Bilanzfälschung bei General Electric?

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Bilanzfälschung bei General Electric?

 
14.08.02 16:16
Die Hinweise auf bilanzielle Ungereimtheiten bei deutschen Tochterunternehmen des US-Mischkonzerns General Electric (GE), verdichten sich. Inzwischen liegt eine entsprechende anonyme Anzeige auch der Staatsanwaltschaft Köln vor.

Neben den Urhebern des Schreibens, die n-tv inzwischen bekannt sind, gibt es weitere Personen, die sich zu den Vorwürfen äußern und darauf hinweisen, dass nicht nur GE CompuNet, sondern beispielsweise auch GE Power Controls (Niederspannungstechnik) betroffen ist. Ein langjähriger Mitarbeiter der Gesellschaft erklärte: "Wir haben regelmäßig zum Monatsende Ware ausgeliefert, die der Kunde noch gar nicht bestellt hatte, um das Umsatzsoll noch zu erreichen - obwohl wir genau wussten, dass die Ware wieder zurückgeschickt wurde. Wir haben terminierte Aufträge um bis zu einem halben Jahr vorgezogen“. Ständig habe man bei europaweiten Telefonkonferenzen geknobelt, mit welchen Maßnahmen die Zahlenvorgaben erfüllen kann.

Wegen der modernen betriebsinternen Kommunikationssysteme hätte diese Praxis auch ihre Tücken gehabt. So sei einer Angestellten in Polen aufgetragen worden, einen fiktiven Auftrag aus der Zentrale ins System einzustellen. Erst in letzter Sekunde habe man verhindern können, dass die scheinbar bestellte Ware in Polen tatsächlich produziert wurde. Verdächtig sei auch die Vorgehensweise bei der Übernahme der deutschen Sektion des belgischen Elektrotechnik-Konzerns Vynckier. So habe die Deutsche Vynckier ihrer neuen Mutter noch unmittelbar vor der Schließung einen großen Auftrag erteilt.

In dem anonymen Schreiben, dass n-tv seit gestern vorliegt, hatten Angestellte der deutschen IT-Tochter von General Electric, GE CompuNet, dem Unternehmen Bilanzfälschung vorgeworfen. "Wir sind Mitarbeiter der GE CompuNet und möchten nach langem Ringen unser Gewissen befreien und haben uns entschlossen, diese Anzeige aufzugeben", heißt es dort. Dem IT-Dienstleister wird unter anderem vorgeworfen, Kundenaufträge gebucht zu haben, derer man zwar sicher war, die tatsächlich aber erst Monate später eingegangen seien. Die fiktiv ausgestellten Rechnungen seien vernichtet, und die fiktiven Buchungen bei Eingang des regulären Auftrages nachträglich bereinigt worden. „Gemogelt und verschleiert wird bei GE CompuNet schon seit langer Zeit. Es wird (...) alles getan, um die Quartalszahlen mit entsprechend vorgegebenen Zielerfüllungen zu erreichen“, so die Vorwürfe.

Wie aus dem Schreiben weiter hervor geht, soll es sich bei den angesprochenen Buchungen um Aufträge so namhafter Kunden wie Deutsche Bank, Dresdner Bank, HypoVereinsbank, Allianz, Barclays Bank, Volkswagen, BMW oder der Ruhrkohle AG handeln. Ferner ist die Rede von internen sowie externen "Mitwissern ", unter ihnen etwa CompuNet-Gründer Jost Stollmann und Günther Lamperstorfer sowie GE-Vize-Chairman Dennis Dammerman.

"Uns sind Vorwürfe dieser Art nicht bekannt", erklärte CompuNet-Sprecherin Uta Letzel zu den Anschuldigungen. "Dennoch nehmen wir die Vorwürfe falscher Bilanzierung sehr ernst, und wir werden alles daran setzen, die Angelegenheit zu klären." Ähnlich äußerte sich Carsten Barth, Pressechef von General Electric Deutschland. Er verwies darauf, dass Unregelmäßigkeiten, wenn überhaupt, nur in Unkenntnis des GE-Managements stattgefunden haben könnten. Das hausinterne "Integrity Commitment" (siehe Link) gelte selbstverständlich weiterhin und Verstöße dagegen würden entsprechend geahndet.

