B2B funktioniert - tatsächlich (Zusammenfassung)

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B2B funktioniert - tatsächlich (Zusammenfassung)

 
18.01.02 07:23
Noch 2001 zählte "Business-to-Business" zu den Unworten des Jahres. Dennoch: Die Einsparpotenziale an Zeit und Geld sind tatsächlich riesig. Die Anbieter intelligenter Softwarelösungen blicken zuversichtlich nach vorn.
 
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B2B-Übersicht: Zeit und Geld sparen

Business-to-Business, kurz "B2B", war einer der ganz großen Hypes in den Hochzeiten der New Economy. Firmen wie Ariba und Commerce One, Entwickler von Software für die effiziente Steuerung der Geschäftsbeziehungen von Unternehmen, entwickelten sich an der Börse zu wahren Kursraketen. Ariba schoss vom Börsenstart Mitte 1999 bis März 2000 von 23 auf 164 $, Commerce One von zehn auf 136 $ gen Aktienhimmel.

Doch dann kam der Absturz, die Aktien der beiden ehemaligen Überflieger sind nur noch wenige Dollar wert. "Ariba kostete an der Börse zwischenzeitlich mehr als der weltgrößte Autobauer, General Motors - ein Aberwitz", so Robert Schwartz, B2B-Analyst bei der Investmentbank Thomas Weisel. Hinzu kam, dass sich viele Unternehmen mit IT- beziehungsweise Softwareinvestitionen auf Grund eines sich deutlich abschwächenden Konjunkturumfeldes stark zurückhielten. Ist B2B, auch "E-Procurement" oder "elektronische Beschaffung" genannt, tot?

Danach sieht es - trotz geplatzter Internetblase und neuem Web-Realismus - nicht aus. Erst stellte die Unternehmensberatung Accenture Ende Oktober vergangenen Jahres ihre europäische B2B-Studie vor. Fazit: Europas Unternehmen stehen erst am Anfang ihrer E-Business-Aktivitäten, massive Investitionen sind geplant. Allein in diesem Jahr wollen die Firmen bis zu 15 Prozent mehr für Internet-Projekte ausgeben als noch 2000. Und kürzlich präsentierten die Unternehmensberater von Aberdeen Group ihre global angelegte Untersuchung "Best Practices in E-Procurement". Ergebnis: B2B funktioniert - will heißen, dass Unternehmen massiv Kosten sparen, indem sie die drei Spielarten von B2B, Indirect Procurement, Direct Procurement oder E-Sourcing, anwenden (Erläuterungen siehe unten).

Kopflos kosten senken

"Als die Weltökonomie in eine Rezession zu schlittern begann, hatten die meisten Unternehmer nur eines im Kopf: Kosten senken", so Frances Howart, B2B-Expertin bei Aberdeen. "Doch nach den Rationalisierungsaktivitäten wollen die CEOs und CFOs nun die veralteten und ineffizienten Procurement-Netzwerke verjüngen." Hierin liege der Schlüssel zum Erhalt und zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit, so Howart, oder schlichtweg zum Erfolg.

Nach Auffassung vieler Experten wird es zwar noch einige Zeit dauern, bis sich das Gros der Unternehmen dieser Verjüngungskur erfolgreich unterzogen hat. "Viele Firmen müssen ihre IT-Netzwerke erst noch aufrüsten und einem Standardisierungsprozess unterziehen, um sie B2B-fähig zu machen", so Andreas Bitterer von Gartner. Doch, so der Grundtenor, B2B kommt wieder - wenn auch nicht ganz so schnell wie ursprünglich gedacht.

Potential erst ansatzweise ausgeschöpft

"2001 wandten erst zehn Prozent der 5000 größten Unternehmen E-Procurement-Software an", so Howart. Bis Ende 2003 könnte ihr Anteil auf 80 bis 90 Prozent anwachsen. Wesentlicher Grund für die Prognosen ist das gewaltige Potenzial von E-Procurement-Lösungen. "Unternehmen könnten weltweit 2300 Mrd. $ pro Jahr an Kosten sparen, wenn sie das Internet zur effizienten Ressourcen-Beschaffung nutzen würden", so Tim Minahan von Aberdeen Group. Das wären immerhin knapp zwölf Prozent der nach Berechnungen von Aberdeen weltweiten Ausgaben für externe Güter und Dienstleistungen in Höhe von 20.000 Mrd. $.

