Angriff auf Taliban binnen 48 Stunden?
Informationen des britischen Observer / 10.000 protestieren in Washington / Anschläge möglicherweise in Deutschland geplant / Schreiben der Attentäter veröffentlicht
Die USA werden nach Informationen der britischen Zeitung Observer innerhalb der nächsten 48 Stunden umfassende Angriffe auf die Terror-Lager von Osama bin Laden und die Streitkräfte der Taliban beginnen. Dabei würden sie von Großbritannien unterstützt, berichtet die Sonntagszeitung.
US-Präsident George W. Bush deutete in seiner wöchentlichen Rundfunkansprache an, dass verdeckt arbeitende Streitkräfte im Kampf gegen den mutmaßlichen Terroristenführer bin Laden eine wichtige Rolle spielen werden.
Voraussichtlich werden dem Observer zufolge zunächst die Terrorlager in Afghanistan bombardiert und die Luftwaffe der Taliban, ihre Panzer und Luftabwehrgeschütze zerstört.
Dann sei der Weg frei, um US-Spezialtruppen mit Hubschraubern ins Innere Afghanistans zu fliegen und dort einen „Guerillakampf“ gegen die Terroristen zu führen. Ziel der Aktionen sei es, Bin Laden und seine Terroristen zu töten. Der Observer machte keine Angaben zur Herkunft seiner Quellen.
Das Pentagon nahm offiziell nicht zu Berichten Stellung, wonach bereits drei US-Soldaten einer Eliteeinheit auf afghanischem Boden gefangen genommen worden seien. Das Taliban-Regime, das bin Laden seit Jahren in Afghanistan Unterschlupf gewährt, dementierte derartige Berichte und bezeichnete sie als Propaganda.
In der Boulevardzeitung Mail on Sunday kündigte die oppositionelle afghanische Nordallianz ihrerseits eine neue Offensive gegen die Taliban an. Er hoffe, dass die USA die Offensive aus der Luft unterstützen werden, sagte der Militärchef der Nordallianz, Soleh Mohammed Registani.
Bush sagte in seiner Rundfunkansprache, die US-Regierung wolle auch Gruppen unterstützen, die einen Sturz des Taliban-Regimes in Afghanistan anstreben.
„Krieg ist keine Lösung“
Etwa 10.000 Menschen haben in Washington gegen eine Militäraktion der USA gegen die Verantwortlichen der Anschlage von New York und Washington demonstriert. „Krieg ist keine Lösung“ skandierten die Demonstranten bei ihrem Zug einige Blocks von dem US- Präsidialamt entfernt.
Die Anschläge vom 11. September seien nicht die erste Schlacht in einem Krieg gewesen, sagte der Veranstalter Brian Becker. Es gebe einen Kreislauf der Gewalt, der immer weiter eskaliere.
„Die USA haben zehntausende Soldaten im Nahen Osten stationiert“, sagte Becker. „Sie besetzen Saudi-Arabien, sie bombardieren jede Woche den Irak, sie setzen Wirtschaftssanktionen gegen den Irak durch, die so schrecklich sind, dass (den Vereinten Nationen zufolge) 1,5 Millionen Menschen gestorben sind.“
Unter den Demonstranten waren auch Bergungskräfte, die in den Ruinen des World Trade Center in New York arbeiten. „Viele Leute am 'Ground Zero' wollen internationale Gerechtigkeit, aber wir wollen nicht einhundert oder eintausend weitere World Trade Center in diesem oder einem anderen Land“, sagte der Rettungshelfer James Creeden.
Gegendemonstranten drückten auf Plakaten oder in Diskussionen ihre Unterstützung für den Kurs von Bush aus. „Es geht um Gerechtigkeit für 6.500 Amerikaner und Menschen aus mehr als 70 Ländern der Welt, die ermordet wurden“, sagte der Regierungsangestellte Carter Wood. Die Teilnehmer des Protestzuges seien „der harte Kern der anti-amerikanischen Linken“. Auf der Pennsylvania Avenue ging ein Mann mit einem Plakat an dem Demonstrationszug vorbei, auf dem stand: „Zündet die Bombe, dann gibt es keinen Krieg“.
Anschläge möglicherweise in Deutschland geplant
Amerikanische Ermittler vermuten, dass die Angriffe wesentlich von einer Gruppe um den früher in Hamburg lebenden Mohammed Atta von Deutschland aus organisiert wurden.
