"Alle wollen an Ihr Geld"
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So oder so ähnlich klingen die Sätze eines dubiosen, selbsternannten Fachmannes aus der Finanzbranche, wenn es darum geht, vielen leichtgläubigen Anlegern das Geld aus der Tasche zu ziehen.Trotz sämtlicher Warnungen der Medien und der Kriminalpolizei fallen Anleger immer wieder auf die Tricks unseriöser Vermögensberater herein und verlieren somit jährlich mehrere Milliarden Euro
Was ist der graue Kapitalmarkt?
Unter dem Begriff "grauer Kapitalmarkt" versteht man die Angebote, die dadurch gekennzeichnet sind, daß sie zum einen nicht über die Bank oder über die Börse gehandelt werden und zum anderen keiner staatlichen Kontrolle unterliegen.
Gehandelt wird überwiegend über Telefon oder im Wohnzimmer des Anlageopfers.
Laut Bundeskriminalamt versickern im grauen Kapitalmarkt jährlich bis zu 2,5 Mrd. Euro - Tendenz steigend.
Verstärkt in den neuen Bundesländern "boomt" das Geschäft mit dem Anlagebetrug, da die Finanzhaie hier die Unerfahrenheit vieler Anleger rigoros auszunutzen.
Die Dunkelziffer der statistisch nicht erfassten Fälle ist immens, da viele Betrogene Schwarzgeld investiert haben und bei Erhebung einer Anzeige die Steuerfahndung fürchten.
Die Versprechungen von traumhaften Renditen bewegen so manchen Anleger, seiner bisherigen Hausbank den Rücken zu kehren und sein über Jahre aufgebautes Vermögen dem aus heiterem Himmel erscheinenden Finanzberater anzuvertrauen.
Warum vertrauen Anleger
ihr Geld Betrügern statt der Bank an?
In einer von uns gestellten Umfrage nannten mehr als 2/3 der Anleger eine höhere Rendite als Grund. Jeder 8. gab an, großes Vertrauen zu dem vermeintlichen Anlageberater gehabt zu haben.
Hinzu kommen noch die psychologisch aggressiven Verkaufsmethoden der Anlageberater, die meist gar nicht aus dieser Branche kommen, geschweige denn eine kaufmännische Ausbildung absolviert haben, sondern denen ihr erforderliches Wissen in "Crashkursen" antrainiert wurde.
Das Vertriebssystem der Beraterfirmen, die oftmals schönklingende Namen haben wie beispielsweise "European Kings Club", unterliegen meist einer streng hierarchischen Organisation.
Dabei verdient nicht der kleine Verkäufer, der am Telefon die sagenhaften Renditen verspricht, sondern die Personen, die im Hintergrund die Fäden in der Hand behalten.
Es besteht jedoch die Möglichkeit für den Berater, recht schnell auf der "Karriereleiter" aufzusteigen, indem er neue Verkäufer wirbt, die ihm dann einen Teil der Provision abtreten müssen.
Allerdings möchten wir an dieser Stelle auch erwähnen, daß nicht alle Angebote des grauen Kapitalmarktes unseriös sind. Etwa 25 % des nicht staatlich kontrollierten Finanzbereiches bietet dem Anleger seriöse Produkte an.
Doch für Sie als Investoren ist es sehr schwierig, die Angebote des grauen Kapitalmarktes derjenigen Anbieter zu unterscheiden, die selbstsüchtig ihren eigenen Gewinn auf Kosten anderer machen wollen, von denjenigen, die ihren Beruf als eine ernsthafte Sache betrachten.
Der graue Kapitalmarkt ist viel zu umfangreich und zu schnellebig, um ein Patentrezept für die Erkennung von unseriösen Anlagen zu finden.
Sollten Sie Interesse an solchen Angeboten zeigen, ist es von äußerster Notwendigkeit, daß diese von unabhängigen Finanzexperten vor einem Engagement überprüft werden.
| ACHTUNG! |
Schneeballsysteme
"... und am Ende wird der Traum vom großen, schnellen Geld zum Alptraum..."
Genau das trifft zu, wenn sich bei einem Finanzschneeballsystem keine neuen Glieder mehr der Kette anschließen, um die versprochenen Renditen der vorherigen Einzahler zu sichern.
Die Problematik liegt jedoch darin, daß die Erzielung der Rendite durch ein Schneeballsystem meist erst dann nachgewiesen werden kann, wenn das System zusammengebrochen ist.
