Aufbruchstimmung statt ruhige Hand
Der CSU-Chef im Interview mit Peter Limbourg (N24) und Astrid Frohloff (SAT.1)
Der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber ist mit Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hart ins Gericht gegangen. Die "ruhige Hand" des Kanzlers klinge für ihn sehr nach dem Wunsch, Rentner zu sein, sagte Stoiber in einem Interview der Fernsehsender N24 und SAT.1.
Steuerreform vorziehen
Schröder hoffe darauf, dass sich die Konjunktur durch eine Steuerreform in Amerika erhole, so Stoiber: "Er soll sie im eigenen Lande machen, dann bräuchte er nicht nur auf Bush und die Amerikaner hoffen." Die Steuerreform in Deutschland müsse vorgezogen werden, um vor allem für mittelständische Unternehmen eine bessere Kapitalversorgung zu gewährleisten. Die erste Priorität sei es, Arbeitslosigkeit abzubauen. "Und ich brauche ein höheres Wachstum", betonte der CSU-Chef. Deutschland sei der "kranke Mann" Europas. Schröder handele "im Grunde genommen gegen die Interessen Deutschlands".
Stoiber vermisst unter der rot-grünen Bundesregierung ein unternehmerisches Klima im Lande. Die Aufbruchstimmung werde von der "ruhigen Hand" gehemmt. Die Krise an den Finanzmärkten aber will Stoiber nicht der Schröder-Regierung anlasten: "Das wäre nun wirklich zu billig."
Nationale Identität und Zuwanderung
Dass die nationale Identität ein Wahlkampfthema für die Union wird, ist für Stoiber selbstverständlich. "Ich wundere mich, dass es über eine solche Feststellung überhaupt eine Diskussion gibt." Wer glaube, dass nationale Identität etwas Schlimmes sei, der habe nicht begriffen, wie Europa zusammengefügt werden müsse.
Der Gesetzentwurf von Innenminister Otto Schily (SPD) ermöglicht nach Stoibers Ansicht eine unkalkulierbare zusätzliche Zuwanderung nach Deutschland. "Es geht uns um eine Begrenzung der stattfindenden Zuwanderung", unterstrich Stoiber. Deutschland sei ein sehr ausländerfreundliches Land. "Aber ich sage auch, wir können nicht mehr integrieren - aus einer Reihe von Gründen - als wir gegenwärtig leisten."
Kandidaten-Entscheidung erst 2002
Auf Fragen nach einer möglichen Kanzlerkandidatur antwortete Stoiber bei dem Interview am Tegernsee zunächst: "Sie kennen meine persönliche Einstellung. Dies ist meine Lebensaufgabe hier, dieses Land entscheidend voranzubringen, Bayern." Stoiber fügte jedoch hinzu, dass eine Entscheidung erst Anfang 2002 fallen werde. Dafür gebe es gute Gründe - "alles, was ich dazu jetzt sagen würde, würde wiederum der Opposition helfen, sich auf den einen oder anderen einzustellen oder einzuschießen." Der CDU-Vorsitzenden Angela Merkel jedenfalls zollte Stoiber Respekt: "Die CDU in dieser schwierigen Zeit zusammenzubringen, das ist eine großartige Leistung."
Kritik an Scharping und Müntefering
Zum Thema Scharping sagte Stoiber, Deutschland brauche in dieser Zeit einen kompetenten, anerkannten, beachteten Verteidigungsminister - "und das ist Rudolf Scharping nicht mehr." Gegenwärtig stünden siebentausend Soldaten auf dem Balkan, und Deutschland verlange von diesen Soldaten außerordentlich viel. Das Verhalten des Verteidigungsministers aber konterkariere die großen Anstrengungen, die die Soldatinnen und Soldaten dort erbringen müssten. Kritik übte Stoiber zudem am Umgang der SPD mit jenen Abgeordneten, die nicht für den Mazedonien-Einsatz stimmten: "So wie Herr Müntefering jetzt mit den eigenen Abweichlern umgeht, schadet er im Grunde genommen der Reputation, der Glaubwürdigkeit der parlamentarischen Demokratie."
N24 zeigt das Interview mit Edmund Stoiber am Freitagabend um 22.15 Uhr in "Berlin Intern". Wiederholungen am Samstag um 21.15 Uhr, am Sonntag um 11.15 Uhr und 18.15 Uhr.
