Bei der krisengeschüttelten Bankgesellschaft Berlin gibt es weitere personelle Konsequenzen: Der Aufsichtsrat trennte sich am Dienstag mit sofortiger Wirkung von zwei Vorständen
fmd BERLIN. Die Bankgesellschaft Berlin AG kommt nicht aus den Schlagzeilen. Der Aufsichtsrat kündigte den Vorstandsmitgliedern Thomas Kurze und Lothar Wackerbeck auf seiner gestrigen Sitzung fristlos. Den beiden Managern sowie Ex-Vorstandsmitglied Hans Leukers wird vorgeworfen, dass Kreditinstitut finanziell geschädigt zu haben. Kurze und Wackerbeck hatten ihre Ämter bereits mit Wirkung zum 30. November 2001 niedergelegt, doch ihre Verträge laufen noch bis Ende diesen Jahres. Der Aufsichtsrat beschloss mögliche Regressansprüche zu verfolgen und durchzusetzen. Eingeschlossen ist dabei auch Leukers, der Ende 2001 aus Altersgründen aus dem Vorstand ausschied
.
Den Ex-Vorstandsmitgliedern der Bankgesellschaft wird in einem Gutachten vorgeworfen, das Kreditinstitut durch eine Beteiligung an einem Steuersparfonds finanziell geschädigt zu haben. Bei diesem Fonds sollen die Garantien seitens der Bankgesellschaft sehr großzügig ausgefallen sein. Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters räumten Wackerbeck und Kurze eine Zeichnung von Fondsanteilen ein, bestritten jedoch, die Gesellschaft geschädigt zu haben. Beide bemühten sich, auf der Aufsichtsrats-Sitzung zu den Vorwürfen Stellung nehmen zu dürfen, was ihnen jedoch nicht möglich war.
In dem Gutachten der Kanzlei Clifford, Chance, Pünder wird dafür plädiert, entstehende Schadenersatzansprüche gegen die Pensionsansprüche der beiden Manager zu verrechnen. Auch gegen Hans Leukers sollen Schadensersatzansprüche erhoben werden. Kurze kümmerte sich im Vorstand um das Ressort private Vermögensanlagen und kommissarisch um das Firmenkundengeschäft, Wackerbeck verantwortete das Großkunden- sowie das Auslandsgeschäft und Leukers das Kapitalmarktgeschäft. Kurze und Wackerbeck räumten ihre Plätze zeitgleich mit dem Vorstandschef Wolfgang Rupf.
Auf Zustimmung stieß im Aufsichtsrat das von Vorstandschef Hans-Jörg Vetter vorgestellte Sanierungskonzept. Danach soll die Bank, die mehrheitlich in Landesbesitz ist, bis zum Jahr 2005 Personal- und Sachkosten in Höhe von 450 Mill. Euro einsparen. Durch den Abbau von 4 000 Arbeitsplätzen sollen allein 300 Mill. Euro eingespart werden, die Hälfte davon noch in diesem Jahr. Ziel ist es, dabei auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten.
Die Zeit drängt. Bis zum 28. Januar muss die Bankgesellschaft das Restrukturierungskonzept bei der EU-Kommission vorlegen. Das ist gleichzeitig die Voraussetzung dafür, dass die vom Land in Höhe von 1,75 Mrd. Euro geleistete Geldspritze via Kapitalerhöhung von der Kommission abgesegnet wird. Auf den Prüfstand wird aber auch die vom Senat übernommene Garantie kommen, die Bankgesellschaft von milliardenschweren Immobilienrisiken abzuschirmen.
Das ist auch die Voraussetzung für eine mögliche Privatisierung der Bankgesellschaft. Zu den Interessenten zählen der Investor Christopher Flowers, die internationale Beteiligungsgesellschaft Texas Pacific Group sowie die Sparkassen unter der Ägide der NordLB. Letztere haben jedoch noch kein konkretes Angebot vorgelegt. Nach früheren Angaben der Ex-Senatorin Christiane Krajewski gilt die Privatisierung als „entscheidungsreif“, so denn der politische Wille vorhanden ist. Der neugewählte Senat hat sich bislang noch nicht geäußert, welchen Investor er bevorzugt, oder ob die Bank doch nicht privatisiert wird.
Nicht fest stand bei Redaktionsschluss, wie das Geschäftsjahr 2001 vom Vorstand eingeschätzt wird. Nicht dementiert wurden aber Berichte, nach denen die Bankgesellschaft operative Verluste erlitten hat. Auch im laufenden Jahr soll es bedingt durch eine hoch dotierte Risikovorsorge operative Verluste geben. Unter dem Strich, bedingt durch die Auflösung von Rückstellungen, soll das Jahr 2001 ausgeglichen abgeschlossen werden.
