Verzögerte Lieferungen der Telekom haben das geplante Wachstum gebremst. Nun verlangt Eigentümer Vodafone Kostensenkungen.
HB BERLIN. Im August noch hatte Arcor- Chef Harald Stöber die Mitarbeiter beruhigt. Die Auflösung der Tochtergesellschaft Otelo werde ohne Stellenabbau vonstatten gehen, hatte er gesagt. Die Kosten würden vor allem durch den geringeren Werbeaufwand und die Zusammenlegung der Telekomnetze von Arcor und Otelo gesenkt.
Für nächstes Jahr gilt dies nicht mehr. Wie das Handelsblatt aus Unternehmenskreisen erfuhr, wird Arcor bis Ende 2002 voraussichtlich 1 000 bis 1 200 Arbeitsplätze abbauen. Seit vergangener Woche gibt es bereits ein Abfindungsangebot für die 520 Otelo-Beschäftigten. Die 65 Beschäftigten der Richtfunk-Tochter Arctel haben wegen Betriebsauflösung bereits die Kündigung erhalten.
Das Unternehmen wollte eine Gesamtzahl von mehr als 1 000 Stellen nicht bestätigen. „Bisher haben wir keine Zahl festgelegt“, sagte eine Sprecherin. Außer dem Abfindungsangebot bei Otelo und den Kündigungen bei Arctel gebe es keinen Plan. Allerdings würden nach der Integration von Otelo und der Ausgründung der Bahn-Dienstleistungen die Kosten überprüft und Stellen abgebaut. Der Betriebsrat sagte, eine konkrete Zahl für den Stellenabbau sei ihm nicht bekannt, die Größenordnung 1 000 bis 1 200 nach den bisherigen Gesprächen mit dem Management aber sehr wahrscheinlich.
Der Stellenabbau geht nach Angaben aus den Kreisen auf den Druck des Mehrheitseigentümers Vodafone zurück. Der britische Mobilfunkriese, der 74 % an Arcor hält, habe nach Analyse der unerwartet schlechten letzten Quartalszahlen auf striktes Kostenmanagement gedrängt. Gleichzeitig habe Vodafone Expansionspläne des Arcor-Managements auf Eis gelegt. So wurde der geplante Kauf des Mehrwertdienstleisters Talkline ID gestoppt. Auch hat Arcor bisher, anders als geplant, keine weiteren Stadtnetzbetreiber erworben.
Bereits im ersten Halbjahr 2001 war der Arcor-Umsatz im Jahresvergleich um neun Mill. auf 793 Mill. Euro gesunken. Der rückläufige Trend hat sich nach Handelsblatt-Informationen im dritten Quartal verstärkt; genaue Zahlen veröffentlichte Vodafone nicht. Ursache für den Rückgang sind die sinkenden Preise für Telekommunikationsdienste .
Den Preisverfall wollte Stöber durch den Einstieg ins Ortsnetz ausgleichen, der ein deutliches Umsatzwachstum bringen sollte. Doch bereits im Sommer zeigte sich, dass die Ausbaupläne ins Stocken geraten sind. Stöber beklagte sich mehrfach bei der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post, dass die Telekom den Anschluss ihrer Hauptverteiler im Ortsnetz verzögere. Anstatt 230 000 Telefonanschlüsse, wie geplant, hat Arcor zum Ende des Jahres erst 100 000 ISDN-Kunden.
Auseinandersetzungen mit der Deutschen Bahn
Lähmend auf das Geschäft hat sich auch die Auseinandersetzung mit dem Minderheitsaktionär Deutsche Bahn (18 %) ausgewirkt. Bahn-Chef Mehdorn wollte die bahnspezifischen Telematik-Dienstleistungen zurückhaben. Die Bahn hatte ihr Netz an den Mannesmann-Konzern verkauft, bevor dieser von Vodafone übernommen wurde. Mit der Sparte hat Arcor im vergangenen Jahr 430 Mill. Euro umgesetzt – ein Viertel des Gesamtumsatzes.
Im Sommer einigten sich die Unternehmen darauf, dass die Bahndienste in eine selbstständige Telematik GmbH ausgegliedert werden. An ihr sollten Arcor 50,1 % und die Bahn 49,9 % halten. Für diese Anteile soll die Bahn laut Experten eine Milliarde Euro an Arcor zahlen und ihr Vetorecht bei der Arcor AG & Co. aufgeben. Damit könnte Arcor, wie von Vodafone geplant, in eine AG umgewandelt und an die Börse gebracht werden. Bis Oktober sollte der Vertrag mit der Bahn stehen. Doch die Verhandlungen stocken. Die Unternehmen feilschen nach eigenen Angaben noch über den genauen Preis und über komplizierte Details.
Arcor werde zum 1. Januar erst einmal eine abspaltungsfähige Telematik-Sparte mit 3 600 Mitarbeitern schaffen, um die Ausgliederung wenigstens intern noch im laufenden Jahr abzuschließen. Bei den restlichen 5 300 Stellen prüft Arcor nach Angaben der Unternehmenssprecherin Doppelbesetzungen nach der Otelo-Integration und Rationalisierungsmöglichkeiten durch den Einsatz neuer Technik.