08.09.2001 14:33:37
Der CSU-Chef im Interview mit Peter Limbourg (N24) und Astrid Frohloff (SAT.1)
Der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber ist mit Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hart ins Gericht gegangen. Die "ruhige Hand" des Kanzlers klinge für ihn sehr nach dem Wunsch, Rentner zu sein, sagte Stoiber in einem Interview der Fernsehsender N24 und SAT.1.
Steuerreform vorziehen
Schröder hoffe darauf, dass sich die Konjunktur durch eine Steuerreform in Amerika erhole, so Stoiber: "Er soll sie im eigenen Lande machen, dann bräuchte er nicht nur auf Bush und die Amerikaner hoffen." Die Steuerreform in Deutschland müsse vorgezogen werden, um vor allem für mittelständische Unternehmen eine bessere Kapitalversorgung zu gewährleisten. Die erste Priorität sei es, Arbeitslosigkeit abzubauen. "Und ich brauche ein höheres Wachstum", betonte der CSU-Chef. Deutschland sei der "kranke Mann" Europas. Schröder handele "im Grunde genommen gegen die Interessen Deutschlands".
Stoiber vermisst unter der rot-grünen Bundesregierung ein unternehmerisches Klima im Lande. Die Aufbruchstimmung werde von der "ruhigen Hand" gehemmt. Die Krise an den Finanzmärkten aber will Stoiber nicht der Schröder-Regierung anlasten: "Das wäre nun wirklich zu billig."
Nationale Identität und Zuwanderung
Dass die nationale Identität ein Wahlkampfthema für die Union wird, ist für Stoiber selbstverständlich. "Ich wundere mich, dass es über eine solche Feststellung überhaupt eine Diskussion gibt." Wer glaube, dass nationale Identität etwas Schlimmes sei, der habe nicht begriffen, wie Europa zusammengefügt werden müsse.
Der Gesetzentwurf von Innenminister Otto Schily (SPD) ermöglicht nach Stoibers Ansicht eine unkalkulierbare zusätzliche Zuwanderung nach Deutschland. "Es geht uns um eine Begrenzung der stattfindenden Zuwanderung", unterstrich Stoiber. Deutschland sei ein sehr ausländerfreundliches Land. "Aber ich sage auch, wir können nicht mehr integrieren - aus einer Reihe von Gründen - als wir gegenwärtig leisten."
Kandidaten-Entscheidung erst 2002
Auf Fragen nach einer möglichen Kanzlerkandidatur antwortete Stoiber bei dem Interview am Tegernsee zunächst: "Sie kennen meine persönliche Einstellung. Dies ist meine Lebensaufgabe hier, dieses Land entscheidend voranzubringen, Bayern." Stoiber fügte jedoch hinzu, dass eine Entscheidung erst Anfang 2002 fallen werde. Dafür gebe es gute Gründe - "alles, was ich dazu jetzt sagen würde, würde wiederum der Opposition helfen, sich auf den einen oder anderen einzustellen oder einzuschießen." Der CDU-Vorsitzenden Angela Merkel jedenfalls zollte Stoiber Respekt: "Die CDU in dieser schwierigen Zeit zusammenzubringen, das ist eine großartige Leistung."
Kritik an Scharping und Müntefering
Zum Thema Scharping sagte Stoiber, Deutschland brauche in dieser Zeit einen kompetenten, anerkannten, beachteten Verteidigungsminister - "und das ist Rudolf Scharping nicht mehr." Gegenwärtig stünden siebentausend Soldaten auf dem Balkan, und Deutschland verlange von diesen Soldaten außerordentlich viel. Das Verhalten des Verteidigungsministers aber konterkariere die großen Anstrengungen, die die Soldatinnen und Soldaten dort erbringen müssten. Kritik übte Stoiber zudem am Umgang der SPD mit jenen Abgeordneten, die nicht für den Mazedonien-Einsatz stimmten: "So wie Herr Müntefering jetzt mit den eigenen Abweichlern umgeht, schadet er im Grunde genommen der Reputation, der Glaubwürdigkeit der parlamentarischen Demokratie."
N24 zeigt das Interview mit Edmund Stoiber am Freitagabend um 22.15 Uhr in "Berlin Intern". Wiederholungen am Samstag um 21.15 Uhr, am Sonntag um 11.15 Uhr und 18.15 Uhr.
08.09.2001 14:33:37