AOL laufen die Mitglieder davon

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Nassie:

AOL laufen die Mitglieder davon

 
26.10.03 11:53
Sinkende Werbeeinnahmen, erstarkte Konkurrenz: Der Online-Marktführer steckt in der schwersten Krise seit seinem Bestehen
Jonathan Miller greift in diesen Tagen auf das gesamte Repertoire seiner Karate-Kenntnisse zurück. Die wichtigste Regel: Auch nach einer Prügel-Attacke noch aufrecht stehen bleiben. Das sieht zumindest gut aus. Seit etwas über einem Jahr steht der 46-Jährige an der Spitze des weltweit größten Online-Dienstes AOL. Ein rabenschwarzes Jahr. Zum ersten Mal in der Geschichte des Unternehmens sinken die Mitgliederzahlen, in den vergangenen zwölf Monaten kehrten zwei Millionen AOL-Nutzer in den USA dem Dienst den Rücken. Das hatte niemand für möglich gehalten. In früheren Jahren verdoppelte AOL seine Nutzerzahlen in Jahresfrist. In amerikanischen Haushalten stand das Kürzel gleichbedeutend für Internet.


Als wären die Zahlen nicht schon Schande genug, strichen die Konzernmanager von AOL Time Warner im September auch noch das Online-Kürzel aus dem Namen. Der Misserfolg des 160 Milliarden Doller schweren Mega-Mergers ist nach knapp drei Jahren damit amtlich. AOL, mit seinem Gründer Steve Case bis Anfang des Jahres Chef im Konzernhaus, hat dem Aktienkurs von Time Warner geschadet - und ist mit der Namensänderung jetzt endgültig auf Abteilungsniveau zurechtgestutzt. Die Botschaft an Miller ist klar: Den Karren aus dem Dreck ziehen, sonst könnte den Konzernmanagern einfallen, mehr als nur den Namen loszuwerden.


AOL-Chef Miller hat das verstanden. Ob er der richtige Mann ist, muss sich allerdings noch zeigen. Statt zu regieren, sucht er mit seinen Top-Managern in Marathon-Sitzungen nach Konsens. Im Gegensatz zu Steve Case fehlt ihm das Charisma, wie er selbst zugibt. Doch die Zeit des alten AOLs mit ihren aggressiven Internet-Pionieren ist endgültig vorbei. Der Online-Dienst hat mit Problemen zu kämpfen, die mit den goldenen Wachstumsjahren nicht zu vergleichen sind.


Die Einnahmen aus Werbung schrumpfen so schnell zusammen, wie der Dienst früher gewachsen ist. Im vergangenen Jahr halbierten sich die Einkünfte und auch in diesem Jahr werden sie nach eigenen Prognosen um 35 bis 45 Prozent zurückgehen. Die großen Werbe-Deals gibt es nicht mehr.


Das ist schlimm, doch mit Einsparungen auf der Kostenseite ließe sich damit leben. Größere Schwierigkeiten hat AOL damit, über die Breitband-Hürde zu springen. Fast alle AOL-Nutzer bauen ihre Internet-Verbindung über das schmalbandige Telefonnetz auf. Tatsächlich hat der Dienst die Entwicklung falsch eingeschätzt - und rennt ihr nun hinterher. In den USA - wo AOL 24,7 Millionen seiner knapp 33 Millionen Mitglieder zählt - laufen die Nutzer scharenweise zu Kabelnetzanbietern und Telefon-Firmen über, die einen schnellen Breitbandzugang offerieren. Die Aussichten für AOL sind trübe: Bereits in diesem Jahr wird Experten zufolge die Zahl der Schmalbandhaushalte in den USA um sechs Prozent auf 45 Millionen Haushalte zurückgehen, das Breitband hingegen um 40 Prozent auf 25 Millionen Haushalte wachsen. 2006 werde das Breitband dann endgültig die langsamen Zugänge überholt haben. Das reißt Lücken in die AOL-Kasse. Zwar bietet auch Miller ein Bundle von AOL plus Breitband an, doch während bei Schmalband-Zugängen der Löwenanteil der monatlichen Nutzergebühr von knapp 24 Dollar bei AOL landet, kehrt sich das Einnahmeverhältnis beim teuren Breitband um. Die Partner-Unternehmen halten kräftig die Hand auf. Bisher konnten nur wenige AOL-Nutzer für das eigene Breitband gewonnen werden, nicht zuletzt weil auch die Konkurrenten Yahoo und MSN günstigere Angebote machen.


