Beim Zins sparen

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Nassie:

Beim Zins sparen

 
10.08.03 13:50
KONSUMENTEN-KREDITE - Beim Zins sparen (EurAmS)

   
Die Zinsen bei Tages- und Festgeld sind so niedrig wie noch nie. Nur die Zinsen für Dispo-und Ratenkredite wollen und wollen nicht fallen. Da bleibt nur eines: Konditionen vergleichen. Die billigsten Anbieter
von Georg Pröbstl, Euro am Sonntag 32/03

Eigentlich müssten alle, die bei ihrer Bank in der Kreide stehen, vor Freude in die Luft springen. Denn die Europäische Zentralbank EZB tut einiges, um Unternehmen und Verbraucher mit billigem Geld zu versorgen. Erst im Juni hat sie den Leitzins auf zwei Prozent gesenkt. Zwei Jahre vorher waren es noch über vier Prozent. Und das wirkt – zumindest in Teilbereichen: So kosten in Deutschland Hypothekendarlehen derzeit im Schnitt rund zwei Prozentpunkte weniger Zins als 2001.

Doch an den Konditionen für Ratenkredite und Girokonten gingen die fallenden Zinsen nicht nur spurlos vorüber. Im Gegenteil, laut Bericht der Deutschen Bundesbank wurden Dispokredite sogar teurer. Demnach liegt der Zins dafür derzeit durchschnittlich bei 12,3 Prozent jährlich. Im Jahr 2000 war die vereinbarte Überziehung beim Gehaltskonto noch viel billiger. Damals wurden durchschnittlich nur 11,3 Prozent fällig. Grund für die teuren Kredite: Kaum eine Bank gibt die EZB-Zinssenkungen weiter. Stattdessen erhöhen sie lieber ihre Gewinnspanne.

Wer Miese bei der Bank hat oder bald einen Kredit aufnehmen will, sollte deshalb die Konditionen der einzelnen Banken genau vergleichen. Das rechnet sich. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes hat jeder Haushalt, der Konsumentenkredite aufgenommen hat, hier im Schnitt knapp 8000 Euro Schulden. Wer den günstigsten Anbieter wählt, kann schon bei dieser Summe und einer Laufzeit von fünf Jahren mehr als 1500 Euro Zinsen sparen – oder der Kredit wäre bei gleicher monatlicher Belastung dank des günstigeren Zinssatzes bereits ein halbes Jahr früher getilgt. Ein Vergleich lohnt sich besonders beim Kauf eines Neuwagens.

Autokredite:

Zinslos vom Hersteller

Besonders günstig fährt so mancher Neuwagenkäufer, wenn er das Auto beim Hersteller finanziert. Die Autobauer suchen bei der jetzigen Absatzkrise in Deutschland händeringend Käufer für ihre neuen Autos und bieten deshalb bei der Finanzierung Spitzenkonditionen. Der krisengeschüttelte italienische Autohersteller Fiat berechnet beispielsweise für die Finanzierung eines neuen Fiats bei einer Laufzeit von bis zu 36 Monaten bei manchen Modellen überhaupt keine Zinsen mehr. Nächstes Beispiel: Chrysler. Die US-Tochter von DaimlerChrysler bietet den Kredit für alle Fahrzeuge je nach Laufzeit bereits ab 0,6 Prozent Zinsen im Jahr an.

Klingt verlockend. Doch bei der Händlerfinanzierung muss man aufpassen. Wer seinen Neuwagen nämlich über die Bank des Herstellers finanziert, bekommt oft beim Kauf keinen Nachlass mehr auf den Listenpreis des Wagens. Nur wenn es den Rabatt zusätzlich zur Finanzierung gibt, ist diese Variante wirklich die preiswerteste. Andernfalls ist ein günstiger Kredit bei einer normalen Bank und Barzahlung mit Händlerrabatt meist billiger.

Gibt der Verkäufer aber trotz Finanzierung über die Autobank noch Rabatt, lohnt sich ein Kredit oft sogar für diejenigen, die den Kaufpreis für den neuen Wagen flüssig haben. Denn sie können beispielsweise bei Fiat das Auto für nullkommanix finanzieren und ihr eigenes Geld anlegen. Sparbriefe mit einer Laufzeit von drei Jahren bringen bei einigen Banken mehr als drei Prozent Zins im Jahr. Das beste Angebot hat hier bis 20000 Euro derzeit die Münchner Privatbank Reitinger mit 3,5 Prozent.

Ratenkredite: Die Zinslast senken

Ein Vergleich der Konditionen lohnt aber nicht nur beim Kauf eines neuen Wagens oder neuer Möbel. Auch die Umschuldung bestehender Kredite senkt die Zinslast oft beträchtlich. Denn die Zinssätze für Ratenkredite liegen weit auseinander. Die Easyhyp verlangt derzeit für einen Ratenkredit mit einer Laufzeit von 36 Monaten 6,80 Prozent Effektivzins pro Jahr und ist damit in diesem Bereich der günstigste Anbieter. Bei einem Kredit über 15000 Euro sind hier rund 1531 Euro Zinsen fällig. Der durchschnittliche Kreditnehmer blättert dagegen wesentlich mehr auf den Tisch: Nach Angaben der Bundesbank kostet der Ratenkredit im Durchschnitt 10,5 Prozent im Jahr. Bezogen auf die 15000 Euro in unserem Beispiel sind dann mit 2430 Euro gleich 900 Euro mehr an Zinsen fällig.

