Gibt es ihn ? Gibt es ihn nicht ?
Wenn es ihn gibt - zu dieser Einsicht bin ich jetzt gekommen - dann muss er gehörig was verpennt haben...
...und nachdem Gott die Alliierten zum Sieg über die bösen Faschisten geleitet hatte und die Welt in Schutt und Asche lag, wandte er sich zutiefst mit sich selbst zufrieden, in dem Bewußtsein ein weiteres mal die Welt gerettet zu haben, seiner majestätischen Hängematte zu, um sich von den Strapazen, die ihm die lästige Menschheit bereitet hatte, zu erholen. Schon nach wenigen Augenblicken göttlichen Schlafs wachte er wieder auf, um sich pflichtbewusst dem Wohle seiner kleinen Schützlinge zu widmen. Er erhob sich aus seiner Hängematte, streckte seine müden Glieder, gähnte göttlich - und verschluckte ein kleines Rußwölkchen, das bei ihm einen schrecklichen Hustenanfall auslöste. Zornig gab er einem kleinen Engelchen, das sich gerade in seine Reichweite gewagt hatte, um ihm jeden Wunsch von den Augen ablesen zu können, einen Tritt. Mürrisch aber durchaus interessiert beobachtete Gott, wie das kleine Wesen durch das halbe Sonnensystem flog, vorne zu brutzeln anfing, einen kreisförmigen Bogen beschrieb und schließlich mit kurzem Zischen in der Sonne verschwand. Da er von dem Rußwölckchen noch einen unangenehmen Nachgeschmack im Mund verspürte, spuckte er aus, so daß es in einigen amerikanischen Bundesstaaten mal wieder "Land unter" hieß und fluchte wild.
Was hatten diese Menschen da unten in der kurzen Zeit, in der er sein göttliches Gemüt von all den Anstrengungen erholt hatte, bloß wieder angerichtet, daß es derart zum Himmel stank?
"Welches Jahr haben wir ?" schnauzte er ein anderes Engelchen an.
"2001, eure Herrlichkeit !" antwortete es eingeschüchtert und achtete sorgsam darauf außer Reichweite der göttlichen Stiefel zu bleiben.
"Na dann woll´n wir doch mal sehn, was da unten schon wieder los ist !" grollte er immer noch ärgerlich.
Zuerst ließ er den Blick seiner göttlichen Augen über Südamerika schweifen. Doch was er dort sah wollte er zuerst kaum glauben.
"Verdammt noch mal, was machen die Kerle da unten mit meinem schönem Wald ? Der hat mich mit seinem unzähligen kleinen und großen Tierchen enorm viel Arbeit gekostet! Wie kommen die auf die idiotische Idee meinen Wald zu roden und abzufackeln?"
Ein Oberengel wagte zu antworten : "Es bringt Ihnen Geld und Ackerland den Wald zu zerstören, eure Herrlichkeit"
"So ein Scheiß, die soll´n damit aufhören !"
Gott hörte sich für einen kurzen Augenblick seit langer Zeit zum ersten mal ein wenig hilflos an.
"Eure Herrlichkeit, Sie sollten nicht so fluchen", wagte der Oberengel einen weiteren Vorstoß, da er um die Moral unter der Engelschar bangte.
"Sei still, ich bin Gott, ich darf das!"
Noch ärgerlicher als zuvor ließ Gott seinen Blick weiter über die Erdkugel schweifen und erschrak erneut.
"Was ist denn das für ein Loch über Australien?"
"Die Menschen haben mit Treibhausgasen teilweise die Ozonschicht zerstört, eure Herrlichkeit."
"Da mach ich denen extra eine Ozonschicht, damit sie nicht gleich abkratzen und wie danken sie es mir? Keine Sekunde kann man die alleine lassen, wie die kleinen Kinder!"
Frustriert ließ Gott seinen Blick weiter wandern. Da erinnerte er sich an das kleine Land in Mitteleuropa, das ihm vor kurzem so viel Ärger gemacht hatte, das aber, wenn es nicht gerade irgendeinem Diktator zujubelte, "Land der Dichter und Denker" genannt wurde. Er richtete seine Sinne dorthin und ihm fiel auf, daß die Leute ihr Land nach dem Krieg fleißig wiederaufgebaut hatten. Er konzentrierte sich und versuchte mit seinem göttlichen Gehör zu erlauschen, was man dort unten so redete.
