Beeindruckend. Den Europäern sollte das zu denken geben. Aber nicht allzu sehr.
Die Zahl klingt fantastisch: 7,2 Prozent! Im dritten Quartal 2003 ist die US-Wirtschaft real auf Basis der Jahresrate so schnell gewachsen wie kaum eine andere hoch entwickelte Volkswirtschaft der Welt. Auch gemessen an amerikanischen Standards, war es der stärkste Zuwachs seit 19 Jahren.
So stürmisch wird es zwar nicht weitergehen: Die Effekte der Steuersenkungen lassen nach; die Zinsen dürften anziehen. Dennoch haben die Amerikaner wieder einmal eindrucksvoll bewiesen, wie widerstandsfähig und leistungsfähig ihre Wirtschaft ist.
Muss die amerikanische Dynamik Europa provozieren? Ja, einerseits. Schließlich sind Deutschland, Frankreich und einige andere EU-Länder bis zur Bewegungslosigkeit erstarrt. Von Amerika kann Europa, zumal die Bundesrepublik, einiges lernen.
Andererseits, nein. Die USA stehen vor ganz eigenen Herausforderungen. Amerika muss schneller wachsen als Europa, viel schneller sogar.
Der größte Unterschied zwischen der Neuen und der Alten Welt ist die Bevölkerungsentwicklung. Amerikanerinnen gebären durchschnittlich 2,06 Kinder. Kaum eine wohlhabende Nation ist derart fruchtbar.
Zudem ist Amerika eine ebenso offene wie attraktive Einwanderungsnation. Jedes Jahr kommen zwischen 700.000 und eine Million mehr Neubürger in die Vereinigten Staaten, als sie verlassen.
Unter dem Strich wird die US-Bevölkerung von heute 288 Millionen auf 325 Millionen Menschen im Jahr 2020 wachsen, prognostiziert das Washingtoner U. S. Census Bureau. Und das ist eine recht konservative Kalkulation: Noch höhere Einwandererzahlen sind durchaus möglich angesichts der chronischen Misere Lateinamerikas.
Ganz anders die Lage diesseits des Atlantiks: Europäerinnen sind weit weniger reproduktiv. In Deutschland liegt die Geburtenrate bei 1,4 Kindern, in der EU insgesamt nur wenig höher. Auch kommen weit weniger Zuwanderer als in die USA.
Folglich wächst Europas Bevölkerung kaum noch. Um das Jahr 2040 werden die Vereinigten Staaten gar eine größere Bevölkerung beherbergen als die heutige Europäische Union.
Die ökonomischen Auswirkungen der entgegengesetzten Entwicklungen sind gravierend. In Europa, wo weniger Menschen im arbeitsfähigen Alter leben, wird das Wirtschaftswachstum erlahmen. Das ist so lange kein Problem, wie die Wirtschaft nicht schneller schrumpft als die Bevölkerung - so lange steigt das Sozialprodukt pro Person.
Die US-Ökonomie hingegen muss mindestens einen Prozentpunkt Zuwachs erlangen, um überhaupt das erreichte Wohlstandsniveau zu halten. Erst jenseits dieser Schwelle beginnt die Wirtschaftsleistung pro Kopf zuzulegen.
Mehr noch: Weil Amerika einen starken Hightech-Sektor hat - unter anderem wegen der Einwanderung hoch qualifizierter Beschäftigter -, steigt die Produktivität der US-Wirtschaft rasch.
Die Folge: Ein Wachstum von unter 3 Prozent fühlt sich in den USA an wie eine Rezession - Kapazitäten liegen brach; der Arbeitsmarkt bleibt angespannt; die Staatshaushalte sind tendenziell defizitär.
In Europa hingegen, wo nicht nur die Fortpflanzung, sondern auch die Produktivität lahmt, genügen Wachstumsraten von 2 Prozent, in Deutschland gar von nur 1,5 Prozent, um die Kapazitäten auszulasten. Derzeit. Künftig dürfte der transatlantische Graben noch tiefer werden.
