05.10.2009
Soros hält US-Banken für "quasi bankrott"
Wirtschaftsdaten weisen auf eine Erholung der US-Konjunktur hin - doch nach Überzeugung von George Soros gibt es keinen Grund für Optimismus. Ein "quasi bankrottes" Bankensystem und hoch verschuldete Verbraucher stünden einem schnellen Aufschwung entgegen, sagt der legendäre Investor.
Istanbul - Er selbst hat im Zuge der Finanzkrise Milliarden verloren - George Soros, der für seine Finanzinstinkte berühmte Hedge-Fonds-Magier. Seither scheint sein Urteil über die amerikanische Finanzindustrie festzustehen. Am Montag äußerte sich der ansonsten eher zurückhaltende Investor noch einmal drastisch. Die Banken seien "quasi bankrott", sagte er am Montag auf einer Diskussionsveranstaltung im Rahmen der IWF-Tagung in Istanbul, wie die "Financial Times Deutschland" berichtet. Zusammen mit den hoch verschuldeten Verbrauchern würden sie eine schnelle Genesung der US-Wirtschaft wirksam verhindern. "Die Erholung wird sich langsam vollziehen", sagte Soros am Montag. "Die Vereinigten Staaten haben noch einen langen Weg vor sich."
In der Folge der inzwischen seit zwei Jahren andauernden Finanzkrise hatten die US-Banken rund 1100 Milliarden Dollar abschreiben müssen. Auch die Verbraucher haben angesichts fallender Hauspreise, steigender Arbeitslosigkeit und hoher Vermögenseinbußen einschränken kaum noch Spielraum für größere Anschaffungen. Hinzu kommt die nachhaltige Verunsicherung, die die Krise bei den Verbrauchern ausgelöst hat - abzulesen an der höchsten Sparquote seit 24 Jahren.
Europa sei weniger hart getroffen, sagte Soros laut "FTD". Die Europäische Zentralbank werde vor der US-Notenbank Fed den Leitzins erhöhen. "Für die USA käme ein Ausstieg aus den Nothilfen dagegen zu früh." Soros' widerspricht damit auch der Einschätzung des IWF, der in seinem am vergangenen Donnerstag vorgestellten Weltwirtschaftsbericht für die USA ein Minus von 2,7 Prozent erwartet.
Seit Dezember 2007 stecken die USA in einer tiefen Rezession. In den vergangenen Wochen jedoch zeigten viele Indikatoren eine Verbesserung der Situation an. Verschiedene Umfragen ließen auf eine optimistischere Stimmung bei Managern und Verbrauchern schließen und die Hauspreise stabilisieren sich. Nachdem das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal um 0,7 Prozent geschrumpft war, wird für das dritte Quartal mit einem Plus gerechnet.
Allerdings bleibt die Situation auf dem Arbeitsmarkt angespannt. Im September fiel der Stellenabbau mit 263.000 Jobs höher aus als erwartet. Die Arbeitslosenquote kletterte von 9,7 auf 9,8 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit 1983. "Insgesamt befindet sich der Arbeitsmarkt weiter in einer recht schwache Verfassung. Ein Beschäftigungsaufbau bleibt eine relativ ferne Perspektive", sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer.