Kreditverlängerung entspannt vorerst Kirchs Lage
Die finanzielle Lage der Kirch-Gruppe hat sich offenbar vorerst entspannt. Ein Sprecher des Münchener Medienkonzerns sagte am Mittwoch, die Dresdner Bank habe einen ausgelaufenen Kredit entgegen ihrer ursprünglichen Kündigungsabsicht nun doch verlängert.
Leo Kirch
Reuters FRANKFURT. Nach Informationen aus Bankenkreisen ging es dabei um 900 Mill. DM. Unterdessen sieht die Deutsche Bank nach Angaben aus Bankenkreisen keinen Grund, von Kirch einen Milliardenkredit zurückzufordern. Nach einem Zeitungsbericht will Kirch auch die 1,5 Mrd. DM teure Übernahme von weiteren 11,5 % an dem Fernsehkonzern ProSieben Sat.1 verschieben.
Der Kirch-Sprecher sagte, die Entscheidung zur Verlängerung des Dresdner-Kredits sei am Mittwoch in Verhandlungen bis in die Abendstunden hinein getroffen worden. Details zu den Konditionen des Kredites waren zunächst nicht verfügbar. Die Dresdner Bank gab keine Stellungnahme ab. Die Bank hatte zuvor nach Angaben aus Finanzkreisen von der Kirch-Gruppe die Rückzahlung des Kredits zum Jahresende gefordert. Das hätte den Medienkonzern in Bedrängnis gebracht, kurzfristig die Summe aufzubringen. Kirch erwägt daher, sich unter anderem von seiner 25-Prozent-Beteiligung an dem spanischen Fernsehsender Telecinco zu trennen, deren Wert auf 1 Mrd. DM geschätzt wird.
Finanzkreise wiesen Spekulationen zurück, wonach auch die Deutsche Bank Kirch zur sofortigen Rückzahlung eines weiteren Großkredits zwingen wolle. "Kirch hat bei der Deutschen Bank einen solide besicherten Kredit in der Größenordnung von 1 Mrd. DM, deshalb sieht die Bank keine Veranlassung, diesen fällig zu stellen", erfuhr Reuters am Mittwoch aus den Kreisen. Das Darlehen sei mit dem 40-Prozent-Anteil Kirchs am Hamburger Springer-Verlag besichert.
Die Aktien der Hypovereinsbank, die ebenfalls ein Großgläubiger von Kirch ist, gaben am Mittwoch deutlich nach, was Börsianer auf mögliche finanzielle Probleme mit Krediten an Kirch zurückführten. Das Papier gab in der Spitze um mehr als 8 % auf 32,51 Euro nach. "Der Markt unterstellt der Hypovereinsbank ein großes Engagement bei Kirch", sagte ein Analyst. Die HVB lehnte einen Kommentar zu ihrem Engagement bei Kirch ab. Vorstandssprecher Albrecht Schmidt hatte zuletzt aber mehrfach betont, die Bank fühle sich mit ihrem Kreditniveau bei Kirch wohl. Die Verbindlichkeiten seien größtenteils alt. An den neuen Finanzierungen, etwa der Formel 1, habe sich die HVB nicht mehr beteiligt.
Um seine finanziellen Probleme zu lindern, will Kirch einem Bericht der Süddeutschen Zeitung zufolge den Springer-Anteil an ProSiebenSat.1 später übernehmen als bisher geplant. Das Blatt berichtete vorab aus der Donnerstagausgabe, Kirch wolle einen Aufschub für die dafür Anfang 2002 fälligen 1,5 Mrd. DM erreichen. Der Kirch-Sprecher nannte den Bericht am Mittwoch "Spekulation" und lehnte eine Stellungnahme ab. Springer hatte sich bei der Fusion seiner Beteiligung Sat.1 mit ProSieben im Sommer 2000 eine Verkaufsoption zu dem fest vereinbarten Preis zusichern lassen, die Anfang 2002 gültig wird.
KirchMedia-Chef Dieter Hahn hatte bereits erklärt, die 11,5 % übernehmen zu wollen. Kirch hält derzeit 52 % an ProSiebenSat.1. Eine Sprecherin des Verlagshauses wollte sich nicht äußern, ob und wann die Anteile an Kirch abgegeben werden sollten. Nach dem Bericht soll die Option so schnell wie möglich genutzt werden. Springer wird nach eigenen Angaben 2001 in die Verlustzone rutschen und hatte ein drastisches Sparprogramm für seine Zeitungen sowie den Abbau von 1400 Stellen angekündigt. Die Vorzugsaktie von ProSieben gab um 6 % auf 6,26 Euro nach. Vor zehn Monaten hatte das Papier noch mehr als das Sechsfache gekostet.
Aus Branchenkreisen verlautete zuletzt, der Medienunternehmer Rupert Murdoch wolle die Phase der Schwäche Kirchs nutzen, um mit seiner News Corp die Kontrolle über den Konzern zu übernehmen. Unter anderen wolle er Kirchs Banken bewegen, Kredite fällig zu stellen. News Corp hatte das Ansinnen jedoch dementiert.
