Bank-Strategen sind kurzfristig zu optimistisch

Beitrag: 1
Zugriffe: 254 / Heute: 1
das Zentrum d.:

Bank-Strategen sind kurzfristig zu optimistisch

 
02.10.03 08:52

Von John Dorfman, Bloomberg News

01. Oktober 2003 Die Aktienmarktstrategen führender amerikanischer Brokerhäuser zeigen sich standhaft optimistisch. Auf die nächsten 15 Monate gesehen könnten sie meiner Meinung nach mit ihrer Einstellungen durchaus recht haben - nicht aber mit Blick auf die kommenden Wochen.

Strategen üben auf viele Privatanleger einen offensichtlichen Einfluß aus, indem sie sie dazu bringen, sich entweder mehr in Aktien zu engagieren, oder aber Kapital aus dem Markt abzuziehen. Eine am 26. September von Bloomberg News durchgeführte Erhebung ergab, daß die durchschnittliche Empfehlung des Strategen von heute auf einen Aktienanteil in Höhe von 68 Prozent, einen Anleihenanteil in Höhe von 25 Prozent und einen Cash-Anteil in Höhe von sieben Prozent lautet. Als Basis für diese Durchschnittsermittlung dienten die Empfehlungen von zwölf verschiedenen Strategen.

Demgegenüber würden die Lehrbücher den meisten Anlegern eine klassische Mischung aus 55 oder sogar 60 Prozent Aktien, 30 bis 35 Prozent Anleihen und zehn Prozent Cash empfehlen. Im Vergleich zu dieser klassischen Variante plädieren die Strategen damit für einen höheren Aktienanteil und einen kleineren als sonst üblichen Prozentanteil an Anleihen und liquiden Mitteln.

Angesichts des aktuell niedrigen Zinsniveaus, mit beispielsweise vier Prozent auf zehnjährige Treasuries, ist dies nicht weiter verwunderlich. Ein Engagement in Bonds ist derzeit riskant. Sollten nämlich die Zinsen im nächsten Jahr wieder steigen, bedeutet dies für diese Anlageklasse einen entsprechenden Wertverlust.

Technologieaktien sind deutlich überbewertet


Hier nun mein persönlicher Ausblick für die nächsten vier bis acht Wochen und für die kommenden 15 Monate: Auf kürzere Sicht bin ich pessimistisch eingestellt. Mit einem Plus von 19 Prozent war der im Zeitraum von Anfang April bis einschließlich Freitag zu beobachtende Ertragszuwachs beim Standard & Poor's 500 gewaltig. Der Kursgewinn von 32 Prozent bei Informationstechnologie-Titeln im gleichen Zeitraum war bemerkenswert. Damit weist der S&P 500 nunmehr ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 28 auf, während die im Index befindlichen IT-Werte mit einem KGV von 136 protzen können.

Für mich heißt das nichts anderes, als daß der Markt seiner Zeit ein wenig voraus ist und Technologie-Aktien um Längen überwertet sind. Ich denke auch, daß das Durcheinander im Irak und die mit dem Krieg verbundenen Unsicherheiten in puncto Terrorismus den Markt bremsen könnten - genauso wie im ersten Quartal. Für die kommenden 15 Monate ist mein Ausblick positiver. Vor dem Hintergrund niedriger Zinsen und der im Aufschwung befindlichen Konjunktur traue ich dem Aktienmarkt im nächsten Jahr nachhaltige Kursverbesserungen durchaus zu.

In ein paar Monaten schon könnten die Nachrichten in puncto Irak und/oder Terrorismus positiv ausfallen. So wäre beispielsweise die Gefangennahme Osama bin Ladens ein großer Schritt mit Symbolcharakter, der am amerikanischen Aktienmarkt wahrscheinlich eine Kursexplosion auslösen würde. Ein Kursgewinn in Höhe von rund zehn Prozent erscheint mir daher für 2004 realistisch. Soviel zu meinem Ausblick.

Optimistische „Gurus“ ....