Auch einige Firmen haben das Potenzial erkannt und realisieren bereits Spareffekte mithilfe Internet-gestützter Procurement-Lösungen. Von den 75 B2B-Anwendungen von Großunternehmen aus den USA, Europa, dem Mittleren Osten und Afrika, die Aberdeen einer umfangreichen Analyse unterzog, seien hier nur einige erwähnt:

Vier Beispiele

- General Electric: Das größte Unternehmen der Welt wendet alle drei Spielarten von E-Procurement an. Der Gigant mit Sitz in Fairfield/USA schätzt, dass 600 Mio. $ eingespart werden, da 30 Prozent der Beschaffung online abgewickelt werden.

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IBM
: Das erste E-Procurement-System des US-Computerbauers brachte während der ersten zwei Jahren der Anwendung Einsparungen in Höhe von 6,5 Mrd. $. Darüber hinaus konnte IBM die Zeit für das Zustandekommen von Verträgen von zwölf Monaten auf 30 Tage reduzieren, die Länge eines Vertrages verkürzte sich im Schnitt von 40 auf sechs Seiten. 85 Prozent der Bestellungen erfolgt inzwischen online.

- Glaxo SmithKline: Der Pharma-Riese senkte mittels Online-Auktionen die Einkaufspreise für seine Rohstoffe und Dienstleistungen um zwölf Prozent.

- SAP reduzierte seine durchschnittlichen Kosten pro Transaktion für Hard- und Software in Höhe von 166 Euro auf 29,6 Euro.

Positive Zeichen auch auf der Softwareseite. "Nur zwei der rund 20 Softwareanbieter, die wir analysieren, haben für das vierte Quartal 2001 schlechter als erwartete Gewinnankündigungen herausgegeben", so Brent Thill von Credit Suisse First Boston.

Die Gewichte haben sich unterdessen verschoben. 1999 und 2000 beschäftigte die B2B-Welt vor allem die Frage, ob das Konzept von Ariba oder das von Commerce One das Bessere ist: also Software zur Beschaffung von Büroartikeln übers Netz oder die Vernetzung konkurrierender Firmen mittels riesiger elektronischer Marktplätze. Mittlerweile sind jedoch andere Firmen wie Manugistics oder FreeMarkets die Lieblinge der Analysten.

Neue Chancen für Ariba und Commerce One

Abgeschrieben sind Ariba und Commerce One aber nicht. Nicht zuletzt Deshalb, weil auch sie die Zeichen der Zeit erkannt haben und etwa in das Geschäftsfeld E-Sourcing vordringen. Erst diese Woche wurde Ariba von Goldman Sachs von "Marketperform" auf "Marketoutperform" heraufgestuft. Man erwarte, so die Begründung, dass das kalifornische Unternehmen am 22. Januar "sehr gute Zahlen" vorlege. Bis zu einem Preis von 10 $ könnten sich Anleger guten Gewissens Ariba-Aktien ins Depot legen, so Goldman-Analyst Thomas Berquist.

Bei Commerce One bleiben - wie Eric Upin von Robertson Stephens, der den Wert mit "Marketperform" einstuft - die meisten Analysten vorsichtig und warten auf höhere Umsätze. Commerce One gibt sich unterdessen kämpferisch und will Mitte 2002 Gewinne machen - was die Analystenerwartungen übertreffen würde. Am 22. Januar legen die Kalifornier Quartalszahlen vor. Dann wissen wir mehr.

Klare Favoriten der Expertengemeinde sind Manugistics und FreeMarkets, die mit zahlreichen Kaufempfehlungen bedacht werden. Robert Schwartz von Thomas Weisel räumt darüber hinaus i2 Technologies und Ariba gute Chancen ein.


