Banken hinken bei Basel II hinterher
Von Claudia Wanner, Frankfurt
Die Banken müssen sich mit der Vorbereitung auf die neuen Baseler Eigenkapitalrichtlinien sputen. Nach einer Umfrage von IBM unter 32 Kreditinstituten weltweit liegen immerhin 20 Prozent der Großbanken hinter ihrem Zeitplan zurück.
Bei kleineren Häusern sind es sogar 67 Prozent. Deutsche IT-Fachleute befürchten, dass die Realität noch schlechter aussieht. Ihrer Ansicht nach unterschätzen die Institute vielfach noch den Aufwand, den die Umstellung auf eine Basel-II-konforme EDV mit sich bringt.
Wenn Basel II ab 2007 gilt, müssen Kreditinstitute die Kapitalunterlegung von Krediten abhängig machen von der Bonität des Schuldners. Um die Bonität mittels eines Ratings richtig einzuschätzen und die Trennschärfe der Rating-Kategorien zu sichern, müssen sie große Datenmengen vorhalten und auswerten. Basel II erhöht aber auch die Veröffentlichungs- und Berichtspflichten an die Aufsicht. Diese gewachsenen Anforderungen verändern ebenfalls die Anforderungen an die IT.
Vorrangiges Problem Datensammlung
"Derzeit liegt das Hauptproblem bei Basel II in der Datenverfügbarkeit, ihrer Bereinigung und der Bereitstellung", sagt Gertrud Lieblein, Basel-II-Expertin beim IT-Dienstleister CSC Ploenzke, im FTD-Gespräch. Das bestätigt auch die IBM-Studie: Auf die Frage nach den größten Herausforderungen zur Erfüllung der neuen Anforderungen nennen 96 Prozent der Befragten die Datenverarbeitung. Mit großem Abstand (31 Prozent) folgt das Management des Gesamtprojektes. Vorbereitungen für die erweiterte Berichtspflicht und die aufsichtsrechtliche Überwachung sind zunächst zurückgestellt.
"Die nötigen Informationen sind heute in den unterschiedlichsten Systemen in der Bank vorhanden", sagt Uwe Weber, Berater bei Detecon, einer Tochter von T-Systems. Diese Systeme seien oft nicht kompatibel und bisher auch nicht durch Schnittstellen verbunden. Kundenstammdaten, Bilanzanalyse und Ausfallhistorie eines Kreditnehmers lassen sich daher nur schwer zusammenfügen. "In einem Fall bezieht eine Bank ihre Informationen über den Kunden aus fünf verschiedenen Systemen", bestätigt auch Lieblein.
Für die Banken biete sich mit den geforderten Neuerungen die Chance, zum großen Schlag bei der IT-Architektur auszuholen, sagen die Berater, die auf Aufträge aus der Branche hoffen. "In den vergangenen Jahren wurde mit jeder aufsichtsrechtlichen Veränderung eine neue Notlösung gestrickt", sagt Lieblein.
Detecon-Berater Weber empfiehlt eine IT-Architektur, die Vorhandenes integriert und sich an die neuen Lösungen modular anpflanzen lassen. "Wichtig ist eine hohe Flexibilität, denn das System muss leben", sagt er. Die Bank solle neue Erkenntnisse für das Rating möglichst direkt in das System einarbeiten können.
Verhaltener Umbau der IT-Architektur
Doch die Zurückhaltung bei den Banken sei groß. Angesichts des schwierigen Marktumfeldes und des Kostendrucks scheuen sie vor Investitionen zurück, so die Beobachtung der Berater. Die Basel-II-Budgets lassen dafür vermutlich nicht überall Spielraum. 71 Prozent der von IBM befragten Häuser haben weniger als 10 Mio. $ reserviert. Bei 14 Prozent sind es zwischen 25 und 50 Mio. $, bei fünf Prozent sogar mehr.
Immerhin bescheinigen die Berater den Instituten ein hohes Problembewusstsein. "Ich bin davon überzeugt, dass derzeit jeder daran arbeitet", sagt Weber. Aber die Zeit wird knapp. Laut IBM hatten zum Jahresende 2002 erst rund 35 Prozent der Großbanken die Planungsphase abgeschlossen. Mehr als die Hälfte erwartet aber, dass die Implementierung länger als zwei Jahre dauert.
"Erfahrungsgemäß ziehen sich IT-Projekte immer länger hin als gedacht", warnt Weber. Anfang 2006 sollten die Systeme aber laufen, denn dann plant der Baseler Ausschuss einen Parallellauf von alter und neuer Eigenkapitalrichtlinie.