Ergo: Wachstumsraten wie in den USA von auf Dauer 3 Prozent und mehr sind für Europa kein realistisches Ziel. So viel Dynamik ist nicht einmal notwendig. Schon stabile 2 Prozent Plus wären ein Erfolg, gerade für Deutschland. Aber selbst davon sind wir weit entfernt.
http://www.manager-magazin.de/magazin/artikel/0,2828,274646,00.html
Die Zahl klingt fantastisch: 7,2 Prozent! Im dritten Quartal 2003 ist die US-Wirtschaft real auf Basis der Jahresrate so schnell gewachsen wie kaum eine andere hoch entwickelte Volkswirtschaft der Welt. Auch gemessen an amerikanischen Standards, war es der stärkste Zuwachs seit 19 Jahren.
So stürmisch wird es zwar nicht weitergehen: Die Effekte der Steuersenkungen lassen nach; die Zinsen dürften anziehen. Dennoch haben die Amerikaner wieder einmal eindrucksvoll bewiesen, wie widerstandsfähig und leistungsfähig ihre Wirtschaft ist.
Muss die amerikanische Dynamik Europa provozieren? Ja, einerseits. Schließlich sind Deutschland, Frankreich und einige andere EU-Länder bis zur Bewegungslosigkeit erstarrt. Von Amerika kann Europa, zumal die Bundesrepublik, einiges lernen.
Andererseits, nein. Die USA stehen vor ganz eigenen Herausforderungen. Amerika muss schneller wachsen als Europa, viel schneller sogar.
Der größte Unterschied zwischen der Neuen und der Alten Welt ist die Bevölkerungsentwicklung. Amerikanerinnen gebären durchschnittlich 2,06 Kinder. Kaum eine wohlhabende Nation ist derart fruchtbar.
Zudem ist Amerika eine ebenso offene wie attraktive Einwanderungsnation. Jedes Jahr kommen zwischen 700.000 und eine Million mehr Neubürger in die Vereinigten Staaten, als sie verlassen.
Unter dem Strich wird die US-Bevölkerung von heute 288 Millionen auf 325 Millionen Menschen im Jahr 2020 wachsen, prognostiziert das Washingtoner U. S. Census Bureau. Und das ist eine recht konservative Kalkulation: Noch höhere Einwandererzahlen sind durchaus möglich angesichts der chronischen Misere Lateinamerikas.
Ganz anders die Lage diesseits des Atlantiks: Europäerinnen sind weit weniger reproduktiv. In Deutschland liegt die Geburtenrate bei 1,4 Kindern, in der EU insgesamt nur wenig höher. Auch kommen weit weniger Zuwanderer als in die USA.
Folglich wächst Europas Bevölkerung kaum noch. Um das Jahr 2040 werden die Vereinigten Staaten gar eine größere Bevölkerung beherbergen als die heutige Europäische Union.
Die ökonomischen Auswirkungen der entgegengesetzten Entwicklungen sind gravierend. In Europa, wo weniger Menschen im arbeitsfähigen Alter leben, wird das Wirtschaftswachstum erlahmen. Das ist so lange kein Problem, wie die Wirtschaft nicht schneller schrumpft als die Bevölkerung - so lange steigt das Sozialprodukt pro Person.
Die US-Ökonomie hingegen muss mindestens einen Prozentpunkt Zuwachs erlangen, um überhaupt das erreichte Wohlstandsniveau zu halten. Erst jenseits dieser Schwelle beginnt die Wirtschaftsleistung pro Kopf zuzulegen.
Mehr noch: Weil Amerika einen starken Hightech-Sektor hat - unter anderem wegen der Einwanderung hoch qualifizierter Beschäftigter -, steigt die Produktivität der US-Wirtschaft rasch.
Die Folge: Ein Wachstum von unter 3 Prozent fühlt sich in den USA an wie eine Rezession - Kapazitäten liegen brach; der Arbeitsmarkt bleibt angespannt; die Staatshaushalte sind tendenziell defizitär.
In Europa hingegen, wo nicht nur die Fortpflanzung, sondern auch die Produktivität lahmt, genügen Wachstumsraten von 2 Prozent, in Deutschland gar von nur 1,5 Prozent, um die Kapazitäten auszulasten. Derzeit. Künftig dürfte der transatlantische Graben noch tiefer werden.
Ergo: Wachstumsraten wie in den USA von auf Dauer 3 Prozent und mehr sind für Europa kein realistisches Ziel. So viel Dynamik ist nicht einmal notwendig. Schon stabile 2 Prozent Plus wären ein Erfolg, gerade für Deutschland. Aber selbst davon sind wir weit entfernt.
http://www.manager-magazin.de/magazin/artikel/0,2828,274646,00.html