Amgen und Serono mit sehr guten Quartalszahlen
Biotechfirmen wachsen unerwartet stark
Von Siegfried Hofmann
Medikamente aus den Labors der Biotechbranche spielen im Arzneimittelgeschäft eine immer gewichtigere Rolle. Das untermauern die jüngsten Quartalsdaten der Branche. So warteten nach dem Branchenpionier Genentech auch der US-Biotechkonzern Amgen sowie die Schweizer Serono-Gruppe mit unerwartet starken Wachstumsraten auf. Auch für einige weitere biopharmazeutische Unternehmen, wie Gilead und Genzyme, werden sehr gute Zahlen erwartet.
FRANKFURT/M. Serono steigerte den Umsatz im zweiten Quartal um 15 Prozent auf 677 Mill. Dollar und den Nettogewinn um ein Drittel auf 175 Mill. Dollar. Vor allem ein kräftiges Wachstum beim Hauptprodukt Rebif, einem Medikament gegen die Nervenkrankheit Multiple Sklerose, gab dem führenden europäischen Biotechunternehmen Auftrieb. Für das Gesamtjahr bleibt Serono bei der Prognose, seinen Umsatz um zehn bis 15 Prozent und den Nettogewinn um fünf bis zehn Prozent zu steigern.
Unterdessen sind es beim amerikanischen Biotechriesen Amgen vor allem Medikamente gegen Blutarmut und Rheuma, die im zweiten Quartal ein Umsatzplus von 26 Prozent auf 3,1 Mrd. Dollar brachten. Der Nettogewinn stieg ebenfalls um ein Drittel auf eine Mrd. Dollar. Der Konzern wächst damit fast viermal so schnell wie die Pharmabranche insgesamt. Für das Gesamtjahr erwartet Amgen nun ein Ertragsplus von 15 bis 20 Prozent, während zu Jahresbeginn noch von einstelligen Zuwachsraten die Rede war.
Die Zahlen bescherten der Amgen-Aktie am Mittwoch ein Kursplus von mehr als zehn Prozent und trieben die Börsenkapitalisierung damit auf rund 97 Mrd. Dollar. Erstmals seit einigen Wochen konnte Amgen damit wieder den Konkurrenten Genentech (Börsenwert: 93 Mrd. Dollar) überrunden, der sich ebenfalls stürmisch entwickelt. Genentech steigerte den Umsatz und Gewinn im ersten Halbjahr 2005 immerhin um fast 50 Prozent, was wiederum die Zahlen des Mehrheitseigners Roche nachhaltig beflügelt.
Die beiden US-Biotechkonzerne werden inzwischen deutlich höher bewertet als viele etablierte Arzneimittelhersteller wie Merck & Co oder Bristol-Myers Squibb. BeideFirmen sind dabei erst in den 80er Jahren im Pharmasektor an den Start gegangen. Von den klassischen Pharmaherstellern unterscheiden sie sich auch insofern, als ihr Geschäft fast ausschließlich auf komplizierten Pharmaproteinen wie Wachstumsfaktoren oder Antikörpern basiert. Diese körpereigenen Substanzen können nur mit Hilfe biotechnischer Verfahren hergestellt werden und galten noch bis vor wenigen Jahren als Nischenprodukte mit begrenzten Möglichkeiten. Ihr Potenzial als Medikamente haben viele Pharmamanager und Analysten erheblich unterschätzt.
Doch rund ein Dutzend dieser typischen Biotechprodukte hat inzwischen „Blockbuster“-Status mit mehr als einer Mrd. Dollar Jahresumsatz erreicht. Etliche Präparate wie das Krebsmittel Rituxan von Genentech und Biogen-Idec oder das Anämie-Medikament Epogen/Aranesp von Amgen gehören zu den 20 umsatzstärksten Produkten der Pharmabranche. Zu den Vorteilen der Produkte zählt dabei eine gute Verträglichkeit wie auch eine relativ hohe Wirksamkeit.
Viele etablierte Arzneimittelkonzerne hat diese Entwicklung auf dem falschen Fuß erwischt. Sie haben zulange gezögert und erst in den vergangenen zwei bis drei Jahren angefangen, auf dem Gebiet zu investieren. Zu den wenigen Ausnahmen gehört der Roche-Konzern, der sich bereits 1990 für die damals Aufsehen erregende Summe von zwei Milliarden Dollar eine Mehrheit bei Genentech sicherte.
Aber auch dort, wo sich Pharmafirmen die Rechte an interessanten Biotechprodukten sicherten, tun sie sich zum Teil schwer in der Konkurrenz zu den Biotechfirmen. Der US-Konzern Abbott zum Beispiel hat mit Humira zwar ein erfolgreiches Rheumamittel auf den Markt gebracht. Nach einem guten Start hat er zuletzt aber wieder Marktanteile gegenüber dem Konkurrenzprodukt Enbrel von Amgen verloren. Pfizer hat ein neuartiges Augenmedikament von der Biotechfirma Eyetech einlizenziert, dürfte aber den Kürzeren ziehen gegenüber einem offenbar noch wirksameren Mittel von Genentech.
