Argentinien wertet Landeswährung Peso deutlich ab

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Argentinien wertet Landeswährung Peso deutlich ab

 
07.01.02 08:32
Argentinien wertet Landeswährung Peso deutlich ab
 
Buenos Aires (vwd/AFP) - Im Kampf gegen die schwere Finanz- und
Wirtschaftskrise hat Argentinien die seit mehr als zehn Jahren an den Dollar
gekoppelte Landeswährung Peso deutlich abgewertet. Für einen US-Dollar
müssen im Außenhandel künftig 1,40 Peso gezahlt werden, kündigte
Wirtschaftsminister Jorge Remes Lenicov am Sonntagabend (Ortszeit) an. In
vier bis fünf Monaten solle der Wechselkurs vollständig freigegeben werden,
sagte Lenicov. Das Parlament hatte zuvor das Notstandsprogramm von Präsident
Eduardo Duhalde verabschiedet und der Regierung weit reichende
Sondervollmachten eingeräumt.

Knapp eine Woche nach der Wahl von Duhalde billigte nach dem
Abgeordnetenhaus am Sonntagabend auch der Senat das Sanierungspaket des
Peronisten, mit dem die seit 1991 gültige Eins-zu-eins-Bindung des Peso an
den Dollar aufgehoben wird. In zahlreichen Einkaufszentren des Landes
herrschte am Sonntag reger Andrang, weil die Menschen vor dem erwarteten
Wertverlust ihrer Währung noch letzte Anschaffungen tätigen wollten. Die
unter der Mitte-Links-Regierung von Fernando de la Rua verhängte
Beschränkung von Bargeldabhebungen will Duhalde nicht abschaffen.

Im inländischen Devisenhandel soll der Wechselkurs im Gegensatz zum
Außenhandel unmittelbar freigegeben werden. Nach der Einschätzung von
Wirtschaftsminister Lenicov wird sich auch dieser Kurs künftig an der
amtlich festgelegten Marke von 0,71 USD für einen ARS orientieren. Der seit
dem 21. Dezember ausgesetzte Devisenhandel soll laut Lenicov am Mittwoch
wieder aufgenommen werden. Anfang Februar wolle die Regierung Verhandlungen

mit dem Internationalen Währungsfonds und anderen Organisationen über die
Auslandsschulden des Landes aufnehmen, sagte Lenicov weiter.

Mit flankierenden Maßnahmen will Buenos Aires die Auswirkungen der
Abwertung auf die Bevölkerung begrenzen. Die Preise für wichtige Konsumgüter
und Dienstleistungen kann die Regierung künftig festlegen, um
"Marktverzerrungen" oder Monopolstellungen zu verhindern. Kredite und
Schulden von Privatpersonen und Mittelstand bis 100.000 USD werden im
Verhältnis eins zu eins in Peso umgewandelt. Die den Banken dadurch
entstehenden Verluste sollen mit Hilfe einer neuen Steuer auf Erdölexporte
begrenzt werden. Mieten und die Gebühren öffentlicher Versorger sollen
ebenso auf Pesos umgestellt werden.

Ausländische Investoren, die nach der Privatisierung vieler
Staatsbetriebe in den 90er Jahren in Argentinien investierten, protestierten
gegen die Eingriffe in die Gebühren der Betreiberunternehmen. Duhalde
kündigte für Montag erste Gespräche mit Vertretern privatisierter
Unternehmen an. Lenicov zeigte sich optimistisch, dass mit Investoren aus
dem Ausland "solidarische Einigungen" erzielt werden könnten.

Der Peso galt zuletzt als hoffnungslos überbewertet. In dem Gesetzespaket
erklärt die Regierung deshalb den "Notstand in der Wirtschafts-, Finanz- und
Geldpolitik". Der am 1. Januar durch das Parlament in Buenos Aires gewählte
Peronist Duhalde muss Argentinien in den zwei Jahren seiner Amtszeit aus
einer fast vierjährigen Rezession führen. Derzeit kann das von Unruhen
geschüttelte Land seine Auslandsschulden in Höhe von über 140 Mrd USD nicht
bedienen. Schwere Proteste mit dreißig Toten hatten im Dezember zum
Rücktritt der Regierung von De la Rua sowie der Übergangsregierung unter
Duhaldes Parteifreund Alfredo Rodriguez Saa geführt.
vwd/7.1.2002/cv


07.01.2002 - 06:47 Uhr
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