Die Hinweise auf bilanzielle Ungereimtheiten bei deutschen Tochterunternehmen des US-Mischkonzerns General Electric (GE), verdichten sich. Inzwischen liegt eine entsprechende anonyme Anzeige auch der Staatsanwaltschaft Köln vor.
Neben den Urhebern des Schreibens, die n-tv inzwischen bekannt sind, gibt es weitere Personen, die sich zu den Vorwürfen äußern und darauf hinweisen, dass nicht nur GE CompuNet, sondern beispielsweise auch GE Power Controls (Niederspannungstechnik) betroffen ist. Ein langjähriger Mitarbeiter der Gesellschaft erklärte: "Wir haben regelmäßig zum Monatsende Ware ausgeliefert, die der Kunde noch gar nicht bestellt hatte, um das Umsatzsoll noch zu erreichen - obwohl wir genau wussten, dass die Ware wieder zurückgeschickt wurde. Wir haben terminierte Aufträge um bis zu einem halben Jahr vorgezogen“. Ständig habe man bei europaweiten Telefonkonferenzen geknobelt, mit welchen Maßnahmen die Zahlenvorgaben erfüllen kann.
Wegen der modernen betriebsinternen Kommunikationssysteme hätte diese Praxis auch ihre Tücken gehabt. So sei einer Angestellten in Polen aufgetragen worden, einen fiktiven Auftrag aus der Zentrale ins System einzustellen. Erst in letzter Sekunde habe man verhindern können, dass die scheinbar bestellte Ware in Polen tatsächlich produziert wurde. Verdächtig sei auch die Vorgehensweise bei der Übernahme der deutschen Sektion des belgischen Elektrotechnik-Konzerns Vynckier. So habe die Deutsche Vynckier ihrer neuen Mutter noch unmittelbar vor der Schließung einen großen Auftrag erteilt.
In dem anonymen Schreiben, dass n-tv seit gestern vorliegt, hatten Angestellte der deutschen IT-Tochter von General Electric, GE CompuNet, dem Unternehmen Bilanzfälschung vorgeworfen. "Wir sind Mitarbeiter der GE CompuNet und möchten nach langem Ringen unser Gewissen befreien und haben uns entschlossen, diese Anzeige aufzugeben", heißt es dort. Dem IT-Dienstleister wird unter anderem vorgeworfen, Kundenaufträge gebucht zu haben, derer man zwar sicher war, die tatsächlich aber erst Monate später eingegangen seien. Die fiktiv ausgestellten Rechnungen seien vernichtet, und die fiktiven Buchungen bei Eingang des regulären Auftrages nachträglich bereinigt worden. „Gemogelt und verschleiert wird bei GE CompuNet schon seit langer Zeit. Es wird (...) alles getan, um die Quartalszahlen mit entsprechend vorgegebenen Zielerfüllungen zu erreichen“, so die Vorwürfe.
Wie aus dem Schreiben weiter hervor geht, soll es sich bei den angesprochenen Buchungen um Aufträge so namhafter Kunden wie Deutsche Bank, Dresdner Bank, HypoVereinsbank, Allianz, Barclays Bank, Volkswagen, BMW oder der Ruhrkohle AG handeln. Ferner ist die Rede von internen sowie externen "Mitwissern ", unter ihnen etwa CompuNet-Gründer Jost Stollmann und Günther Lamperstorfer sowie GE-Vize-Chairman Dennis Dammerman.
"Uns sind Vorwürfe dieser Art nicht bekannt", erklärte CompuNet-Sprecherin Uta Letzel zu den Anschuldigungen. "Dennoch nehmen wir die Vorwürfe falscher Bilanzierung sehr ernst, und wir werden alles daran setzen, die Angelegenheit zu klären." Ähnlich äußerte sich Carsten Barth, Pressechef von General Electric Deutschland. Er verwies darauf, dass Unregelmäßigkeiten, wenn überhaupt, nur in Unkenntnis des GE-Managements stattgefunden haben könnten. Das hausinterne "Integrity Commitment" (siehe Link) gelte selbstverständlich weiterhin und Verstöße dagegen würden entsprechend geahndet.
