Basel II

Beiträge: 4
Zugriffe: 402 / Heute: 1
vega2000:

Basel II

2
14.01.02 11:54
 

Kolumne: Basel II und die Folgen - Unternehmensfinanzierung (nicht) leicht gemacht


Die neuen Eigenkapitalvorschriften für Banken (Basel II-Akkord) wird sich auf die Finanzierungsmöglichkeiten vor allem kleiner und mittlerer Unternehmen auswirken. Ob zu deren Vorteil oder Nachteil, ist heftig umstritten.

Genau genommen sind die neuen Eigenkapitalvorschriften des bei der Bank für internationalen Zahlungsausgleich angesiedelten Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht noch nicht im Detail festgelegt. Auf Drängen einzelner Ausschußmitglieder wie Deutschland und Japan wurde eine dritte Beratungsrunde angesetzt. Zu Beginn des nächsten Jahres soll dann der endgültige Entwurf vorgelegt und beschlossen werden. Die Umsetzung in die Praxis erfolgt dann im Jahr 2005 und nicht wie ursprünglich geplant 2004. Deutschland ist im Baseler Ausschuß u.a. durch die Bundesbank und das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen vertreten.

Worum geht es in Basel II im wesentlichen? 1988 wurde im Basel I-Akkord beschlossen, daß ab 1992 jedes international tätige Kreditinstitut bei einer Kreditvergabe als Sicherheit pauschal 8 % der Kreditsumme mit Eigenkapital unterlegen muß. Ein niedrigerer Anteil, der für den Kreditnehmer günstigere Kreditkonditionen ermöglichen würde, war nicht vorgesehen. Die stärkere Risikodifferenzierung beim Kreditrisiko steht im Mittelpunkt der neuen Eigenkapitalrichtlinien. Grundsätzlich soll dabei gelten, daß Banken geringere Risiken mit weniger Eigenkapital unterlegen müssen. Demzufolge sollen sich Kreditnehmer mit einer höheren Bonität zukünftig preiswerter finanzieren können, sprich niedrigere Zinsen zahlen, als solche mit einer niedrigeren Bonität. Über die Art der Feststellung der Bonität, das Rating, wurde in den bisherigen Verhandlungsrunden des Bankenausschusses intensiv verhandelt.

Strittig war dabei, ob das Rating ausschließlich von externen Ratingagenturen oder aber auch von den Banken selbst durchgeführt werden kann und welche Bewertungskriterien in das Rating mit einfließen sollen. Für die Zulassung bankinterner Ratings wurde u.a. von deutscher Seite heftig geworben, da die deutsche bzw. kontinentaleuropäische Ratingkultur, zumal im Bereich kleinerer und mittlerer Unternehmen, der US-amerikanischen weit hinterherhinkt. Ausschließlich externe Bewertungen hätten für die Unternehmen erhebliche Mehrkosten bedeutet. Unternehmen ohne Rating wäre umgekehrt der Zugang zu verbilligten Krediten verwehrt geblieben. Nach dem jetzigen Stand der Verhandlungen wird es zwei Ansätze für interne Ratings geben. Bei dem einfachen Ratingansatz beschränken sich die Kreditinstitute auf eine Abschätzung der Ausfallwahrscheinlichkeit eines Kredits. Zusätzliche risikobestimmende Parameter (z.B. Verlustquote im Insolvenzfall) werden von der Bankenaufsicht standardisiert vorgegeben. Der komplexere Ansatz erlaubt den Banken auch die übrigen Parameter selbst zu schätzen, solange sie dazu eine bankenaufsichtliche Zulassung erhalten haben.

Weiterhin umstritten sind hingegen vor allem zwei Punkte, die Bewertung langfristiger Kredite und die Einbeziehung sogenannter operationaler Risiken. Nach den Vorstellungen der USA sollen langfristige Kredite künftig mit mehr Eigenkapital unterlegt werden als kürzer laufende Ausleihungen. Ein Wettbewerbsvorteil für US-Banken, wie Experten meinen, da Unternehmen in den USA traditionell eher auf Kredite mit kürzeren Laufzeiten zurückgreifen. Ein komplexes Problem stellt der Umfang der Einbeziehung der operationellen Risiken der Banken selbst dar. Diese beziehen sich auf bankinterne Risiken wie das Versagen von EDV-Anlagen oder Fehlentscheidungen einzelner Mitarbeiter bzw. des Managements. Nach bisherigen Vorstellungen sollen diese Risiken zusätzlich mit 20 % der gesamten Eigenkapitalanforderungen angesetzt werden, von deutscher Seite werden 10 % als ausreichend erachtet.

Wie auch immer die neue Eigenkapitalvereinbarung im Detail aussehen wird, die Auswirkungen auf die Finanzierungsmöglichkeiten vieler Unternehmen dürften nicht unerheblich sein. Die Mehrzahl der Unternehmen sehen im Zusammenhang mit Basel II mehr Nachteile als Vorteile auf sich zukommen und rechnen mit einer Abnahme der Bedeutung des klassischen Firmenkredits, wie eine kürzlich veröffentlichte Untersuchung der Unternehmensberatung Wieselhuber & und Partner deutlich macht. Zumindest bei einem Teil dieser Unternehmen dürfte die Skepsis berechtigt sein, denn Basel II wird, salopp gesagt, das Fremdkapital für gute Schuldner verbilligen und für schlechte Schuldner verteuern.

