Berlin - Zunehmende Ängste vor einer Rezession und die Furcht vor einem Militärschlag der USA haben die Börsenkurse in ganz Europa zum Ende der Katastrophenwoche erneut auf Talfahrt geschickt. Investoren stießen vor dem Wochenende reihenweise ihre Aktien ab, so dass der Dax bis zum Nachmittag 4,4 Prozent auf 4200 Zähler verlor. Die Anleger flüchteten wieder in den "sicheren Hafen" Rentenmarkt: Bundespapiere sämtlicher Laufzeiten verzeichneten Kursgewinne; der richtungsweisende Bund-Future lag am Nachmittag 41 Ticks im Plus bei 108,93 Zählern.
"Die Reaktion ist typisch", sagt Gernot Griebling, Leiter des Bond Research bei der Landesbank Baden-Württemberg
(LBBW). "Bei politischen Krisen und Kriegsängsten steigt die Nachfrage nach Qualität, welche die Staatsanleihen der großen Länder bieten."
Wie sich der Rentenmarkt kurzfristig weiter entwickeln wird, können aber auch Experten nur schwer abschätzen. "Entscheidend ist das Handelsgeschehen an den US-Börsen, wenn diese am Montag öffnen", sagt Peter Müller, Rentenanalyst bei Commerzbank Securities. Ein Einbruch werde zu deutlichen Kursgewinnen bei den Festverzinslichen führen. Doch sei eher eine weitgehend stabile, wenn auch sehr nervöse Lage am Aktienmarkt zu erwarten, so Müller.
Auch eine baldige Zinssenkung der US-Notenbank Fed könnte die Vorzeichen an den Märkten ändern. Marktteilnehmer halten es nicht für unwahrscheinlich, dass die Fed zum US-Handelsauftakt einen Zinsschritt bekannt gibt, ziemlich sicher jedoch vor ihrer nächsten Zusammenkunft Anfang Oktober in Aktion tritt. An den Futures auf die US-Federal-Funds-Rate lässt sich ablesen, dass der Markt in der Mehrheit mit Zinssenkungen um 0,75 Prozentpunkte bis zum Jahresende rechnet. "Die Märkte haben eine 50-Basispunkte-Senkung bis zum 2. Oktober eingepreist, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass die Fed den Schritt schon früher vornimmt", so Michael Maurer, Anleihenstratege bei A.G. Edwards & Sons. "Die Fed will das Verbrauchervertrauen stärken."
Der Rentenmarkt hat Zinsschritte längst eingepreist: Sprunghaft waren die Kurse für die amerikanischen wie die europäischen Kurzläufer in dieser Woche angestiegen. Die Rendite der zweijährigen US-Staatsanleihe war am Donnerstag um 36 Basispunkte sogar auf ein historisches Tief von 2,98 Prozent gefallen. "Da hier schon viel vorweg genommen ist, werden die Renditen der Kurzläufer auf niedrigem Niveau verharren", meint LBBW-Research-Leiter Griebling. Vor allem der Aktienmarkt werde von Zinsschritten profitieren, was einen Rückschlag für das lange Ende bedeuten würde. "Das beste Chance-/Risikoverhaltnis besteht derzeit bei Bundesanleihen im Laufzeitenbereich von drei bis sieben Jahren", resümiert Griebling. Grundsätzlich bevorzugt er wegen des Währungsrisikos Euro-Papiere gegenüber US-Staatsanleihen.
Auch Commerzbank-Analyst Müller empfiehlt Bundesanleihen mit mittlerer Laufzeiten und taxiert die Spanne bei fünf bis sieben Jahren. "Wenn sich ein Rezessionsszenario erhärtet, hat das lange Ende allerdings Nachholbedarf", ergänzt er. "Dann dürften die Renditen bis auf 4,5 Prozent sinken." Erste Aufschlüsse über den weiteren Konjunkturverlauf erwartet er von den Daten zum US-Konsumentenvertrauen am 25. September. "Aber es wird die Frage bleiben, ob ein möglicher Rückschlag kurzfristig oder anhaltend ist. Daher dürfte die Zitterpartie bis Ende Oktober weitergehen", so Müller.
Grundsätzlich positiv bewerten die Experten, dass die Europäische Zentralbank und die Fed reichlich Liquidität zur Verfügung gestellt haben und weiter bereit halten, um große Verwerfungen an den Märkten zu verhindern. "Daher erwarte ich auch keine Turbulenzen am Rentenmarkt", sagt Claus Meyer-Cording, Leiter des Rentenfonds-Management Euroland bei der DWS. "Allerdings glaube ich auch nicht an starke Kursgewinne." Die Renditekurve werde steiler werden, wobei sich am langen Ende nicht viel tun werde, lautet seine Prognose, wobei er nicht von einer Rezession, sondern einer verzögerten Erholung ausgeht.
Neben Staatspapieren mit mittleren Laufzeiten sehen die Experten derzeit allerdings auch interessante Anlagealternativen im festverzinslichen Bereich. So empfiehlt LBBW-Mann Griebling unter anderem die BAT-Unternehmensanleihe mit einer aktuellen Rendite von 5,76 Prozent als "defensives Basisinvestment". Für attraktiv hält er auch den Commerzbank-Genussschein mit Rückzahlungsdatum 1. Juli 2006, der derzeit eine Rendite von 5,47 Prozent bietet. Commerzbank-Experte Müller rät unter anderem zu diversen Pfandbriefen. Wer indes nur die Zeit überbrücken will, bis über die Lage am Aktienmarkt Klarheit besteht, sollte am besten in den Geldmarkt gehen, meint Meyer-Cording von der DWS. "Schließlich gibt es auch am Rentenmarkt bei aller Besonnenheit Volatilität." Einige Banken bieten äußerst lukrative "Parkplätze" mit Verzinsungen von vier Prozent und mehr.
