Bedrohung der Finanzmärkte

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Nassie:

Bedrohung der Finanzmärkte

 
15.12.02 22:36
An den Finanzmärkten bahnen sich tektonische Verschiebungen an

Washingtons Strategiewechsel bringt Dollar unter Druck / Euro-Renditen sinken auf mehrjähriges Tief / Debatte über Deutschlands AAA-Note / Von Benedikt Fehr


FRANKFURT, 15. Dezember. Er ist der mächtigste Mann der Welt. Doch wenn die Wirtschaft nicht bald in Schwung kommt, könnte er bei den Präsidentenwahlen im Herbst 2004 als "gewogen und zu leicht befunden" sang- und klanglos abserviert werden. Um dieser Schmach zu entgehen, die schon seinem Vater widerfuhr, hat George W. Bush seine Wirtschaftsmannschaft ausgewechselt. Neue Leute sollen es nun richten. Im Vorgriff haben die Finanzmärkte bereits reagiert. Als spektakulärste Folge ist der Euro am Freitag auf den höchsten Stand seit fast drei Jahren gestiegen. Ähnliches gilt für den Preis der Ersatzwährung Gold. Für manche Analysten ist dies erst der Auftakt einer "tektonischen Verschiebung" in der Weltwirtschaft.

Entgegen den Erwartungen tritt die amerikanische Wirtschaft immer noch auf der Stelle, wie die Analysten von Salomon Smith Barney schreiben. Dabei hat die Notenbank den Leitzins bereits drastisch auf 1,25 Prozent gesenkt, Bush zudem das größte Konjunkturprogramm aller Zeiten aufgelegt: So hat die Regierung nach einem Überschuß von 236 Milliarden Dollar im Haushaltsjahr 2000/2001 (Ende September) im vergangenen Haushaltsjahr für 159 Milliarden Dollar Kredite aufgenommen - ein "Swing" von fast 4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Bei der Notenbank (Fed) beobachtet man voll Sorge, daß dies alles nicht recht wirkt. Wie sich dem vergangene Woche veröffentlichten Protokoll über die Sitzung Anfang November entnehmen läßt, hat sie den Leitzins gesenkt, um dem Risiko "latenter Deflation" vorzubeugen, wie es dort wörtlich heißt.

Soweit bisher bekannt, will Bush sein Heil in beträchtlichen kreditfinanzierten Steuersenkungen suchen. Noch ist freilich nicht klar, ob sein am Donnerstag ernannter Wirtschaftsberater Stephen Friedman diesen Kurs uneingeschränkt befürwortet. Denn Friedman, einem früheren Chef der Investmentbank Goldman Sachs, ist klar, daß Wall Street auf einen weiteren Anstieg des Defizits sauer reagieren könnte: Kämen Inflationssorgen auf, würde dies die Zinsen nach oben treiben - und wohl auch dieses Konjunkturprogramm verpuffen.

Wie sensibel die Finanzmärkte reagieren, zeigte sich bereits in der vergangenen Woche. Spekulationen, daß die neue Mannschaft von der inoffiziellen Politik der Dollar-Stärke Abschied nehmen dürfte, lösten prompt einen Abfluß von Kapital aus dem Dollarraum aus. Das hat den Dollar gegenüber allen wichtigen Währungen unter Druck gebracht, den Euro mit 1,0257 Dollar auf den höchsten Kurs seit Januar 2000 steigen lassen.

Für Thomas Mayer, Chefvolkswirt bei der Deutschen Bank in London, würde eine Abkehr von der Politik der Dollar-Stärke nur "politisch begleiten", was der Markt ohnehin erzwingen würde. Denn das Strickmuster, nach dem die Weltwirtschaft in den vergangenen Jahren funktionierte, habe sich überlebt. Kennzeichen dieses Musters war, daß Amerika mehr verbrauchte, als es selber produzierte - was dem Rest der Welt exportgetriebenes Wirtschaftswachstum ermöglichte. Bislang konnte Amerika die Warenimporte problemlos durch Kapitalimport finanzieren. Doch beginnt der Kapitalstrom in Richtung Amerika abzuebben. Erstens, weil Ausländer schon vollgepumpt sind mit amerikanischen Aktiva, zweitens, weil die Renditen auch in Amerika zu wünschen übriglassen. Damit könnte das Pendel nun zurückschwingen: Demnach stünde eine Periode bevor, in der rückläufige Kapitalzuflüsse einen Abbau des amerikanischen Außenhandelsdefizits erzwingen - mit entsprechenden Folgen für die Kapitalströme an den globalen Finanzmärkten sowie die Weltwirtschaft insgesamt. Investoren mit langem Gedächtnis erinnert die Situation an die achtziger Jahre, als das "Zwillingsdefizit" in Amerikas Staatshaushalt und Leistungsbilanz den Dollar abwerten ließ.

