Dass die Landwirte nach jahrelangen vergeblichen Forderungen nach einem Preisschub plötzlich mit höheren Einnahmen rechnen dürfen, hängt mit einem aus den Fugen geratenen Weltmarkt zusammen. Vor allem die ostasiatischen Märkte, allen voran China und Indien, aber auch Thailand und Malaysia, sorgen für eine stetig steigende Nachfrage nach Milchprodukten. Wachsender Wohlstand und Schulmilchprojekte haben den Konsum angekurbelt. Die Lager sind leer, der europäische Butterberg, vor 20 Jahren noch 1,4 Millionen Tonnen schwer, ist auf wenige Tonnen geschmolzen. Das hat Folgen für den weltweiten Handel mit Milchpulver und Butterfett und damit für Rohstoffe, die in der Lebensmittelindustrie eingesetzt werden - ob im Speiseeis oder in Babynahrung. Denn der Milchpulverpreis ist "in fast abenteuerlicher Form" explodiert, beobachtet Erhardt Richarts, Milchexperte bei der Zentralen Markt- und Preisberichtstelle für Erzeugnisse der Landwirtschaft (ZMP). Auf dem Weltmarkt werden jetzt 3100 Euro je Tonne Milchpulver bezahlt, bald doppelt so viel wie vor einem Jahr. Obwohl die EU die Exportsubventionen weitgehend gestrichen hat, geht europäische Ware auf den Weltmarkt.
Aus: FR-Aktuell von heute