"Was guckst du so, Lan ? Bin isch Kino, oder was?" hörte er einen jungen Deutschen, der sich eigenartig kostümiert hatte, sagen. Für einen kurzen Augenblick dachte Gott schon, er wäre gemeint, doch dann entdeckte er in der Nähe des ersten einen zweiten Menschen, der genauso komisch aussah und jetzt dem ersten antwortete:"Hast du Problem, oder was? Soll isch lösen? Ey Lan, ich fick disch, isch schwör. Isch mach dich Brei, daß du liegst konkret drei Jahre in Krakenhaus, weistu wie isch mein?"
Zu Tode erschrocken wandte sich Gott ab und stieß erneut einen teuflischen Fluch aus.
"Land der Dichter und Denker!" schrie er und ließ einen heftigen Sturm über das unselige kleine Land herniedergehen.
"Der Kapitalismus ist inzwischen vom Wirtschaftssystem zum Gesellschaftssystem mutiert und eine seiner wichtigsten Stützen ist die gezielte Verdummung der Bevölkerung durch die Medien" wagte der Oberengel einen sozialkritischen Erklärungsansatz für das beobachtete Phänomen zu machen.
Da er nicht ganz verstanden hatte, was gemeint war, ignorierte Gott den Oberengel und wandte seinen Blick immer noch zornig ein wenig nach Süden, denn dort lag Rom mit dem Vatikan und den ganzen Gläubigen. Die hatte er schon immer gemocht, auch wenn sie manchmal etwas komisch waren und ziemlich verrückte Vorstellungen hatten. Vielleicht gab es ja dort noch ein paar vernünftige Menschen, an denen er sich erfreuen und die sein göttliches Gemüt besänftigen könnten. Doch was er im Vatikan sah ließ ihn endgültig die Beherrschung verlieren: Der Papst verkaufte Fanartikel, um die Kirchenkassen zu füllen! Außer sich vor Wut nahm er sein heiliges Zepter und sandte einen Blitz aus, der dem enorm mächtigen, schon senil und tattrig vor sich hinsabbernden Papst den Rest gab.
"Und sorg mir dafür, daß der Kerl auf keinen Fall hier oben reinkommt, hast du gehört?" herrschte er den Oberengel an.
Da er doch noch schwache Hoffnung hatte etwas Positives an der Menschheit zu finden, wandte er seinen Blick nach Nordamerika und ließ ihn über die USA schweifen, dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten, dem Synonym für Freiheit. Es hatte sich viel verändert dort, während er sich ausgeruht hatte. Auf den ersten Blick - so von oben betrachtet - sah es aus, als habe sich das Land prächtig entwickelt, auch wenn einige der Bundesstaaten gerade von einer großen Überschwemmung heimgesucht wurden.
Doch als Gott genauer hinsah bemerkte er ein paar eigenartige Sachen mit seinen göttlichen Sinnen. Die Menschen versuchten auch hier nicht im Geringsten in Einklang mit der Natur - mit der Schöpfung die ihn soviel göttlichen Schweiß gekostet hatte - zu leben, sondern zerstörten sie in diesem Land besonders rücksichtslos. Wie schwarze Krebsgeschwüre zogen sich die riesigen dreckigen Städte durch die Landschaft. Auch gab es offenbar einen sehr großen Unterschied zwischen arm und reich. In fast allen Städten sah man Stadtteile, in denen sehr viele arme Leute nur unter sich wohnten, richtige Ghettos. Offenbar waren die Reichen nicht bereit von ihrem Reichtum etwas abzugeben. Besonders wunderte er sich über denjenigen, den dieses Land zum Präsidenten gemacht hatte. Früher war es eigentlich immer so gewesen, daß ein Volk versucht hatte den vernünftigsten, schlausten und vorbildhaftesten zum obersten Mann im Staate zu machen. Dieses Prinzip hatten die Amerikaner eigentümlicherweise offenbar umgedreht. Ihm leuchtete jedoch nicht ein, was das bringen sollte. Auch war das Amt wohl wieder vererbbar.
Wie es der Zufall so wollte, ereignete sich in einer Kleinstadt des Landes der Freiheit gerade eines jener unschönen Ereignisse, die zwar auch in den USA noch nicht zu der Tagesordnung gehören, sich aber doch so häufig ereignen, daß sie als typisch für dieses Land betrachtet werden können: Ein kleiner Junge rannte mit wirrem Blick durch ein Klassenzimmer und schoß mit einer Waffe wild um sich, daß das Blut nur so spritzte.
"Was ist denn das ? Was haben die dem armen Jungen nur angetan, daß er so voller Hass ist ?" Gott verstand die Welt nicht mehr. "Wieso lassen die zu, daß der kleine Junge an eine Waffe gelangt? Wo zum Teufel haben die nur ihre gottverdammte Logik gelassen?"