Von Claudia Wanner, Frankfurt
Die Banken müssen sich mit der Vorbereitung auf die neuen Baseler Eigenkapitalrichtlinien sputen. Nach einer Umfrage von IBM unter 32 Kreditinstituten weltweit liegen immerhin 20 Prozent der Großbanken hinter ihrem Zeitplan zurück.
Bei kleineren Häusern sind es sogar 67 Prozent. Deutsche IT-Fachleute befürchten, dass die Realität noch schlechter aussieht. Ihrer Ansicht nach unterschätzen die Institute vielfach noch den Aufwand, den die Umstellung auf eine Basel-II-konforme EDV mit sich bringt.
Wenn Basel II ab 2007 gilt, müssen Kreditinstitute die Kapitalunterlegung von Krediten abhängig machen von der Bonität des Schuldners. Um die Bonität mittels eines Ratings richtig einzuschätzen und die Trennschärfe der Rating-Kategorien zu sichern, müssen sie große Datenmengen vorhalten und auswerten. Basel II erhöht aber auch die Veröffentlichungs- und Berichtspflichten an die Aufsicht. Diese gewachsenen Anforderungen verändern ebenfalls die Anforderungen an die IT.
Vorrangiges Problem Datensammlung
"Derzeit liegt das Hauptproblem bei Basel II in der Datenverfügbarkeit, ihrer Bereinigung und der Bereitstellung", sagt Gertrud Lieblein, Basel-II-Expertin beim IT-Dienstleister CSC Ploenzke, im FTD-Gespräch. Das bestätigt auch die IBM-Studie: Auf die Frage nach den größten Herausforderungen zur Erfüllung der neuen Anforderungen nennen 96 Prozent der Befragten die Datenverarbeitung. Mit großem Abstand (31 Prozent) folgt das Management des Gesamtprojektes. Vorbereitungen für die erweiterte Berichtspflicht und die aufsichtsrechtliche Überwachung sind zunächst zurückgestellt.
"Die nötigen Informationen sind heute in den unterschiedlichsten Systemen in der Bank vorhanden", sagt Uwe Weber, Berater bei Detecon, einer Tochter von T-Systems. Diese Systeme seien oft nicht kompatibel und bisher auch nicht durch Schnittstellen verbunden. Kundenstammdaten, Bilanzanalyse und Ausfallhistorie eines Kreditnehmers lassen sich daher nur schwer zusammenfügen. "In einem Fall bezieht eine Bank ihre Informationen über den Kunden aus fünf verschiedenen Systemen", bestätigt auch Lieblein.
Für die Banken biete sich mit den geforderten Neuerungen die Chance, zum großen Schlag bei der IT-Architektur auszuholen, sagen die Berater, die auf Aufträge aus der Branche hoffen. "In den vergangenen Jahren wurde mit jeder aufsichtsrechtlichen Veränderung eine neue Notlösung gestrickt", sagt Lieblein.
Detecon-Berater Weber empfiehlt eine IT-Architektur, die Vorhandenes integriert und sich an die neuen Lösungen modular anpflanzen lassen. "Wichtig ist eine hohe Flexibilität, denn das System muss leben", sagt er. Die Bank solle neue Erkenntnisse für das Rating möglichst direkt in das System einarbeiten können.
Verhaltener Umbau der IT-Architektur
Doch die Zurückhaltung bei den Banken sei groß. Angesichts des schwierigen Marktumfeldes und des Kostendrucks scheuen sie vor Investitionen zurück, so die Beobachtung der Berater. Die Basel-II-Budgets lassen dafür vermutlich nicht überall Spielraum. 71 Prozent der von IBM befragten Häuser haben weniger als 10 Mio. $ reserviert. Bei 14 Prozent sind es zwischen 25 und 50 Mio. $, bei fünf Prozent sogar mehr.
Immerhin bescheinigen die Berater den Instituten ein hohes Problembewusstsein. "Ich bin davon überzeugt, dass derzeit jeder daran arbeitet", sagt Weber. Aber die Zeit wird knapp. Laut IBM hatten zum Jahresende 2002 erst rund 35 Prozent der Großbanken die Planungsphase abgeschlossen. Mehr als die Hälfte erwartet aber, dass die Implementierung länger als zwei Jahre dauert.
"Erfahrungsgemäß ziehen sich IT-Projekte immer länger hin als gedacht", warnt Weber. Anfang 2006 sollten die Systeme aber laufen, denn dann plant der Baseler Ausschuss einen Parallellauf von alter und neuer Eigenkapitalrichtlinie.