Das folgende Beispiel zeigt, wie schnell Sie Ihr Geld verlieren können:
Furore mit dieser betrügerischen Methode machte eine Firma, die auf diesem Wege in den 60iger Jahren vielen Anlegern mehrere Millionen Mark aus der Tasche zog. Das Unternehmen lockte die Anleger, indem es eine jährliche Rendite von 80 % durch Ölbohrungen im Pazifik versprach, die auch anfangs durchaus ausbezahlt wurde. Das ganze System brach dann jedoch nach mehreren Monaten zusammen, als die Firma keine neuen Anleger fand, die in das Finanzprodukt investierten.
Ein gutgläubiger Anleger aus Deutschland ließ sich von den sagenhaften Renditen eines Investments anlocken und steckte sein gesamtes Barvermögen von 32.000 DM in die Anlage.
Nachdem er zunächst mit 15.000 DM in die besagten Ölbohrungen investiert hatte und nach einem ¼ Jahr die erste Kapitalvermehrung von 20 % auf seinem Depot verbucht war, investierte er weitere 17.000 DM.
Die 20 % Rendite waren jedoch nur ein fiktiver Gewinn, der aus psychologischen Gründen zu weiteren Investitionen locken sollte.
Während der deutsche Anleger, im Glauben die ideale Kapitalanlage gefunden zu haben, seine Freunde von diesem Finanzprodukt überzeugen wollte, genossen die Drahtzieher der Firma ein Luxusleben in Südamerika. Doch schon wenige Monate später geriet die Geldsammelmaschinerie ins Stocken, die ersten Anleger bestanden auf der Auszahlung ihres Kapitals und somit flog der ganze Schwindel mit den traumhaften Renditen durch Ölbohrungen auf.
Time-Sharing
"... da habe ich ja einmal Glück gehabt..."
... dachte sich so mancher, als er das Briefkuvert öffnete und eine Reise für fünf Tage in ein Hotel auf die Insel Teneriffa gewonnen hatte.
Die Firma, die ihm zum Glück verholfen hatte kannte er zwar nicht, aber ein kostenloser Urlaub lohnt sich eigentlich immer...
Dies könnte sich als ein teurer Irrtum erweisen, denn der eigentliche Zweck eines solchen Urlaubsgewinnes ist es, Ihnen einen Anteil an einer Ferienwohnanlage zu verkaufen.
Vor Ort versucht man, die Reisegewinner auf Veranstaltungspräsentationen mit raffinierten Verkaufsmethoden zum Kauf eines Anteils zu überreden.
Würde man sich dann für den Kauf eines Teilzeitrechts entscheiden, steht dem Käufer zu, einmal im Jahr zur selben Zeit Urlaub in einer Ferienwohnung zu machen, und dieses über 10 bis 30 Jahre lang. Der Preis hierfür liegt meist zwischen 8.000 EURO und 30.000 EURO DM und entspricht einer einmaligen Mietzahlung für die entsprechende Laufzeit des Vertrages.
Oberflächlich betrachtet erscheint das Angebot als lukrativ, ist jedoch teurer, als ein gleichwertiger in einem Reisebüro gebuchter Urlaub, da es meist nicht nur bei der einmaligen Zahlung zwischen 8.000 EURO und 30.000 EURO bleibt.
| ACHTUNG! |
Stellen Sie sich einmal vor, Sie würden das Geld eines Time-Sharing-Anteils im Wert von 20.000 EURO für 5% Rendite bei Ihrer Bank anlegen.
Der Vorteil dabei wäre, daß zum einem das Geld für Sie arbeitet und sich vermehrt (ohne Zinseszins jährlich 1.000 EURO!), und zum anderen müssten Sie sich nicht an den vorher nicht genau definierten Instandhaltungskosten beteiligen. Darüber hinaus läßt sich doch sicherlich auch schon für 1.000 EURO ein schöner Urlaub bestreiten.
Ein weiteres Problem kommt auf den Anteilseigner zu, wenn er seine Anteile verkaufen möchte. Da für diese so gut wie kein regulärer Markt besteht, können die Anteile meist nur mit überproportionalem Verlust verkauft werden.
Sollte es zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung kommen, gilt häufig das ausländische Gesetz, da dieses in den meisten Verträgen so vereinbart wird.
| WICHTIG! |
Insidertips via Telefon
... Eine ganz sichere Sache..."
