Biotechnologie

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Jensolino:

Biotechnologie

 
21.06.01 16:32
Der Nasdaq-Biotech-Index konnte seit dem Tief vom 22. März 2001 (608 Punkte) wieder markant zulegen und sogar kurzfristig die Marke von 1.000 Punkten überbieten. Mit aktuell (11.06.2001) 988 Punkten befindet er sich zwar wieder darunter; dieser kurzfristig falsche Ausbruch nach oben ist aber typisch und keineswegs ungewöhnlich. Die gleiche Situation war im Mai 2000 zu beobachten: Nach dem Überwinden der 1.000-Punkte-Marke fiel der Index zunächst unter die Unterstützung bei 900 Punkten, um dann so richtig durchzustarten - schon im Juli wurde ein Stand von über 1.300 Punkten erreicht

Die 200-Tage-Linie befindet sich derzeit bei 1.051 Punkten und dürfte schon bald getestet werden. Aus kurzfristiger Sicht sind Indexstände von 900 Punkten denkbar; hier verläuft sowohl die 90-Tage-Linie als auch eine breite Unterstützungszone, die sich aus den Tiefpunkten von Januar und Februar 2001 sowie aus der Rechtecksformation von Anfang Mai 2001 definiert. Die fundamentalen Perspektiven für Biotechnologie-Werte sind besser denn je: Im vergangenen Jahr erhielt die Branche eine zusätzliche Liquidität (in Form von Kapitalerhöhungen, VC-Zahlungen, Börsengänge etc.) von 30 Milliarden Dollar. Dieser Betrag muss in der richtigen Relation gesehen werden: In den Jahren davor betrugen die jährlichen neuen Gelder durchschnittlich 2,3 Milliarden Dollar.

USA gemeldeten Zahlen sind kaum glaublich: Demnach reichen selbst bei Firmen mit negativem Cash-Flow die vorhandenen Mittel noch mehr als 7 Jahre! Nicht wenige im Amex notierte Biotechnologie-Unternehmen können fast ihre gesamten Forschungsausgaben durch ihre Zinseinnahmen decken. Damit aber nicht genug: Einige Biotechnologie-Gesellschaften haben soviel Geld, dass es für mehr als 50 Jahre reicht. Die hervorragende Kapitalausstattung hat die meisten Unternehmen in eine sehr günstige Verhandlungslage manövriert: Jetzt können die Biotechnologie-Gesellschaften bei der Vergabe von Lizenzrechten und bei neuen Forschungskooperationen viel günstigere Konditionen vereinbaren - schließlich sind sie nicht wie früher sehr schnell auf zusätzliches Geld angewiesen.

Einen nicht unwesentlichen Anteil an der fundamental hervorragenden Verfassung der Biotechnologie-Firmen hat zweifelsohne das amerikanische National Institute of Health (NIH), das staatliche medizinische Forschungsinstitut. Das NIH unterstützt innovative Biotechnologie-Firmen: Während in der ersten Runde nur niedrige Zuschüsse (meist weniger als 100.000 Dollar) vergeben werden, sind in der zweiten Runde - wenn die Gesellschaft die versprochene Leistung gebracht hat - schon bis zu 750.000 Dollar fällig. Allein für dieses Jahr ist das Budget des NIH auf mehr als 20 Milliarden Dollar aufgestockt worden; im kommenden Jahr wird bereits ein Etat von 27 Milliarden Dollar erwartet.

Da ein Großteil der Biotechnologie-Produkte erst in der zweiten Hälfte der Neunziger Jahre auf den Markt gekommen ist, ist die Bedrohung durch Patentabläufe noch deutlich geringer als im Pharmasektor. In den nächsten 10 Jahren verlieren Pharma-Medikamente von insgesamt 90 Milliarden Dollar ihren Patentschutz. Insgesamt bleibt festzuhalten, dass der Kursrückgang respektive die Seitwärtsbewegung vieler Biotechnologie-Aktien seit Anfang 2000 nicht gerechtfertigt war, dass sich die fundamentalen Daten enorm verbessert haben. Es gab auch kaum schlechte Ertragsausweise; die prognostizierten Zahlen sind mehrheitlich übertroffen worden. Nicht die Biotechnologie-Branche hat ein Problem; sondern vielmehr der High-Tech-Sektor.