Handelsblatt 12.12.2001
Die finanzielle Lage der Kirch-Gruppe hat sich offenbar vorerst entspannt. Ein Sprecher des Münchener Medienkonzerns sagte am Mittwoch, die Dresdner Bank habe einen ausgelaufenen Kredit entgegen ihrer ursprünglichen Kündigungsabsicht nun doch verlängert.
Leo Kirch
Reuters FRANKFURT. Nach Informationen aus Bankenkreisen ging es dabei um 900 Mill. DM. Unterdessen sieht die Deutsche Bank nach Angaben aus Bankenkreisen keinen Grund, von Kirch einen Milliardenkredit zurückzufordern. Nach einem Zeitungsbericht will Kirch auch die 1,5 Mrd. DM teure Übernahme von weiteren 11,5 % an dem Fernsehkonzern ProSieben Sat.1 verschieben.
Der Kirch-Sprecher sagte, die Entscheidung zur Verlängerung des Dresdner-Kredits sei am Mittwoch in Verhandlungen bis in die Abendstunden hinein getroffen worden. Details zu den Konditionen des Kredites waren zunächst nicht verfügbar. Die Dresdner Bank gab keine Stellungnahme ab. Die Bank hatte zuvor nach Angaben aus Finanzkreisen von der Kirch-Gruppe die Rückzahlung des Kredits zum Jahresende gefordert. Das hätte den Medienkonzern in Bedrängnis gebracht, kurzfristig die Summe aufzubringen. Kirch erwägt daher, sich unter anderem von seiner 25-Prozent-Beteiligung an dem spanischen Fernsehsender Telecinco zu trennen, deren Wert auf 1 Mrd. DM geschätzt wird.
Finanzkreise wiesen Spekulationen zurück, wonach auch die Deutsche Bank Kirch zur sofortigen Rückzahlung eines weiteren Großkredits zwingen wolle. "Kirch hat bei der Deutschen Bank einen solide besicherten Kredit in der Größenordnung von 1 Mrd. DM, deshalb sieht die Bank keine Veranlassung, diesen fällig zu stellen", erfuhr Reuters am Mittwoch aus den Kreisen. Das Darlehen sei mit dem 40-Prozent-Anteil Kirchs am Hamburger Springer-Verlag besichert.
Die Aktien der Hypovereinsbank, die ebenfalls ein Großgläubiger von Kirch ist, gaben am Mittwoch deutlich nach, was Börsianer auf mögliche finanzielle Probleme mit Krediten an Kirch zurückführten. Das Papier gab in der Spitze um mehr als 8 % auf 32,51 Euro nach. "Der Markt unterstellt der Hypovereinsbank ein großes Engagement bei Kirch", sagte ein Analyst. Die HVB lehnte einen Kommentar zu ihrem Engagement bei Kirch ab. Vorstandssprecher Albrecht Schmidt hatte zuletzt aber mehrfach betont, die Bank fühle sich mit ihrem Kreditniveau bei Kirch wohl. Die Verbindlichkeiten seien größtenteils alt. An den neuen Finanzierungen, etwa der Formel 1, habe sich die HVB nicht mehr beteiligt.
Um seine finanziellen Probleme zu lindern, will Kirch einem Bericht der Süddeutschen Zeitung zufolge den Springer-Anteil an ProSiebenSat.1 später übernehmen als bisher geplant. Das Blatt berichtete vorab aus der Donnerstagausgabe, Kirch wolle einen Aufschub für die dafür Anfang 2002 fälligen 1,5 Mrd. DM erreichen. Der Kirch-Sprecher nannte den Bericht am Mittwoch "Spekulation" und lehnte eine Stellungnahme ab. Springer hatte sich bei der Fusion seiner Beteiligung Sat.1 mit ProSieben im Sommer 2000 eine Verkaufsoption zu dem fest vereinbarten Preis zusichern lassen, die Anfang 2002 gültig wird.
KirchMedia-Chef Dieter Hahn hatte bereits erklärt, die 11,5 % übernehmen zu wollen. Kirch hält derzeit 52 % an ProSiebenSat.1. Eine Sprecherin des Verlagshauses wollte sich nicht äußern, ob und wann die Anteile an Kirch abgegeben werden sollten. Nach dem Bericht soll die Option so schnell wie möglich genutzt werden. Springer wird nach eigenen Angaben 2001 in die Verlustzone rutschen und hatte ein drastisches Sparprogramm für seine Zeitungen sowie den Abbau von 1400 Stellen angekündigt. Die Vorzugsaktie von ProSieben gab um 6 % auf 6,26 Euro nach. Vor zehn Monaten hatte das Papier noch mehr als das Sechsfache gekostet.
Aus Branchenkreisen verlautete zuletzt, der Medienunternehmer Rupert Murdoch wolle die Phase der Schwäche Kirchs nutzen, um mit seiner News Corp die Kontrolle über den Konzern zu übernehmen. Unter anderen wolle er Kirchs Banken bewegen, Kredite fällig zu stellen. News Corp hatte das Ansinnen jedoch dementiert.
Handelsblatt 12.12.2001