Die PERFORMAXX-BIOTECH-KOLUMNE: Eine ganz normale Biotech-Woche?
FRANKFURT (dpa-AFX) - Es war tatsächlich eine ganz normale Biotech-Woche. Es gab Gewinner und Verlierer, Kurs-schwankungen im zweistelligen Prozentbereich und eine Fülle von Meldungen, die nicht für jedermann verständlich waren.
Sicherlich erinnert sich der ein oder andere noch an den Sturz von Immunex im März dieses Jahres. Wir haben an dieser Stelle darüber berichtet. Das Unternehmen verlor gut 40 Prozent seines Wertes aufgrund enttäuschender Meldungen aus zwei klinischen Phasen. Die nächsten hoffnungsvollen Produkte befinden sich in noch sehr frühen Testphasen. Zwei Aspekte wur-den damals nur am Rande erwähnt. Zum einen erwirtschaftet das Unternehmen mit ihrem potentiellen Blockbuster Enbrel gegen rheumatoide Arthritis und weiteren Produkten bereits Gewinne. Zum anderen verkauft sich Enbrel so gut, dass das Unternehmen den Kreis der Pa-tienten, die das Medikament bekommen, aufgrund von Kapazitätsproblemen einschränken musste. Der derzeit maximal realisierbare Umsatz liegt in einer Größenordnung von 750 Mio. USD. und wird dieses Jahr erreicht. Erst Mitte nächsten Jahres wird eine neue Produktions-städte die Arbeit aufnehmen. Im Jahr 2003 sollte der Umsatz die Milliarden-Dollar-Grenze überschreiten. Mit einer Cash-Reserve von etwa 1,6 Mrd. USD hat das Unternehmen keine Schwierigkeiten die Zeit bis dahin zu überbrücken.
In dieser Woche meldete Immunex, dass Enbrel positive Ergebnisse in der Behandlung von Psoriasis (Schuppenflechte) zeigt. Das Unternehmen will in den nächsten Monaten die Zulassung bei der FDA beantragen. Obwohl es sehr viele Konkurrenten auf diesem Gebiet gibt, hat Immunex die Chance, einer der Ersten zu sein, denn gegen Schuppenflechte gibt es noch kein befriedigendes Medikament auf dem Markt. Die Krankheit ist derzeit nicht heilbar, der Patient muss ein Leben lang das Medika-ment einnehmen. Wird es im Jahr 2003 also zu einem noch nicht eingepreisten Umsatzschub kommen...?
Kurz und schmerzlos war die Nachricht von Genentech , die 1997 einlizenzierten Rechte expe-rimentelle Atmungsbehandlungen durchzuführen an Inspire zurückzugeben. Schmerzlos war dies allerdings nur für Genentech. Inspire verlor über 25 Prozent ihres Wertes. Viel schmerz-hafter dürfte die erwähnte Nachricht von Immunex das Unternehmen treffen. Genentech be-findet sich derzeit in einem Wettstreit mit Biogen um das wirksamste Medikament gegen Pso-riasis. Grundsätzlich wurde beiden Mitteln eine positive Wirkung, bei unterschiedlicher Ver-abreichung, bescheinigt. Genentech und Xoma haben Xanelim entwickelt, das einmal in der Woche unter die Haut gespritzt wird und für das im nächsten Jahr die Zulassung beantragt werden soll. Biogens Amevive wird dagegen in den Muskel oder direkt in eine Vene appli-ziert. Biogen will schon in den nächsten Monaten bei der FDA vorstellig werden. Also doch kein Umsatzschub bei Immunex...?
Einige Fragezeichen hinterlässt die Meldung von Medarex , fünfjährige Wandelanleihen im Wert von 175 Mio. USD auszugeben. Was hat der Antikörperproduzent vor? Will das Unter-nehmen weitere Plattformtechnologien erwerben, oder Produktionskapazitäten ausbauen um nicht in eine Immunex-Situation zu geraten? Man will doch nicht etwa Morphosys kaufen...?
Die deutsche Morphosys hatte es diese Woche besonders schwer. Zuerst eine Welle von Ab-stufungen weil man noch zu weit vom Status eines Medikamentenentwicklers entfernt sei. Dann reicht der Erzrivale Cambridge Antibody Technology eine Patentklage in der USA ein. Es folgten wieder Abstufungen. Zum Schluss meldete das Unternehmen in alter Manier die Ausweitung einer Kooperation - in diesem Fall mit Immunogen. Und der Kurs erholte sich wieder.
Ein weiteres gescholtenes deutsches Unternehmen, Evotec OAI , verkündete in dieser Woche die Gründung eines neuen Joint Venture Unternehmen mit der in Magdeburg ansässigen Meltec. Evotec OAI bleibt damit weiter auf Wachstumskurs. Was man von dem derzeitigen Aktienkurs des Unternehmens nicht behauten kann...
Das war also eine ganz normale Biotech-Woche. Es gab Gewinner und Verlierer, Kurs-schwankungen im zweistelligen Prozentbereich und eine Fülle von Meldungen. Als Fazit können wir der abgelaufenen Woche einen durchaus positiven Trend attestieren. Freuen Sie sich mit uns auf die nächste Woche...
--- Olaf Stuhldreier, Biotechnologie Analyst bei Performaxx, Kre-feld/München ---
Die Performaxx-Biotech-Kolumne ist ein Service der Performaxx AG, Anbieter von unab-hängigem Research zu neuen Märkten. Hauptprodukte von Performaxx sind Research-Studien im Auftrag institutioneller Kunden sowie die Website www.performaxx.de. Performaxx ist allein für die Inhalte der Kolumne verantwortlich. Informationen zu einzelnen Unternehmen stellen keine Aufforderung zum Kauf bzw. Verkauf von Aktien dar. Die Kolumne erscheint in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.