Der Oberengel bekam beinahe einen Herzinfarkt. "Lassen Sie doch bitte das Gefluche, Eure Herrlichkeit! Ich will es ihnen ja erklären: Wir haben heutzutage in den USA eine Wirtschaftsdiktatur, die dem Volk als Demokratie verkauft wird."
Der Oberengel kam sich richtig schlau vor bei dem, was er da so sagte. "Und da es der Rüstungsindustrie gut tut, hat jeder Amerikaner das Recht eine Waffe zu tragen, obwohl es gar keinen Feind gibt. Ein kleines Massaker hier und da wird dafür in Kauf genommen."
Jetzt verstand Gott warum die Amis das alte Prinzip verdreht hatten - dumm denkt nicht selbst, sondern wird gedacht.
"Halt´s Maul du kleiner Schleimscheisser, das weiß ich auch so, ich bin schließlich Gott !" fauchte er den Engel an.
Langsam wurde Gott richtig depressiv. Jahrtausendelang hatte er sich um seine Menschheit väterlich gesorgt und gekümmert, ihre Entwicklung vorangetrieben, sie sogar schon mehrmals daran gehindert sich selbst auszurotten und nun war doch nichts vernünftiges aus ihnen geworden.
"Da hat unser Freund da unten ja gar nichts mehr zu tun, die kommen wie von selbst zu ihm." moserte er frustriert.
Gott grübelte sehr lange, wie das alles wieder ins Lot zu kriegen sei. Doch schließlich mußte er einsehen, daß ihn das erste Mal seit göttlich langer Zeit jemand ans Ende seiner Weisheit gebracht hatte. Diese Menschen waren wirklich eine ganz besondere, unglaublich einfallsreiche Plage.
"Langsam sind mir die kleinen Biester zu nervig, soll der da unten sie doch haben!" murmelte er resignierend vor sich hin.
Aber er war schon immer ein Optimist gewesen und so konnte er auch dieser verfahrenen Situation etwas Positives abgewinnen: "Der wird schon sehen was er davon hat. Wenn sie mich schaffen, schaffen sie den schon lange. Mehr will ich ja gar nicht."
Der Herrscher des Himmels, der Inbegriff des Guten, wandte sich erneut seiner Hängematte zu. Diese völlig neue Sicht der Dinge erlaubte es ihm wieder Schlaf zu finden.
Wenn es ihn gibt - zu dieser Einsicht bin ich jetzt gekommen - dann muss er gehörig was verpennt haben...
...und nachdem Gott die Alliierten zum Sieg über die bösen Faschisten geleitet hatte und die Welt in Schutt und Asche lag, wandte er sich zutiefst mit sich selbst zufrieden, in dem Bewußtsein ein weiteres mal die Welt gerettet zu haben, seiner majestätischen Hängematte zu, um sich von den Strapazen, die ihm die lästige Menschheit bereitet hatte, zu erholen. Schon nach wenigen Augenblicken göttlichen Schlafs wachte er wieder auf, um sich pflichtbewusst dem Wohle seiner kleinen Schützlinge zu widmen. Er erhob sich aus seiner Hängematte, streckte seine müden Glieder, gähnte göttlich - und verschluckte ein kleines Rußwölkchen, das bei ihm einen schrecklichen Hustenanfall auslöste. Zornig gab er einem kleinen Engelchen, das sich gerade in seine Reichweite gewagt hatte, um ihm jeden Wunsch von den Augen ablesen zu können, einen Tritt. Mürrisch aber durchaus interessiert beobachtete Gott, wie das kleine Wesen durch das halbe Sonnensystem flog, vorne zu brutzeln anfing, einen kreisförmigen Bogen beschrieb und schließlich mit kurzem Zischen in der Sonne verschwand. Da er von dem Rußwölckchen noch einen unangenehmen Nachgeschmack im Mund verspürte, spuckte er aus, so daß es in einigen amerikanischen Bundesstaaten mal wieder "Land unter" hieß und fluchte wild.
Was hatten diese Menschen da unten in der kurzen Zeit, in der er sein göttliches Gemüt von all den Anstrengungen erholt hatte, bloß wieder angerichtet, daß es derart zum Himmel stank?
"Welches Jahr haben wir ?" schnauzte er ein anderes Engelchen an.
"2001, eure Herrlichkeit !" antwortete es eingeschüchtert und achtete sorgsam darauf außer Reichweite der göttlichen Stiefel zu bleiben.
"Na dann woll´n wir doch mal sehn, was da unten schon wieder los ist !" grollte er immer noch ärgerlich.
