Hohe Bargeldbestände und defensive Ausrichtung verhageln Anlageexperten kurzfristig die Performance. Langfristig sind Investmentanteile eine gute Wahl
Willkommen, Schlafmütze
Stell dir vor, am Neuen Markt ist Rallye, und keiner geht hin. Zumindest bei den meisten Profis drängt sich dieser Verdacht in den vergangenen Wochen auf. Die Hausse fand weit gehend unter Ausschluss der Fondsmanager statt. Während sich das deutsche Wachstumssegment seit den Tiefständen vom 21. September fast verdoppelte, gewannen die Portfolios der Institutionellen im Schnitt gerade einmal 50 Prozent an Wert. Damit bleibt eine Performancelücke von durchschnittlich 50 Prozent, bei einigen Fonds liegt sie sogar noch deutlich darüber.
"Bei einer derart rasanten Erholung haben Fondsmanager wenig Chancen mit dem Index mitzuhalten", sagt Karl Fickel, Fondsmanager bei Lupus Alpha. "Ich kann mein Portfolio allein aus Risiko- und Qualitätsgesichtspunkten nicht auf wenige Schwergewichte ausrichten, die zuletzt den Markt nach oben gezogen haben."
Tatsächlich hätten die Institutionellen ihr Portfolio mit Werten wie Broadvision, Morphosys, Comdirect, T-Online und Carrier1 bestücken müssen, um den Aufschwung voll mitzumachen. Doch gerade diese Titel, die sich seit dem Allzeittief mehr als verdreifachten, waren unter Fondsmanagern noch nie sehr beliebt und daher untergewichtet. Dagegen legten die Klassiker wie Teleplan, International Media, Medion oder Thiel Logistik zuletzt nur unterdurchschnittlich zu.
"Kein Investor kann erwarten, dass man Qualitätstitel rausschmeißt, um den gut laufenden Schrott zu kaufen", sagt Marc Schädler von Nordinvest. Fondsmanager seien keine Trader, die nur auf kurzfristige Wertsteigerung aus seien, sondern müssten auf Titel setzen, die langfristig Performance garantierten. Z.b Ceyoniq!
"Ob ein Unternehmen langfristig überlebt, interessiert einen Trader nicht - uns aber schon."
Gerne verweisen die Institutionellen auf wild gewordene Kleinanleger, die auf Teufel komm raus, die Werte nach oben zocken. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Viele Fondsmanager sind nach der langen Baisse ängstlich geworden, weshalb sie defensive Titel übergewichten, die jedoch in einer Rallye nicht so gut abschneiden. "Die Erholung geht eindeutig zu schnell. Die Stabilisierung des Marktes hat gerade erst angefangen", sagt beispielsweise Kerstan von Schlotheim, Fondsmanager bei Adig Investments. Die Bären seien noch nicht ausgestorben. "Eine Korrektur ist jederzeit möglich."
Viele Profis bleiben daher vorsichtig und haben ihren Kassenbestand noch nicht vollständig abgebaut. So hält etwa Peter Conzatti, Fondsmanager bei UBS, eine Bargeldquote von zehn Prozent - Cash, das bei anziehenden Kursen die Wertsteigerung ausbremst.
Dennoch rechnen die meisten Experten damit, dass der Aufschwung am Neuen Markt noch bis in den Januar anhält. "Wir können beim Nemax-50 noch bis 1800 Punkte klettern", sagt Michael Fraikin, Fondsmanager bei Invesco. Auch Schädler ist optimistisch, dass die zahlreich vorhandene Liquidität die Märkte weiter voranbringen werde. "Aber wehe, wenn sich nicht spätestens im März die ersten Lichtblicke bei der Konjunktur zeigen. Dann käme das böse Erwachen", so Schädler.
Für ein solches Negativszenario heißt es dann hoffentlich: "Stell dir vor es ist Baisse, und kein Fonds verliert."
Gruß Kostolmoney :-)