Knapp behauptet
Der Neue Markt ist umgezogen. Vom Börsenplatz an das Landesgericht. So schien es jedenfalls in dieser Woche. In den ehrwürdigen Hallen muss es nämlich zugegangen sein, wie in einem Taubenschlag. Verfügung für Verfügung wurde dort ausgestellt.
Empfänger waren allesamt Unternehmen des Neuen Marktes. Vor Gericht erfochten sie einen sechsmonatigen Aufschub für einen drohenden Rauswurf aus dem Neuen Markt. Dieser droht nämlich nach dem neuen Regelwerk der Deutsche Börse den so genannten Penny-Stocks. Also jenen Unternehmen, die für eine längere Zeit unter einem Euro notieren und deren Marktwert unter 20 Mio. Euro liegt.
Sinn und Zweck des verschärften Regelwerks ist es, das Vertrauen der Anleger in den angeknacksten Neuen Markt wieder herzustellen. Eine an sich lobenswerte Initiative der Deutschen Börse. Doch was, wenn die Ausnahme zur Regel wird - und die Regel zur Ausnahme? Welcher Anleger soll sich noch die Namen der Unternehmen von Abacho bis Travel24 merken, die eine Schonfrist zugesprochen bekommen haben? Statt für Ordnung zu sorgen, bringt das neue Regelwerk nur Verwirrung. Die Börse täte gut daran, auf diesen Missstand flexibel zu reagieren. Regeln müssen schließlich für alle verbindlich sein. Doch das sind sie nur, wenn die Börse jetzt auch allen Unternehmen einen Aufschub von sechs Monaten gewährt. Nur dann sorgt auch wieder die Börse für Ordnung und nicht etwa das Landesgericht.