CompuNet war 1984 von Jost Stollmann gegründet worden. Schon nach kurzer Zeit arbeitete der herstellerunabhängige IT-Dienstleister hochprofitabel und erzielte beachtliche Wachstumsraten. 1996 verkaufte Stollmann an den US-Giganten General Electric und verließ CompuNet (Stollmann war vor der Bundestagswahl 1998 im Schattenkabinett von Gerhard Schröder für das Wirtschaftsressort vorgesehen, trat sein Amt aber nicht an).

Lamperstorfer, der den Verkauf an GE nicht gerade begrüßt hatte, sieht sich von einer Mitwisserschaft weit entfernt; er kann sich eine Buchführungspraxis, wie sie jetzt beschrieben wird („egal wie ich zu GE stehe“) nur schwer vorstellen. Die von Lamperstorfer anlässlich des Verkaufs in einer Rundmail geäußerte Einschätzung: „Wir haben nur die Bank gewechselt, alles bleibt beim Alten“, sollte sich damals zumindest als falsch herausstellen. Auch er verließ schließlich das Unternehmen. Ausdrücklich ausschließen will Lamperstorfer die beschriebenen Vorgänge nicht.

Dennis Dammerman, die Nummer zwei hinter GE-Boss Jeffrey Immelt, hatte erst Ende Juli völlig überraschend die Aufspaltung der General Electric-Finanzdienstleistungstochter GE Capital angekündigt (GE Capital wurde bereits in den dreißiger Jahren etabliert, um GE-Kunden günstige Finanzierungen bieten zu können. Im Laufe der Jahre wuchs GE Capital zu einem der größten Finanzdienstleister, dessen Portfolio vom Ratenkauf über Versicherungen bis zum Flugzeugleasing reicht). Die Teilung bringt die Einzelbereiche Versicherung, Finanzberatung für private und für gewerbliche Kredite sowie Ausrüstung hervor. Jede dieser Sparten werde direkt an GE-Chef Jeff Immelt und seinen Stellvertreter Dammerman berichten, hieß es.

„Die Anleger sollten damit ein klareres Bild der einzelnen Sparten und von deren Ergebnissen erhalten, erklärte Dammerman zur Aufspaltung der Sparte, die immerhin 40 Prozent zum Ergebnis des größten Konzerns der Welt beiträgt. Der Entschluss zu diesem Schritt dürfte dabei kaum aus freien Stücken gefasst worden sein.

126 Mrd. Dollar Jahresumsatz verteilen sich neben GE-Capital auf so unterschiedliche Geschäftsfelder wie medizinische Apparate, Flugzeugmotoren, Haushaltsgeräte, Lokomotiven oder Kraftwerksteile. Analysten haben sich stets aufgeteilt in die Gruppe, die die Darstellungen der GE-Finanzchefs kritiklos übernommen und gelobt haben; und in die Gruppe, die die Undurchsichtigkeit der Bilanzen moniert hatten. In den 20 Jahren seiner Führungsarbeit bei GE hatte Immelts Vorgänger Jack Welch Quartal für Quartal konstante Ertragssteigerungen ausgewiesen und die jeweils vorausgegangenen Prognosen auffällig gut getroffen.

Nun sieht sich die vor 112 Jahren von Glühbirnen-Erfinder Thomas Edison gegründete Company mit einer anderen Realität konfrontiert. Sinkender Börsenwert und misstrauische Analysten auch auf dem hauseigenen TV-Kanal CNBC. Vorsorglich haben Immelt und Finanzchef Keith Sherin schon mal auf die strengeren Vorschriften der US-Wertpapier- und Börsenkommission (SEC) reagiert und den Jahresabschluss 2001 und die Berichte über das erste und das zweite Quartal 2002 persönlich unterzeichnet.  
Speculator:

Das ist ein Hammer! o.T.

 
14.08.02 16:24
daxbunny:

..