Um abgewanderte AOL-Nutzer zurückzugewinnen, hat sich der Dienst einen "Bring-your-own-access"-Dienst einfallen lassen. Für 15 Dollar dürfen Breitbandnutzer bei AOL wieder mitmischen. Ein teures Vergnügen, da diese Gebühr noch zu den durchschnittlich 40 Dollar kommt, die Amerikaner derzeit für das schnelle Internet zahlen.


AOL-Chef Miller hat jedoch keine Wahl. So versucht er Breitbandnutzer mit allerlei Zusatzdiensten zu umgarnen: Musik-Downloads, Videos, exklusive Musikkonzerte und Interviews, Voice-Mail und Anti-Viren-Software. Ein Spam-Filter soll die Plage der Werbe-Mails eindämmen. Eine eigene Breitband-Unit arbeitet mit Hochdruck an solchen Angeboten. Das neue AOL-Programm 9.0 bietet gleich 100 neue Funktionen vom schnelleren Download bis zu größeren E-Mail-Speichern. Dieses Mal soll auch ernsthaft die Time-Warner-Karte gezogen werden, auf die Beobachter seit dem Merger gewartet haben. Warner Bros. Television steuert exklusive Extras von der landesweit beliebten TV-Show Smallville hinzu. Über AOL 9.0 sind auch Inhalte von Anbietern wie ABC News und People Magazine aufrufbar, für die im Netz sonst Gebühren von mehr als 100 Dollar berechnet würden.


Ein besonderes Auge hat Miller auch auf die lange vernachlässigten AOL-Dienste in Europa geworfen. In den vergangenen vier Jahren hat sich die Zahl der Mitglieder auf 6,3 Millionen verdoppelt. Steigende Umsätze aus dem Zugangsgeschäft ließen sich bisher aber noch nicht in Profitabilität ummünzen. Noch vor zwei Jahren hat AOL Europe bei 800 Millionen Dollar Umsatz einen Verlust von 600 Millionen Dollar gemacht. Inzwischen wird kräftig saniert. Deutschland ist mit 2,6 Millionen Mitgliedern der wichtigste AOL-Auslandsmarkt. Seit einem Jahr prügelt Stanislas Laurent den Dienst zur Profitabilität. In Hamburg, Duisburg und Saarbrücken sind noch 1200 Mitarbeiter beschäftigt, der Standort in München wurde geschlossen. Anfang des Jahres hat Deutschland-Chef Laurent kurzerhand 150 Stellen gestrichen. "AOL Europe hat in diesem Jahr die Verluste mehr als halbiert und wird voraussichtlich im kommenden Jahr Gewinn machen", sagte Laurant der WELT am SONNTAG. Dieses Ziel werde in Deutschland noch übertroffen.


Unerwartet könnte Europa zur AOL-Perle werden. Schon jetzt steigt der weltweite Umsatz im Zugangsgeschäft nur dank der europäischen Zahlen. In der Not lernt AOL die "Alte Welt" schätzen. Dass auch Amerika mitzieht, davon ist AOL-Chef Miller überzeugt: "Ende 2003 ist das Schlimmste vorüber."  Thomas Heuzeroth




WamS.de
baanbruch:

Schön, einfach nur schön !

 
26.10.03 14:43

Daß dieser Dreckshaufen, der jeden Computer der Kunden
manipuliert, sich fast unentfernbar im BS einistet
und keine Kündigung akzeptieren will,
jetzt solche Probleme hat

- das finde ich schön, wunderschön.

AOL, who needs you ?
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