Zuerst ließ er den Blick seiner göttlichen Augen über Südamerika schweifen. Doch was er dort sah wollte er zuerst kaum glauben.
"Verdammt noch mal, was machen die Kerle da unten mit meinem schönem Wald ? Der hat mich mit seinem unzähligen kleinen und großen Tierchen enorm viel Arbeit gekostet! Wie kommen die auf die idiotische Idee meinen Wald zu roden und abzufackeln?"
Ein Oberengel wagte zu antworten : "Es bringt Ihnen Geld und Ackerland den Wald zu zerstören, eure Herrlichkeit"
"So ein Scheiß, die soll´n damit aufhören !"
Gott hörte sich für einen kurzen Augenblick seit langer Zeit zum ersten mal ein wenig hilflos an.
"Eure Herrlichkeit, Sie sollten nicht so fluchen", wagte der Oberengel einen weiteren Vorstoß, da er um die Moral unter der Engelschar bangte.
"Sei still, ich bin Gott, ich darf das!"
Noch ärgerlicher als zuvor ließ Gott seinen Blick weiter über die Erdkugel schweifen und erschrak erneut.
"Was ist denn das für ein Loch über Australien?"
"Die Menschen haben mit Treibhausgasen teilweise die Ozonschicht zerstört, eure Herrlichkeit."
"Da mach ich denen extra eine Ozonschicht, damit sie nicht gleich abkratzen und wie danken sie es mir? Keine Sekunde kann man die alleine lassen, wie die kleinen Kinder!"
Frustriert ließ Gott seinen Blick weiter wandern. Da erinnerte er sich an das kleine Land in Mitteleuropa, das ihm vor kurzem so viel Ärger gemacht hatte, das aber, wenn es nicht gerade irgendeinem Diktator zujubelte, "Land der Dichter und Denker" genannt wurde. Er richtete seine Sinne dorthin und ihm fiel auf, daß die Leute ihr Land nach dem Krieg fleißig wiederaufgebaut hatten. Er konzentrierte sich und versuchte mit seinem göttlichen Gehör zu erlauschen, was man dort unten so redete.
"Was guckst du so, Lan ? Bin isch Kino, oder was?" hörte er einen jungen Deutschen, der sich eigenartig kostümiert hatte, sagen. Für einen kurzen Augenblick dachte Gott schon, er wäre gemeint, doch dann entdeckte er in der Nähe des ersten einen zweiten Menschen, der genauso komisch aussah und jetzt dem ersten antwortete:"Hast du Problem, oder was? Soll isch lösen? Ey Lan, ich fick disch, isch schwör. Isch mach dich Brei, daß du liegst konkret drei Jahre in Krakenhaus, weistu wie isch mein?"
Zu Tode erschrocken wandte sich Gott ab und stieß erneut einen teuflischen Fluch aus.
"Land der Dichter und Denker!" schrie er und ließ einen heftigen Sturm über das unselige kleine Land herniedergehen.
"Der Kapitalismus ist inzwischen vom Wirtschaftssystem zum Gesellschaftssystem mutiert und eine seiner wichtigsten Stützen ist die gezielte Verdummung der Bevölkerung durch die Medien" wagte der Oberengel einen sozialkritischen Erklärungsansatz für das beobachtete Phänomen zu machen.
Da er nicht ganz verstanden hatte, was gemeint war, ignorierte Gott den Oberengel und wandte seinen Blick immer noch zornig ein wenig nach Süden, denn dort lag Rom mit dem Vatikan und den ganzen Gläubigen. Die hatte er schon immer gemocht, auch wenn sie manchmal etwas komisch waren und ziemlich verrückte Vorstellungen hatten. Vielleicht gab es ja dort noch ein paar vernünftige Menschen, an denen er sich erfreuen und die sein göttliches Gemüt besänftigen könnten. Doch was er im Vatikan sah ließ ihn endgültig die Beherrschung verlieren: Der Papst verkaufte Fanartikel, um die Kirchenkassen zu füllen! Außer sich vor Wut nahm er sein heiliges Zepter und sandte einen Blitz aus, der dem enorm mächtigen, schon senil und tattrig vor sich hinsabbernden Papst den Rest gab.
"Und sorg mir dafür, daß der Kerl auf keinen Fall hier oben reinkommt, hast du gehört?" herrschte er den Oberengel an.
Da er doch noch schwache Hoffnung hatte etwas Positives an der Menschheit zu finden, wandte er seinen Blick nach Nordamerika und ließ ihn über die USA schweifen, dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten, dem Synonym für Freiheit. Es hatte sich viel verändert dort, während er sich ausgeruht hatte. Auf den ersten Blick - so von oben betrachtet - sah es aus, als habe sich das Land prächtig entwickelt, auch wenn einige der Bundesstaaten gerade von einer großen Überschwemmung heimgesucht wurden.
