Ein kurzer Krieg brächte auch für Deutschland den Aufschwung
Gastbeitrag
von Ulrich Hombrecher
Seit Monaten lastet die Irak-Krise und eine Verlängerung und Vertiefung der Aktienbaisse auf der Weltwirtschaft. Die Unsicherheit über Fortgang und Auswirkungen fördert den Attentismus bei Unternehmen und Verbrauchern. Investitions- und Konsumausgaben werden zurückgestellt. Die Folge: Die befürchtete Abschwächung tritt tatsächlich ein. Jedenfalls ist das weltweite Wirtschaftswachstum im Verlauf des Winterhalbjahres erlahmt.
Kriegsverlauf ist entscheidend
Die weitere Entwicklung hängt von Dauer und Verlauf des Irak-Krieges ab. Falls der Krieg auf vier bis sechs Wochen begrenzt bleibt, wird sich die Weltwirtschaft rasch aus ihrer Lähmung lösen. Der Ölpreis wird auf 20 Dollar je Barrel oder gar darunter sinken, die Aktienmärkte werden sich spürbar festigen. Ein Anstieg des Dax über 3000 Punkten ist dann realistisch. Und der US-Dollar dürfte gegenüber dem Euro zumindest vorübergehend in Richtung Parität steigen. All dies wird zu einer deutlichen Verbesserung des globalen Konjunkturklimas führen. In diesem Umfeld wird die weltweit expansiv angelegte Geldpolitik an Durchschlagskraft gewinnen. Eine zyklische Erholung, die den Namen "Aufschwung" verdient und in das Jahr 2004 hinein trägt, ist dann durchaus wahrscheinlich. Einer solchen Entwicklung könnte sich auch Deutschland trotz der hausgemachten Probleme wohl nicht "entziehen".
Die Mehrheit der Marktteilnehmer setzt derzeit offenbar auf dieses Szenario. Jedenfalls ist der Ölpreis binnen weniger Tage um 25 Prozent gesunken, der Dax um mehr als 20 Prozent gestiegen und der US-Dollar um 4 Prozent. Damit ist ein Teil der Risikoprämien bzw. -abschläge abgeschmolzen.
Sollte sich der Krieg dagegen bis weit ins Jahr hinziehen, könnte die Weltwirtschaft in eine tiefe Krise und die Finanzmärkte in Turbulenzen geraten. Die gesamte Region würde noch instabiler, als sie ohnehin schon ist, zumal voraussichtlich die politischen Systeme in anderen islamischen Staaten, die die USA "nolens volens" unterstützen, selbst unter Druck gerieten. Auch nähme die Gefahr von Terroranschlägen zu. In diesem Szenario ist mit einem Wiederanstieg des Ölpreises auf mindestens 35 Dollar zu rechnen. Die Aktienmärkte würden erneut einbrechen, ebenso wie der US-Dollar, der zum Euro schätzungsweise auf einen Wert von 1,20 USD nachgeben dürfte. Die Notenbanken würden hierauf mit weiteren Zinssenkungen reagieren. Eine Rücknahme der Fed Funds Rate auf 0,5 Prozent und des Hauptrefinanzierungssatzes auf 1,5 Prozent ist dann wahrscheinlich. Nennenswerte Anregungen wären hiervon allerdings nicht zu erwarten.
Der Realeinkommensentzug über den Ölpreisanstieg dämpfte den privaten Verbrauch ebenso wie die Verlängerung und Vertiefung der Aktienbaisse. Die Expansion des Welthandels ließe weiter nach, weil vorübergehend die "Weltsparquote" stiege. In Westeuropa würden sich die Ausfuhren wechselkursbeding verteuern. Die Abschwächung von privatem Verbrauch und Exporten belastete die Investitionstätigkeit und die Arbeitsmärkte.
Alles in allem gewännen rezessive Tendenzen die Oberhand. In den USA dürfte die jahresdurchschnittliche Zuwachsrate des Bruttoinlandsprodukts auf unter ein Prozent zurückfallen und in den Euroländern gegen Null tendieren. Für Deutschland müsste in diesem Szenario mit einem absoluten Rückgang des Bruttoinlandsprodukts gerechnet werden. Die Folgen für den Arbeitsmarkt und die öffentlichen Haushalte wären verheerend: die Zahl der Arbeitslosen würde auf über 4,5 Millionen im Jahresschnitt steigen und die Defizitquote auf über vier Prozent.
Beachtliche Risiken bleiben
Die subjektive Wahrscheinlichkeit dieses Szenarios veranschlagen wir auf ein Drittel. Das Risiko, dass sich die negativen Tendenzen wechselseitig verstärkten und die Entwicklung noch ungünstiger verliefe, ist beachtlich.