Von 1996 bis 1999 war im IT-Bereich war Kapital viel zu einfach zu haben. Wer ein Schild mit der Aufschrift «Dotcom» an seine Firma hängte, dem flog das Geld nur so um die Ohren. Viele IT-Unternehmen haben sich in dieser Phase Sachen gekauft, die sie gar nicht brauchten (es war ja nicht nur genug Geld da; es floss sogar ständig neues nach). In der Folge wurde lieber eine Produktionsstätte zuviel als zu wenig gebaut. Da aber in der Zwischenzeit die Dynamik der US-Wirtschaft deutlich nachgelassen hat, sitzt die Branche jetzt auf gigantischen Überkapazitäten. Diese werden aber frühestens in 2 Jahren abgebaut sein. Viele Unternehmenslenker sind völlig ratlos, was sie mit der freien Kapazität anfangen sollen. Die Überkapazitäten haben zur Folge, dass viele Menschen ihre Arbeit verlieren und dass eine Menge an Ressourcen verschwendet wird. Ein weiteres Problem im IT-Sektor: Es kommen keine technologischen Quantensprünge mehr.

Potenzielle Neukunden haben vom Internet schon überall gehört, es ist also nichts Neues mehr. Die Personen, welche ihr Geld besonders häufig in IT-Aktien anlegen, haben schon längst einen Internet-Anschluß. Der PC ist mittlerweile zum Standard geworden. Noch vor ein paar Jahren konnte ein Unternehmen, was sich neue PC´s geleistet hatte, einen riesigen Produktivitätszuwachs verzeichnen. Das ist heute nicht mehr der Fall.

Jensolino:

Biotechnologie erobert Risikokapital

 
21.06.01 18:17
Trotz der hohen Schwankungen des Marktsegments setzen die deutschen Risikokapitalgeber verstärkt auf Unternehmen, die sich mit Biotechnologie beschäftigen. "Wir sind einer der größten Life-Science-Investoren in Deutschland", sagt Andrew Richards, Geschäftsführer von 3i Deutschland.

Die Meldungen über neue Beteiligungen sowie für Biotech-Investments aufgelegte Venture-Capital(VC)-Fonds dominieren zurzeit die Branche. So gab die auf Frühphasen-und Startup-Finanzierungen von Biotech-Firmen spezialisierte VC-Gesellschaft Heidelberg Innovation unlängst bekannt, dass ihr 200 Mio.-DM-Fonds kurz vor der Schließung steht. Die Münchner Unternehmensberatung Bain & Company geht in einer Studie davon aus, dass sich die Zahl der Mitarbeiter in Biotech-Firmen bis 2005 auf mehr als 23.000 Personen verdoppeln, die Zahl der in diesem Sektor tätigen Firmen von derzeit 332 auf 430 steigen wird. Die Umsätze der Biotech-Industrie werden sich, so die Bain-Analysten, mehr als verdoppeln: "Wir erwarten eine Steigerung von 700 Mio. $ im vergangenen Jahr auf 1,6 Mrd. $ im Jahr 2005", sagt Andreas von de Locht von Bain & Company in München. Die Zahl schließt auch Biopharma und Verfahrenstechnik ein.


Andere Prognosen

Vor wenigen Wochen noch klangen die Prognosen ganz anders. "Nur etwa 20 Prozent der Biotech-Unternehmen dürften überleben", schätzte Wolfgang Fröhlich, Technologiescout beim Chemieunternehmen Schering, auf einer Veranstaltung der VC-Gesellschaft Bmp. "Zu viele forschen in sehr ähnlichen Bereichen", meint Fröhlich. Die Konsolidierung in der Startup-Szene, die auch die Biotechnologie-Branche erfasst hat, geht allerdings mit mit einer Entwicklung einher, die von Investoren langfristig als positiv eingeschätzt wird. "Die Pipeline neuer Medikamente, die sich noch in der Entwicklung befinden, wird immer größer", sagt Christopher Jones, Fondsmanager Global Life Science Fund bei JP Morgan Fleming, der Anleger von "überdurchschnittlichen Chancen" profitieren sieht.

