Analysten als Sündenböcke
Die Nachwehen des Börsenabsturzes der letzten zwei Jahre sind längst noch nicht ausgestanden - Zu den Sündenböcken zählen aber sicherlich die Analysten
Nur die wenigsten Analysten haben gewagt, die Zahlen des Energiekonzerns Enron anzuzweifeln, während das Unternehmen noch im Herbst von der Mehrzahl der Analysten als klarer Kauf eingestuft wurde.
Allerdings: Warum sollten sie besser urteilen als prominente Wirtschaftsprüfer? Jedenfalls haben sie offene Wunden bei Broker-Kunden erzeugt, die gerade erfahren müssen, dass auch im streitfreudigen Amerika Klagen bei Gericht nicht unbedingt das verlorene Geld zurückbringen.
Es reicht nicht, zu behaupten, Telekom-Analyst Jack Grubmann von Salomon Brothers hätte die Kaufempfehlung für AT&T zurücknehmen müssen, als der Kurs fiel, um den Schaden ersetzt zu bekommen. Ergebnis: Klage abgewiesen. Und auch Mary Meeker, Chefanalystin für Internet-Werte bei Morgan Stanley, während der Internet-Euphorie schon 1998 "Queen of the Net" getauft, muss für ihre heute völlig irreal erscheinenden Kursziele kaum Schadenersatzforderungen von Kleinaktionären befürchten, die in der Hausse mit ansteigenden Kursen glaubten, auf den Zug aufspringen zu müssen und stattdessen unter die Räder kamen.
Der tiefe Fall
Einigen Gurus hat allerdings der tiefe Fall in die Baisse bereits den Job gekostet. Henry Blodget etwa, der für Merrill Lynch die Internet-Trommel rührte und laut Wall Street Journal fast wie ein Rockstar gehandelt wurde. Er trennte sich im Herbst im Zuge einer größeren Personalreduktion vom Bullen-Haus. Für eine Kundenklage bezüglich seiner Empfehlungen gab es einen Vergleich in der Höhe von 400.000 Dollar.
Inzwischen wurde in einigen Broker-Firmen den Analysten untersagt, Aktien zu halten, die sie gleichzeitig empfehlen. Freilich wäre es ungerecht, die Analysten allein verantwortlich zu machen. "Wenn eine Abteilung gerade eine Emission vorbereitet, wäre es kaum denkbar, dass ein Analyst aus dem gleichen Haus die Branche mit Verkaufsempfehlungen madig macht", wissen Kenner der Szene.
Stolze Gehälter
Henry Blodgets Vorgänger Jonathan Cohen wurde damals den Geschäftserwartungen geopfert, weil er der Internet-Euphorie äußerst vorsichtig gegenüberstand, während Merrill Lynch am Emissionsgeschäft mitverdienen wollte. Noch dazu hingen die Gehälter zum Teil vom Investmentbanking-Geschäft, das die zur Prominenz aufsteigenden Analysten brachten, ab. Was Mary Meekers kolportiertes Gehalt 1999 von 15 Millionen Dollar erklärbar macht.
Trotzdem ist der Analystin auch Recht zu geben, wenn sie sagt: "Jeder Aktienkäufer ist selbst verantwortlich, wie er seine Anlagen verteilt." Das sehen sogar die meisten US-Richter genauso.
Die Nachwehen des Börsenabsturzes der letzten zwei Jahre sind längst noch nicht ausgestanden - Zu den Sündenböcken zählen aber sicherlich die Analysten
Nur die wenigsten Analysten haben gewagt, die Zahlen des Energiekonzerns Enron anzuzweifeln, während das Unternehmen noch im Herbst von der Mehrzahl der Analysten als klarer Kauf eingestuft wurde.
Allerdings: Warum sollten sie besser urteilen als prominente Wirtschaftsprüfer? Jedenfalls haben sie offene Wunden bei Broker-Kunden erzeugt, die gerade erfahren müssen, dass auch im streitfreudigen Amerika Klagen bei Gericht nicht unbedingt das verlorene Geld zurückbringen.
Es reicht nicht, zu behaupten, Telekom-Analyst Jack Grubmann von Salomon Brothers hätte die Kaufempfehlung für AT&T zurücknehmen müssen, als der Kurs fiel, um den Schaden ersetzt zu bekommen. Ergebnis: Klage abgewiesen. Und auch Mary Meeker, Chefanalystin für Internet-Werte bei Morgan Stanley, während der Internet-Euphorie schon 1998 "Queen of the Net" getauft, muss für ihre heute völlig irreal erscheinenden Kursziele kaum Schadenersatzforderungen von Kleinaktionären befürchten, die in der Hausse mit ansteigenden Kursen glaubten, auf den Zug aufspringen zu müssen und stattdessen unter die Räder kamen.
Der tiefe Fall
Einigen Gurus hat allerdings der tiefe Fall in die Baisse bereits den Job gekostet. Henry Blodget etwa, der für Merrill Lynch die Internet-Trommel rührte und laut Wall Street Journal fast wie ein Rockstar gehandelt wurde. Er trennte sich im Herbst im Zuge einer größeren Personalreduktion vom Bullen-Haus. Für eine Kundenklage bezüglich seiner Empfehlungen gab es einen Vergleich in der Höhe von 400.000 Dollar.
Inzwischen wurde in einigen Broker-Firmen den Analysten untersagt, Aktien zu halten, die sie gleichzeitig empfehlen. Freilich wäre es ungerecht, die Analysten allein verantwortlich zu machen. "Wenn eine Abteilung gerade eine Emission vorbereitet, wäre es kaum denkbar, dass ein Analyst aus dem gleichen Haus die Branche mit Verkaufsempfehlungen madig macht", wissen Kenner der Szene.
Stolze Gehälter
Henry Blodgets Vorgänger Jonathan Cohen wurde damals den Geschäftserwartungen geopfert, weil er der Internet-Euphorie äußerst vorsichtig gegenüberstand, während Merrill Lynch am Emissionsgeschäft mitverdienen wollte. Noch dazu hingen die Gehälter zum Teil vom Investmentbanking-Geschäft, das die zur Prominenz aufsteigenden Analysten brachten, ab. Was Mary Meekers kolportiertes Gehalt 1999 von 15 Millionen Dollar erklärbar macht.
Trotzdem ist der Analystin auch Recht zu geben, wenn sie sagt: "Jeder Aktienkäufer ist selbst verantwortlich, wie er seine Anlagen verteilt." Das sehen sogar die meisten US-Richter genauso.