Tchibo-Eigentümer wollen heute ihre Trennung besiegeln
Hamburg - Ein Jahrzehnte langer Familienstreit soll an diesem Montag sein Ende finden: Die fünf Geschwister der Tchibo-Erbenfamilie Herz wollen sich trennen. Im Rahmen einer Hauptversammlung sollen die Geschwister Günter und Daniela Herz mit 4,2 Mrd. Euro ausbezahlt werden. Tchibo gehört dann künftig Michael, Joachim und Wolfgang Herz und ihrer Mutter Ingeburg. Günter Herz war vor zwei Jahren von seinen Brüdern als Vorstandsvorsitzender aus dem Konzern gedrängt worden. Bis zuletzt wird allerdings noch um die Details der Trennung gerungen. Streitpunkte sind die Pläne von Joachim Herz und die Zukunft der Tchibo-Beteiligung Beiersdorf.
Der neue Tchibo-Chef Dieter Ammer, der sein Amt erst im Juni angetreten hat, geht nach der Trennung der Geschwister mit weniger Sorgen, aber auch mit weniger Geld ans Werk. Sein Auftrag lautet nach wie vor, für Tchibo die Mehrheit oder zumindest eine deutliche Aufstockung am ertragsstarken Beiersdorf-Konzern zu erreichen. "Für diesen Fall haben die Familienmitglieder vereinbart, ihre Kräfte wieder zu bündeln", heißt es in den Vertragsentwürfen zur Trennung. Im Gespräch ist nun aber auch, dass Joachim Herz ebenfalls als Tchibo-Besitzer ausscheiden und mit Anteilen an Beiersdorf ausbezahlt werden könnte.
Die Allianz-Versicherung mit ihrem Paket von 44 Prozent der Beiersdorf-Aktien gilt seit zwei Jahren als verkaufswillig, ohne dass tatsächlich ein Geschäft zu Stande kam. Das Interesse etwa von Procter & Gamble an der Übernahme von Beiersdorf wurde immer wieder genannt, belegt ist es bislang nicht. "Tchibo sitzt am längeren Hebel", meint Aktienanalyst Michael Mantlik von der Vereins- und Westbank. Gegen den Willen der Hamburger mit ihrem 30-Prozent-Anteil kann kein anderes Unternehmen die begehrte Marke Nivea ergattern. Den Medienwind um einen möglichen Einstieg von Procter & Gamble, L'Oréal oder Unilever hält Mantlik für heiße Luft. "Diese Spekulationen sind sehr weit hergeholt."
Entscheidend für die Beiersdorf-Zukunft wird nun sein, ob sich Tchibo und die Allianz einig werden. Da mit dem Abfluss von 4,2 Mrd. Euro an Günter und Daniela die Kriegskasse deutlich leerer geworden ist, will Tchibo wohl nicht mehr den gesamten Allianz-Anteil haben. Für 20 Prozent der Aktien müsste Tchibo rund zwei Mrd. Euro aufbringen, was nach Informationen aus dem Konzern jederzeit möglich sein soll. Bei der Allianz blieben dann 24 Prozent. Diese Aktien könnte die Versicherung an Investoren oder über die Börse verkaufen - oder behalten. nic/dpa
Artikel erschienen am 18. Aug 2003