Doch als Gott genauer hinsah bemerkte er ein paar eigenartige Sachen mit seinen göttlichen Sinnen. Die Menschen versuchten auch hier nicht im Geringsten in Einklang mit der Natur - mit der Schöpfung die ihn soviel göttlichen Schweiß gekostet hatte - zu leben, sondern zerstörten sie in diesem Land besonders rücksichtslos. Wie schwarze Krebsgeschwüre zogen sich die riesigen dreckigen Städte durch die Landschaft. Auch gab es offenbar einen sehr großen Unterschied zwischen arm und reich. In fast allen Städten sah man Stadtteile, in denen sehr viele arme Leute nur unter sich wohnten, richtige Ghettos. Offenbar waren die Reichen nicht bereit von ihrem Reichtum etwas abzugeben. Besonders wunderte er sich über denjenigen, den dieses Land zum Präsidenten gemacht hatte. Früher war es eigentlich immer so gewesen, daß ein Volk versucht hatte den vernünftigsten, schlausten und vorbildhaftesten zum obersten Mann im Staate zu machen. Dieses Prinzip hatten die Amerikaner eigentümlicherweise offenbar umgedreht. Ihm leuchtete jedoch nicht ein, was das bringen sollte. Auch war das Amt wohl wieder vererbbar.
Wie es der Zufall so wollte, ereignete sich in einer Kleinstadt des Landes der Freiheit gerade eines jener unschönen Ereignisse, die zwar auch in den USA noch nicht zu der Tagesordnung gehören, sich aber doch so häufig ereignen, daß sie als typisch für dieses Land betrachtet werden können: Ein kleiner Junge rannte mit wirrem Blick durch ein Klassenzimmer und schoß mit einer Waffe wild um sich, daß das Blut nur so spritzte.
"Was ist denn das ? Was haben die dem armen Jungen nur angetan, daß er so voller Hass ist ?" Gott verstand die Welt nicht mehr. "Wieso lassen die zu, daß der kleine Junge an eine Waffe gelangt? Wo zum Teufel haben die nur ihre gottverdammte Logik gelassen?"
Der Oberengel bekam beinahe einen Herzinfarkt. "Lassen Sie doch bitte das Gefluche, Eure Herrlichkeit! Ich will es ihnen ja erklären: Wir haben heutzutage in den USA eine Wirtschaftsdiktatur, die dem Volk als Demokratie verkauft wird."
Der Oberengel kam sich richtig schlau vor bei dem, was er da so sagte. "Und da es der Rüstungsindustrie gut tut, hat jeder Amerikaner das Recht eine Waffe zu tragen, obwohl es gar keinen Feind gibt. Ein kleines Massaker hier und da wird dafür in Kauf genommen."
Jetzt verstand Gott warum die Amis das alte Prinzip verdreht hatten - dumm denkt nicht selbst, sondern wird gedacht.
"Halt´s Maul du kleiner Schleimscheisser, das weiß ich auch so, ich bin schließlich Gott !" fauchte er den Engel an.
Langsam wurde Gott richtig depressiv. Jahrtausendelang hatte er sich um seine Menschheit väterlich gesorgt und gekümmert, ihre Entwicklung vorangetrieben, sie sogar schon mehrmals daran gehindert sich selbst auszurotten und nun war doch nichts vernünftiges aus ihnen geworden.
"Da hat unser Freund da unten ja gar nichts mehr zu tun, die kommen wie von selbst zu ihm." moserte er frustriert.
Gott grübelte sehr lange, wie das alles wieder ins Lot zu kriegen sei. Doch schließlich mußte er einsehen, daß ihn das erste Mal seit göttlich langer Zeit jemand ans Ende seiner Weisheit gebracht hatte. Diese Menschen waren wirklich eine ganz besondere, unglaublich einfallsreiche Plage.
"Langsam sind mir die kleinen Biester zu nervig, soll der da unten sie doch haben!" murmelte er resignierend vor sich hin.
Aber er war schon immer ein Optimist gewesen und so konnte er auch dieser verfahrenen Situation etwas Positives abgewinnen: "Der wird schon sehen was er davon hat. Wenn sie mich schaffen, schaffen sie den schon lange. Mehr will ich ja gar nicht."
Der Herrscher des Himmels, der Inbegriff des Guten, wandte sich erneut seiner Hängematte zu. Diese völlig neue Sicht der Dinge erlaubte es ihm wieder Schlaf zu finden.