Wie sehen im Vergleich dazu nun die Einschätzungen der Brokerhaus-Gurus aus? Abby Joseph Cohen von Goldman Sachs, die über eine große Anhängerschaft verfügt, empfiehlt uns folgende Aufteilung: 75 Prozent Aktien, 20 Prozent Anleihen, drei Prozent Rohstoffe und zwei Prozent Cash. Während der kommenden zwölf Monate rechnet sie mit einem Anstieg des S&P 500 um 15 Prozent. Ich denke, daß Cohen ihrem Ruf als clevere Strategin durchaus gerecht wird; es lässt sich meiner Ansicht nach aber auch nicht abstreiten, daß sie generell zu Optimismus neigt. Ed Yardeni von Prudential Securities - ein weiterer Stratege, der sich die meiste Zeit über gerne bullish zeigt (so jedenfalls meine Meinung) - empfiehlt einen Aktienanteil in Höhe von 80 Prozent, einen Bondanteil in Höhe von zehn Prozent und einen Cash-Anteil in Höhe von ebenfalls zehn Prozent. Da sowohl die Federal Reserve als auch der Kongress und Präsident George W. Bush intensiv darum bemüht sind, die Wirtschaft zu stimulieren, rechnet Yardeni künftig mit kräftigen Unternehmensgewinnen. Bei Anleihen sieht er die Renditen steigen - möglicherweise auf rund fünf Prozent.

In diesen Punkten stimme ich ihm zu; mit den Schlußfolgerungen, die er daraus zieht, bin ich allerdings nicht einverstanden. Mir ist nicht ganz wohl bei dem Gedanken, welche Auswirkung ein Zinsanstieg auf die nach wie vor ziemlich hochbewerteten Aktien haben könnte. Aus diesem Grunde liegt meine Prognose deutlich unter den 26 Prozent, die er für Aktien als Kursplus bis Ende 2004 voraussagt.

... skeptische Stimmem ...

Der wohl größte Pessimist unter den führenden Aktienmarktstrategen ist Richard Bernstein von Merrill Lynch & Co. Für das Jahr 2004 rechnet er mit sinkenden Unternehmensgewinnen - ein Phänomen, das nach seiner Ansicht normalerweise immer mit einem Rückgang der Aktienkurse einhergeht. Dementsprechend empfiehlt er eine Mischung aus 45 Prozent Aktien, 45 Prozent Anleihen und zehn Prozent Cash. Laut Bernstein werden sich Aktien in den nächsten zwölf Monaten um 17 Prozent verbilligen. Auf Kalenderjahresbasis schnitten Aktien in den vergangenen 50 Jahren nur zwei Mal so schlecht ab - nämlich 1974 mit minus 30 Prozent und 2002 mit minus 23 Prozent. Mir hat immer gefallen, daß Bernsteins Schlußfolgerungen auf detaillierten Daten basieren. Meiner Ansicht nach könnte er aber für 2004 die Stärke der Wirtschaft und der Unternehmensgewinne durchaus unterschätzen. Smith Barney, ein Unternehmen der Citigroup, empfiehlt eine klassische Mischung aus 55 Prozent Aktien, 35 Prozent Anleihen und zehn Prozent Cash. Tobias Lefkovich, Chefstratege bei Smith Barney, nannte die hohen Ertragserwartungen der Anleger übertrieben; sie seien zurückzuführen auf den langen Aufwärtstrend am Aktienmarkt, der von Mitte 1982 bis Anfang 2000 beobachtet werden konnte.

... und mein persönlicher Vorschlag

Sie möchten wissen, welche Asset-Allokation ich empfehlen würde? Für Anleger mit einem mittelfristigen Zeithorizont empfiehlt sich meiner Meinung nach eine Mischung aus 60 Prozent Aktien, 20 Prozent Bonds und 20 Prozent Cash. Der Oktober wird meines Erachtens für kurzfristig orientierte Händler ein guter Zeitpunkt sein, um Aktien zu verkaufen oder sogar Leerverkäufe zu tätigen. Natürlich muss sich meine Annahme, wonach dem Markt ein schwerer Monat bevorsteht, nicht unbedingt bewahrheiten. Ich bin mir jedoch ziemlich sicher, daß, falls es zu einem Kursrückgang kommt, dieser sehr schnell eskalieren könnte. In dieser von Internet-Chatrooms und Online-Trading geprägten Epoche gibt es nun einmal eine Menge Anleger mit oberflächlichen Überzeugungen, dürftigen Kenntnissen und „nervös zuckenden Fingern“.

Text: Bloomberg


es grüßt

das Zentrum der Macht


wußtet Ihr schon, man kann jetzt bis zu

50% größer Fernsehen

Es gibt keine neuen Beiträge.


Börsen-Forum - Gesamtforum - Antwort einfügen - zum ersten Beitrag springen
--button_text--