Gruß Kostolmoney
"Die Reaktion ist typisch", sagt Gernot Griebling, Leiter des Bond Research bei der Landesbank Baden-Württemberg
(LBBW). "Bei politischen Krisen und Kriegsängsten steigt die Nachfrage nach Qualität, welche die Staatsanleihen der großen Länder bieten."
Wie sich der Rentenmarkt kurzfristig weiter entwickeln wird, können aber auch Experten nur schwer abschätzen. "Entscheidend ist das Handelsgeschehen an den US-Börsen, wenn diese am Montag öffnen", sagt Peter Müller, Rentenanalyst bei Commerzbank Securities. Ein Einbruch werde zu deutlichen Kursgewinnen bei den Festverzinslichen führen. Doch sei eher eine weitgehend stabile, wenn auch sehr nervöse Lage am Aktienmarkt zu erwarten, so Müller.
Auch eine baldige Zinssenkung der US-Notenbank Fed könnte die Vorzeichen an den Märkten ändern. Marktteilnehmer halten es nicht für unwahrscheinlich, dass die Fed zum US-Handelsauftakt einen Zinsschritt bekannt gibt, ziemlich sicher jedoch vor ihrer nächsten Zusammenkunft Anfang Oktober in Aktion tritt. An den Futures auf die US-Federal-Funds-Rate lässt sich ablesen, dass der Markt in der Mehrheit mit Zinssenkungen um 0,75 Prozentpunkte bis zum Jahresende rechnet. "Die Märkte haben eine 50-Basispunkte-Senkung bis zum 2. Oktober eingepreist, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass die Fed den Schritt schon früher vornimmt", so Michael Maurer, Anleihenstratege bei A.G. Edwards & Sons. "Die Fed will das Verbrauchervertrauen stärken."
Der Rentenmarkt hat Zinsschritte längst eingepreist: Sprunghaft waren die Kurse für die amerikanischen wie die europäischen Kurzläufer in dieser Woche angestiegen. Die Rendite der zweijährigen US-Staatsanleihe war am Donnerstag um 36 Basispunkte sogar auf ein historisches Tief von 2,98 Prozent gefallen. "Da hier schon viel vorweg genommen ist, werden die Renditen der Kurzläufer auf niedrigem Niveau verharren", meint LBBW-Research-Leiter Griebling. Vor allem der Aktienmarkt werde von Zinsschritten profitieren, was einen Rückschlag für das lange Ende bedeuten würde. "Das beste Chance-/Risikoverhaltnis besteht derzeit bei Bundesanleihen im Laufzeitenbereich von drei bis sieben Jahren", resümiert Griebling. Grundsätzlich bevorzugt er wegen des Währungsrisikos Euro-Papiere gegenüber US-Staatsanleihen.
Auch Commerzbank-Analyst Müller empfiehlt Bundesanleihen mit mittlerer Laufzeiten und taxiert die Spanne bei fünf bis sieben Jahren. "Wenn sich ein Rezessionsszenario erhärtet, hat das lange Ende allerdings Nachholbedarf", ergänzt er. "Dann dürften die Renditen bis auf 4,5 Prozent sinken." Erste Aufschlüsse über den weiteren Konjunkturverlauf erwartet er von den Daten zum US-Konsumentenvertrauen am 25. September. "Aber es wird die Frage bleiben, ob ein möglicher Rückschlag kurzfristig oder anhaltend ist. Daher dürfte die Zitterpartie bis Ende Oktober weitergehen", so Müller.
Grundsätzlich positiv bewerten die Experten, dass die Europäische Zentralbank und die Fed reichlich Liquidität zur Verfügung gestellt haben und weiter bereit halten, um große Verwerfungen an den Märkten zu verhindern. "Daher erwarte ich auch keine Turbulenzen am Rentenmarkt", sagt Claus Meyer-Cording, Leiter des Rentenfonds-Management Euroland bei der DWS. "Allerdings glaube ich auch nicht an starke Kursgewinne." Die Renditekurve werde steiler werden, wobei sich am langen Ende nicht viel tun werde, lautet seine Prognose, wobei er nicht von einer Rezession, sondern einer verzögerten Erholung ausgeht.
Neben Staatspapieren mit mittleren Laufzeiten sehen die Experten derzeit allerdings auch interessante Anlagealternativen im festverzinslichen Bereich. So empfiehlt LBBW-Mann Griebling unter anderem die BAT-Unternehmensanleihe mit einer aktuellen Rendite von 5,76 Prozent als "defensives Basisinvestment". Für attraktiv hält er auch den Commerzbank-Genussschein mit Rückzahlungsdatum 1. Juli 2006, der derzeit eine Rendite von 5,47 Prozent bietet. Commerzbank-Experte Müller rät unter anderem zu diversen Pfandbriefen. Wer indes nur die Zeit überbrücken will, bis über die Lage am Aktienmarkt Klarheit besteht, sollte am besten in den Geldmarkt gehen, meint Meyer-Cording von der DWS. "Schließlich gibt es auch am Rentenmarkt bei aller Besonnenheit Volatilität." Einige Banken bieten äußerst lukrative "Parkplätze" mit Verzinsungen von vier Prozent und mehr.
Gruß Kostolmoney