CompuNet war 1984 von Jost Stollmann gegründet worden. Schon nach kurzer Zeit arbeitete der herstellerunabhängige IT-Dienstleister hochprofitabel und erzielte beachtliche Wachstumsraten. 1996 verkaufte Stollmann an den US-Giganten General Electric und verließ CompuNet (Stollmann war vor der Bundestagswahl 1998 im Schattenkabinett von Gerhard Schröder für das Wirtschaftsressort vorgesehen, trat sein Amt aber nicht an).
Lamperstorfer, der den Verkauf an GE nicht gerade begrüßt hatte, sieht sich von einer Mitwisserschaft weit entfernt; er kann sich eine Buchführungspraxis, wie sie jetzt beschrieben wird („egal wie ich zu GE stehe“) nur schwer vorstellen. Die von Lamperstorfer anlässlich des Verkaufs in einer Rundmail geäußerte Einschätzung: „Wir haben nur die Bank gewechselt, alles bleibt beim Alten“, sollte sich damals zumindest als falsch herausstellen. Auch er verließ schließlich das Unternehmen. Ausdrücklich ausschließen will Lamperstorfer die beschriebenen Vorgänge nicht.
Dennis Dammerman, die Nummer zwei hinter GE-Boss Jeffrey Immelt, hatte erst Ende Juli völlig überraschend die Aufspaltung der General Electric-Finanzdienstleistungstochter GE Capital angekündigt (GE Capital wurde bereits in den dreißiger Jahren etabliert, um GE-Kunden günstige Finanzierungen bieten zu können. Im Laufe der Jahre wuchs GE Capital zu einem der größten Finanzdienstleister, dessen Portfolio vom Ratenkauf über Versicherungen bis zum Flugzeugleasing reicht). Die Teilung bringt die Einzelbereiche Versicherung, Finanzberatung für private und für gewerbliche Kredite sowie Ausrüstung hervor. Jede dieser Sparten werde direkt an GE-Chef Jeff Immelt und seinen Stellvertreter Dammerman berichten, hieß es.
„Die Anleger sollten damit ein klareres Bild der einzelnen Sparten und von deren Ergebnissen erhalten, erklärte Dammerman zur Aufspaltung der Sparte, die immerhin 40 Prozent zum Ergebnis des größten Konzerns der Welt beiträgt. Der Entschluss zu diesem Schritt dürfte dabei kaum aus freien Stücken gefasst worden sein.
126 Mrd. Dollar Jahresumsatz verteilen sich neben GE-Capital auf so unterschiedliche Geschäftsfelder wie medizinische Apparate, Flugzeugmotoren, Haushaltsgeräte, Lokomotiven oder Kraftwerksteile. Analysten haben sich stets aufgeteilt in die Gruppe, die die Darstellungen der GE-Finanzchefs kritiklos übernommen und gelobt haben; und in die Gruppe, die die Undurchsichtigkeit der Bilanzen moniert hatten. In den 20 Jahren seiner Führungsarbeit bei GE hatte Immelts Vorgänger Jack Welch Quartal für Quartal konstante Ertragssteigerungen ausgewiesen und die jeweils vorausgegangenen Prognosen auffällig gut getroffen.
Nun sieht sich die vor 112 Jahren von Glühbirnen-Erfinder Thomas Edison gegründete Company mit einer anderen Realität konfrontiert. Sinkender Börsenwert und misstrauische Analysten auch auf dem hauseigenen TV-Kanal CNBC. Vorsorglich haben Immelt und Finanzchef Keith Sherin schon mal auf die strengeren Vorschriften der US-Wertpapier- und Börsenkommission (SEC) reagiert und den Jahresabschluss 2001 und die Berichte über das erste und das zweite Quartal 2002 persönlich unterzeichnet.