Aktien, die in der Gunst der B2B-Analysten oben stehen

Manugistics verkündete eine Stabilisierung der Geschäftsaktivitäten. Zudem wolle man ab Mitte 2002 Gewinne machen, hieß es. Das 12-Monats-Kursziel (12MK) der Analysten liegt im Schnitt bei 21,50 $. Auch i2, das am 24. Januar Zahlen für das vierte Quartal vorlegt, ist zuversichtlich. „Die Nachfrage zieht an“, so CEO Gregory Brady. 12MK der Analysten: 8,80 $.

FreeMarkets bestätigte nicht nur die Erwartungen, sondern übertrifft sie sogar zuweilen. Die Pittsburgher, die am 22. Januar Zahlen vorlegen, rechnen für das vierte Quartal mit einem Gewinn von 0,05 bis 0,09 $ pro Aktie, was über den Erwartungen des Marktes liegt. 12MK der Analysten: 27 $.

Ariba wurde in der Erwartung guter Quartalszahlen, die am 22. Januar veröffentlicht werden, von Goldman Sachs auf „Marketoutperformer“ heraufgestuft.

Einspareffekte großen Ausmaßes sind mit B2B zu erzielen: Die Zeit zwischen Auftrag und Lieferung sowie die Verwaltungskosten sinken jeweils um 72 Prozent (siehe obige Tabellengrafik).


Die drei Arten des webgesteuerten Beschaffungsprozesses (B2B):
Indirect Procurement, Direct Procurement und E-Sourcing

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Beschaffungsstruktur
 
Indirect Procurement umfasst Auswahl, Einkauf und Management einer großen Palette an Produkten, die nicht Bestandteil der von den Unternehmen angebotenen Waren und Dienste sind. Dabei kann es sich um Büroartikel, aber auch um komplexe Dienstleistungen wie Druckaufträge, Werbung oder Zeitarbeitskräfte handeln. Die Umsetzung kann durch Application Service Provider (ASP) erfolgen, also externe Dienstleister, in den Firmen selbst oder durch spezielle Procurement Service Provider (PSP). Ariba, Peoplesoft und Commerce One gehören zu den Unternehmen, deren Softwarelösungen sich laut Aberdeen Group in der Praxis als besonders erfolgreich erwiesen haben.

Direct Procurement/Supply Chain Management beinhaltet Organisation, Planung und Management der Beschaffungsprozesse und der Liefer-/Wertschöpfungsketten (Supply Chain Activities) - und zwar bezogen auf die Rohstoffe, Bauteile und Montagevorrichtungen, die zur Herstellung des unternehmerischen Endproduktes notwendig sind. Betroffen sind vor allem effizienzsteigernde Planungsprozesse und Optimierungslösungen (Advanced Planning and Optimization, APO) sowie die Logistik und der Einkauf der Unternehmen. Agile gehört zu den Softwareentwicklern, deren Programme und Lösungen sich laut Aberdeen Group in der Praxis als besonders erfolgreich erwiesen haben.

E-Sourcing bezieht sich auf die Identifizierung, die Bewertung, das Aushandeln und die Zusammenstellung von Produkten, Dienstleistungen und Anbietern wie Zulieferern - und zwar für beide Ebenen, also sowohl für indirekte als auch für direkte Güter und Dienstleistungen. Typische Verfahren des E-Sourcing sind das Einbinden der PSP (siehe Indirect Procurement), Auktionsverfahren und so genannte Market-Intelligence-Lösungen, die den Zugang zu wertvollen Informationsquellen im Internet ermöglichen. Hinter dem Begriff "Pure Plays" verbergen sich Outsourcing-Firmen, die sich ausschließlich dem Geschäftsfeld E-Sourcing widmen. Ariba hat den lukrativen Markt Anfang 2001 betreten. FreeMarkets und B2E-Markets gehören zu den Unternehmen, deren Softwarelösungen sich laut Aberdeen in der Praxis als besonders erfolgreich erwiesen haben.

