Alternativ mal in Lachs, Plastik und Sperrholz.

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Peddy78:

Alternativ mal in Lachs, Plastik und Sperrholz.

 
20.07.07 11:42
News - 20.07.07 10:58
Lachs, Plastik und Sperrholz - auf was man alles wetten kann

Der moderne Anleger kann in nahezu alles investieren. Der Erfindungsreichtum der Finanzbranche kennt keine Grenzen. Doch nur wenige Ideen zünden. Warum zum Beispiel scheiterte zum Beispiel ein Future auf Truthähne?


Selbst eine Legende wie Richard Sandor kann falsch liegen. Anfang der 90er Jahre war der Vorstandschef der Klimabörse CCX fest davon überzeugt, dass Terminkontrakte zur Absicherung von Katastrophenrisiken ein Verkaufsschlager sein müssten. Doch weit gefehlt, der Future am Chicago Board of Trade (CBoT) scheiterte. "Die Börse war nicht richtig fokussiert, es gab keine Kursmakler, es gab zu wenig Geld", sagt Sandor, der seit knapp vierzig Jahren in der Futuresindustrie unterwegs ist und als Pionier der Branche gilt.

Ob Wetterrisiken, Schweinehälften oder Orangensaftkonzentrat, ob indische Rupien, Lachs oder Aktienmarktindizes - auf nahezu alles Vorstellbare können Investoren heute an den Terminmärkten wetten. Börsen wie die Chicago Mercantile Exchange (CME), das CBoT, die New York Mercantile Exchange (Nymex) oder die Eurex leben davon, dass ihnen neue Ideen einfallen. Der weltweite Umsatz bei Derivaten beträgt rund 500.000 Mrd. $, das Handelsvolumen wächst jährlich um 30 Prozent. Die vier größten Handelsplätze haben allein in den vergangenen vier Jahren 300 neue Derivatkontrakte auf den Markt gebracht. Dank der fortschreitenden Elektronisierung sinken die Margen der Börsen - und die Suche nach erfolgreichen Produkten wird zum Überlebenskampf.



Ein bisschen Gefühl und harte Fakten

Doch was zeichnet einen erfolgreichen Future aus? Michael Overlander, Managing Director beim Metallhändler Sucden und seit Anfang der 70-er Jahre im Terminmarktgeschäft, spricht von dem bestimmten Gefühl, das ein Kontrakt auslösen muss: "Er muss den Nerv der Händler treffen", sagt Overlander. "Warum gibt es keinen erfolgreichen Apfel-Kontrakt, dafür aber einen liquiden Orangensaft-Future? Das lässt sich wissenschaftlich nur schwer begründen." An Apfel, Shrimps und Truthähne versuchten sich die Börsen vor Jahrzehnten. Ohne nachhaltigen Erfolg.

Sandor beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit dieser Frage nach der Essenz des erfolgreichen Futures. Er nennt mehrere Grundbedingungen: Gesunder Wettbewerb im Markt, Preisschwankungen, Homogenität der Ware, ein liquider Spotmarkt wegen der Lieferkonditionen und für die Branche geeignete Kontraktdetails. "Häufig gibt es dann eine Nachfrage nach einem Future, wenn sich in der Wirtschaft strukturell etwas ändert", sagt Sandor, der für die Chicagoer Terminbörsen Dauerbrenner wie den Future auf Staatsanleihen entwickelt hat.



Von Dutch-East-India-Company-Aktien bis Mortgage Backed Securities

Das erste Beispiel, das Sandor untersucht hat, reicht weit in die Vergangenheit zurück. Genau gesagt bis 1602. Damals florierte die Seeschifffahrt. Und die Handelsgesellschaft Dutch East India Company sah sich mit großem Kapitalbedarf konfrontiert, um die Schiffe ausrüsten zu können. Die Idee der Amsterdamer Kaufleute ist so einfach wie genial: Sie gaben Anteilsscheine an ihrem Unternehmen aus, die übertragen werden konnten und handelbar waren. Die Aktie war geboren. Schrittweise wurden neue Finanzinstrumente eingeführt - Forwards, Futures, Optionen. Die Entwicklung gipfelte in der Gründung der Amsterdam Stock Exchange im Jahr 1876.

Was in den Niederlanden die Aktien, sind in den USA Agrarrohstoffe. Durch die so genannten Corn Laws in Großbritannien und den russischen Krimkrieg 1854 bis 1856 wurden die Weizenimporte in die Vereinigten Staaten beeinträchtigt - das zwang zu eigener Produktion. Zuerst wurden Weizensäcke gehandelt, dann Lagerscheine. Und 1865 legte das CBoT den ersten Future auf.