 
14.08.02 17:06
Jeffrey Sprague von Salomon Smith Barney senkt die EPS Prognosen für General Electric´s Geschäftsjahr 2002 um einen cent auf 1.65 Dollar und für 2003 um 4 cents auf 1.78 Dollar.

Grund seien negative Entwicklungen bei der zivilen Luftfahrt, die Auswirkungen der eingeschränkten Möglichkeiten der Preisgestaltung sowie die Kapital Beschränkungen bei Stromproduzenten. Die Entscheidung des Konzerns, Aktienoptionen verbuchen zu wollen, wird den Gewinn je Aktie im Jahr 2003 um einen cent auf 1.78 Dollar senken.

Der Analyst bekräftigt sein Buy Rating für die Aktien, senkt allerdings gleichzeitig das Kursziel von 40 auf 38 Dollar. Die Aktien, Mitglied des Dow Jones Industrial Average, fallen zur Stunde um 1.91 Prozent auf 30.36 Dollar.

Gestern berichtete der Nachrichtensender N-TV, dass ein Tochterunternehmen GE´s wegen Bilanzfälschung angeklagt worden
Happy End:

Enronitis light bei AOL Time Warner

 
15.08.02 11:54
Monatelang hat AOL Time Warner beteuert, in seinen Bilanzen stünde die reine Wahrheit, nichts als die Wahrheit. Jetzt hat der weltgrößte Medienkonzern eingeräumt, vermutlich Umsätze falsch gebucht zu haben.


New York - Die Umsätze in der Online-Sparte fallen, die Synergien zwischen alten und neuen Medien sind nicht zu erkennen, ein Top-Manager nach dem anderen wird höflich, aber bestimmt zum Rücktritt gedrängt: AOL Time Warner hat eigentlich Probleme im Übermaß.

Da kommt das Eingeständnis, man habe die Einnahmen aus drei Anzeigenverträgen bei AOL womöglich "unangemessen ausgewiesen", denkbar unpassend. Verglichen mit dem Konzernumsatz oder den Milliarden-Luftbuchungen beim bankrotten Telekommunikationskonzern WorldCom wirkt die fragliche Summe von 49 Millionen Dollar winzig. Gleichwohl könnte sich der Fall zu einem neuen Image-Fiasko auswachsen und zu einem weiteren Glaubwürdigkeitsverlust an der Wall Street führen. Erst vor wenigen Wochen, als die "Washington Post" AOL Time Warner Bilanztricks vorwarf, hatte der Konzern noch einmal beteuert, Umsätze und Gewinne stets korrekt abgerechnet zu haben. Die Wertpapieraufsicht SEC nahm die Anschuldigungen aber zum Anlass, eigene Ermittlungen aufzunehmen. Wenig später begann auch das US-Justizministerium eigene Untersuchungen.

Schwur unter Vorbehalt

Die SEC war es auch, die das jüngste Eingeständnis provoziert hat. AOL Time Warner hatte die mögliche Manipulation in einer Presseerklärung gegen 17.30 Uhr amerikanischer Zeit zugegeben. Kurz zuvor war eine Deadline der SEC abgelaufen, zu der die Konzernchefs und Finanzvorstände von über 700 US-Großunternehmen mit einer eidesstattlichen Erklärung die Richtigkeit ihrer Bilanzen beschwören mussten. AOL Time Warner hatte den Zwang zum schriftlichen Schwur vorher als unnötig kritisiert. Das könnte zu Spekulationen Anlass geben, dass die möglichen Fehlbuchungen bereits frühzeitig aufgefallen waren.

Offiziell teilte der Konzern mit Hauptsitz am Rockefeller Center in New York mit, die mögliche Manipulation sei in der Woche des 5. August bemerkt worden. Unklar ist, warum sie erst jetzt, unmittelbar nach Ablauf der SEC-Deadline, öffentlich mitgeteilt wurde. Mit dem genannten Vorbehalt haben Konzernchef Richard Parsons und Finanzvorstand Wayne Pace die fällige Richtigkeitserklärung aber fristgerecht unterzeichnet und bei der SEC eingereicht. Damit übernahmen sie die persönliche Verantwortung für die Korrektheit der Zahlenwerke.