100 % Rendite in nur vier Wochen durch "Insiderwissen" über eine kleine Firma mit enormem Wachstumspotential versprach der gut geschulte Telefonverkäufer auf seiner Jagd nach Anlageopfern.
"Weitere Details kann ich Ihnen über diese Firma nicht geben, da es sich hierbei noch um geheime Informationen handelt."
"Klingt ja vielversprechend", denkt sich da so mancher Anleger:
Doch auch bei diesem Beispiel ist höchste Vorsicht angebracht!
In aller Regel handelt es sich hierbei um Unternehmen, die aufgrund der nicht vorhandenen Börsenreife weder im geregelten Markt noch im Freiverkehr ihre Aktien platzieren dürfen. Diese Unternehmen versuchen dann ihre Aktien selbst oder über freie Vermittler zu verkaufen.
Meist betrügen die obskuren Anlageberater bzw. die dahinter steckenden Firmen ihre Opfer nach dem selben Schema:
Ein hessischer Kleinsparer sollte Ende der 70'er nur einen kleinen Betrag seiner Wahl für ein Aktienengagement in eine unbekannte Gesellschaft einzahlen: Diese stünde kurz vor dem Durchbruch mit einer revolutionären Antriebsmaschine von Flugmotoren, wodurch es nach 4 Wochen zu einer Verdopplung des Aktienkurses kommen sollte.
Der hessische Kleinsparer dachte, mit einem kleinem Teil seines ersparten Vermögens könne er ja mal diese außergewöhnliche Chance nutzen. Er investierte erst einmal 1.000 DM in die Firma mit den enormen Wachstumschancen. 4 Wochen später war seine Freude groß, denn ihm wurden, wie es der Telefonverkäufer versprochen hatte, 2.000 DM auf sein Konto überwiesen.
Erfreut über den schnellen Gewinn wurden dem Telefonverkäufer diesmal 2.000 DM anvertraut. Pünktlich einen Monat später hatte sich die Investition erneut verdoppelt. So wurden innerhalb von nur zwei Monaten aus 1.000 DM sagenhafte 4.000 DM.
"Genial", dachte sich der Kleinsparer.
Die ersten traumhaften Pläne wurden geschmiedet: Wenn ich heute 10.000 DM investiere, bin ich in einem 1/2 Jahr um über 600.000 DM reicher! Nicht mehr Polo sondern Porsche! Kein Urlaub auf Mallorca sondern ein Domizil auf den Malediven!"
Doch genau auf diesen psychologischen Effekt zielen die Telefonverkäufer ab.
Von seinen Träumen getrieben, wurden nun vom begeisterten Hessen 10.000 DM in einen neuen, heißen Aktientip angelegt. Jedoch wurde die versprochene Rendite von der dubiosen Anlageberatungsfirma nicht ausgezahlt. Statt dessen wurde dem Anleger mitgeteilt, daß die Firma bedauerlicherweise Konkurs gegangen ist. Und genau an diesem Punkt nutzen die schwarzen Schafe des grauen Kapitalmarktes wieder den psychologischen Effekt eines solchen Verlustes gewissenlos aus.
Denn hat ein Kapitalanleger erst einmal einen solchen Geldbetrag verloren, möchte er natürlich nicht auf seinem Verlust sitzen bleiben. Durch geschickte Verkaufstaktik wird Ihm sein Kapitalverlust als ein seltener Ausnahmefall glaubhaft gemacht.
So wurde auch dem Kleinsparer telefonisch erneut eine einmalige Chance angeboten. Er konnte nun Aktien einer australischen Goldminengesellschaft erwerben, deren Kurs sich innerhalb der nächsten 2 Monate mit größter Wahrscheinlichkeit verdreifachen würde.
Etwas skeptisch war der Anleger anfangs schon, aber der Totalverlust des vorherigen Investments mußte schließlich wieder hereingeholt werden, und zwar möglichst schnell. So wurden weitere 10.000 DM angelegt.
Nachdem 2 Monate vergangen waren, erhielt er diesmal keine Mitteilung des Telefonverkäufers mehr, wie sich seine Anlage entwickelt hatte. Unter der Telefonnummer der Beratungsfirma meldete sich nur eine freundliche Stimme mit dem Satz: "Kein Anschluss unter dieser Nummer!"
Die Anlagebetrüger hatten sich in der Zwischenzeit mit den Geldern des hessischem Kleinsparers und denen vieler anderer ins Ausland abgesetzt.
