ANTHRAX, Gefahr im Anflug?

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Speculator:

ANTHRAX, Gefahr im Anflug?

 
15.10.01 10:55
Gefahr im Anflug?
Nach den Terroranschlägen auf das World Trade Center in New York und den Milzbrand-Fällen in Florida ist die Angst vor biologischen Kampfstoffen gestiegen. Der Milzbranderreger Bacillus anthracis gilt als potenzielle biologische Waffe. Ursprünglich ist der Milzbrand eine Erkrankung aus dem veterinärmedizinischen Bereich, die speziell bei Huftieren auftritt. Erkrankte Tiere haben eine vergrößerte Milz mit schwarzroter brandiger Verfärbung. Auf diesen Umstand ist die Bezeichnung Milzbrand zurückzuführen.

Milzbrand
Milzbrand oder auch Anthrax, (Anthrax = Kohle, wegen der Schwarzverfärbung der Milz oder der betroffenen Hautstelle) ist eine weltweit vorkommende, bakterielle Infektionskrankheit, die vom Tier, insbesondere Rind, Schaf, Pferd und Schwein auf den Mensch übertragen werden kann (Zoonose). Die Gefahr der Ansteckung von Mensch zu Mensch ist gering.

Erreger: Bacillus anthracis
Der Milzbranderreger wurde 1855 erstmals von dem deutscher Arzt Aloys Pollender (1800 - 1879) entdeckt. Es handelt sich um ein grampositives, bekapseltes, aerob lebendes, sporenbildendes Stäbchen, das zur Familie der Bacillaceae gehört. Robert Koch, der Begründer der modernen Bakteriologie, gelang es 1876 den Erreger zu züchten und die erste künstliche Infektion vorzunehmen. Louis Pasteur gelang es 1883 einen Impfstoff gegen Milzbrand zu entwickeln.
Für die Aggressivität des Erregers entscheidend ist seine Fähigkeit zur Toxin (Gift)- und zur Kapselbildung. Bekapselt entgeht er den Abwehrmechanismen von Tier und Mensch.

Die Überlebenszeit des Bakteriums in der Umwelt ist gering. Jedoch ist es zur Bildung äußert resistenter Sporen in der Lage, die unter Umständen jahrzehntelang überdauern können. Sporen sind praktisch "inaktive" Lebensformen der Bakterien. Gelangen diese in ein günstiges Umfeld werden sie wieder aktiv und beginnen sich zu vermehren.
Während des zweiten Weltkriegs ist in Großbritannien bei Forschungsexperimenten mit präparierten Granaten die vor Schottland liegende Insel Gruinard mit dem Bacillus für Jahrzehnte verseucht worden.

Infektionswege: Haut, Lunge, Darm
Je nach Infektionsweg führt der Erreger zu einem unterschiedlichen Krankheitsbild. Abhängig von Intensität und Einwirkungszeit des Bakteriums kann es zwischen ein bis 14 Tage dauern, bis die ersten Krankheitszeichen auftreten.
In ca. 95 Prozent der Fälle gelangen Sporen des Erregers über die Hautoberfläche in den menschlichen Organismus. Kleinste Hautverletzungen dienen dem Bacillus als Eintrittspforte. Typisch für diese Form ist eine Rötung an der Aufnahmestelle, in der sich eine Blase mit schwarzem Zentrum bildet. Beginnend mit kleinen Pusteln bis hin zu Geschwüren, entzündlichen Wassereinlagerungen (Ödemen) und Eiterungen kommt es schnell zur Verschlechterung des Allgemeinzustandes mit Fieber, Erbrechen, Desorientierung und Herz- Kreislaufstörungen. Der Übertritt der Erreger in die Lymphbahn mit anschließender Blutvergiftung endet meist tödlich. Wird rechtzeitig mit der Therapie begonnen, sind die Heilungschancen gut.
Der Lungenmilzbrand entsteht nach Einatmen der Sporen. Nach grippeähnlichem Anfangsstadium entwickelt sich eine schwere Lungenentzündung mit zunehmender Atemnot. Die Prognose ist hier wesentlich schlechter. Der Tod tritt ca. 3 - 5 Tage nach Ausbruch der Krankheit ein.
Über infizierte Nahrungsmittel oder Trinkwasser entwickelt sich der Darmmilzbrand. Es kommt zu Fieber mit starken Bauchschmerzen und blutigen Durchfällen. Auch diese Form endet in der Regel nach kurzer Zeit tödlich.
Lungen- und Darmmilzbrand treten nur in sehr seltenen Fällen auf.

Therapie: Penicillin
Die Behandlung muß so früh wie möglich begonnen werden. Als Mittel der Wahl wird hoch dosiert Penicillin G gegeben und zwar wie folgt:
Hautmilzbrand: 5-8 Mill. Einheiten pro Tag intravenös für 1-2 Wochen übrige Formen: 20 Mill. Einheiten pro Tag intravenös für mindestens 4 Wochen
Alternativ können Tetracyclin, Erythromycin oder Chloramphenicol verwendet werden.
Chirurgische Eingriffe bei Hautmilzbrand sind strikt verboten, da sie die Gefahr einer weiteren Ausbreitung der Erkrankung in Form einer Sepsis bergen. Patienten müssen isoliert werden. Im Krankenhaus besteht für das Personal die Pflicht, Handschuhe zu tragen.