Handelsblatt 12.12.2001
HB BERLIN. Im August noch hatte Arcor- Chef Harald Stöber die Mitarbeiter beruhigt. Die Auflösung der Tochtergesellschaft Otelo werde ohne Stellenabbau vonstatten gehen, hatte er gesagt. Die Kosten würden vor allem durch den geringeren Werbeaufwand und die Zusammenlegung der Telekomnetze von Arcor und Otelo gesenkt.
Für nächstes Jahr gilt dies nicht mehr. Wie das Handelsblatt aus Unternehmenskreisen erfuhr, wird Arcor bis Ende 2002 voraussichtlich 1 000 bis 1 200 Arbeitsplätze abbauen. Seit vergangener Woche gibt es bereits ein Abfindungsangebot für die 520 Otelo-Beschäftigten. Die 65 Beschäftigten der Richtfunk-Tochter Arctel haben wegen Betriebsauflösung bereits die Kündigung erhalten.
Das Unternehmen wollte eine Gesamtzahl von mehr als 1 000 Stellen nicht bestätigen. „Bisher haben wir keine Zahl festgelegt“, sagte eine Sprecherin. Außer dem Abfindungsangebot bei Otelo und den Kündigungen bei Arctel gebe es keinen Plan. Allerdings würden nach der Integration von Otelo und der Ausgründung der Bahn-Dienstleistungen die Kosten überprüft und Stellen abgebaut. Der Betriebsrat sagte, eine konkrete Zahl für den Stellenabbau sei ihm nicht bekannt, die Größenordnung 1 000 bis 1 200 nach den bisherigen Gesprächen mit dem Management aber sehr wahrscheinlich.
Der Stellenabbau geht nach Angaben aus den Kreisen auf den Druck des Mehrheitseigentümers Vodafone zurück. Der britische Mobilfunkriese, der 74 % an Arcor hält, habe nach Analyse der unerwartet schlechten letzten Quartalszahlen auf striktes Kostenmanagement gedrängt. Gleichzeitig habe Vodafone Expansionspläne des Arcor-Managements auf Eis gelegt. So wurde der geplante Kauf des Mehrwertdienstleisters Talkline ID gestoppt. Auch hat Arcor bisher, anders als geplant, keine weiteren Stadtnetzbetreiber erworben.
Bereits im ersten Halbjahr 2001 war der Arcor-Umsatz im Jahresvergleich um neun Mill. auf 793 Mill. Euro gesunken. Der rückläufige Trend hat sich nach Handelsblatt-Informationen im dritten Quartal verstärkt; genaue Zahlen veröffentlichte Vodafone nicht. Ursache für den Rückgang sind die sinkenden Preise für Telekommunikationsdienste .
Den Preisverfall wollte Stöber durch den Einstieg ins Ortsnetz ausgleichen, der ein deutliches Umsatzwachstum bringen sollte. Doch bereits im Sommer zeigte sich, dass die Ausbaupläne ins Stocken geraten sind. Stöber beklagte sich mehrfach bei der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post, dass die Telekom den Anschluss ihrer Hauptverteiler im Ortsnetz verzögere. Anstatt 230 000 Telefonanschlüsse, wie geplant, hat Arcor zum Ende des Jahres erst 100 000 ISDN-Kunden.
Auseinandersetzungen mit der Deutschen Bahn
Lähmend auf das Geschäft hat sich auch die Auseinandersetzung mit dem Minderheitsaktionär Deutsche Bahn (18 %) ausgewirkt. Bahn-Chef Mehdorn wollte die bahnspezifischen Telematik-Dienstleistungen zurückhaben. Die Bahn hatte ihr Netz an den Mannesmann-Konzern verkauft, bevor dieser von Vodafone übernommen wurde. Mit der Sparte hat Arcor im vergangenen Jahr 430 Mill. Euro umgesetzt – ein Viertel des Gesamtumsatzes.
Im Sommer einigten sich die Unternehmen darauf, dass die Bahndienste in eine selbstständige Telematik GmbH ausgegliedert werden. An ihr sollten Arcor 50,1 % und die Bahn 49,9 % halten. Für diese Anteile soll die Bahn laut Experten eine Milliarde Euro an Arcor zahlen und ihr Vetorecht bei der Arcor AG & Co. aufgeben. Damit könnte Arcor, wie von Vodafone geplant, in eine AG umgewandelt und an die Börse gebracht werden. Bis Oktober sollte der Vertrag mit der Bahn stehen. Doch die Verhandlungen stocken. Die Unternehmen feilschen nach eigenen Angaben noch über den genauen Preis und über komplizierte Details.
Arcor werde zum 1. Januar erst einmal eine abspaltungsfähige Telematik-Sparte mit 3 600 Mitarbeitern schaffen, um die Ausgliederung wenigstens intern noch im laufenden Jahr abzuschließen. Bei den restlichen 5 300 Stellen prüft Arcor nach Angaben der Unternehmenssprecherin Doppelbesetzungen nach der Otelo-Integration und Rationalisierungsmöglichkeiten durch den Einsatz neuer Technik.
Handelsblatt 12.12.2001