"Auf ohne Schwung" - Vorschau der ...

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Der Bauer:

"Auf ohne Schwung" - Vorschau der ...

 
06.01.03 10:44

Investmentprofis auf 2003

von Stock-World

"Wenn ich nicht investiert hätte, wäre ich besser gefahren!" Dieses zornige Fazit ziehen viele Privatanleger, die im Jahr 2002 ihr sauer Erspartes in Aktienfonds angelegt haben. Die nackten Tatsachen scheinen ihnen Recht zu geben: Der DAX-Index verlor auf ein Jahr gerechnet über 35 Prozent, der gewichtige Dow Jones-Index etwa 15 Prozent.

Doch es gab auch Anlageregionen, die deutlich besser abgeschnitten haben als die Schlusslichter-Indizes in Euroland. So verbuchte etwa der Hongkonger Hang-Seng-Index "nur" ein Minus von etwa 10 Prozent und der Kospi-Index in
Südkorea sogar ein leichtes Plus. Auch mit einer richtigen Brachenallokation hätten Privatanleger überdurchschnittliche Verluste bei Aktienfonds vermeiden können. So schnitten zum Beispiel Aktien aus der Grundstoff- und klassischen Konsumgüter-Branche deutlich besser ab als Titel aus der Telekommunikations- und ITBranche.

Zudem mussten Aktienfonds die enormen Wirkungen einer Reihe negativer Faktoren und Schlagzeilen wegstecken. Es sei an dieser Stelle noch mal an die Bilanzskandale um Enron und Worldcom, die Argentinien- und Brasilienkrise, die Folgen des Irak-Konflikts (Ölpreis) und die allgemein schwache Konjunktur erinnert. Alles Nackenschläge, die vermutlich den stärksten Boxer auf die Bretter geschickt hätten. Der Boxer wankte, fiel aber nicht: Denn seit dem Tiefpunkt in der ersten Oktoberhälfte 2002 hat an den Aktienbörsen eine Gegenbewegung eingesetzt.


Aber was ist im Börsenjahr 2003? Hält der begonnene Aufschwung an und welche Regionen und Branchen haben die besten Aussichten auf eine ordentliche Rendite? Stock- World hat zu diesen Fragen renommierte Fondsmanager und Research-Strategen um ihre Antwort gebeten.

DWS: Moderates Wachstum erwartet

Die DWS sieht für 2003 nur ein moderates Wachstum der Weltwirtschaft.
Dies gilt insbesondere für Europa und Japan. Am positivsten sind die Aussichten für die USA. Dort rechnet die DWS mit einem Wachstum von etwa 2,0 Prozent, auch weil der Staat über "deficit spending" Nachfrage schafft. Diese Rolle können die europäischen Staaten wegen der Restriktionen bei der Neuverschuldung der öffentlichen Hand nicht einnehmen.

Zudem sind die konjunkturellen Auftriebskräfte in Euroland zu schwach, um aus eigener Kraft eine klare Konjunkturwende zu schaffen. Nur im Zuge einer globalen Erholung wird Europas Wirtschaft wieder an Fahrt gewinnen vorausgesetzt, dass vom Irak-Konflikt keine größeren ökonomischen Verwerfungen ausgehen.

Trotz eines geringen Wirtschaftswachstums haben nach Ansicht der DWS die Aktienmärkte aufgrund niedriger Bewertungen 2003 Aufwärtspotential. "Der Vertrauensentzug der Investoren hat die Aktien stärker nach unten gezogen, als es die wirtschaftliche Entwicklung gerechtfertigt hätte", betont Klaus
Kaldemorgen, Leiter des Aktienfondsmanagements der DWS.

Auf Sektorenebene erscheinen Pharmaaktien, Energiewerte sowie stark gefallene europäische Versicherungs- und Dienstleistungsunternehmen dem Fondsmanager interessant. Ausgewählte Technologie- und Telekommunikationstitel bieten auf kürzere Sicht Chancen für den risikoorientierten Anleger.

Bei Konsumwerten und Banken rät Kaldemorgen zur Vorsicht, da die allgemeine Konsumneigung zur Zeit skeptisch eingeschätzt wird. Die Aktienauswahl sollte sich an den Kriterien Qualität, Bewertung und der Dividendenrendite orientieren. Nur gesunde und gut aufgestellte Unternehmen bieten die Gewähr, auch wirtschaftlich schwierige Zeiten zu überstehen, urteilt der Aktien-Stratege.

Threadneedle: Vergleich mit 1973/74 angebrachter

Das Investmenthaus Threadneedle erwartet auch im kommenden Jahr reichlich Turbulenzen an den Aktien- und Rentenmärkten. Statt mit dem kurzen Bärenmarkt von 1987 lasse sich die gegenwärtige Situation besser mit dem länger anhaltenden Abschwung in den Jahren 1973/74 vergleichen, erklärt Sarah Arkle, Chief Investment Officer, in einer Markteinschätzung.