Gruß
Happy End
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IBM finanziert wie Autohändler

 
18.01.02 09:00
Der Computerhersteller IBM will mit einem neuen Finanzierungsangebot den Verkauf von Serviceleistungen ankurbeln. Auch die Konkurrenz geht neue Wege.

IBM bietet US-Geschäftskunden im ersten Quartal erstmals ein dreimonatiges Zahlungsziel beim Kauf von Serviceleistungen. Dazu gehören Beratungstätigkeit in E-Business und Computer-Infrastruktur, beispielsweise Hilfe bei Datenverlust oder Virenbefall. "Dies ist einer von vielen Wegen die wir beschreiten, um unseren Kunden bei Investitionen in ihre Computer-Infrastruktur zu helfen", sagte die für IBM Global Financing zuständige Catherine Manion.

Der Computerhersteller plant außerdem für Großkunden einen Zinssatz von 4,6 Prozent auf die meiste Hardware wie Server-Computer, PC und Speichersysteme anzubieten. Profitieren können allerdings nur Kunden, die bei IBM für Umsätze zwischen 50.000 und einer Mio. $ sorgen.

Bisher waren günstige Finanzierungsangebote vor allem bei Autoherstellern populär, um den Absatz anzukurbeln. Im vergangenen Jahr bemühten sich wegen der konjunkturellen Krise verstärkt auch Computerhersteller mit günstigen Krediten um Kunden. Die IBM-Konkurrenten Dell und Compaq haben ebenfalls in den vergangenen zwei Monaten spezielle Finanzierungsangebote angekündigt.

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Ein Geheimtip ist die GE-Aktie sicher nicht

 
18.01.02 11:53
Wenn die implizite Bewertung von General Electric (GE) aufgeht, könnten die Amerikaner in fünf Jahren mit einem einzigen Jahresgewinn die Mehrheit an Siemens übernehmen.

Nicht dass GE an Siemens interessiert wäre, das würden schon die Kartellwächter verhindern. Aber es ist keine schlechte Idee von Heinrich von Pierer, sich GE jetzt auch offiziell zum Vorbild zu nehmen. Bei der Profitabilität von GE wäre Siemens leicht das drei- bis vierfache wert. Die Bewertung von GE scheint wie aus dem Lehrbuch geschnitten zu sein. Die Aktie kostet im Moment knapp 39 $. Die Analysten erwarten für die kommenden fünf Jahre ein durchschnittliches Gewinnwachstum von 15 Prozent. Der Konzern schüttet etwa die Hälfte des Gewinns als Dividenden aus. Bei einem ewigen Wachstum von fünf und einem Diskontsatz von acht Prozent ergibt das einen Aktienwert von gut 38 $. In fünf Jahren läge der Gewinn bei gut 28 Mrd. $. Das entspricht mehr als einem Zehntel des deutschen Bundeshaushalts.

GE ist phänomenal. In einem Jahr wie 2001 eine operative Rekordmarge von 19,6 Prozent rauszuquetschen, ist kaum zu fassen. Der für 2002 versprochene Ergebniszuwachs von mindestens 17 bis 18 Prozent könnte schwer zu erfüllen sein. Aber zweistellig sollte er werden, auch wenn die zyklischen Sparten enttäuschen. Allein in der Energieerzeugung, wo der Gewinn 2001 um 84 Prozent zugelegt hat, dürfte 2002 noch mal gut eine Mrd. $ mehr verdient werden. Zwar sollten die Aufträge in den kommenden Jahren merklich fallen. Aber 2002 ist unter Dach und Fach, weil die Auftragsbestände doppelt so hoch sind wie die letztjährigen Umsätze. Den Rest liefern GE Capital und die Medizintechnik.

