"Wien in fünf Jahren Teil eines Netzwerks"
Der Wiener Aktienmarkt werde sich ähnlich wie die AUA der Star-Alliance einem größeren Bündnis anschließen, meint Antonella Mei-Pochtler von Boston Consulting.
"Es ist nach wie vor fünf vor zwölf." So beurteilt Antonella Mei-Pochtler von Boston Consulting (BC) im "Presse"-Gespräch die Situation des heimischen Kapitalmarkts. BC hatte im Sommer die Schwachstellen der Wiener Börse analysiert. Wiens Aktienmarkt hat die Turbulenzen nach dem 11. September relativ gut überstanden, weil hier die Titel der old economy und Zykliker dominieren. "Die Wiener Börse hat im Konzert der internationalen Märkte nicht verloren, die strategischen Probleme bleiben aber weiter bestehen."
Lob für Schenz
Rosen streut Mei-Pochtler dem neue Kapitalmarkt-Champion, dem scheidenden OMV-General Richard Schenz: "Er war unser Wunschkandidat. Schenz ist ein tiefer Kenner des lokalen und internationalen Kapitalmarkts, war lange Führungskraft eines der profiliertesten börsenotierten Unternehmens Österreich und kann auch mit dem politischen Umfeld gut umgehen."
Daß es an der Wiener Börse derzeit weit und breit keine Neuemission gibt, liege im internationalen Trend. Auch 2002 werde nur wenig passieren. "Erst 2003 wird sich bei den Neuemissionen wieder spürbar etwas tun, bis dahin bin ich sehr skeptisch." Noch kein Urteil hat sie sich über das neue Top-Segment der Wiener Börse (prime market) gebildet: "Die Ausrichtung auf mehr Transparenz und Liquidität ist von der Idee her sicher positiv. Ob es funktioniert, wird man sehen."
Durch die Abverkaufspolitik der ÖIAG könnten nach der Austria Tabak weitere Titel vom Kurszettel verschwinden, möglicherweise auch das "Schwergewicht" Telekom Austria. Um das Börsevolumen zu halten, müßten die verbleibenden Unternehmen sich noch viel stärker als in der Vergangenheit in Richtung Performance orientieren und außerdem ihren Streubesitz kräftig erhöhen.
Einiges an Auftrieb könnte die Abfertigung neu für die Börse Wien bringen. Dabei sei auch die Politik gefordert, meint Mei-Pochtler, die steuerliche Anreize für die Pensionsvorsorge in Aktien vorschlägt. "Als selektiven Anreiz, um inländische Pensionsfonds zu forcieren, die in österreichischen Aktien investieren, sollte man sich steuerliche Maßnahmen sehr wohl überlegen."
Hörbare Kritik äußert die Expertin an der Newex, der in Wien angesiedelten Ostbörse. Die Newex dümpelte in ihrem ersten Jahr fast umsatzlos vor sich hin und wird vor allem in den Reformstaaten teilweise deutlich abgelehnt. "Die Konfrontation ist nur sehr schwer zu überwinden. Gerade die Reformstaaten hassen nichts mehr als vereinnahmt oder kolonialisiert zu werden," so Mei-Pochtler.
Sie ist strikt dagegen, daß aus dem Wiener Aktienmarkt ein "Österreich-Fenster" der Börse Frankfurt wird. Vor allem für mittelständische Unternehmens sei ein lokaler Börseplatz wichtig. Die Kooperation mit Frankfurt, wie sie derzeit besteht, sei aber zu wenig: "In fünf Jahren wird die Börse Wien Teil eines größeren Netzwerkes sein, ähnlich wie die AUA in der Star Alliance."
Der Wiener Aktienmarkt werde sich ähnlich wie die AUA der Star-Alliance einem größeren Bündnis anschließen, meint Antonella Mei-Pochtler von Boston Consulting.
"Es ist nach wie vor fünf vor zwölf." So beurteilt Antonella Mei-Pochtler von Boston Consulting (BC) im "Presse"-Gespräch die Situation des heimischen Kapitalmarkts. BC hatte im Sommer die Schwachstellen der Wiener Börse analysiert. Wiens Aktienmarkt hat die Turbulenzen nach dem 11. September relativ gut überstanden, weil hier die Titel der old economy und Zykliker dominieren. "Die Wiener Börse hat im Konzert der internationalen Märkte nicht verloren, die strategischen Probleme bleiben aber weiter bestehen."
Lob für Schenz
Rosen streut Mei-Pochtler dem neue Kapitalmarkt-Champion, dem scheidenden OMV-General Richard Schenz: "Er war unser Wunschkandidat. Schenz ist ein tiefer Kenner des lokalen und internationalen Kapitalmarkts, war lange Führungskraft eines der profiliertesten börsenotierten Unternehmens Österreich und kann auch mit dem politischen Umfeld gut umgehen."
Daß es an der Wiener Börse derzeit weit und breit keine Neuemission gibt, liege im internationalen Trend. Auch 2002 werde nur wenig passieren. "Erst 2003 wird sich bei den Neuemissionen wieder spürbar etwas tun, bis dahin bin ich sehr skeptisch." Noch kein Urteil hat sie sich über das neue Top-Segment der Wiener Börse (prime market) gebildet: "Die Ausrichtung auf mehr Transparenz und Liquidität ist von der Idee her sicher positiv. Ob es funktioniert, wird man sehen."
Durch die Abverkaufspolitik der ÖIAG könnten nach der Austria Tabak weitere Titel vom Kurszettel verschwinden, möglicherweise auch das "Schwergewicht" Telekom Austria. Um das Börsevolumen zu halten, müßten die verbleibenden Unternehmen sich noch viel stärker als in der Vergangenheit in Richtung Performance orientieren und außerdem ihren Streubesitz kräftig erhöhen.
Einiges an Auftrieb könnte die Abfertigung neu für die Börse Wien bringen. Dabei sei auch die Politik gefordert, meint Mei-Pochtler, die steuerliche Anreize für die Pensionsvorsorge in Aktien vorschlägt. "Als selektiven Anreiz, um inländische Pensionsfonds zu forcieren, die in österreichischen Aktien investieren, sollte man sich steuerliche Maßnahmen sehr wohl überlegen."
Hörbare Kritik äußert die Expertin an der Newex, der in Wien angesiedelten Ostbörse. Die Newex dümpelte in ihrem ersten Jahr fast umsatzlos vor sich hin und wird vor allem in den Reformstaaten teilweise deutlich abgelehnt. "Die Konfrontation ist nur sehr schwer zu überwinden. Gerade die Reformstaaten hassen nichts mehr als vereinnahmt oder kolonialisiert zu werden," so Mei-Pochtler.
Sie ist strikt dagegen, daß aus dem Wiener Aktienmarkt ein "Österreich-Fenster" der Börse Frankfurt wird. Vor allem für mittelständische Unternehmens sei ein lokaler Börseplatz wichtig. Die Kooperation mit Frankfurt, wie sie derzeit besteht, sei aber zu wenig: "In fünf Jahren wird die Börse Wien Teil eines größeren Netzwerkes sein, ähnlich wie die AUA in der Star Alliance."