HANDELSBLATT, Donnerstag, 8. März 2007, 16:19 Uhr |
Notenbank warnt vor RisikenFannie Mae soll an die LeineVon Torsten RieckeUS-Notenbankchef Ben Bernanke hat die Hypothekenfinanzierer Freddie Mac und Fannie Mae angehalten, sich verstärkt um das Geschäft mit Baudarlehen für einkommensschwache Familien zu kümmern. Bernanke hat dabei den gesamten US-Hypothekenmarkt im Auge.NEW YORK. Der amerikanische Notenbank-Chef Ben Bernanke hat die beiden Hypothekenfinanzierer Freddie Mac und Fannie Mae aufgefordert, sich auf Baudarlehen für einkommensschwache Familien zu konzentrieren. Dazu sollten sie den größten Teil ihres Vermögensbestandes von zusammen mehr 1,4 Billionen Dollar verkaufen, sagte der Notenbanker. Bernanke wies darauf hin, dass derzeit nur etwa 30 Prozent des Hypothekenbestandes der beiden Institute dem sozialen Häuserbau zuzurechnen seien. Freddie Mac und Fannie Mae sind die mit Abstand größten Aufkäufer von Baudarlehen in den USA. Die Schwesterorganisationen kaufen die Hypotheken von den Baufinanzierern auf und verpacken sie meist in verbriefte Anleihen, so genannte „mortgage-backed securities“. Beide wurden als staatliche Agenturen gegründet, sind heute jedoch privat und an der Börse notiert. Dennoch betrachten viele Investoren die Institute als staatlich-gestützt, was ihnen die Refinanzierung auf den Kapitalmärkten erheblich erleichtert. Mit seiner Kritik an Fannie Mae und Freddie Mac folgt Bernanke der Tradition seines Vorgängers Alan Greenspan. Auch der hatte schon vor den Risiken der Giganten auf dem Hypothekenmarkt gewarnt und gefordert, das Portfolio der beiden Institute auf jeweils 100 Mrd. Dollar zurückzustutzen. Heute halten oder garantieren die Schwesterorganisationen etwa 40 Prozent des privaten Hypothekenmarktes in den USA. Nach Meinung der Notenbanker entsteht dadurch ein erhebliches Risiko für die Stabilität des Finanzsystems. Die Warnungen des Notenbank-Chefs kommen zu einer Zeit, da der amerikanische Hypothekenmarkt von steigenden Zahlungsausfällen geschüttelt wird. Davon betroffen sind auch große Investmentbanken an der Wall Street, die ähnlich wie Fannie Mae und Freddie Mac im großen Stil Hypothekendarlehen von kleinen Baufinanzierern aufgekauft, in Anleihepakete verpackt und neu verbrieft an Investoren in aller Welt weiterverkauft haben. Abgesichert werden diese Wertpapiere durch die ursprünglichen Hypotheken. Je geringer die Kreditwürdigkeit der Darlehensnehmer ist, desto höher sind das Risiko und die Zinsen. Wie riskant diese Geschäfte sind, zeigt das Beispiel von Merrill Lynch. Das Brokerhaus hatte im vergangenen Jahr Hypothekendarlehen des kalifornischen Baufinanzierers Res Mae Mortgage im Wert von 3,5 Mrd. Dollar gekauft. Nachdem viele Kunden ihre Hypotheken nicht mehr bedienen konnten, zwang Merrill den Baufinanzierer, faule Kredite im Wert von 308 Mill. Dollar zurückzunehmen. Das Ergebnis: ResMae Mortgage musste im vergangenen Monat Konkurs anmelden. Jetzt hat die Krise auf dem Immobilienmarkt den Investoren offenbar den Appetit für Hypothekenanleihen verdorben. So ist die Ausgabe von „mortgage-backed securities“ aus dem untersten Marktsegment seit Anfang des Jahres dramatisch zurückgegangen. Auch die Deutsche Bank ist in dem Markt aktiv. Angeblich sind die Frankfurter durch Kreditzusagen an Baufinanzierer auf dem besonders riskanten Markt für Kunden mit geringer Bonität mit einem einstelligen Milliardenbetrag engagiert. Das Institut wollte dazu nicht offiziell Stellung nehmen. |