Die Investoren, die sich in der vergangenen Woche aus dem Dollarraum verabschiedeten, haben zunächst bevorzugt in europäische Staatsanleihen mittlerer Laufzeit umgeschichtet. Dadurch sind die Renditen für Papiere mit zwei- und fünfjähriger Laufzeit zum Wochenschluß jeweils auf den tiefsten Stand seit dem Frühjahr 1999 gefallen. Auch im kommenden Jahr dürften zunächst wohl vor allem die Euro-Anleihemärkte von Zuflüssen aus dem Dollarraum profitieren. Denn die gedämpften Prognosen für das Wirtschaftswachstum 2003 im Euro-Raum lassen wenig Gutes für die Unternehmensgewinne erwarten. Das hat die Aktienmärkte in den vergangenen Wochen bereits unter Druck gebracht, ein Trend, der fortdauern dürfte.

Allerdings haben am Freitag auch die Kurse zehn- und dreißigjähriger Bundesanleihen nachgegeben. Der Markt reagierte damit auf Spekulationen über eine andere tektonische Verschiebung: daß nämlich deutsche Staatsanleihen die höchste Bewertungsnote AAA verlieren könnten, wenn Berlin die Strukturprobleme nicht bald entschlossen angehe. Als ein erster Schritt in die richtige Richtung könnte sich das neue Interesse von Bundesfinanzminister Hans Eichel an einer Abgeltungssteuer erweisen. Ersten Berichten zufolge soll sie so ausgestaltet werden, daß sie die Rückkehr von "Fluchtkapital" nach Deutschland ermöglicht. Weil dies auf Kapitalabflüsse aus der Schweiz hinauslaufen könnte, ist der Schweizer Franken gegenüber dem Euro auf ein mehrmonatiges Tief gefallen.

MaxGreen:

Shares May Fall With Earnings Estimates:

 
15.12.02 23:33
U.S. Stocks Outlook
By Josh P. Hamilton


New York, Dec. 15 (Bloomberg) -- Profit estimates for U.S. companies may continue to decline as the fourth quarter ends, sending stocks to further losses, some analysts said.

Wall Street analysts raised forecasts on one stock in the Standard & Poor's 500 Index for every three they cut during the past three months, according to a Merrill Lynch & Co. study of data from Thomson First Call. That's the lowest ratio in a year, and reflects reduced expectations for companies such as General Electric Co. and R.J. Reynolds Tobacco Holdings.

``Analysts always start out too optimistic, then try to get in line with what actually happens,'' said Brett Gallagher, who helps oversee $3.9 billion as head of equities for Julius Baer Investment Management in New York. ``When they stop lowering, that may suggest things are looking up.''

For this quarter, analysts predict 14.9 percent profit growth for S&P 500 members on average, according to First Call. That's down from 16.8 percent last month; the projected earnings growth was 22.4 percent three months ago.

``The economy's `soft spot' probably will be cleared up with a decent Christmas,'' said Donald L. Ross, chief investment officer at National City Investment Management Co. in Cleveland. ``I don't think it's going to be gangbusters by any stretch of the imagination. But it will certainly be better than some of the poor expectations.''

Last week, the S&P 500 and Dow Jones Industrial Average lost 2.5 percent and the Nasdaq Composite Index dropped 4.2 percent. All three had their first consecutive weekly declines since the weeks ended Sept. 27 and Oct. 4.

Trading may be slower than average in the event of a strike by New York City's bus and subway workers. The walkout would start 12:01 a.m. Monday if an agreement on a new contract isn't reached.