Die US-Bundespolizei FBI habe auf Grund dieser Erkenntnisse beschlossen, ihr Ermittlerteam in der Bundesrepublik um das Doppelte zu verstärken, berichtete die Washington Post.
Das FBI hat trotz intensiver Ermittlungen noch keinen „Kopf“ der Attentäter in den USA ausfindig machen können. Viele Ermittler seien aber überzeugt, dass der Plan für die Anschläge auf das World Trade Center und das Pentagon in Hamburg ausgearbeitet wurde.
Dort studierte der 33-jährige Mohammed Atta, der als Schlüsselfigur in der Anschlagsserie gilt. Wie die Zeitung weiter schreibt, sind die Führer der einzelnen Hijacker-Kommandos vor etwa 18 Monaten in die USA eingereist; Atta sei seitdem mindestens zwei Mal nach Deutschland zurückgekehrt.
Schreiben der Attentäter veröffentlicht
US-Behörden veröffentlichten ein Schreiben, mit dem sich die mutmaßlichen Attentäter von New York und Washington auf ihre Terror-Attacken vom 11. September vorbereitet haben sollen.
Kopien des Schriftstücks in arabischer Sprache wurden nach Angaben von US-Justizminister John Ashcroft an der Absturzstelle des entführten Flugzeugs in Pennsylvania, in dem zurückgelassenen Leihwagen am Flughafen in Washington und im Gepäck von Mohammed Atta, der die erste Maschine ins New Yorker World Trade Center (WTC) gesteuert haben soll, gefunden.
In Attas Gepäck befand sich dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“ zufolge auch ein persönliches Testament. Das Schriftstück soll bereits 1996 verfasst und von zwei Zeugen beglaubigt worden sein. Es regelt in 18 Punkten, was „diejenigen, die meinen Besitz erben, (...) beachten“ sollten.
In dem Dokument verfüge Atta unter Punkt eins: „Diejenigen, die meinen Leichnam aufbahren, sollten gute Muslime sein, denn das wird mich Gott und seiner Vergebung empfehlen.“ Das Testament schließt mit der Drohung, dass alle, die den Anweisungen nicht folgten oder gegen die Religion handelten, dafür „letztendlich zur Verantwortung gezogen“ würden.
Nach Einschätzung des Hamburger Islamwissenschaftlers Gernot Rotter müsse Atta „einer pseudoreligiösen Gehirnwäsche unterworfen worden sein“, berichtete der „Spiegel“. Das Testament belege auch dessen „psychopathische“ Sicht des weiblichen Geschlechts. Unter anderem heißt es dort: „Frauen sollen weder bei der Beerdigung zugegen sein, noch irgendwann später sich an meinem Grab einfinden.“
Weitere islamische Extremisten festgenommen
Generalbundesanwalt Kay Nehm ermittelt unterdessen gegen drei mutmaßliche islamische Fundamentalisten. Sie sollen schwere Gewalttaten in Deutschland geplant haben.
Das teilte die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mit und bestätigte damit einen entsprechenden Bericht des Nachrichtenmagazins Der Spiegel im Grundsatz.
Bezüge zu den Ermittlungen in Hamburg im Zusammenhang mit den Terroranschlägen in den USA seien bisher nicht erkennbar.
Bundesregierung beunruhigt
Bei den bereits am Donnerstag festgenommenen Männern seien gefälschte Dokumente und Kreditkarten, Stadtpläne sowie eine geladene Waffe gefunden worden.
Außerdem haben die Ermittler angeblich ein Flugticket nach Pakistan entdeckt, das auf einen Rückreisetermin im Juli 2002 ausgestellt sei.
Der Vorfall führte nach Angaben des Magazins angesichts der aktuellen Sicherheitslage „zu erheblicher Beunruhigung“ in der Bundesregierung.
Spuren zu weiteren Hintermännern
Unterdesssen erzielte das Bundeskriminalamt weitere Ermittlungserfolge. Wie ein Sprecher der Behörde bestätigte, gibt es in Norddeutschland Spuren zu weiteren mutmaßlichen Hintermänner der Anschläge. Er betonte gleichzeitig, man habe „derzeit keine Anhaltspunkte für konkrete Anschläge in der Bundesrepublik.“
Die Bundesanwaltschaft und Schleswig-Holsteins Landeskriminalamt gingen aber dem Verdacht nach, dass ein Anschlag auf das britische Generalkonsulat in Hamburg geplant gewesen sei. Damit wurde ein Bericht des Focus bestätigt.