Umso mehr gilt diese Prognose allerdings für vorbörsliche Beteiligungen. Das glaubt zumindest Maximilian Brönner, stellvertretender Leiter des Private Equity Investment Teams der Beteiligungsgesellschaft LGT Capital Partners: "Etwa 30 bis 35 Prozent unseres Portfolios "Crown Technology Ventures" ist in Partnerfonds investiert, die sich an Biotechnologie-Firmen beteiligen", sagt Brönner. "Die Decodierung des Human Genom hat diverse Möglichkeiten eröffnet, die schnell Marktreife erlangen können.

Floppgefahr

Die Gefahr, dass ein Venture floppt, hält Brönner für weitaus geringer als etwa im Telekomsektor: "Die Hürden für Jungunternehmer sind hier einfach höher." Erstmals beteiligt sich auch der Europäische Investment Fonds (EIF) an einem deutschen biotechnologischen Venture-Capital-Fonds. Am EIF ist die europäische Investitionsbank mit 60 Prozent, die Europäische Union mit 30 Prozent beteiligt. Die übrigen zehn Prozent halten verschiedene europäische Finanzinstitutionen.

Nach Angaben von Walter Cernoia, Geschäftsführer von Heidelberg Innovation, unterstützt der EIF den Fonds "Bioscience Venture II" mit 40 Mio. DM. Bis zur noch nicht terminierten endgültigen Schließung soll sich das Fondsvolumen auf 200 Mio. DM belaufen; gegenwärtig seien bereits 170 Mio. DM verfügbar. Der Fonds investiert in Biotech- und Life-Science-Firmen mit einem Schwerpunkt in Biomedizin. Pro Beteiligungsfirma werden Mittel zwischen 500.000 Euro und fünf Mio. Euro bereitgestellt.

Obgleich die Kosten für Entwicklung und Vermarktung für Biotech-Produkte deutlich über denen anderer Sektoren liegen, sind die Risikokapitalgeber zuversichtlich. Die Investitionen in Healthcare haben sich bereits im Jahr 2000 verdoppelt. Sie machen elf Prozent der in Deutschland investierten Portfolios aus. Weitere elf Prozent stecken in der Medizintechnik. Gegen erneute Übertreibungen sieht 3i-Chef Richards zumindest seine Gesellschaft gefeit: "Wir haben nie eine bestimmte Branche bevorzugt", sagt Richards.


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Die Zukunftsperspektiven locken Geldgeber trotz hoher Kosten an

Neue Euphorie wie zuletzt bei den Internetfirmen soll mit der Biotech-Branche nicht geben. Eine klare Linie verfolgt Andrew Richards, der für den Bereich Risikokapital verantwortliche Deutschland-Chef von 3i: "Wir haben niemals eine bestimmte Branche bevorzugt."

Die Hürden, die vor dem unternehmerischen Erfolg im Biotech-Sektor liegen, sind deutlich höher als in anderen Bereichen. Forschung und Entwicklung verschlingen größere Summen als etwa die Telekommunikation. Das bedeutet auch mehr Investoren-Risiko bei Firmenpleiten.


furby:

Sehr ermutigend Jensolino, aber dennoch

 
21.06.01 18:26
fürchte ich, daß, wie uns die jüngere Vergangenheit lehrte, auch die Biotechs sich allgemeinen Nasdaq abschwüngen nicht entziehen können. Erfreulicherweise erholten sie sich dann dieses Jahr auch wieder sehr schnell, was m.E. wirklich darauf schließen läßt, daß den Biotechs weiterhin viel Potenzial zugetraut wird. Kurzfristig bin ich für den gesamten Nasdaq einschießlich Biotech jedoch eher pessimistisch.

Gruß furby
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