`Confession Week'

This week marks the start of what Joseph Kalinowski, equity strategist at Ehrenkrantz King Nussbaum, called the confession season -- the final two weeks of each quarter, when companies alert analysts if earnings will differ from their estimates. Kalinowski said he expects a number of lowered projections.

In late September, reduced forecasts from companies such as Electronic Data Systems Corp., J.P. Morgan Chase & Co. and Kroger Co. helped send the S&P 500 and the Dow to the biggest quarterly losses in 15 years.

Waters Corp., last week's worst performer in the S&P 500, said Friday that it will earn less in the fourth quarter than analysts forecast. Shares of the maker of laboratory equipment slumped 21 percent.

Companies scheduled to report earnings this week include four of the largest U.S. brokerage firms: Bear Stearns Cos. on Wednesday and Morgan Stanley, Goldman Sachs Group Inc. and Lehman Brothers Holdings Inc. on Thursday.

General Electric is holding a conference call with analysts on Tuesday to discuss its outlook. Analysts expect the maker of products ranging from jet engines to television shows to earn 31 cents a share in the fourth quarter on average. The number was 45 cents three months ago. The shares have fallen 5.5 percent during that time.

Oil, Gold Rise

Reductions in earnings estimates are helping to seal a third straight losing year for the S&P 500 and the Dow industrials. The last time they fell for three years running was 1939 to 1941.

While the S&P 500 has risen 15 percent since touching a five- year low on Oct. 9, it's down 23 percent for the year. The Dow industrials are down 16 percent.

Rising jobless claims and oil prices provided evidence last week that the economy and corporate profit growth may slow.

First-time claims for unemployment benefits rose to an eight- month high of 441,000. In addition, producer prices unexpectedly dropped 0.4 percent in November.

Crude oil rose 5.6 percent for the week to $28.44 a barrel in New York. OPEC agreed to reduce production and a nationwide strike in Venezuela, the world's fifth-largest oil exporter, disrupted shipments.

Concern that the economy is faltering also helped send gold to a five-year high of $333.80 an ounce in New York. The Amex Gold Bugs Index rose 10 percent last week. Hecla Mining Co., the week's best performer in the index, jumped 19 percent and is up fivefold this year.

`Better' Picture

On the other hand, S&P 500 profits may rise faster in the fourth quarter than they did in the third, when they increased 7 percent. The third-quarter growth was faster than the second quarter's 1 percent rise.

``The fundamental earnings picture is getting much better,'' said Mark Bronzo, who oversees about $5 billion at Groupama Asset Management in New York. ``A lot of companies have gone from saying `we have no idea when things will get better' to saying business has stabilized.''

After markets closed Friday, Valero Energy Corp. Chief Executive Officer William Greehey said the U.S. oil refiner will earn 75 cents a share in the fourth quarter, up from a previous forecast of 50 cents.

Economic reports this week may show an economy that's growing slowly with little inflation.

A government report due Tuesday may show that inflation remains in check. Consumer prices rose 0.2 percent in November, according to the average estimate of economists in a Bloomberg News survey. Also, housing starts probably rose to a 1.68 million annual pace in November from 1.6 million, another survey showed.

Initial jobless claims are seen falling to 401,000 in a weekly Labor Department report, due on Thursday. The final report on third-quarter economic growth is scheduled for Friday, and the annual rate may be unchanged at 4 percent.

Even so, investors such as Weidong Huang see little reason to expect companies to start raising earnings forecasts, rather than lowering them.

``There is too much optimism out there,'' said Huang, who helps oversee $2 billion at TimesSquare Capital Management and focuses on health care stocks. ``In most cases,'' the money manager says, ``the Street's estimates are ahead of my own.''

calexa:

Sehr interessant

 
16.12.02 09:11
zu lesen. Danke.