Neben den Urhebern des Schreibens, die n-tv inzwischen bekannt sind, gibt es weitere Personen, die sich zu den Vorwürfen äußern und darauf hinweisen, dass nicht nur GE CompuNet, sondern beispielsweise auch GE Power Controls (Niederspannungstechnik) betroffen ist. Ein langjähriger Mitarbeiter der Gesellschaft erklärte: "Wir haben regelmäßig zum Monatsende Ware ausgeliefert, die der Kunde noch gar nicht bestellt hatte, um das Umsatzsoll noch zu erreichen - obwohl wir genau wussten, dass die Ware wieder zurückgeschickt wurde. Wir haben terminierte Aufträge um bis zu einem halben Jahr vorgezogen“. Ständig habe man bei europaweiten Telefonkonferenzen geknobelt, mit welchen Maßnahmen die Zahlenvorgaben erfüllen kann.
Wegen der modernen betriebsinternen Kommunikationssysteme hätte diese Praxis auch ihre Tücken gehabt. So sei einer Angestellten in Polen aufgetragen worden, einen fiktiven Auftrag aus der Zentrale ins System einzustellen. Erst in letzter Sekunde habe man verhindern können, dass die scheinbar bestellte Ware in Polen tatsächlich produziert wurde. Verdächtig sei auch die Vorgehensweise bei der Übernahme der deutschen Sektion des belgischen Elektrotechnik-Konzerns Vynckier. So habe die Deutsche Vynckier ihrer neuen Mutter noch unmittelbar vor der Schließung einen großen Auftrag erteilt.
In dem anonymen Schreiben, dass n-tv seit gestern vorliegt, hatten Angestellte der deutschen IT-Tochter von General Electric, GE CompuNet, dem Unternehmen Bilanzfälschung vorgeworfen. "Wir sind Mitarbeiter der GE CompuNet und möchten nach langem Ringen unser Gewissen befreien und haben uns entschlossen, diese Anzeige aufzugeben", heißt es dort. Dem IT-Dienstleister wird unter anderem vorgeworfen, Kundenaufträge gebucht zu haben, derer man zwar sicher war, die tatsächlich aber erst Monate später eingegangen seien. Die fiktiv ausgestellten Rechnungen seien vernichtet, und die fiktiven Buchungen bei Eingang des regulären Auftrages nachträglich bereinigt worden. „Gemogelt und verschleiert wird bei GE CompuNet schon seit langer Zeit. Es wird (...) alles getan, um die Quartalszahlen mit entsprechend vorgegebenen Zielerfüllungen zu erreichen“, so die Vorwürfe.
Wie aus dem Schreiben weiter hervor geht, soll es sich bei den angesprochenen Buchungen um Aufträge so namhafter Kunden wie Deutsche Bank, Dresdner Bank, HypoVereinsbank, Allianz, Barclays Bank, Volkswagen, BMW oder der Ruhrkohle AG handeln. Ferner ist die Rede von internen sowie externen "Mitwissern ", unter ihnen etwa CompuNet-Gründer Jost Stollmann und Günther Lamperstorfer sowie GE-Vize-Chairman Dennis Dammerman.
"Uns sind Vorwürfe dieser Art nicht bekannt", erklärte CompuNet-Sprecherin Uta Letzel zu den Anschuldigungen. "Dennoch nehmen wir die Vorwürfe falscher Bilanzierung sehr ernst, und wir werden alles daran setzen, die Angelegenheit zu klären." Ähnlich äußerte sich Carsten Barth, Pressechef von General Electric Deutschland. Er verwies darauf, dass Unregelmäßigkeiten, wenn überhaupt, nur in Unkenntnis des GE-Managements stattgefunden haben könnten. Das hausinterne "Integrity Commitment" (siehe Link) gelte selbstverständlich weiterhin und Verstöße dagegen würden entsprechend geahndet.
