zugibt, dass die Inflation gar nicht das zentrale Problem ist, öffnet man eine Flanke für politische Angriffe.

Wie dauerhaft ist der Paradigmenwechsel? Wenn die Notenbanken es zu weit trieben, würden die Blasen der Finanzmärkte irgendwann doch noch auf die Verbraucherpreise überschwappen. Aber wahrscheinlich schaffen sie noch rechtzeitig die Kurve. Doch sie werden sich immer schwerer tun zu erklären, was eigentlich ihre Aufgabe ist.


<!-- ISI_LISTEN_STOP -->
Sitting Bull:

Blasen statt Inflation

 
15.11.06 15:19
... das kann man auch anders verstehen ^g^
permanent:

Das kann man sicher anders verstehen. o. T.

 
15.11.06 15:23
sacrifice:

Ich geb Blasen natürlich auch den Vorzug *g*

 
15.11.06 15:32
Aber, in Bezug auf das hier:

"Die Inflationsgefahr ist in den letzten Jahren aus zwei Gründen gesunken. Erstens stellen die modernen Kapitalmärkte ein beinahe unerschöpfliches Auffangbecken für überschüssige Liquidität dar. Und zweitens werden die Preise vieler internationaler Waren durch die neue Konkurrenz großer Schwellenländer, vor allem Chinas, nach unten gedrückt. Die Folge: Es gibt Blasen statt Inflation. Kein Wunder, dass klassische Theorien über den Zusammenhang von Geldmenge und Inflation nicht mehr so richtig funktionieren."

Die Leute können ihr Geld ausgeben/anlegen wo sie wollen, irgendjemand kann's schon gebrauchen, die Chinatruppe baut dann ganz viel und weil alles so oft da is', wird's billig. Die Sachen sind ihren Preis nicht mehr Wert, aber: Weil das nicht nur eine Sache betrifft, sondern viele, geben die Leute am Ende ihr Geld für jeden erdenklichen Kram aus und alle sind happy, weil ja auch alles billig is'. Die Währung stabil und die Handelsbeziehungen 1A.

Die Märkte regulieren sich selbst, wozu also Notenbanken, wenn der Paradigmenwechsel stattfindet? Könnte ja sein, dass auf einmal weniger hergestellt wird, sei es durch krieg, beleidigte Politiker oder was auch immer. Dann sagen die Notenbanker:
Wenn nicht's gemacht wird, drucken wir auch kein Geld mehr, oder?  
Wink
moebius:

In den Blasen schlummert weitaus höhere Gefahr

 
15.11.06 15:57
als in der Inflation. Wenn die platzen ist das Buchgeld dahin.....  
sacrifice:

Der Artikel spricht sich für hohe Zinsen aus

 
15.11.06 16:31
oder seh ich da was falsch? Also eigentlich, je mehr produziert wird, desto teurer soll das Geld werden.Schön. Ob mir jemand sagen kann, womit die Notenbanker sich in Zukunft schwer tun könnten? Wieso behauptet der eigentlich, dass die nicht klarmachen können, was ihre Aufgabe ist? Und Kurve kriegen?! Häh?! Was soll das? Is' der besoffen oder bin ich das??? ^^

Wink
Es gibt keine neuen Beiträge.


Börsen-Forum - Gesamtforum - Antwort einfügen - zum ersten Beitrag springen
--button_text--