Aus Energiemangel könnte in China ein Überangebot werden
Tuesday, 12. Oct 2004, 17:45Es ist schon kurios. Stöhnt China derzeit unter erheblichen Energiemangel bis hin zu krisenhaften Erscheinungen, könnte es in nicht all zu ferner Zukunft zu einem Überangebot kommen, so einige Analysten zur Entwicklung der chinesischen Energiewirtschaft. Sie gehen davon aus, dass das Überangebot bereits in 2006 erreicht werden könnte, hervorgerufen durch die massiven Investitionen in diesem Bereich, was auch von staatlicher Seite gegenwärtig forciert wird.
Für das Geamtjahr 2004 erwartet Xu Hongyuan vom State Information Center (SIC), eine Einrichtung der National Development and Reform Commission, einen Energiemangel von 20 Millionen KWH, das doppelte wie im vergangenen Jahr. Daraus folgend hat die Zentralverwaltung mehr Investition im Energiensektor angeregt, so Xu. Xu weiter : "Aber, wenn die Investition nicht richtig durchgeführt werden, wird ein Energieüberangebot eine unvermeidbare Nebenerscheinung sein."
Bai Jianhua, Energienanalytiker des State Power Economic Research Center, verweißt darauf, dass viele Provinzregierungen Energieprojekte hochgezogen haben, und es noch vorhaben, ohne der Zustimmung der Zentralverwaltung. Es ist einfach die Gier nach Profiten die auch im Energiesektor ungezügelte Investitionen zur Folge haben. Bai Jianhua verweist auf die "Explosivität" die es nach sich zieht wenn zu diesen "illegalen" Energieprojekten auch noch die durch die Zentralverwaltung genehmigten hinzukommen. Die getätigten Investitionen würden in diesem Fall nicht wieder hereinkommen, da dazu etwa zwei bis drei Jahre notwendig wären. Aber ein entstehendes Überangebot an Energie würde das nicht zulassen.
Das es ein heißen Eisen ist zeigen die kommenden Investitionspläne. Xu Hongyuan teilte dazu mit, dass in den nächsten zwei Jahren über 200 Mrd. Yuan für den Aufbau von etwa 144 neuer Kraftwerke ausgegeben werden. Diese erreichen eine Kapazität von 75 Millionen KW. Das jährliche Wachstum der Investition in diesen Sektor schätzt er für dieses Jahr zwischen 22 und 23 % gegenüber 19,3 % im letzten Jahr. In den folgenden drei bis fünf Jahren geht er von 25 % Investitionswachstum aus.
Li Yuan, Energie Analyst von Haitong Securities Co Ltd, rät dazu die Energiepreise zukünftig am Bedarf des Marktes zu orientieren und nicht mehr durch staatliche Kontrolle bzw. Vorgabe festzulegen. Sein erstes größeres Energieüberangebot erlebte China Ende der 90`iger Jahre nach der Schliessung von unrentablen staatseigenen Unternehmen in Größenordnungen. Durch das Wegbrechen dieser Energieträchtigen alten Unternehmen brach der Energiebedarf dadurch plötzlich ein.
Wie sieht es nun mit Eigeninvestitionen in Aktien der Unternehmen aus dem Energiesektor aus ? Vorerst wird es weiterhin interessant bleiben in diesem Bereich zu investieren. Sollte es aber zu diesem Überangebot kommen dann kan man getrost von einem Preisverfall ausgehen. Knackpunkt dürfte dabei aber vor allem der Gundstoff, die Kohle sein. Mit dem zunehmenden Aufbau von Kraftwerken, der überwiegende Teil wird auf Kohlebasis arbeiten, wird auch der Bedarf an Kohle erheblich weiter steigen und die schon jetzt knappen Lieferrecourcen übermaßen strapazieren. Inwiefern dann eine reibungslose Belieferung ermöglicht wird bleibt abzuwarten. Ausgehen kann man jedoch von weiteren Kohlepreissteigerungen.
Die angesprochenen "wilden" Investitionen könnten zum Fiasko der Provinzfürsten und deren Provinzen werden, aber auch für die kreditgebenden Banken, wenn es zu dieser Überversorgung kommt. Diese würde zwangsläufig eine Marktregulierung der Energiepreise nach sich ziehen. Dann dürften sich diese Investitionen schnell in einen Berg von faueln Krediten verwandeln.
12.10.04 (il) - copyright EMFISKOLUMNE