Als "Streitschrift", wie er gleich zu Beginn betont, will Autor Till Bastian sein Buch verstanden wissen. So, und nur so kann der Text denn auch charakterisiert werden, erfüllt er doch die Merkmale hierfür in nahezu jeder Hinsicht.
Gleich die ersten Seiten verwendet Bastian, Humanmediziner und einige Jahre als deutscher Geschäftsführer der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges tätig, darauf, prophylaktisch dem Vorwurf des pauschalen Antiamerikanismus zu begegnen. Sein durchaus berechtigter Verweis auf die jegliche Kritik einebnende Wirkung dieses moralischen Keulenschlags kulminiert in dem Vorwurf: "In Wahrheit verhält es sich genau anders herum: Eben jenes deutsche politische Establishment leidet an einem geradezu krankhaften, oft äußerst duckmäuserisch-peinlich ausgeprägten Amerikanismus ...". Es folgen 55 ein- bis zweiseitige Abschnitte, in denen anhand einzelner Fakten und Bewertungen ein sehr einseitiges Bild von den USA gezeichnet wird.
Die Vereinigten Staaten werden dargestellt als unglaubwürdig, weil opportunistisch im Umgang mit diktatorischen Regimen, als überheblich, weil unilateralistisch nur auf ihren nationalen Vorteil bedacht, sowie als rücksichtslos, weil nicht bereit, z. B. bei der Umweltpolitik (Kyoto-Protokoll) Zugeständnisse zu machen. Zugegeben, Teile dieser Kritik sind berechtigt und müssen auch zum Thema gemacht werden dürfen. Bastians völlige Reduzierung der USA auf die genannten Punkte ist aber zu wenig. So verliert er kein Wort über die zentralen Werte (wie beispielsweise Freiheit, Demokratie), auf denen die Vereinigten Staaten aufgebaut sind und die auch zu den Exportschlagern dieser Nation gehören.
Bei einigen Passagen drängt sich der Eindruck auf, dass mit dieser Philippika bewusst oder unbewusst ein Gegenstück zur unreflektierten Anbetung des American way of life entstanden ist. Dies provoziert, was wiederum durchaus im Sinne einer Streitschrift ist. Und aus dieser Sicht handelt es sich um ein gelungenes Buch.