Bernd Niquet: Kinowelt verkaufen
von: Dr. Bernd Niquet
Bernd Niquet: Kinowelt verkaufen
- Der Plumpsack geht um -
Jedes Mal, wenn ich in ein Restaurant gehe, das ich noch nicht kenne und welches eine aktuelle Tageskarte hat, dann muss ich an den alten André Kostolany denken. Und wenn dann sogar noch der Wirt oder der Kellner kommen und sagen Also heute empfehle ich Ihnen ganz besonders ..., dann wird diese Erinnerung nur umso stärker.
Denn wie hatte unser aller Börsenmeister doch zu diesem Thema so schön gesagt: Wenn mir der Wirt etwas empfiehlt, dann werde ich mit Sicherheit genau das nicht essen. Denn dann muss das weg. Ich werde mir folglich etwas anderes aussuchen, was somit frisch zubereitet werden muss.
Jedes Mal muss ich daran denken. Ob sie allerdings greift, diese Logik, da bin ich mir immer noch nicht sicher, denn bisher habe ich keinerlei Korrelation zwischen Tagesempfehlung und normaler Karte hinsichtlich der Essensqualität ausmachen können.
Manche Dinge hingegen sind einfach zu plump. So konnten wir beispielsweise Freitag in einer kurzen Fussballpause den Chefredakteur der Zeitschrift Finanzen in der 3sat-Börse erleben, der je schon einmal das Börsenspiel gewonnen hat. Mit vielen guten Picks und einem Griff daneben Kinowelt.
Nun muss man dazu wissen: Finanzen und Kinowelt gehören dem selben Eigentümer, weshalb eine Empfehlung von Kinowelt beziehungsweise die Aufnahme dieses Wertes in eine Musterdepot durch die Zeitschrift Finanzen, in etwa den gleichen Stellenwert hat, als wenn früher das Neue Deutschland den Sozialismus gelobt hätte. Denn hier geht es nicht um die Bedürfnisse des Lesers oder des Zuschauers, sondern um die Vertretung eigener Interessen:
Wenn das Sein schon nicht das Bewusstsein ändern kann dann muss eben anders nachgeholfen werden.
Doch was würden Sie nun sagen, wenn der Italiener um die Ecke, beim dem Sie letztes Mal den schlechten Fisch gegessen haben, nun sogar an Ihrer Wohnungstür klingeln und seine Fischprodukte anpreisen würde? Es wird Ihnen vermutlich nicht anders gehen als den Fernsehzuschauern am Freitag, die doch tatsächlich vernehmen mussten, dass einer der vier besten Tipps der Zeitschrift Finanzen für die nächste Zeit die Aktie der Kinowelt ist.
Meine Güte wie plump. Ab sofort gilt also wieder: Der Plumpsack geht um.
Zu toppen ist das fast nur noch durch die Umfrage einer anderen Börsenzeitschrift bei Personen des öffentlichen Lebens, welches ihre liebsten Internetseiten wären. Und raten Sie einmal, welche die Moderatorin der 3sat-Börse an erster Stelle genannt hat?
Ja, es ist tatsächlich wahr. Sie hat es tatsächlich getan! Welches ist ihr liebster Ausblick in der ganzen Welt? Also am liebsten schaue ich eigentlich in meinen eigenen Nachttopf hinein ...
von: Dr. Bernd Niquet
Bernd Niquet: Kinowelt verkaufen
- Der Plumpsack geht um -
Jedes Mal, wenn ich in ein Restaurant gehe, das ich noch nicht kenne und welches eine aktuelle Tageskarte hat, dann muss ich an den alten André Kostolany denken. Und wenn dann sogar noch der Wirt oder der Kellner kommen und sagen Also heute empfehle ich Ihnen ganz besonders ..., dann wird diese Erinnerung nur umso stärker.
Denn wie hatte unser aller Börsenmeister doch zu diesem Thema so schön gesagt: Wenn mir der Wirt etwas empfiehlt, dann werde ich mit Sicherheit genau das nicht essen. Denn dann muss das weg. Ich werde mir folglich etwas anderes aussuchen, was somit frisch zubereitet werden muss.
Jedes Mal muss ich daran denken. Ob sie allerdings greift, diese Logik, da bin ich mir immer noch nicht sicher, denn bisher habe ich keinerlei Korrelation zwischen Tagesempfehlung und normaler Karte hinsichtlich der Essensqualität ausmachen können.
Manche Dinge hingegen sind einfach zu plump. So konnten wir beispielsweise Freitag in einer kurzen Fussballpause den Chefredakteur der Zeitschrift Finanzen in der 3sat-Börse erleben, der je schon einmal das Börsenspiel gewonnen hat. Mit vielen guten Picks und einem Griff daneben Kinowelt.
Nun muss man dazu wissen: Finanzen und Kinowelt gehören dem selben Eigentümer, weshalb eine Empfehlung von Kinowelt beziehungsweise die Aufnahme dieses Wertes in eine Musterdepot durch die Zeitschrift Finanzen, in etwa den gleichen Stellenwert hat, als wenn früher das Neue Deutschland den Sozialismus gelobt hätte. Denn hier geht es nicht um die Bedürfnisse des Lesers oder des Zuschauers, sondern um die Vertretung eigener Interessen:
Wenn das Sein schon nicht das Bewusstsein ändern kann dann muss eben anders nachgeholfen werden.
Doch was würden Sie nun sagen, wenn der Italiener um die Ecke, beim dem Sie letztes Mal den schlechten Fisch gegessen haben, nun sogar an Ihrer Wohnungstür klingeln und seine Fischprodukte anpreisen würde? Es wird Ihnen vermutlich nicht anders gehen als den Fernsehzuschauern am Freitag, die doch tatsächlich vernehmen mussten, dass einer der vier besten Tipps der Zeitschrift Finanzen für die nächste Zeit die Aktie der Kinowelt ist.
Meine Güte wie plump. Ab sofort gilt also wieder: Der Plumpsack geht um.
Zu toppen ist das fast nur noch durch die Umfrage einer anderen Börsenzeitschrift bei Personen des öffentlichen Lebens, welches ihre liebsten Internetseiten wären. Und raten Sie einmal, welche die Moderatorin der 3sat-Börse an erster Stelle genannt hat?
Ja, es ist tatsächlich wahr. Sie hat es tatsächlich getan! Welches ist ihr liebster Ausblick in der ganzen Welt? Also am liebsten schaue ich eigentlich in meinen eigenen Nachttopf hinein ...