(sueddeutsche.de/dpa/AP/AFP/Reuters)
Informationen des britischen Observer / 10.000 protestieren in Washington / Anschläge möglicherweise in Deutschland geplant / Schreiben der Attentäter veröffentlicht
Die USA werden nach Informationen der britischen Zeitung Observer innerhalb der nächsten 48 Stunden umfassende Angriffe auf die Terror-Lager von Osama bin Laden und die Streitkräfte der Taliban beginnen. Dabei würden sie von Großbritannien unterstützt, berichtet die Sonntagszeitung.
US-Präsident George W. Bush deutete in seiner wöchentlichen Rundfunkansprache an, dass verdeckt arbeitende Streitkräfte im Kampf gegen den mutmaßlichen Terroristenführer bin Laden eine wichtige Rolle spielen werden.
Voraussichtlich werden dem Observer zufolge zunächst die Terrorlager in Afghanistan bombardiert und die Luftwaffe der Taliban, ihre Panzer und Luftabwehrgeschütze zerstört.
Dann sei der Weg frei, um US-Spezialtruppen mit Hubschraubern ins Innere Afghanistans zu fliegen und dort einen „Guerillakampf“ gegen die Terroristen zu führen. Ziel der Aktionen sei es, Bin Laden und seine Terroristen zu töten. Der Observer machte keine Angaben zur Herkunft seiner Quellen.
Das Pentagon nahm offiziell nicht zu Berichten Stellung, wonach bereits drei US-Soldaten einer Eliteeinheit auf afghanischem Boden gefangen genommen worden seien. Das Taliban-Regime, das bin Laden seit Jahren in Afghanistan Unterschlupf gewährt, dementierte derartige Berichte und bezeichnete sie als Propaganda.
In der Boulevardzeitung Mail on Sunday kündigte die oppositionelle afghanische Nordallianz ihrerseits eine neue Offensive gegen die Taliban an. Er hoffe, dass die USA die Offensive aus der Luft unterstützen werden, sagte der Militärchef der Nordallianz, Soleh Mohammed Registani.
Bush sagte in seiner Rundfunkansprache, die US-Regierung wolle auch Gruppen unterstützen, die einen Sturz des Taliban-Regimes in Afghanistan anstreben.
„Krieg ist keine Lösung“
Etwa 10.000 Menschen haben in Washington gegen eine Militäraktion der USA gegen die Verantwortlichen der Anschlage von New York und Washington demonstriert. „Krieg ist keine Lösung“ skandierten die Demonstranten bei ihrem Zug einige Blocks von dem US- Präsidialamt entfernt.
Die Anschläge vom 11. September seien nicht die erste Schlacht in einem Krieg gewesen, sagte der Veranstalter Brian Becker. Es gebe einen Kreislauf der Gewalt, der immer weiter eskaliere.
„Die USA haben zehntausende Soldaten im Nahen Osten stationiert“, sagte Becker. „Sie besetzen Saudi-Arabien, sie bombardieren jede Woche den Irak, sie setzen Wirtschaftssanktionen gegen den Irak durch, die so schrecklich sind, dass (den Vereinten Nationen zufolge) 1,5 Millionen Menschen gestorben sind.“
Unter den Demonstranten waren auch Bergungskräfte, die in den Ruinen des World Trade Center in New York arbeiten. „Viele Leute am 'Ground Zero' wollen internationale Gerechtigkeit, aber wir wollen nicht einhundert oder eintausend weitere World Trade Center in diesem oder einem anderen Land“, sagte der Rettungshelfer James Creeden.
Gegendemonstranten drückten auf Plakaten oder in Diskussionen ihre Unterstützung für den Kurs von Bush aus. „Es geht um Gerechtigkeit für 6.500 Amerikaner und Menschen aus mehr als 70 Ländern der Welt, die ermordet wurden“, sagte der Regierungsangestellte Carter Wood. Die Teilnehmer des Protestzuges seien „der harte Kern der anti-amerikanischen Linken“. Auf der Pennsylvania Avenue ging ein Mann mit einem Plakat an dem Demonstrationszug vorbei, auf dem stand: „Zündet die Bombe, dann gibt es keinen Krieg“.
Anschläge möglicherweise in Deutschland geplant
Amerikanische Ermittler vermuten, dass die Angriffe wesentlich von einer Gruppe um den früher in Hamburg lebenden Mohammed Atta von Deutschland aus organisiert wurden.