FRANKFURT (dpa-AFX) - Es war tatsächlich eine ganz normale Biotech-Woche. Es gab Gewinner und Verlierer, Kurs-schwankungen im zweistelligen Prozentbereich und eine Fülle von Meldungen, die nicht für jedermann verständlich waren.
Sicherlich erinnert sich der ein oder andere noch an den Sturz von Immunex im März dieses Jahres. Wir haben an dieser Stelle darüber berichtet. Das Unternehmen verlor gut 40 Prozent seines Wertes aufgrund enttäuschender Meldungen aus zwei klinischen Phasen. Die nächsten hoffnungsvollen Produkte befinden sich in noch sehr frühen Testphasen. Zwei Aspekte wur-den damals nur am Rande erwähnt. Zum einen erwirtschaftet das Unternehmen mit ihrem potentiellen Blockbuster Enbrel gegen rheumatoide Arthritis und weiteren Produkten bereits Gewinne. Zum anderen verkauft sich Enbrel so gut, dass das Unternehmen den Kreis der Pa-tienten, die das Medikament bekommen, aufgrund von Kapazitätsproblemen einschränken musste. Der derzeit maximal realisierbare Umsatz liegt in einer Größenordnung von 750 Mio. USD. und wird dieses Jahr erreicht. Erst Mitte nächsten Jahres wird eine neue Produktions-städte die Arbeit aufnehmen. Im Jahr 2003 sollte der Umsatz die Milliarden-Dollar-Grenze überschreiten. Mit einer Cash-Reserve von etwa 1,6 Mrd. USD hat das Unternehmen keine Schwierigkeiten die Zeit bis dahin zu überbrücken.
In dieser Woche meldete Immunex, dass Enbrel positive Ergebnisse in der Behandlung von Psoriasis (Schuppenflechte) zeigt. Das Unternehmen will in den nächsten Monaten die Zulassung bei der FDA beantragen. Obwohl es sehr viele Konkurrenten auf diesem Gebiet gibt, hat Immunex die Chance, einer der Ersten zu sein, denn gegen Schuppenflechte gibt es noch kein befriedigendes Medikament auf dem Markt. Die Krankheit ist derzeit nicht heilbar, der Patient muss ein Leben lang das Medika-ment einnehmen. Wird es im Jahr 2003 also zu einem noch nicht eingepreisten Umsatzschub kommen...?
Kurz und schmerzlos war die Nachricht von Genentech , die 1997 einlizenzierten Rechte expe-rimentelle Atmungsbehandlungen durchzuführen an Inspire zurückzugeben. Schmerzlos war dies allerdings nur für Genentech. Inspire verlor über 25 Prozent ihres Wertes. Viel schmerz-hafter dürfte die erwähnte Nachricht von Immunex das Unternehmen treffen. Genentech be-findet sich derzeit in einem Wettstreit mit Biogen um das wirksamste Medikament gegen Pso-riasis. Grundsätzlich wurde beiden Mitteln eine positive Wirkung, bei unterschiedlicher Ver-abreichung, bescheinigt. Genentech und Xoma haben Xanelim entwickelt, das einmal in der Woche unter die Haut gespritzt wird und für das im nächsten Jahr die Zulassung beantragt werden soll. Biogens Amevive wird dagegen in den Muskel oder direkt in eine Vene appli-ziert. Biogen will schon in den nächsten Monaten bei der FDA vorstellig werden. Also doch kein Umsatzschub bei Immunex...?
Einige Fragezeichen hinterlässt die Meldung von Medarex , fünfjährige Wandelanleihen im Wert von 175 Mio. USD auszugeben. Was hat der Antikörperproduzent vor? Will das Unter-nehmen weitere Plattformtechnologien erwerben, oder Produktionskapazitäten ausbauen um nicht in eine Immunex-Situation zu geraten? Man will doch nicht etwa Morphosys kaufen...?
Die deutsche Morphosys hatte es diese Woche besonders schwer. Zuerst eine Welle von Ab-stufungen weil man noch zu weit vom Status eines Medikamentenentwicklers entfernt sei. Dann reicht der Erzrivale Cambridge Antibody Technology eine Patentklage in der USA ein. Es folgten wieder Abstufungen. Zum Schluss meldete das Unternehmen in alter Manier die Ausweitung einer Kooperation - in diesem Fall mit Immunogen. Und der Kurs erholte sich wieder.
Ein weiteres gescholtenes deutsches Unternehmen, Evotec OAI , verkündete in dieser Woche die Gründung eines neuen Joint Venture Unternehmen mit der in Magdeburg ansässigen Meltec. Evotec OAI bleibt damit weiter auf Wachstumskurs. Was man von dem derzeitigen Aktienkurs des Unternehmens nicht behauten kann...
Das war also eine ganz normale Biotech-Woche. Es gab Gewinner und Verlierer, Kurs-schwankungen im zweistelligen Prozentbereich und eine Fülle von Meldungen. Als Fazit können wir der abgelaufenen Woche einen durchaus positiven Trend attestieren. Freuen Sie sich mit uns auf die nächste Woche...
--- Olaf Stuhldreier, Biotechnologie Analyst bei Performaxx, Kre-feld/München ---
Die Performaxx-Biotech-Kolumne ist ein Service der Performaxx AG, Anbieter von unab-hängigem Research zu neuen Märkten. Hauptprodukte von Performaxx sind Research-Studien im Auftrag institutioneller Kunden sowie die Website www.performaxx.de. Performaxx ist allein für die Inhalte der Kolumne verantwortlich. Informationen zu einzelnen Unternehmen stellen keine Aufforderung zum Kauf bzw. Verkauf von Aktien dar. Die Kolumne erscheint in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.
