Auch HVB muss tiefrote Zahlen vorlegen

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Auch HVB muss tiefrote Zahlen vorlegen

 
16.02.03 11:24
Bisher schwerste Bankenkrise: Auch HVB muss tiefrote Zahlen vorlegen

          München (dpa) - Ein Ende der bisher schwersten Bankenkrise in Deutschland ist derzeit nicht
          abzusehen. Nach Commerzbank und Deutscher Bank wird an diesem Mittwoch (19. Februar)
          auch die HypoVereinsbank von einem Netto-Verlust im vierten Quartal berichten. Im Gesamtjahr
dürfte das zweitgrößte deutsche Kreditinstitut nach Einschätzung von Branchenexperten damit den ersten
Jahres-Verlust in der Unternehmensgeschichte verbuchen. Kurzfristig dürfte trotz drastischer Kostensenkungen
bei allen Großbanken kaum Besserung in Sicht sein.

2002 sei für die Banken ein extrem schwieriges Jahr gewesen, sagt Jens Kleine, Experte der
Beratungsgesellschaft Mercer Management. «Die schwache Konjunktur hat die Risikokosten weiter nach oben
getrieben und der rückläufige Aktienmarkt die Erträge aus Wertpapiergeschäft und Investmentbanking noch
weiter zusammenschmelzen lassen.» Als Folge könnte nach Analystenschätzungen bei der HypoVereinsbank
der operative Verlust im vierten Quartal möglicherweise sogar noch einmal höher ausgefallen sein als im
dritten, als das Minus 684 Millionen Euro betrug. Die Schätzungen gehen aber weit auseinander.

Die HypoVereinsbank bekam vor allem die Pleitewelle zu spüren. Die Bank hat das größte Kreditbuch aller
Institute in Europa. Der neue HVB-Chef Dieter Rampl will daher die Risikoaktiva des Konzerns um ein Drittel -
rund 100 Milliarden Euro - senken. Dadurch soll die für die Refinanzierung wichtige Kernkapitalquote, zuletzt
unter sechs Prozent gesunken, zumindest wieder über sieben Prozent steigen.

Um dieses Ziel zu erreichen, braucht die Bank nach Einschätzung vieler Analysten möglicherweise aber
zusätzlich eine Kapitalspritze. Da Rampl eine Kapitalerhöhung ausgeschlossen hat, bleibt da möglicherweise
nur der Verkauf von Tafelsilber. Georg Kanders, Analyst bei der WestLB, ist angesichts von Rampls Zielen
überzeugt: «Da gibt es nur eine Möglichkeit, den Verkauf der Vereins- und Westbank.» Mit der Abspaltung der
Hamburger Tochter würde die HVB erst einmal ihre norddeutschen Ambitionen aufgeben und sich noch stärker
auf Süddeutschland, Österreich und Osteuropa konzentrieren. «Ich glaube nicht, dass die HVB die Vereins- und
Westbank gerne verkaufen wird. Das ist ein Kind der Not», sagt Kanders.

In Unternehmenskreisen wird der Verkauf der Vereins- und Westbank, der laut Schätzungen eine Milliarde Euro
erlösen könnte, als Option gesehen. «Die Alternativen sind eine richtige Integration oder der Verkauf.» Da das
Geld für einen Ausbau der Vereins- und Westbank fehle, sei eine Trennung denkbar. Noch gebe es keine
Verhandlungen. Über größeren Industriebesitz, den sie verkaufen könnte, verfügt die HypoVereinsbank nicht.
Vor allem die Deutsche Bank hatte ihre Bilanz im vergangenen Jahr durch Veräußerungen aufpoliert.

Da in der Konjunkturflaute derzeit kaum Impulse von außen zu erwarten sind, drehen alle Banken weiter an der
Kostenschraube. Die HypoVereinsbank hat bisher den Abbau von 9100 Arbeitsplätzen angekündigt. Rampl
kündigte bereits weitere Sparmaßnahmen an. In der Belegschaft gibt es dafür durchaus Verständnis. «Die
Erträge fallen derzeit stärker als die Kosten», sagt Klaus Grünewald, der für die Gewerkschaft ver.di im
HVB-Aufsichtsrat sitzt. Allerdings halte er einen reinen Stellenabbau für nicht vernünftig. «Wenn der Markt mal
wieder anzieht, braucht man einen Teil der Leute wieder.»

Große Sprünge sind in diesem Jahr bei den Banken wegen der schwachen Konjunktur nicht mehr zu erwarten.
Doch die strukturellen Defizite werden kleiner. «Ab 2004 werden die Kostensenkungsprogramme der Banken
greifen und eine hoffentlich steigende Konjunktur auch den Vertrieb wieder beleben», macht Berater Jens
Kleine den gebeutelten Instituten Hoffnung.
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