Die Frage ist, was danach kommt. Dass GE schnurstracks auf einen Gewinn von rund 30 Mrd. $ zustrebt, ist trotz des steigenden Anteils von margenstarken, langfristigen Dienstleistungsverträgen extrem schwer vorstellbar. Durch dauernde Zukäufe zu wachsen und dabei die Marge zu halten, wird mit zunehmender Größe nicht eben leichter. Der Gigant ist selbst für Analysten undurchschaubar, vor allem GE Capital. Das ist die größte Unwägbarkeit. Daneben lauern Risiken etwa im Triebwerksgeschäft.

Die Banken empfehlen GE schon deshalb, weil die Aktie mit einem KGV von 25 billiger ist als der S&P 500. Aber das scheint nur komisch, weil viele der anderen kein "G" haben. Ein Geheimtip ist die Aktie sicher nicht.

HypoCommerzVereinsBank

Bei der Commerzbank läuten wieder einmal die Hochzeitsglocken - oder ist es nur ein abenteuerlustiger Verführer, der da am Schlafzimmerfenster klopft?

Offiziell sieht die Münchener Rück die auf 10,4 Prozent aufgestockte Beteiligung als Finanzinvestment. Die Commerzbank scheint auf eine intensivere Bindung zu hoffen. Über die vergangenen fünf Jahre hat das Institut Erträge deutlich unter den Eigenkapitalkosten erzielt. Seit Jahren werden bessere Margen erträumt und versprochen, aber nicht geliefert. Deshalb wurde die Bank von jedem Freier verschmäht, was der Stimmung der Belegschaft und den Kundenkontakten nicht gerade zuträglich war. Doch so traurig das für die leidgeprüften Aktionäre der Commerzbank ist: Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass Münchens zweiter Versicherungsriese auf das Allfinanzmodell der Allianz umsatteln und sich eine eigene Bank kaufen will.

Kaum weniger trügerisch scheint die Hoffnung, die Münchener Rück werde die schwierige Braut mit der HypoVereinsbank (HVB) verkuppeln. An letzterer hält der weltgrößte Rückversicherer knapp 26 Prozent und arbeitet im Vertrieb von Privatversicherungen zusammen. Eine neue Hypo-Commerz-Vereins-Bank wäre ein Gegengewicht zu der Allianz-Tochter Dresdner Bank .

Kosteneinsparungen wären indes vor allem in Bayern zu haben. Damit ist im Wahljahr 2002 eher nicht zu rechnen. Bayerische Paradeunternehmen dürften sich hüten, Edmund Stoiber mit Kündigungswellen in den Rücken zu fallen. Auch müsste die italienische Generali mitspielen. Sie besitzt knapp zehn Prozent an ihrem Vertriebspartner Commerzbank - eine Zusammenarbeit, die übrigens um einiges erfolgreicher ist als die von HVB und Ergo, der Erstversicherungs-Tochter der Münchener Rück. Generali hat das Paket gut 30 Prozent über den aktuellen Kursen gekauft, man müsste also einiges bieten, damit die Italiener anbeißen. Dazu dürfte die HVB angesichts der zahlreichen eigenen Probleme keine Lust haben, zumindest solange nicht, bis die Sparpläne der Commerzbank eine bessere Figur verleihen.

Kurse von zuletzt 30 Prozent unter dem Buchwert rufen offensichtlich Lüstlinge auf den Plan. Aber der Braut geht es nicht so schlecht, dass sie sich verschenken muss. Die Münchener Rück hat zu einem günstigen Preis den Fuß in die Tür gesetzt und würde sicher gerne den Kurs durch weitere Übernahmespekulationen beflügeln. Kein Wunder: Das Fensterln ist ein bayrischer Volkssport - aber selten Vorstufe zur Ehe.
mod:

sehr informativ, danke HE o.T.

 
18.01.02 12:05
Happy End:

Glaxo wird hin- und hergerissen

 
18.01.02 14:47
Positives und Negatives vom britischen Pharmariesen GlaxoSmithKline. Einerseits hat ein Ausschuss der amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA die Asthmamedikamente Flovent und Advair des Pharmakonzerns zur Behandlung zweier chronischer Lungenkrankheiten empfohlen. Andererseits wird ein Medikament von Glaxo gegen Tabakabhängigkeit in Zusammenhang mit 57 Todesfällen gebracht.  

