Biotech:Die Mehrheit der Gewinner aus den USA

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tom68:

Biotech:Die Mehrheit der Gewinner aus den USA

 
29.04.01 18:10
Quelle: WO

Biotech: \"Die Mehrheit der Gewinner wird aus den USA kommen\"
 
Europa hat im Jahr 2000 gegenüber den USA kräftig aufgeholt, ist allerdings noch weit zurück.
 
Die Biotech-Branche in Europa hat im Jahr 2000 alle Rekorde geborch und erhebliche Stärkung erfahren. Dennoch sehen Experten die US-Titel als aussichtsreicher an.

Die Branchen-Studie der Unternehmensberatung Ernst&Young hat den Abstand zwischen den USA und Europa durch harte Fakten eindrucksvoll untermauert. In der Neuen Welt gab es zum Jahresende 1.273 private und börsennotierte Unternehmen, in Europa waren es 1.570. Jedoch hat der alte Kontinent nur bei der Masse die Nase vorn. Schon die Tatsache, dass Amgen eine ähnlich hohe Marktkapitalisierung aufweist wie der gesamte Biotech-Sektor in Europa, macht den Rangunterschied deutlich.

Es gibt noch weitere signifikante Differenzen: In den USA haben die Unternehmen einen durchschnittlichen Umsatz von 19 Mio. Euro ausgewiesen, in Europa waren es gerade einmal 6 Mio. Euro. Die durchschnittliche Mitarbeiterzahl lag in Amerika bei 127 Personen, in Europa bei 40. Hinzu kommt, dass die finanzielle Ausstattung der US-Companys deutlich besser ist: Im Jahr 2000 konnten die US-Unternehmen gegenüber den Europäern fast das Zehnfache an frischem Kapital durch Kapitalerhöhungen einnehmen.

Diese Fakten sind vor dem Hintergrund zu sehen, dass das zurückliegende Jahr sämtliche Rekorde gebrochen hat, was IPOs, Mittelzuflüsse durch Venture-Kapital anbelangt: Rund 6,6 Mrd. Euro flossen der europäischen Biotech-Industrie zu. Durch die Baisse an den Börsen ist eine schnelle Wiederholung dieses warmen Regens unwahrscheinlich geworden. Der Sell-Off hat das Gründungsfenster einstweilen geschlossen. Im Umkehrschluss wird die Bedeutung des Neuen Marktes als finanzieller Wachstumsmotor für das gemessen an der Ausgangslage beeindruckenden Schubs deutlich.

Glenn Crocker, der Hauptautor des Reports, kommt daher zum Schluss, dass die Gewinner des Biotech-Booms in den kommenden Jahren vorwiegend aus den USA kommen würden. Die finanzielle Ausstattung macht die kleinen Biotechs verwundbar – der Report nennt hier als Beispiel die im vergangenen Jahr gescheiterten Produktkandidaten diverser Unternehmen. Jüngst ist mit der Bauchlandung von Actelion ein weiteres Beispiel hinzugekommen. Der Aktienkurs raste innerhalb eines Tages um 60% in die Tiefe. Der US-Partner des Schweizer Unternehmens, Genentech, hat zwar ebenfalls Kursverluste hinnehmen müssen, für die fundamentale Lage ergab der Fehlschlag keine Änderung.

Kleine Biotechs, die sich auf den Weg machen, ein Medikament auf den Markt zu bringen, haben gigantische finanzielle Lasten zu bewältigen. Zunächst werden für Forschung und Entwicklung und Vermarktung bis zu 500 Mio.$ (laut Studie der GZ-Bank) fällig. Erst die erfolgreiche Eigenvermarktung eines Produktes bringt das große Geld. Mangels Masse weichen viele Unternehmen auf Kooperationen mit großen Playern aus und tragen das höhere Risiko. Oder aber die Auslizensierung des Produktes geschieht zu einem sehr frühen Zeitpunkt, was das Risiko mindert, allerdings ebenso die Einnahmen aus dem Produkt. Damit schließt sich der Kreis, denn geringere Einnahmen bedeuten weniger Mittel für kommende Projekte. Und über allem schwebt das Damoklesschwert des Scheiterns.

Ein Beispiel dafür wäre Morphosys: Die Süddeutsche Zeitung hat unlängst bei dem Unternehmen einen “Schatz im Eisschrank“ ausgemacht – die riesige Antikörperbibliothek. Zahlreiche Kooperationen belegen die aktuelle Nachfrage, langfristig aber will das Unternehmen daraus durch die Eigenentwicklung selbst Kapital schlagen. Mit den aktuell vorhandenen Mitteln lässt sich das jedoch nicht allein verwirklichen.

Vor diesem Problem stehen einige Unternehmen der Branche. Eine Möglichkeit, die kritische Masse zu erreichen, liegt in dem Zusammengehen mit anderen Unternehmen oder Übernahmen, wie es Evotec mit der britischen OAI vorgemacht hat. Vielfach wird mit einer Konsolidierungswelle im Biotech-Sektor gerechnet. Denkbar ist jedoch auch noch ein anderer Weg zur Kapitalbeschaffung: Ein Zweitlisting in den USA. Lion Bioscience hat dies bereits zum Börsengang getan und ist durch die Übernahme der Trega dort auch vor Ort vertreten. Auch für GPC Biotech ist ein Zweitlisting zur Deckung des Kapitalbedarfs auf dem langen Weg nicht ausgeschlossen.

Ein weiterer interessanter Punkt ist der innereuropäische Vergleich. Mit 331 Biotech-Unternehmen liegt Deutschland mittlerweile vor England, allerdings hatten die Briten Ende 2000 128 Produkte gegenüber 6 hiesigen in der Entwicklung. Bei den börsennotierten Unternehmen liegen die Engländer ebenfalls vorn, für die Zukunft erwarten die Experten allerdings, dass deutsche sowie Schweizer und skandinavische Biotech-Unternehmen den Ton angeben werden.

Autor: Alexander Apel, 12:05 29.04.01
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