CompuNet war 1984 von Jost Stollmann gegründet worden. Schon nach kurzer Zeit arbeitete der herstellerunabhängige IT-Dienstleister hochprofitabel und erzielte beachtliche Wachstumsraten. 1996 verkaufte Stollmann an den US-Giganten General Electric und verließ CompuNet (Stollmann war vor der Bundestagswahl 1998 im Schattenkabinett von Gerhard Schröder für das Wirtschaftsressort vorgesehen, trat sein Amt aber nicht an).
Lamperstorfer, der den Verkauf an GE nicht gerade begrüßt hatte, sieht sich von einer Mitwisserschaft weit entfernt; er kann sich eine Buchführungspraxis, wie sie jetzt beschrieben wird („egal wie ich zu GE stehe“) nur schwer vorstellen. Die von Lamperstorfer anlässlich des Verkaufs in einer Rundmail geäußerte Einschätzung: „Wir haben nur die Bank gewechselt, alles bleibt beim Alten“, sollte sich damals zumindest als falsch herausstellen. Auch er verließ schließlich das Unternehmen. Ausdrücklich ausschließen will Lamperstorfer die beschriebenen Vorgänge nicht.
Dennis Dammerman, die Nummer zwei hinter GE-Boss Jeffrey Immelt, hatte erst Ende Juli völlig überraschend die Aufspaltung der General Electric-Finanzdienstleistungstochter GE Capital angekündigt (GE Capital wurde bereits in den dreißiger Jahren etabliert, um GE-Kunden günstige Finanzierungen bieten zu können. Im Laufe der Jahre wuchs GE Capital zu einem der größten Finanzdienstleister, dessen Portfolio vom Ratenkauf über Versicherungen bis zum Flugzeugleasing reicht). Die Teilung bringt die Einzelbereiche Versicherung, Finanzberatung für private und für gewerbliche Kredite sowie Ausrüstung hervor. Jede dieser Sparten werde direkt an GE-Chef Jeff Immelt und seinen Stellvertreter Dammerman berichten, hieß es.
„Die Anleger sollten damit ein klareres Bild der einzelnen Sparten und von deren Ergebnissen erhalten, erklärte Dammerman zur Aufspaltung der Sparte, die immerhin 40 Prozent zum Ergebnis des größten Konzerns der Welt beiträgt. Der Entschluss zu diesem Schritt dürfte dabei kaum aus freien Stücken gefasst worden sein.
126 Mrd. Dollar Jahresumsatz verteilen sich neben GE-Capital auf so unterschiedliche Geschäftsfelder wie medizinische Apparate, Flugzeugmotoren, Haushaltsgeräte, Lokomotiven oder Kraftwerksteile. Analysten haben sich stets aufgeteilt in die Gruppe, die die Darstellungen der GE-Finanzchefs kritiklos übernommen und gelobt haben; und in die Gruppe, die die Undurchsichtigkeit der Bilanzen moniert hatten. In den 20 Jahren seiner Führungsarbeit bei GE hatte Immelts Vorgänger Jack Welch Quartal für Quartal konstante Ertragssteigerungen ausgewiesen und die jeweils vorausgegangenen Prognosen auffällig gut getroffen.
Nun sieht sich die vor 112 Jahren von Glühbirnen-Erfinder Thomas Edison gegründete Company mit einer anderen Realität konfrontiert. Sinkender Börsenwert und misstrauische Analysten auch auf dem hauseigenen TV-Kanal CNBC. Vorsorglich haben Immelt und Finanzchef Keith Sherin schon mal auf die strengeren Vorschriften der US-Wertpapier- und Börsenkommission (SEC) reagiert und den Jahresabschluss 2001 und die Berichte über das erste und das zweite Quartal 2002 persönlich unterzeichnet.