Mit der Empfehlung des FDA-Ausschusses für Flovent und Advair ist eine endgültige Zulassung so gut wie sicher. Beide Krankheiten sind sehr verbreitet und bietet daher ein beachtliches Umsatzpotential. Die Meldung wird der Aktie gut tun.

Andererseits droht die Aktie durch negative Meldungen belastet zu werden. So soll die britische Gesundheits-Überwachungsbehörde MCA mehrere tausend Berichte über Nebenwirkungen nach der Einnahme des Präparats Zyban erhalten haben. Allerdings gebe es noch keine Beweise für einen Zusammenhang zu den Todesfällen, so die MCA. Die Vorwürfe sind allerdings nicht neu: Medienberichte, die die Sicherheit des Medikaments bezweifeln, kursieren in Großbritannien seit einiger Zeit. Das hat das Medikament bereits zu spüren bekommen. Die Umsätze im dritten Quartal 2001 brachen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 34 Prozent ein.

Die zweite Karriere des früher als Antidepressivum vermarkteten Präparats ist offenbar schon wieder vorbei, bevor sie richtig begonnen hat. Nur 31 Millionen US-Dollar wurden mit dem Präparat erwirtschaftet.

Glück mit ihren Wirkstoffen haben sie in letzter Zeit bei Glaxo wirklich nicht. Pleiten, Pech und Pannen sind angesagt. Erst am vergangenen Mittwoch wurde bekannt, dass zwei Medikamente bei einer neuen Indikation offenbar versagen. Advair und Folvent, zwei Asthma-Präparate, sollten zusätzlich gegen Raucherlunge zum Einsatz kommen. Das wird wohl nichts. Damit setzt sich die Reihe der Fehlschläge bei GlaxoSmithKline fort.

Die vorläufige Niederlage in einem Patentstreit gegen Roche hat hingegen keine Auswirkungen. Die Klage ist nur ein Störmanöver gegen den Schweizer Konkurrenten, ohne Auswirkungen auf Glaxo-Produkte.

Wenig Freude an der Wirkstoff-Pipeline

Nicht, dass die Wirkstoffpipeline des Pharma-Konzerns leer wäre. Die Crux ist jedoch, dass die Wirkstoffe zumeist am Anfang ihrer Entwicklung stehen. Fortgeschrittene Wirkstoffe sind hingegen relativ dünn gesät, vor allem für einen Konzern dieser Größe.

Besonders schmerzhaft ist, das Glaxo Rückschläge in fortgeschrittenen Testphasen hinnehmen musste. Das kostet nicht nur viel Geld, sondern enttäuscht die Anleger besonders stark. Einziger Hoffnungsträger ist das Potenzmittel Vardenafil, das von Bayer entwickelt wurde und von Glaxo mit vertrieben werden soll.

Nicht alles bei Glaxo ist schlecht. Einen wichtigen Pluspunkt hat das Unternehmen zu bieten: Eine große Vertriebsmannschaft in den USA, dem wichtigsten Pharmamarkt der Welt. Ein schlagkräftiger Vertrieb wird im harten Wettbewerb immer wichtiger.

Besonders billig ist die Aktie angesichts der geringen Wachstumsfantasie allerdings nicht: Sie wird mit dem 21-fachen des für das laufende Jahr erwarteten Gewinns bewertet.  

 
Kurzfristig sind die Aussichten für die Glaxo-Aktie eher durchwachsen. Die Spekulationen um Todesfälle nach Einnahme von Zevalin lasten auf dem Unternehmen. Auch wenn sich die Vorwürfe in Luft auflösen sollten, sind die Aussichten trübe. Die Pipeline des Unternehmens ist nur dünn gefüllt. Dieser Malus kann auch nicht durch einen starken US-Vertrieb nicht wett gemacht werden. Allerdings sich durch die positive FDA-Entscheidung die Chancen auf eine Bodenbildung für die Glaxo-Aktie deutlich gestiegen.  

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