Erkennen dubioser Angebote
Die Firma:
- Häufig werden die Anlageprodukte über einen rhetorisch gut geschulten Vermittler an die Anleger gebracht. Dieser informiert mit repräsentativen Hochglanzbroschüren, die jedoch nicht sehr aussagekräftig sind. Achten Sie stets auf das "Kleingedruckte".
- Lassen Sie sich genau über die Rechtsform, die beteiligten Partner und die Verflechtungen der Firma informieren. Fragen Sie beim Verbraucherschutz nach, ob diese Firma bereits in irgendeiner Form negativ aufgefallen ist. Werfen Sie einen Blick in das Handelsregister, ob diese überhaupt dort registriert ist.
- Schauen Sie sich den Sitz der Finanzfirma an. Auch ein Telefonanruf für die Seriositätsüberprüfung ist von Nutzen. Schließen Sie kein Geschäft mit einem Vermittler ab, der nur über sein Handy zu erreichen ist.
- Sollten Sie erfahren, daß schon einmal rechtliche Schritte gegen die Firma eingeleitet worden sind, ist größte Vorsicht angebracht. Auch eine Einstellung des Verfahrens ist kein Garant für Seriosität.
Die Angebote
- Als allgemeine Grundregel für die Erkennung von unseriösen Angeboten gilt: Je größer das Renditeversprechen, um so größer ist die Wahrscheinlichkeit, einem Anlagebetrug aufzusitzen.
- Lassen Sie sich das Anlageobjekt bis in das kleinste Detail erklären. Scheuen Sie keine Frage! Sollten keine genauen Angaben über das Erzielen der versprochenen Rendite gemacht werden, lassen Sie besser die Finger von diesem Angebot.
- Lassen Sie sich nicht von Garantieversprechungen blenden, denn eine Garantie nutzt dem Anleger im Konkursfall überhaupt nichts.
- Vergessen Sie nicht, dass Ihnen die besten Steuervorteile (Abschreibungsmöglichkeiten) nichts nutzen, wenn keine Rendite bei der Investition herauskommt.
- Investieren Sie kein "Schwarzgeld"! Sollte der Schadensfall eintreten und die Ermittlungen werden von der Staatsanwaltschaft aufgenommen, informiert dieser die Steuerfahndung mit einer Kontrollmitteilung.
- Meiden Sie schön klingende Investmentangebote, deren Existenzen schwer oder gar nicht nachweisbar sind wie z.B. Ölbohrungen in der Antarktis, oder Goldminen in Australien.
- Erkundigen Sie sich beim Anlagevertreter, ob dieser als Vermittler oder Berater tätig ist. Weist er sich als ein Berater aus, halten Sie dies schriftlich fest. Denn sollte es zu einer Rechtsauseinandersetzung kommen, haben Sie bessere Möglichkeiten, diesen zu belangen.
Wichtige Adressen
Behörden
- Bundesschuldenverwaltung für Bundeswertpapiere
Bahnhofstr. 16- 18
61352 Bad Homburg
06172/ 108-0 - Bundesaufsichtamt für Kreditwesen
Gardeschützenweg 71- 101
12203 Berlin
030/ 8436-0 - Bundesaufsichtamt für den Wertpapierhandel
Lurgiallee 12
60439 Frankfurt
069/ 95952-0
Verbraucherberatung
- Arbeitsgemeinschaft für Verbraucherverbände
Heilsbachstr. 20
53123 Bonn
0228/ 6489-0 - Verbraucherschutzverein
Bayreuther Str. 41
10787 Berlin
030/ 214874-0 - Örtliche Verbraucherberatungsstellen
( siehe Telefonbuch des jeweiligen Ortes) - Bund der Kapitalanleger
Bahnhofstraße 17
66564 Ottweiler
Tel.: 06824 91154 - Deutscher Anleger Schutzbund
Solmsstraße 25
60486 Frankfurt/Main
Tel.: 069 2385380
Auf Anlagebetrug spezialisierte Anwälte ( Auswahl )
- Dieter Barth
Kaiserstraße 169
76133 Karlsruhe
Tel.: 0721 21811 - Oliver Busch
Kanzlei: Engelhard, Busch & Partner
Widenmayerstraße 16
80538München
Tel.: 089 2121660 - Hartmut Göddecke
Knütgenstraße 4-6
53721 Siegburg
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Berliner Allee 34-36
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Kanzlei: Dittke, Schweiger, Kehl
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37073 Göttingen
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