Eine Periode, die wegen der damaligen Spannungen im Mittleren Osten, dem volatilen Ölpreis und den Kämpfen zwischen Regierungen und Gewerkschaftsführern noch gut in Erinnerung sei. Es finde zwar eine Erholung der Unternehmensgewinne statt. "Aber sie geschieht auf einem geringeren Niveau als zuvor angenommen", so die Expertin. Der zweite erschwerende Faktor sei die Möglichkeit eines Konfliktes im Irak. Kurzfristig bleibe deshalb die weiter anhaltende Unsicherheit erhalten. Threadneedle setzt 2003 wegen der voranschreitenden wirtschaftlichen Erholung in Europa auf europäische Wachstumstitel.

Union Investment Privatfonds: Restrukturierungen zeigen Erfolg

"Generell sind Aktien in 2003 wieder fair bewertet", befindet Jens Wilhelm, der Geschäftsführer Union Investment Privatfonds. Die Umsätze und Gewinne der meisten Unternehmen hätten sich zunächst durchwachsen entwickelt. Nach der schwachen Gewinnentwicklung innerhalb der ersten Quartale des Jahres deute sich nun aber langsam eine Stabilisierung an, so Wilhelm. "Die Berichtssaison für die Ergebnisse des 3. Quartals verläuft ermutigend. Trotz oftmals konstanter oder gar rückläufiger Umsätze meldeten viele der großen Konzerne wieder höhere Gewinne." Die Kosteneinsparungen und Restrukturierungen der letzten Monate würden damit erste Wirkungen zeigen, gibt sich Wilhelm überzeugt.

Mit einem KGV von rund 20 seien US-Aktien im historischen Vergleich derzeit weder übermäßig teuer noch wirklich günstig. Wilhelm gibt Anlegern den Rat, mögliche Risiken stets im Auge zu behalten: "Insbesondere geopolitische Risiken wie ein Irak-Krieg oder eine Verschärfung des Nahostkonflikts können kurzfristig zu Kursrückschlägen führen und die laufende Erholung unterbrechen."

Deutsche Investment Trust: Vorsichtig optimistisch

"Bei uns fällt der Ausblick auf die Aktienmärkte in 2003 vorsichtig optimistisch aus, eher ein 'Auf ohne Schwung'", erklärt Hans Jörg Naumer, Leiter Investor
Information des dit Deutscher Investment Trust, recht anschaulich. Es sei deshalb ratsam, die Aktienquote in 2003 mit sich verdichtenden Zeichen der konjunkturellen Erholung sukzessive hochzufahren.

"Bei der regionalen Allokation bevorzugen wir die USA gegenüber Europa, da es Europa derzeit an Flexibilität fehlt, um schnell wieder das Potenzialwachstum zu erreichen", erklärt Naumer. Bei den Emerging Markets sei eine Differenzierung notwendig: Lateinamerika werde weiterhin mit der Weltwirtschaftskrise zu kämpfen haben, Mittel- und Osteuropa und insbesondere Asien hätten dagegen bessere Aussichten. "Bei der optimalen Branchenverteilung empfehlen wir, sukzessive in Zykliker umzuschichten. Dabei dürften zuerst die Werte aus der Grundstoffbranche laufen, danach die Industriewerte und zuletzt Spätzykliker wie Medienwerte", verdeutlicht Naumer die Branchenstrategie des dit.

Albrech&Cie. Optiselect: Investieren statt spekulieren

Winfried Walter, einer der Manager des sehr erfolgreichen internationalen Aktienfonds Albrech&Cie. Optiselect, geht mit dem Leitsatz "Investieren statt spekulieren" ins neue Jahr. Man müsse den - ernüchternden - Tatsachen ins Auge sehen, lautet seine Empfehlung.

In den Regionen Asien, Europa und USA fehle nach wie vor ein ordentliches Gewinnwachstum bei den Unternehmen und somit sei das Aufwärtspotenzial begrenzt. "Der DAX ist angesichts struktureller Probleme in der Wirtschaft und fehlenden Gewinnwachstums im Bereich zwischen 3.000 und 3.300 Punkten fair bewertet", glaubt Walter. Kursschwankungen um den fairen Wert zwischen 2.800 und 3.900 Punkten hält der Experte für möglich. Einen positiven Aspekt hebt der Fondsmanager hervor: "Nach drei schwachen Jahren sind die Bewertungen auf Niveaus, die nicht mehr viel Platz nach unten lassen." Winfried Walter glaubt deshalb, dass die Kurse gerade in Deutschland für langfristig orientierte Anleger ein gutes Einstiegsniveau bieten.

2003 wird kein Glanzjahr

Auffallend ist, dass fast alle Gesprächspartner gegenüber Stock-World die Risiken des militärischen Eingreifens seitens der USA im Irak betonten. Stock-World schließt sich aus kurzfristiger Sicht dieser Meinung an. Festzuhalten bleibt aber, dass mit langfristigen Schäden für die Aktienmärkte kaum zu rechnen ist. Das belegen zumindest historische Vergleiche der vergangenen politischen Krisen. Bemerkenswert ist zudem die übereinstimmende Meinung, dass 2003 kein glanzvoller Börsenjahrgang wird.

Dabei ist aus statistischer Sicht nach drei schwachen Jahren die Zeit überreif für eine kräftige Erholung. Augenscheinlich stecken die Krisenjahre auch den Investmentprofis in den Gliedern und der Berufsoptimismus ist Pessimismus gewichen.

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