Banken gründen eigene Börse (FTD)

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iceman:

Banken gründen eigene Börse (FTD)

 
15.11.06 03:55
von Norma Cohen (London), Ute Göggelmann und Mark Schieritz (Frankfurt)

Eine Gruppe der weltgrößten Investmentbanken will eine gemeinsame Plattform für den Aktienhandel gründen. Goldman und andere greifen damit etablierte Handelsplätze an.

Nach Informationen der Financial Times werden Citigroup, Credit Suisse, Deutsche Bank, Goldman Sachs, Merrill Lynch, Morgan Stanley und UBS am Mittwoch entsprechende Pläne vorstellen. Dazu soll ein neues Unternehmen gegründet werden, an dem die Banken Anteile halten. Die Preise für den Handel auf der neuen Plattform sollen deutlich unter denen der etablierten Börsen liegen.

Damit erreicht der Umbau in der weltweiten Börsenlandschaft eine neue Qualität. Um ihre Rendite zu verbessern, suchen die Großen der Branche nach Kooperationspartnern. Weiterer Grund ist, dass ihre Kunden niedrigere Preise verlangen, wie sie durch Einspareffekte nach Fusionen möglich würden. Wenn die Banken den Handel selbst in die Hand nehmen, müssen die Börsen mit drastischen Einbußen rechnen.

Die Banken machen sich mit dem Vorstoß die Neuregelung des Finanzmarkts durch die EU-Finanzrichtlinie Mifid zunutze. Die soll für mehr Wettbewerb in der Branche sorgen. Die beteiligten Institute sind ungefähr für die Hälfte des europäischen Aktiengeschäfts an den Börsen verantwortlich.

Deutsche Börse in Not

Die Deutsche Börse kommt durch das Vorhaben in Schwierigkeiten: Nach Informationen der FTD wollen die Frankfurter ihren Plan aufgeben, sich mit der europäischen Mehrländerbörse Euronext zusammenzuschließen. Damit stände die Deutsche Börse im Wettbewerb ohne strategischen Partner oder Großaktionär da und müsste sich darüber hinaus mit der neuen Konkurrenz der Banken auseinandersetzen.

Wie es am Dienstag in börsennahen Kreisen hieß, arbeitet die Deutsche Börse zusammen mit der Deutschen Bank an einem Plan, der die Börse für einen Alleingang rüstet. Die Rücknahme des Angebots sei "eine Option", hieß es am Dienstag. Das Vorhaben wurde mit politischen Stellen in Berlin und Wiesbaden und im Strategieausschuss der Frankfurter diskutiert. Eine endgültige Entscheidung sei aber noch nicht gefallen. Euronext selbst präferiert ohnehin einen Zusammenschluss mit der New Yorker Börse NYSE. Deren Angebot ist durch die Entwicklung der Aktienkurse inzwischen höher als das der Frankfurter.

"Es gibt Signale, dass ein Alleingang vorbereitet wird", hieß es aus Kreisen der hessischen Landesregierung. Sie hat die Aufsicht über die Frankfurter Börse. Ein Sprecher der Börse sagte, man halte an der Offerte fest.

Einen Rückschlag im Kampf um Euronext musste die Deutsche Börse bereits vergangene Woche einstecken, als die Mailänder Börse ihre Unterstützung für eine Dreierallianz zurückgezogen hatte. Spitzenpolitiker und Notenbankchefs hatten sich für eine solche europäische Lösung ausgesprochen, weil sie fürchten, dass andernfalls der Einfluss der US-Amerikaner auf den Kapitalmarkt des alten Kontinents zunimmt.

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann sprach sich in einem "Tagesspiegel"-Interview für europäische Fusionen aus: "Es scheint mir so zu sein, dass wir in Europa eher bereit sind, amerikanische Partner zu akzeptieren, anstatt mit allen Kräften nach einer europäischen Lösung zu suchen."

Gruss Ice
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Börsengewinne  sind Schmerzengeld. Erst kommen  die Schmerzen, dann  das Geld...(A.K.)

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