Der Autor ist Chefvolkswirt der WestLB
Gastbeitrag
von Ulrich Hombrecher
Seit Monaten lastet die Irak-Krise und eine Verlängerung und Vertiefung der Aktienbaisse auf der Weltwirtschaft. Die Unsicherheit über Fortgang und Auswirkungen fördert den Attentismus bei Unternehmen und Verbrauchern. Investitions- und Konsumausgaben werden zurückgestellt. Die Folge: Die befürchtete Abschwächung tritt tatsächlich ein. Jedenfalls ist das weltweite Wirtschaftswachstum im Verlauf des Winterhalbjahres erlahmt.
Kriegsverlauf ist entscheidend
Die weitere Entwicklung hängt von Dauer und Verlauf des Irak-Krieges ab. Falls der Krieg auf vier bis sechs Wochen begrenzt bleibt, wird sich die Weltwirtschaft rasch aus ihrer Lähmung lösen. Der Ölpreis wird auf 20 Dollar je Barrel oder gar darunter sinken, die Aktienmärkte werden sich spürbar festigen. Ein Anstieg des Dax über 3000 Punkten ist dann realistisch. Und der US-Dollar dürfte gegenüber dem Euro zumindest vorübergehend in Richtung Parität steigen. All dies wird zu einer deutlichen Verbesserung des globalen Konjunkturklimas führen. In diesem Umfeld wird die weltweit expansiv angelegte Geldpolitik an Durchschlagskraft gewinnen. Eine zyklische Erholung, die den Namen "Aufschwung" verdient und in das Jahr 2004 hinein trägt, ist dann durchaus wahrscheinlich. Einer solchen Entwicklung könnte sich auch Deutschland trotz der hausgemachten Probleme wohl nicht "entziehen".
Die Mehrheit der Marktteilnehmer setzt derzeit offenbar auf dieses Szenario. Jedenfalls ist der Ölpreis binnen weniger Tage um 25 Prozent gesunken, der Dax um mehr als 20 Prozent gestiegen und der US-Dollar um 4 Prozent. Damit ist ein Teil der Risikoprämien bzw. -abschläge abgeschmolzen.
Sollte sich der Krieg dagegen bis weit ins Jahr hinziehen, könnte die Weltwirtschaft in eine tiefe Krise und die Finanzmärkte in Turbulenzen geraten. Die gesamte Region würde noch instabiler, als sie ohnehin schon ist, zumal voraussichtlich die politischen Systeme in anderen islamischen Staaten, die die USA "nolens volens" unterstützen, selbst unter Druck gerieten. Auch nähme die Gefahr von Terroranschlägen zu. In diesem Szenario ist mit einem Wiederanstieg des Ölpreises auf mindestens 35 Dollar zu rechnen. Die Aktienmärkte würden erneut einbrechen, ebenso wie der US-Dollar, der zum Euro schätzungsweise auf einen Wert von 1,20 USD nachgeben dürfte. Die Notenbanken würden hierauf mit weiteren Zinssenkungen reagieren. Eine Rücknahme der Fed Funds Rate auf 0,5 Prozent und des Hauptrefinanzierungssatzes auf 1,5 Prozent ist dann wahrscheinlich. Nennenswerte Anregungen wären hiervon allerdings nicht zu erwarten.
Der Realeinkommensentzug über den Ölpreisanstieg dämpfte den privaten Verbrauch ebenso wie die Verlängerung und Vertiefung der Aktienbaisse. Die Expansion des Welthandels ließe weiter nach, weil vorübergehend die "Weltsparquote" stiege. In Westeuropa würden sich die Ausfuhren wechselkursbeding verteuern. Die Abschwächung von privatem Verbrauch und Exporten belastete die Investitionstätigkeit und die Arbeitsmärkte.
Alles in allem gewännen rezessive Tendenzen die Oberhand. In den USA dürfte die jahresdurchschnittliche Zuwachsrate des Bruttoinlandsprodukts auf unter ein Prozent zurückfallen und in den Euroländern gegen Null tendieren. Für Deutschland müsste in diesem Szenario mit einem absoluten Rückgang des Bruttoinlandsprodukts gerechnet werden. Die Folgen für den Arbeitsmarkt und die öffentlichen Haushalte wären verheerend: die Zahl der Arbeitslosen würde auf über 4,5 Millionen im Jahresschnitt steigen und die Defizitquote auf über vier Prozent.
Beachtliche Risiken bleiben
Die subjektive Wahrscheinlichkeit dieses Szenarios veranschlagen wir auf ein Drittel. Das Risiko, dass sich die negativen Tendenzen wechselseitig verstärkten und die Entwicklung noch ungünstiger verliefe, ist beachtlich.
Der Autor ist Chefvolkswirt der WestLB