Komplikationen
Aus allen 3 Milzbrandformen kann sich eine Milzbrandsepsis entwickeln mit Fieber, Schüttelfrost, Hautblutungen, Milzvergrößerung und Kreislaufschock. Diese Sepsis führt sehr schnell zum Tode.

Prophylaxe, Impfungen
Die wichtigste Form der Prophylaxe ist die Vermeidung des Kontaktes mit erkrankten Tieren und ihren Produkten. Die Meldepflicht ist unbedingt einzuhalten. Sie erstreckt sich auf die Meldung des Krankheitsverdachtes, der Erkrankung selbst sowie den Tod durch Milzbrand.
Der Milzbrand der Haut wird über die Haut übertragen. Er ist jedoch relativ harmlos und heilt oft sogar ohne Behandlung von selbst ab. Daher sind hier auch keine besonderen Schutzmaßnahmen notwendig.
Gegen die Inhalation des Erregers, der z.B. zum Lungenmilzbrand führt, kann man sich mit einem speziellen Mundschutz recht gut schützen. Einen derartigen Mundschutz kann man beispielsweise in Apotheken erhalten.
Ein zugelassener Impfstoff existiert wegen zahlreicher Nebenwirkungen und unkalkulierbaren Risiken weltweit bisher nicht.
Zwar existiert ein Impfstoff, der etwa US-Soldaten im Golfkrieg aus Angst vor einer Milzbrand-Attacke verabreicht wurde. Allerdings ist er nur in relativ geringen Mengen vorhanden.

Die Forschung geht weiter
Wissenschaftler sind weiterhin auf der Suche nach effektiven Maßnahmen gegen den Milzbrand-Erreger.
Die Forschergruppe um Watters veröffentlichte in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Current Biology eine Studie über ein Protein, dessen Produktion für die Resistenzfähigkeit von Mäusen auf eine Milzbrand Infektion verantwortlich gemacht wird. Genauere Zusammenhänge sind noch unklar, weitere Studien werden folgen.
In der neusten Ausgabe der Zeitschrift Nature Biotechnology zeigen der Wissenschaftler Mourez und seine Arbeitsgruppe ihre Ergebnisse zu einem von ihnen entwickelten Hemmstoff gegen das Milzbrandgift. Die Untersuchungen an Ratten zeigten keine Nebenwirkungen. Mit Hilfe dieses Hemmstoffes würde sowohl eine prophylaktische Maßnahme bestehen, als auch ein Medikament zur Behandlung der Erkrankung geschaffen werden.  
monique:

sehr interessant, hat nicht Bayer ein Antibiotikum

 
15.10.01 12:36
gegen Anthrax?
9745400lopi:

@monique! Bayer hat das einzige v. der Regierung

 
15.10.01 12:45
zugelassene Medikament!
Das von Bayer (WKN:575200) hergesellte Breitbandantibiotikum Cipro ist in den USA zur Verschreibung bei Milzbranderkrankungen zugelassen. Es ist daher in vielen Apotheken des Landes seit Tagen ausverkauft. Jetzt reagiert der Leverkusener Konzern auf die sprunghaft angestiegene Nachfrage und will die Produktion um 25 Prozent steigern. Das Medikament gehört mit über anderthalb Milliarden Dollar Jahresumsatz sowieso schon zu den sogenannten Blockbustern.
Speculator:

Ja, Ciprofloxacin...

 
15.10.01 12:49
...In der USA ist dieser schon vergriffen!

ein Einstieg bei Bayer wäre sicherlich lohnenswert, allerdings gefällt es mir nicht mit dem Leid anderer Geschäfte zu machen.

mfG: Speculator
Pavian1:

Nachfrage bislang nicht gestiegen!

 
15.10.01 12:49
Bayer: Bislang keine erhöhten Aufträge für Ciprobay
Leverkusen (vwd) - Trotz wachsender Angst vor Milzbrand-Infektionen in den USA hat die Bayer AG, Leverkusen, noch keine erhöhten Aufträge für das Antibiotikum Ciprobay erhalten. Nach Angaben eines Unternehmenssprechers haben die Vorräte der Großhändler in den USA bislang offenbar ausgereicht, um den Bedarf der Apotheken zu decken, die sich in den vergangenen Tagen zum Teil einer Lawine von Kunden gegenübersahen. Bayer sei im Moment dennoch dabei, die Produktion des Ciprobay-Wirkstoffs prophylaktisch hochzufahren, sagte der Sprecher. Derzeit werde eine Multi-Purpose-Anlage in Deutschland umgerüstet, um den Gesamtausstoß um 25 Prozent pro Monat erhöhen zu können.



Angaben zum Gesamtvolumen der Produktion oder zu Umsatzerwartungen des Konzerns machte er nicht. Im vergangenen Jahr war Ciprobay mit einem Erlös von mehr als drei Mrd DEM das umsatzstärkste Medikament von Bayer. Ciprobay erhielt vor rund einem Jahr in den USA die Zulassung als Wirkstoff gegen Milzbrand. +++ Christian Hartel


vwd/15.10.2001/har/bb

15. Oktober 2001, 10:28

Grüße
Pavian
RudiP:

hm

 
15.10.01 12:49
Bayer steigt peu a peu !!!
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