Die Unternehmen werden gezwungen sein, sich mehr in die Karten schauen zu lassen, die Finanzierungsbeziehungen zwischen Banken und Kunden werden sich intensivieren. Dies bietet auch die Chance, eigene Schwachstellen zu erkennen und ein eigenes Risikomanagement voranzutreiben. Positiv zu Buche schlägt auch, daß gegenüber Basel I die neuen Vorschläge den Katalog von Sicherheiten eines Unternehmens erweitern, die eine Bank eigenkapitalwirksam berücksichtigen darf. Dazu zählen u.a. Aktien, Investmentanteile und Lebensversicherungen. Weiterhin weisen Fachleute auf neue Finanzierungsmöglichkeiten hin, z.B. in Form von Anleihen, die sich für Unternehmen, die sich einem (externen) Rating unterzogen haben, ergeben können.

Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht sind die neuen Eigenkapitalrichtlinien und die damit verbundene Aufspreizung von Kreditzinsen zu begrüßen. Es wird zu einer effektiveren Allokation von Kapital kommen, solide wirtschaftende Unternehmen wird es durch Basel II erleichtert werden, weiter erfolgreich zu agieren. Noch schwieriger wird die Kapitalbeschaffung allerdings für junge Unternehmen bzw. solche, die sich in der Aufbauphase befinden. Diese werden in noch größerem Maße als bisher auf den VC-Markt angewiesen sein.

Quelle: Yahoo-finanzen


Basel II 538478mapage.noos.fr/mouss/Vega2000.JPG" style="max-width:560px" >
Guido:

Verteuerung der Kreditzinsen bei

 
14.01.02 14:36
Kleinunternehmern?
Das Problem dabei ist, das nur 7% der Kleinstunternehmer und
12,5% der Kleinunternehmer (bis zu 1Mio € Umsatz) bisher etwas davon gehört haben (Quelle IHK Niederrhein)und vor allem sich damit beschäftigt haben.

Auszug:
Basel II und Rating: Mittelstand in rauer See!!
Dr. Helmut Rödl (Geschäftsführer Creditreform Neuss) mahnt: "Alles hat eine hohe Ernsthaftigkeit"
"BASEL II" wirkt sich auch auf den kleinen Kioskbesitzer oder Handwerksmeister aus, denn seine Kredite können teurer werden, außer er weist eine hohe Bonität nach.
Die Eigenkapitalunterlegung wird nicht mehr pauschal angenommen, sondern der tatsächlichen Risikogröße angepaßt, d.h. die Banken schauen viel stärker in die Bücher!!
Rödl befürchtet, daß die Banken den Preis (Zins) um 1,5 bis 2% erhöhen könnten/werden!!
Bei der Überprüfung (Rating) werde von den Unternehmen verlangt. daß sie die "Hosen runterlassen", doch sollte dies auch als Chance gesehen werde, zu mehr transparenz. Unternehmen sollten die Jahresabschlüsse so aufbereiten, daß sie auch als Kommunikationsinstrument genutzt werden können.
Vor allem der Mittelstand stößt hier an seine Grenzen, so daß sie das beste Rating ("Triple A") selten oder nie erreichen werden und sich mit einem Mittelwert (Triple B) zufrieden geben müssen.
Allerdings haben die Eigenkapitalquoten kontinuierlich abgenommen. Zum Strukturproblem des dt. Mittelstandes komme nun noch das Bankenproblem hinzu.
Fazit: Je früher die Unternehmen das Gespräch mit den Banken oder Beratern suchten, desto besser könnten sie sich auch die neue Situation einstellen"
Quelle: IHK Krefeld


Mein Fazit: Die Banken werden einen noch größeren Einblick in die Bücher verlangen und bekommen und sie verlangen dann auch noch höhere Zinsen dafür, besser informiert und abgesichert zu sein!!

Armes Deutschland

Guido
Reila:

Kredite für den Mittelstand? Was ist das?

 
14.01.02 14:52
Seit dem Jahr 2000 wird die Kreditvergabe für den Mittelstand extrem restriktiv gehandhabt. Kredite werden für manche Branchen gar nicht (Gaststätten, Bau) oder nur bei Stellung zusätzlicher dinglicher Sicherheiten gewährt. Fast jeder GmbH-Geschäftsführer wird das Problem kennen, einen Firmenkredit nur mit zusätzlicher persönlicher Haftung zu bekommen. Die Zinssätze sind vielfach auch heute schon ein schlechter Witz. Mit Basel II haben die Banken dann noch ein hübsches Totschlagargument, um weiter an der Zinsschraube zu drehen. Und natürlich sprechen sie sich untereinander auch gar nicht ab...

R.
Schnorrer:

Mittelstand: inhabergeführtes Unternehmen.

 
14.01.02 14:57
Größenordnung: mindestens 100 Millionen Umsatz.

Kriterium: kein internationales Rechnungswesen, bedeutet: kein Börsengang.

Folge: Deutsche Bank hat den Mittelstand "wiederentdeckt" letztes Jahr. Die 5 bis 10% Plazierungsgebühr bei IPO's nennt sich nun "Arrangement fee" für normale Kreditvergaben.

Straßenräubertum vom Feinsten.

Da bleibe ich lieber schnorrer und weiß, was ich in der Tasche habe.
Es gibt keine neuen Beiträge.


Börsen-Forum - Gesamtforum - Antwort einfügen - zum ersten Beitrag springen
--button_text--