HANDELSBLATT, Donnerstag, 21. Juli 2005, 11:26 Uhr
Biotechfirmen wachsen unerwartet stark
Von Siegfried Hofmann
Medikamente aus den Labors der Biotechbranche spielen im Arzneimittelgeschäft eine immer gewichtigere Rolle. Das untermauern die jüngsten Quartalsdaten der Branche. So warteten nach dem Branchenpionier Genentech auch der US-Biotechkonzern Amgen sowie die Schweizer Serono-Gruppe mit unerwartet starken Wachstumsraten auf. Auch für einige weitere biopharmazeutische Unternehmen, wie Gilead und Genzyme, werden sehr gute Zahlen erwartet.
FRANKFURT/M. Serono steigerte den Umsatz im zweiten Quartal um 15 Prozent auf 677 Mill. Dollar und den Nettogewinn um ein Drittel auf 175 Mill. Dollar. Vor allem ein kräftiges Wachstum beim Hauptprodukt Rebif, einem Medikament gegen die Nervenkrankheit Multiple Sklerose, gab dem führenden europäischen Biotechunternehmen Auftrieb. Für das Gesamtjahr bleibt Serono bei der Prognose, seinen Umsatz um zehn bis 15 Prozent und den Nettogewinn um fünf bis zehn Prozent zu steigern.
Unterdessen sind es beim amerikanischen Biotechriesen Amgen vor allem Medikamente gegen Blutarmut und Rheuma, die im zweiten Quartal ein Umsatzplus von 26 Prozent auf 3,1 Mrd. Dollar brachten. Der Nettogewinn stieg ebenfalls um ein Drittel auf eine Mrd. Dollar. Der Konzern wächst damit fast viermal so schnell wie die Pharmabranche insgesamt. Für das Gesamtjahr erwartet Amgen nun ein Ertragsplus von 15 bis 20 Prozent, während zu Jahresbeginn noch von einstelligen Zuwachsraten die Rede war.
Die Zahlen bescherten der Amgen-Aktie am Mittwoch ein Kursplus von mehr als zehn Prozent und trieben die Börsenkapitalisierung damit auf rund 97 Mrd. Dollar. Erstmals seit einigen Wochen konnte Amgen damit wieder den Konkurrenten Genentech (Börsenwert: 93 Mrd. Dollar) überrunden, der sich ebenfalls stürmisch entwickelt. Genentech steigerte den Umsatz und Gewinn im ersten Halbjahr 2005 immerhin um fast 50 Prozent, was wiederum die Zahlen des Mehrheitseigners Roche nachhaltig beflügelt.
Die beiden US-Biotechkonzerne werden inzwischen deutlich höher bewertet als viele etablierte Arzneimittelhersteller wie Merck & Co oder Bristol-Myers Squibb. BeideFirmen sind dabei erst in den 80er Jahren im Pharmasektor an den Start gegangen. Von den klassischen Pharmaherstellern unterscheiden sie sich auch insofern, als ihr Geschäft fast ausschließlich auf komplizierten Pharmaproteinen wie Wachstumsfaktoren oder Antikörpern basiert. Diese körpereigenen Substanzen können nur mit Hilfe biotechnischer Verfahren hergestellt werden und galten noch bis vor wenigen Jahren als Nischenprodukte mit begrenzten Möglichkeiten. Ihr Potenzial als Medikamente haben viele Pharmamanager und Analysten erheblich unterschätzt.
Doch rund ein Dutzend dieser typischen Biotechprodukte hat inzwischen „Blockbuster“-Status mit mehr als einer Mrd. Dollar Jahresumsatz erreicht. Etliche Präparate wie das Krebsmittel Rituxan von Genentech und Biogen-Idec oder das Anämie-Medikament Epogen/Aranesp von Amgen gehören zu den 20 umsatzstärksten Produkten der Pharmabranche. Zu den Vorteilen der Produkte zählt dabei eine gute Verträglichkeit wie auch eine relativ hohe Wirksamkeit.
Viele etablierte Arzneimittelkonzerne hat diese Entwicklung auf dem falschen Fuß erwischt. Sie haben zulange gezögert und erst in den vergangenen zwei bis drei Jahren angefangen, auf dem Gebiet zu investieren. Zu den wenigen Ausnahmen gehört der Roche-Konzern, der sich bereits 1990 für die damals Aufsehen erregende Summe von zwei Milliarden Dollar eine Mehrheit bei Genentech sicherte.
Aber auch dort, wo sich Pharmafirmen die Rechte an interessanten Biotechprodukten sicherten, tun sie sich zum Teil schwer in der Konkurrenz zu den Biotechfirmen. Der US-Konzern Abbott zum Beispiel hat mit Humira zwar ein erfolgreiches Rheumamittel auf den Markt gebracht. Nach einem guten Start hat er zuletzt aber wieder Marktanteile gegenüber dem Konkurrenzprodukt Enbrel von Amgen verloren. Pfizer hat ein neuartiges Augenmedikament von der Biotechfirma Eyetech einlizenziert, dürfte aber den Kürzeren ziehen gegenüber einem offenbar noch wirksameren Mittel von Genentech.
HANDELSBLATT, Donnerstag, 21. Juli 2005, 11:26 Uhr