Aber Vorsicht: Der Zinssatz ist beim Ratenkredit nicht alles. Beim Abschluss werden oft Bearbeitungsgebühren verlangt. Diese liegen je nach Anbieter meist bei zwei oder drei Prozent des Kreditbetrags. Doch einige Institute verzichten auch ganz darauf. Günstige Banken ohne Bearbeitungsgebühr sind beispielsweise die NetBank, die DHB Bank oder die Finansbank. Und bei der Norisbank werden Bearbeitungsgebühren erst bei Laufzeiten von mehr als drei Jahren in Rechnung gestellt.

Wer schon bei einigen Banken in der Kreide steht, kann allerdings bei einem neuen Kreditantrag unter Umständen beim Institut seiner Wahl abblitzen. Denn ob ein Kunde kreditwürdig ist oder nicht, erfahren Banken ziemlich schnell durch eine Anfrage bei der Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung, kurz Schufa. Dort sind kreditrelevante Daten von 57 Millionen Menschen gespeichert. Darunter Angaben zu bestehenden Ratenkrediten mit Laufzeit und Betrag, zu Leasing-Verträgen, Girokonten samt Kreditrahmen oder auch detaillierte Angaben zu Kreditkarten. Bei jeder neuen Kontoeröffnung oder Kreditvergabe wird geprüft, ob eine negative Auskunft der Schufa vorliegt und ob der Kunde überhaupt kreditwürdig ist. Gibt es etwa unbezahlte Forderungen, wird aus dem neuen Kredit nichts. Wer jedoch eine weiße Weste hat und dennoch bei einem Kreditantrag eine Absage bekommt, sollte seine Daten bei der Schufa erfragen und gegebenenfalls berichtigen lassen. Die Eigenauskunft kostet 7,60 Euro.

Dispokredite: Kein Geld verschenken

Ordentlich sparen lässt sich auch beim Girokonto. Auch hier liegen die Zinssätze der einzelnen Banken weit auseinander. Während der Dispokredit im Schnitt derzeit 12,3 Prozent Zinsen pro Jahr kostet, berechnet der günstigste Anbieter, die SKG Bank, dafür lediglich 7,85 Prozent. Allerdings ist dabei die Kontoführung nur online möglich. Bei der Allgemeinen Deutschen Direktbank DiBa gibt es den günstigen Überziehungskredit auch, wenn man das Konto via Telefonbanking führt. Die Kontoüberziehung im Rahmen des Dispokredits kostet dann 8,50 Prozent im Jahr.

Wer sich mit dem Gedanken trägt, sein Girokonto zu wechseln, sollte aber nicht nur auf die Überziehungszinsen achten. Für ihn sind auch die Gebühren für Überweisungen und Kontoführung sowie die Zahl der Automaten, an denen man kostenlos Geld abheben kann, wichtig. Denn was nutzt der günstigste Dispokredit, wenn man jedesmal beim Geldholen geschröpft wird. Viele Banken haben sich inzwischen zu Automaten-Ringen mit jeweils mehreren tausend Geräten zusammengeschlossen.

Billiges Geld auf Aktien

Besonders billig kommt man mit Wertpapierkrediten an Geld. Bei den meisten Banken ist dieser für den Kauf von Aktien vorgesehen und somit zweckgebunden. Doch einige Banken machen diese Beschränkung nicht. Wer seine Aktien beispielsweise bei der Weberbank hat, bekommt bei einem Depotvolumen ab 25000 Euro einen Wertpapierkredit zur freien Verfügung mit einem aktuellen Zinssatz von 4,75 Prozent im Jahr.

Die Höhe des Kredites hängt dabei von der Art der deponierten Wertpapiere und der jeweiligen Depotbank ab. Auf deutsche Standardwerte gibt es meist etwa 50 bis 60 Prozent vom Kurswert als Kredit. Bei Anleihen mit höchster Bonität, etwa Bundesanleihen, sind es meist 80 Prozent. Geldmarktfonds bringen gar Kredite in Höhe des jeweiligen Kurswerts. Ausländische Aktien, vor allem kleinere Unternehmen oder Technologiewerte an der Nasdaq, sind dagegen meist als Sicherheit nicht gut genug. Das gilt auch für Anleihen mit zweifelhafter Bonität.

Doch auch hier muss man einiges beachten: Wer den Bogen überspannt und sein Depot zu hoch beleiht, hat schnell das Nachsehen. Denn wenn die Aktienkurse fallen, sinkt auch die Sicherheit für den Kredit. Wer den Kredit dann zu weit ausgeschöpft hat, muss mit Geld ausgleichen oder weitere Aktien ins Depot legen. Wird die fehlende Sicherheit nicht geliefert, verkauft die Bank einen Teil der deponierten Aktien. Wer einen günstigen Wertpapierkredit will, sollte auch auf Depot- und Transaktionsgebühren achten.

Noch billiger als mit einem Wertpapierkredit kommen Immobilienbesitzer an frisches Geld. Wer sein Hypothekendarlehen für eine Immobilie bereits zurückgezahlt hat, sollte die Grundschuld jedoch nicht löschen, sondern diese beispielsweise zur Umschuldung bestehender teuerer Konsumentenkredite oder zur Finanzierung neuer Anschaffungen verwenden.


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