ARBEITSWELT

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ARBEITSWELT

 
24.08.02 13:06




Reformen für die Arbeitswelt

INQA

Von Jörn Müller



"Qualität der Arbeit" - dabei denkt man zunächst an Handwerker, die ihren Beruf verstehen und gute Arbeit leisten. Doch die "Initiative neue Qualität der Arbeit", kurz INQA, hat etwas anderes im Blick: Die Arbeitsbedingungen. Zusammengeschlossen haben sich in der INQA unter Federführung des Bundesarbeitsministeriums Vertreter von Bund, Ländern, Sozialversicherungen, sozialen Einrichtungen und Unternehmen. Die Initiative versteht sich in erster Linie als eine Art "Think-Tank" oder Experimentierfeld zur Entwicklung zukunftsweisender Konzepte für die Arbeitswelt und insbesondere für die Arbeitsbedingungen an einzelnen Arbeitsplätzen.

Die Beteiligten sehen einen grundlegenden Reformbedarf in der Arbeitswelt - besonders vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Entwicklungen, etwa dem Wandel der Altersstruktur in der Bevölkerung oder der wirtschaftlichen Entwicklung, welche neue Arbeitsinhalte und Arbeitsbedingungen mit sich bringt. Im Sinne einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit soll bei der Entwicklung der Konzepte darauf geachtet werden, gleichermaßen die Interessen der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer zu berücksichtigen.

Die Initiative will das Thema "Qualität der Arbeit" und dessen Relevanz für die Zukunft zunächst in die öffentliche Diskussion einbringen, es soll eine Debatte über die Zukunft der Arbeit initiiert werden. Hierzu werden zur Zeit verschiedene Kommunikationskanäle genutzt. Neben einem Kongress, der im Juni stattfand, sind dies eine Ausstellung zur Zukunft der Arbeit, die derzeit in Dortmund zu sehen ist und eine Informationskampagne auf EU-Ebene zum Thema "arbeitsbedingter Stress". Auch im Rahmen der "ORGATEC", einer Fachmesse für Büromanagement und -Ausstattung ist eine Veranstaltung zum Thema Büroarbeit geplant.

Schlagworte, die im Informationsangebot auf den Internetseiten der INQA immer wieder fallen, sind Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit, (Arbeits-) Gesundheit, Motivation und Effizienz. Besondere Schwerpunkte der inhaltlichen Arbeit liegen in den Gebieten "Bauwirtschaft", "Stress" und dem als branchenübergreifendes Problemfeld erkannten Bereich Muskel- und Skeletterkrankungen. An dieser inhomogenen Themenmischung erkennt man den umfassenden und breitgefächerten Ansatz der INQA.

Eins der größeren Projekte, die von der INQA gefördert werden, heißt "Stresskompetenzentwicklung als Instrument zur Gesundheitsförderung bei Organisationsangehörigen eines Automobilherstellers mit familiärer und beruflicher Doppelbelastung". In diesem Projekt, konzipiert als Pilotprojekt mit anschließender Evaluierung, arbeiten Forscher aus den Bereichen psychische und berufliche Gesundheit sowie Organisations- und Arbeitspsychologie zusammen. Beteiligt sind außerdem Berufsgenossenschaften und weitere Einrichtungen. Das Vorhaben wird im VW-Werk in Kassel durchgeführt. Ziel ist die Erprobung und Entwicklung von Interventions-, Beratungs- und Kommunikationsinstrumenten, die der Stressvermeidung und dem Stressabbau dienen sollen.

Neben der Förderung und Initiierung neuer Projekte sollen auch bereits existierende und praktizierte Ansätze, die zur Verbesserung von Arbeitsbedingungen führen, untersucht und gewürdigt werden. Im theoretischen bzw. konzeptionellen und planerischen Bereich richtet die INQA sogenannte Zukunftswerkstätten aus, in denen ausgewählte Personenkreise neue Perspektiven, Ideen oder Handlungskonzepte entwickeln sollen.

Auf den Internetseiten der INQA findet man viele Beschreibungen der Ideen und Ziele. Charakteristisch ist, dass die Texte oft wenig konkret werden, böswillig könnte man sagen, sie seien unklar und nebulös. Das liegt sicher zumindest teilweise an dem Anspruch, zukunftsweisende oder beinahe utopische Lösungsvorschläge zu entwickeln. In den Rubriken "Veranstaltungen" und "Die Praxis" werden abgeschlossene und laufende Projekte vorgestellt, hierzu lassen sich vereinzelt Originaldokumente - etwa der "Leitfaden für Arbeitsschutzmanagementsysteme" - herunterladen. Etwas interessanter dürften die in der Rubrik "Presse und Texte" gesammelten Reden und Fachbeiträge sein. Sehr empfehlenswert schließlich ist die sortierte und kommentierte Linkliste. Außerdem gibt es ein Diskussionsforum, was jedoch kaum genutzt wird. Interessant wäre, wenn man das Forum als Kommunikationsbasis für die unterschiedlichen Projekte nutzen würde, so dass sich ein anregender und auch für Außenstehende offener Diskurs entwickeln könnte.

In der Selbstbeschreibung der INQA sind viele Äußerungen über deren zukunftweisenden Ansatz und über die Reformbedürftigkeit der Arbeitswelt zu finden. Sobald es um Konkreteres - wie tatsächliche Projekte - geht, wird eine deutliche Fokussierung auf Arbeitssicherheit und Arbeitsschutz deutlich. Es ist zu hoffen, dass hier auch weitere Bereiche aus der Arbeitspsychologie und -soziologie einfließen, beispielsweise innerbetriebliche Kommunikation. Je gemischter oder inhomogener der Kreis der involvierten Fachdisziplinen und Interessengruppen ist, desto innovativer dürften letztlich die gefundenen Lösungskonzepte sein. Hier wird es interessant sein, die weiteren Aktivitäten der INQA mitzuverfolgen - hoffentlich werden sie gut dokumentiert.

Auch Kritik am Konzept der INQA sei erwähnt: Aufgrund der relativ hohen Ansprüche könnte sich der Ansatz als relativ praxisfern erweisen. Selbst wenn einzelne Projekte einen hohen Praxisbezug haben, ist unklar, wie schnell und wie gut sich die entwickelten Konzepte im Alltag durchsetzen und ob sie sich im Zweifelsfall überhaupt durchsetzen. Einerseits können "Utopien" neue Wege aufzeigen, andererseits fragt sich, ob der Aufwand - vor dem Hintergrund der zu erwartenden tatsächlich umsetzbaren Ergebnisse - gerechtfertigt ist.

Perspektivisch interessant ist das Thema "Reformen in der Arbeitswelt und bei den Arbeitsbedingungen", wenn es um eine Realisierung neuer Ideen und Vorschläge geht. In besonderem Maße ist dies im Bereich Personalentwicklung der Fall, dessen Bedeutung in den letzten Jahren immer mehr zugenommen hat und weiter zunehmen wird. Mittelbar ist hier letztlich jeder Arbeitnehmer betroffen.

In jedem Fall lohnt sich eine Beschäftigung mit den aktuellen - wissenschaftlich untermauerten - Konzepten der Personalentwicklung (und Personalführung) für jeden Arbeitnehmer. Man entwickelt sich so vor dem Hintergrund des praktizierten Arbeitsalltags in den Unternehmen ein geschärftes Urteilsvermögen.

Die Initiative Neue Qualität der Arbeit:
www.inqa.de/

hjw2:

Vollbeschäftigung...........??

 
07.09.02 11:24

www.arbeitsmarktpolitik-online.de/
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