Hausgemachter Leistungsdruck

Um welche Transaktionen es bei den möglichen Fehlbuchungen im Einzelnen ging, wurde nicht mitgeteilt. AOL gab aber an, die fraglichen Buchungen seien im Zeitraum zwischen dem September 2000 und dem März 2002 getätigt worden. In jedem Quartal in diesem Zeitraum seien 5,3 Millionen bis 12,7 Millionen Dollar Umsatz aus den verdächtigen Verträgen gebucht worden. Erstmals erscheint nun wahrscheinlich, dass Bilanzen nicht nur, wie von Medien zuvor vermutet, vor der Übernahme von Time Warner durch AOL manipuliert wurden, sondern auch danach. Der Merger der beiden Unternehmen wurde im Januar 2001 vollzogen. Mitarbeiter der Online-Sparte AOL standen fortan unter immensem Druck, die von ihnen selbst gesetzten Umsatz- und Gewinnziele zu erreichen.

Bei den von AOL Time Warner genannten Transaktionen handelt es sich offenbar nicht um die Geschäfte, die im Artikel der "Washington Post" als suspekt moniert worden waren. So hatte die "Post" unter anderem behauptet, AOL habe Erlöse aus Anzeigen, die im Auftrag von eBay verkauft worden waren, als eigene Umsätze verbucht. AOL bestritt diese Vorwürfe.

Kurz vor Ablauf der Deadline am Mittwoch war zudem bekannt geworden, dass AOL sich schon in der vergangenen Woche von David Colburn getrennt hat, der bei AOL unter anderem diverse wichtige Anzeigenverträge ausgehandelt hat. AOL-Sprecher Jim Whitney wollte die Gründe für den Abschied nicht erläutern. Die Nachrichtenagentur AP berichtet aber unter Berufung auf eine Unternehmensquelle, Colburn sei geschasst und aus seinem Büro ausgesperrt worden. Unklar ist einstweilen, ob Colburn die Anzeigenverträge, um die es bei den möglichen Manipulationen geht, ausgehandelt hat und ob er Einfluss auf die Art ihrer Abrechnung hatte.

Paradoxe Erleichterung an der Börse

Auch der zweitgrößte amerikanische Konzern für Verbraucherfinanzierung, Household International, räumte am Mittwoch erstmals Bilanzfehler ein: Die Einnahmen der vergangenen neun Jahre seien tatsächlich 386 Millionen Dollar niedriger gewesen als ursprünglich angegeben. Dem Aktienkurs des Unternehmens, das Visa- und MasterCard-Kreditkarten ausgibt, schien dies allerdings nicht zu schaden - der New Yorker Kurs stieg um 29 Cent auf 38,09 Dollar.

Auch die AOL-Aktien legten nach der Erklärung im nachbörslichen Handel um 25 US-Cent auf 11,05 Dollar zu. Einige Händler werteten die Offenbarungen als nicht besonders bedeutsam. "Wenn in einigen der alten Time-Warner-Teile Eingeständnisse bei den Bilanzen fällig gewesen wären, dann wäre die Geschichte größer", sagte ein Marktteilnehmer. Die Summen seien nicht sehr groß, und das trage wieder zur Beruhigung bei. Ob alle so gelassen reagieren, wird sich noch zeigen: Händler dürften mit Spannung beobachten, mit welchem Kurs die AOL-Aktie am Donnerstag im regulären Handel startet.  
BRAD PIT:

Happy, für diese news gibt es schon einen

 
15.08.02 11:57
Extrathread.
mod:

danke, HE, wäre nett, wenn Du die Quelle mit

 
15.08.02 11:57
angeben würdest, zum Nachlesen.
Z.B. "Neues Deutschland" halte ich für eine nicht-seriöse Quelle.

Viele Grüsse
m.
Happy End:

Quelle ist spiegel.de

 
15.08.02 12:07
seriös genug, mod?

;-)

Gruß    
Happy End
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