So long,
Calexa
www.investorweb.de
MaxGreen:

Großreinemachen nach US-Bilanzskandalen

 
17.12.02 20:16
HINTERGRUND: Großreinemachen nach US-Bilanzskandalen versinkt vorerst im Chaos

Hartes Durchgreifen hatte US-Präsident George W. Bush angekündigt, als die Welle der Buchschwindelskandale im Frühsommer über der US-Wirtschaft zusammenzuschlagen drohte. Keiner sollte der Regierung, die wie kaum eine vor ihr den Schmusekurs mit Unternehmern zelebrierte, den Vorwurf machen können, sie lasse die Millionenschwindler ungeschoren davon kommen. Doch mit dem Rücktritt ihrer beiden designierten Kämpfer an vorderster Front steht die Regierung vor einem Scherbenhaufen. Wall-Street-Firmen frohlocken verstohlen. Sie wollen weit reichende und kostspielige Reformen, die noch vor kurzem unausweichlich schienen, nun erstmal aufschieben.

Zuerst trat vergangene Woche der umstrittene Chef der Wertpapier- und Börsenaufsicht (SEC), Harvey Pitt, zurück. Jetzt warf William Webster, Ex-Chef des Geheimdienstes CIA und des Bundeskriminalamtes FBI, das Handtuch. Als Chef der neuen Aufsichtsbehörde sollte er die nach Bilanzskandalen in Verruf geratenen Wirtschaftsprüfer an die kurze Leine nehmen.

WICHTIGSTE INSTITUTIONEN KOPFLOS

Das angesichts gestürzter Aktienkurse und pessimistischer Wirtschaftsstimmung mit Hochdruck betriebene Projekt "Vertrauen der Anleger wieder herstellen" ist vorerst fehl geschlagen. Die beiden dafür wichtigsten Institutionen sind kopflos und Nachfolger für Pitt und Webster nicht in Sicht. Sollte die Regierung nicht schnellstens Nägel mit Köpfen machen, könnte der Vorwurf kleben bleiben, die Bush-Regierung wolle ihren einstigen Gönnern nicht wirklich an den Kragen.

Mit der neuen Mehrheit in beiden Häusern des US-Kongresses ist den Republikanern von George W. Bush paradoxerweise auch ein Rad vom Wagen gegangen: denn alles, was ab jetzt in Washington bewegt oder eben nicht bewegt wird, geht auf das Konto der Mehrheitspartei. Die Demokraten, die bislang im Senat das Sagen hatten und von den Republikanern oft als Bremsklotz für verschleppte Regierungsgeschäfte vorgeschützt wurden, sind weg vom Fenster.

ROHRKREPIERER ZEICHNET SICH AB

Den Wall-Street-Firmen wittern Morgenluft. "Ich denke, mit dem Wahlergebnis und der Aussicht auf einen neuen, weniger umstrittenen SEC-Chef wollen viele Firmen jetzt erst mal Pause einlegen und neu überlegen, auf was sie sich eigentlich einlassen wollen", sagte der Manager einer großen Brokerfirma der "Washington Post". Die Firmen hatten sich widerwillig auf Verhandlungen über hohe Strafen und strikte neue Geschäftsregeln eingelassen, um angedrohte Untersuchungen in dubiose Machenschaften abzuwenden.

Ein SEC-Vorschlag, der jetzt zum Rohrkrepierer zu verkommen droht, hätte die Wall-Street-Firmen richtig Geld gekostet. Die SEC wollte die Firmen verpflichten, unabhängige Unternehmensanalysen einzukaufen und an ihre Kunden zu verschicken. Damit sollten Einschätzungen von hauseigenen Analysten, die - wie in der Vergangenheit geschehen - geschönt waren, um lukrative Consultingaufträge reinzuholen, konterkariert werden. "Wachsende Skepsis" machte ein Broker dazu an der Wall Street bereits aus./DP/oe/cs

----- Von Christiane Oelrich, dpa -----




Stox Dude:

Dollar Policy !

 
17.12.02 20:31
11:44AM White House supports strong dollar policy : Traders citing Bloomberg say that White House spokesman Ari Fleischer said the govt supports a strong dollar; following these comments the dollar erased some of its loss against the yen and gold continued its intraday slide


12:42PM U.S. Treasury says policy on dollar "remains unchanged" -- Dow Jones



Stox Dude
Bedrohung der Finanzmärkte 886980
MaxGreen:

Die Amis haben Angst !! o. T.

 
17.12.02 20:38
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