Die US-Bundespolizei FBI habe auf Grund dieser Erkenntnisse beschlossen, ihr Ermittlerteam in der Bundesrepublik um das Doppelte zu verstärken, berichtete die Washington Post.
Das FBI hat trotz intensiver Ermittlungen noch keinen „Kopf“ der Attentäter in den USA ausfindig machen können. Viele Ermittler seien aber überzeugt, dass der Plan für die Anschläge auf das World Trade Center und das Pentagon in Hamburg ausgearbeitet wurde.
Dort studierte der 33-jährige Mohammed Atta, der als Schlüsselfigur in der Anschlagsserie gilt. Wie die Zeitung weiter schreibt, sind die Führer der einzelnen Hijacker-Kommandos vor etwa 18 Monaten in die USA eingereist; Atta sei seitdem mindestens zwei Mal nach Deutschland zurückgekehrt.
Schreiben der Attentäter veröffentlicht
US-Behörden veröffentlichten ein Schreiben, mit dem sich die mutmaßlichen Attentäter von New York und Washington auf ihre Terror-Attacken vom 11. September vorbereitet haben sollen.
Kopien des Schriftstücks in arabischer Sprache wurden nach Angaben von US-Justizminister John Ashcroft an der Absturzstelle des entführten Flugzeugs in Pennsylvania, in dem zurückgelassenen Leihwagen am Flughafen in Washington und im Gepäck von Mohammed Atta, der die erste Maschine ins New Yorker World Trade Center (WTC) gesteuert haben soll, gefunden.
In Attas Gepäck befand sich dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“ zufolge auch ein persönliches Testament. Das Schriftstück soll bereits 1996 verfasst und von zwei Zeugen beglaubigt worden sein. Es regelt in 18 Punkten, was „diejenigen, die meinen Besitz erben, (...) beachten“ sollten.
In dem Dokument verfüge Atta unter Punkt eins: „Diejenigen, die meinen Leichnam aufbahren, sollten gute Muslime sein, denn das wird mich Gott und seiner Vergebung empfehlen.“ Das Testament schließt mit der Drohung, dass alle, die den Anweisungen nicht folgten oder gegen die Religion handelten, dafür „letztendlich zur Verantwortung gezogen“ würden.
Nach Einschätzung des Hamburger Islamwissenschaftlers Gernot Rotter müsse Atta „einer pseudoreligiösen Gehirnwäsche unterworfen worden sein“, berichtete der „Spiegel“. Das Testament belege auch dessen „psychopathische“ Sicht des weiblichen Geschlechts. Unter anderem heißt es dort: „Frauen sollen weder bei der Beerdigung zugegen sein, noch irgendwann später sich an meinem Grab einfinden.“
Weitere islamische Extremisten festgenommen
Generalbundesanwalt Kay Nehm ermittelt unterdessen gegen drei mutmaßliche islamische Fundamentalisten. Sie sollen schwere Gewalttaten in Deutschland geplant haben.
Das teilte die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mit und bestätigte damit einen entsprechenden Bericht des Nachrichtenmagazins Der Spiegel im Grundsatz.
Bezüge zu den Ermittlungen in Hamburg im Zusammenhang mit den Terroranschlägen in den USA seien bisher nicht erkennbar.
Bundesregierung beunruhigt
Bei den bereits am Donnerstag festgenommenen Männern seien gefälschte Dokumente und Kreditkarten, Stadtpläne sowie eine geladene Waffe gefunden worden.
Außerdem haben die Ermittler angeblich ein Flugticket nach Pakistan entdeckt, das auf einen Rückreisetermin im Juli 2002 ausgestellt sei.
Der Vorfall führte nach Angaben des Magazins angesichts der aktuellen Sicherheitslage „zu erheblicher Beunruhigung“ in der Bundesregierung.
Spuren zu weiteren Hintermännern
Unterdesssen erzielte das Bundeskriminalamt weitere Ermittlungserfolge. Wie ein Sprecher der Behörde bestätigte, gibt es in Norddeutschland Spuren zu weiteren mutmaßlichen Hintermänner der Anschläge. Er betonte gleichzeitig, man habe „derzeit keine Anhaltspunkte für konkrete Anschläge in der Bundesrepublik.“
Die Bundesanwaltschaft und Schleswig-Holsteins Landeskriminalamt gingen aber dem Verdacht nach, dass ein Anschlag auf das britische Generalkonsulat in Hamburg geplant gewesen sei. Damit wurde ein Bericht des Focus bestätigt.
(sueddeutsche.de/dpa/AP/AFP/Reuters)