Amerikas Achillesferse

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Amerikas Achillesferse

 
13.09.01 10:28
Amerikas Alan Greenspan wird’s schon richten, einen konjunkturellen Supertan-ker wie die Vereinigten Staaten bringt schließlich nichts so schnell zum Sin-ken. Das Gottvertrauen, mit dem die US-Investoren und mit ihnen die Anleger weltweit, deren hauseigene Volkswirtschaften alle im Kielwasser der USA gefangen sind, auf eine zü-gige Beendigung der aktuellen Wachstumsdelle hoffen, ist nicht aus der Luft gegriffen. Seit Anfang der Neunziger Jahre war es den Steuerleuten des Supertankers gelungen, niedrige Zinsen und niedrige Inflation konstant aufrecht zu erhalten und so den ewigen Kreislauf von Boom und Baisse zu durchbrechen. Doch der technologische Vorsprung, die konsequente Förderung neuer Technologien, Steuererleichterungen und hurtig gesenkte Leitzinsen alleine bringen die USA nicht automatisch aus der momentanen Bredouille. Die Wiederbelebung des „American Dream“ funktioniert nur, wenn das letzte Glied in der Kette mitspielt: Der Konsument.

Eine weitere Seifenblase platzt

Die momentane Crux der US-Verantwortlichen liegt darin, dass ihnen die Waffen zur Bekämpfung des Abschwungs ausgehen. Die Steuern wurden bereits gesenkt, die Zinsen um ganze 300 Basispunkte nach unten gefahren. Und doch ist das Ergebnis bislang nicht befriedigend, sondern im Gegenteil sogar alarmierend. Beschö-nigend wird heute noch darauf hin-gewiesen, dass derartige Maßnahmen regelmäßig erst mit sechs bis zwölf Monaten Zeitverzögerung wirksam werden. Aber es dürfte nicht mehr lange dauern, bis den Investoren bewusst wird, dass Zins- und Steuersenkungen diesmal in Wahrheit völlig am Ziel vorbei geschossen sind! Damit wäre nach der Hightech-Hausse eine weitere Seifenblase geplatzt: Die Hoffnung auf eine schnelle Erholung! Denn die Unternehmen können diese Hilfestellungen aktuell nicht in Investitionen umsetzen. Hier ist man unverändert im Begriff, die viel zu weit ausgebauten Produktionskapazitäten zu verringern und Mitarbeiter zu ent-lassen. Unser Redaktionsteam hat re-cherchiert, dass alleine die im Nasdaq 100 gelisteten Unternehmen im zweiten Halbjahr 140.000 Stellen abbauen - und das ist nur ein aktueller Zwischenstand, da wird noch mehr kommen! Und diese 100 Firmen sind trotz ih-rer Bedeutung nur ein kleiner Ausschnitt der Gesamtwirtschaft. Gerade kleine und mittlere Betriebe werden über die Börse nicht erfasst. Der kräfti-ge Sprung der Arbeitslosenrate im Au-gust von 4,5 auf 4,9 Prozent bedeutet, dass im Vormonat eine halbe Million US-Bürger ihren Arbeitsplatz verloren haben. Und viele der in den vergangenen Monaten angekündigten Stellenstreichungen sind noch nicht einmal vollzogen. Wir rechnen damit, dass die Arbeitslosenrate bis zum März 2002 auf sechs Prozent steigen kann!

Am Freitag kommt’s zum Schwur

Damit wird die US-Wirtschaft an ihrer Achillesferse getroffen, dem priva-ten Konsum. Denn nicht die US-Un-ternehmen, sondern die US-Bürger haben Zins- und Steuererleichterungen in den letzten Monaten genutzt, ihren Konsum wider aller Warnsignale ein weiteres Mal zu steigern. Beleg hierfür sind sukzessive weiter gestiegene Bau-ausgaben und Einzelhandelsumsätze, während Industrieproduktion und Kapazitätsauslastung im Gegenzug auf immer neue Tiefs gefallen sind. Die Entlassungswellen bedingen jedoch, dass nicht nur eine beträchtliche Zahl von Konsumenten auf Sparflamme umschalten muss, sondern auch, dass die meisten bislang unbekümmerten US-BürgerplötzlichAngst um ihren Arbeitsplatz haben müssen. Und wer um seinen Job fürchtet, beginnt zu sparen! Wir gehen deshalb davon aus, dass die bislang noch tragenden Säulen Bau und Einzelhandel in den kommenden Monaten zu wackeln beginnen. Nach den ersten Hinweisen hierzu in Form der Arbeitsmarktdaten und dem in der Vorwoche überraschend schwach ausgefallenen Einkaufsmanager-Index für den Dienstleistungsbereich steht hierzu am Freitag eine weitere wichtige Nagelprobe an: Neben der Industrieproduktion und der Kapazitätsauslastung werden sich die Blicke vor allem auf die Einzelhandelsumsätze und den Index des Verbrauchervertrauens der Universität Michigan für August richten. Die allgemeine Erwartung lautet in beiden Fällen auf eine leichte Ver-besserung. Wir halten es aber für durchaus möglich, dass sich vorgenannte Problematik schon im August niedergeschlagen hat und beide Zahlen somit klar unter den Erwartungen ausfallen werden. Und das würde bedeuten: Den Investorenwürdeschlagartigklar, dass der Supertanker USA entgegen aller Beteuerungen der Politiker mitnichten wieder Fahrt aufnimmt, sondern sinkt! Denn die Rettungsringe Steuer undZinssind bereitsverbraucht!Fürden Aktienmarkt wären damit neue Tiefs vorprogrammiert!

ausführlich mehr dazu im ChartAnalyst

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