HANDELSBLATT, Mittwoch, 23. Januar 2002, 10:50 Uhr
fmd BERLIN. Die Bankgesellschaft Berlin AG kommt nicht aus den Schlagzeilen. Der Aufsichtsrat kündigte den Vorstandsmitgliedern Thomas Kurze und Lothar Wackerbeck auf seiner gestrigen Sitzung fristlos. Den beiden Managern sowie Ex-Vorstandsmitglied Hans Leukers wird vorgeworfen, dass Kreditinstitut finanziell geschädigt zu haben. Kurze und Wackerbeck hatten ihre Ämter bereits mit Wirkung zum 30. November 2001 niedergelegt, doch ihre Verträge laufen noch bis Ende diesen Jahres. Der Aufsichtsrat beschloss mögliche Regressansprüche zu verfolgen und durchzusetzen. Eingeschlossen ist dabei auch Leukers, der Ende 2001 aus Altersgründen aus dem Vorstand ausschied
.
Den Ex-Vorstandsmitgliedern der Bankgesellschaft wird in einem Gutachten vorgeworfen, das Kreditinstitut durch eine Beteiligung an einem Steuersparfonds finanziell geschädigt zu haben. Bei diesem Fonds sollen die Garantien seitens der Bankgesellschaft sehr großzügig ausgefallen sein. Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters räumten Wackerbeck und Kurze eine Zeichnung von Fondsanteilen ein, bestritten jedoch, die Gesellschaft geschädigt zu haben. Beide bemühten sich, auf der Aufsichtsrats-Sitzung zu den Vorwürfen Stellung nehmen zu dürfen, was ihnen jedoch nicht möglich war.
In dem Gutachten der Kanzlei Clifford, Chance, Pünder wird dafür plädiert, entstehende Schadenersatzansprüche gegen die Pensionsansprüche der beiden Manager zu verrechnen. Auch gegen Hans Leukers sollen Schadensersatzansprüche erhoben werden. Kurze kümmerte sich im Vorstand um das Ressort private Vermögensanlagen und kommissarisch um das Firmenkundengeschäft, Wackerbeck verantwortete das Großkunden- sowie das Auslandsgeschäft und Leukers das Kapitalmarktgeschäft. Kurze und Wackerbeck räumten ihre Plätze zeitgleich mit dem Vorstandschef Wolfgang Rupf.
Auf Zustimmung stieß im Aufsichtsrat das von Vorstandschef Hans-Jörg Vetter vorgestellte Sanierungskonzept. Danach soll die Bank, die mehrheitlich in Landesbesitz ist, bis zum Jahr 2005 Personal- und Sachkosten in Höhe von 450 Mill. Euro einsparen. Durch den Abbau von 4 000 Arbeitsplätzen sollen allein 300 Mill. Euro eingespart werden, die Hälfte davon noch in diesem Jahr. Ziel ist es, dabei auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten.
Die Zeit drängt. Bis zum 28. Januar muss die Bankgesellschaft das Restrukturierungskonzept bei der EU-Kommission vorlegen. Das ist gleichzeitig die Voraussetzung dafür, dass die vom Land in Höhe von 1,75 Mrd. Euro geleistete Geldspritze via Kapitalerhöhung von der Kommission abgesegnet wird. Auf den Prüfstand wird aber auch die vom Senat übernommene Garantie kommen, die Bankgesellschaft von milliardenschweren Immobilienrisiken abzuschirmen.
Das ist auch die Voraussetzung für eine mögliche Privatisierung der Bankgesellschaft. Zu den Interessenten zählen der Investor Christopher Flowers, die internationale Beteiligungsgesellschaft Texas Pacific Group sowie die Sparkassen unter der Ägide der NordLB. Letztere haben jedoch noch kein konkretes Angebot vorgelegt. Nach früheren Angaben der Ex-Senatorin Christiane Krajewski gilt die Privatisierung als „entscheidungsreif“, so denn der politische Wille vorhanden ist. Der neugewählte Senat hat sich bislang noch nicht geäußert, welchen Investor er bevorzugt, oder ob die Bank doch nicht privatisiert wird.
Nicht fest stand bei Redaktionsschluss, wie das Geschäftsjahr 2001 vom Vorstand eingeschätzt wird. Nicht dementiert wurden aber Berichte, nach denen die Bankgesellschaft operative Verluste erlitten hat. Auch im laufenden Jahr soll es bedingt durch eine hoch dotierte Risikovorsorge operative Verluste geben. Unter dem Strich, bedingt durch die Auflösung von Rückstellungen, soll das Jahr 2001 ausgeglichen abgeschlossen werden.
HANDELSBLATT, Mittwoch, 23. Januar 2002, 10:50 Uhr