Hypothekenbesicherte Derivate, die momentan wegen der Schieflage zweier Hedge-Fonds der US-Investmentbank Bear Stearns die Schlagzeilen beherrschen, finden ihren Ursprung in den 70-er Jahren. "Damals übertraf die Nachfrage nach Immobilien das Angebot. Neue Finanzierungsquellen wurden gesucht", sagt Sandor. Die Idee: Hypothekenfinanzierer poolen die Darlehen, verbriefen sie und leiten sie an Investoren weiter. Das Grundkonzept der Mortgage Backed Securities war entdeckt. 1975 legte das CBoT den ersten Future auf. Ginnie Mae genannt, der Spitznahmen für die Government National Mortgage Association.



Windeln und Kohlekumpel

Eine andere Idee war ganz naheliegend, scheiterte aber beim ersten Anlauf. Die Chemiebranche ist gemessen an der gesamten Wertschöpfung die fünftgrößte der Welt. Die Plastikpreise sind seit 2003 gestiegen und schwanken stark. Millionen Tonnen von Polyethylen und Polypropylen werden jährlich verarbeitet. In jeder Windel, in jeder Verpackung ist Plastik irgendwo verarbeitet. Und trotzdem sind die 2005 an der London Metal Exchange (LME) gestarteten Plastikkontrakte kein Erfolg. "Das Design der Kontrakte war unlogisch", sagt David Paul, bei Barclays Capital für Chemieerzeugnisse und Plastik zuständig. Die LME hatte sich für zwei globale Kontrakte entschieden. Doch einen globalen Preis gibt es nicht. Die Branche ist regional. Da Plastik in Europa und den USA unterschiedlich hergestellt wird - in den USA mit Erdgas, in Europa mit Naphta - weichen die Preise deutlich voneinander ab. Und wer braucht einen Future, der irgendeinen Preis dazwischen abbildet? Niemand. Erst 2007 reagierte die LME. Und führte regionale Kontrakte für Europa, die USA und Asien ein.

Die Leipziger Strombörse European Energy Exchange (EEX) ist auch nicht gerade erfolgsverwöhnt. Neben Strom geht nicht viel zusammen. Der 2006 eingeführte Kohle-Kontrakt kommt nicht recht vom Fleck. Das liegt zum einen an der Branchenstruktur. Mehrere große Unternehmen dominieren den Markt, Ausfallrisiken gibt es keine. "Die Verträge werden immer noch in den Hinterzimmern ausgehandelt", sagt Maik Neubauer, Chief Operating Officer der EEX. Das ist nicht der einzige Grund. Der Future basiert auf einem Preisindex, der nach Ansicht vieler Experten nicht verlässlich ist, und wird mit einer Barzahlung beglichen. Ein Fehler, findet ein Branchenkenner: "Das war der falsche Ansatz. Man fängt damit nicht an. Es hätte einer physischen Lieferung bedurft." Seither dümpelt der Kontrakt vor sich hin, die Umsätze werden nur über die Abwicklung von außerbörslichen Transaktionen erzielt.

Wie es besser geht, bewies das CBoT in den 60er Jahren. Mit Sperrholz. Das Erfolgsgeheimnis: Enge Absprache mit der Industrie und den Mitgliedsfirmen, eine Entwicklungszeit von 17 Monaten und ein fähiger Absolvent der Forstwirtschaft. Der fand im Laufe der Diskussionen mit der Holzbranche heraus, dass es beim Handel Unterschiede zwischen dem eigentlichen Gewicht der Lieferung und den gebräuchlichen Maßen gab - eine versteckte Marge für den Händler. Daraufhin wurde die Preisbildung leicht verändert und die Marge mit einkalkuliert. "Die Börsenmitglieder sind der Resonanzboden für die Entwickler eines Futures. Sie können so Schwächen erkennen, die professionelle Händler sonst ausnutzen könnten", sagt Sandor.



Die Zukunft - Futures auf Wasser und bedrohten Lebensformen

Sandor hat mit seinem Emissionsrechtehandel einen Treffer gelandet. Die CCX hat den freiwilligen Handel von Verschmutzungsrechten in den USA etabliert. Ganz ohne die Unterstützung der Regierung, die das Kioto-Abkommen zum Klimaschutz nicht ratifiziert hat. Die Umwelt hat es Sandor angetan. Er denkt über weitere Futures auf diesem Gebiet nach: Kontrakte auf Wasser und vom Aussterben bedrohte Lebensformen. Seit mehreren Jahren arbeitet er an einem Konzept. Erfolgsgarantien gibt es trotzdem nicht. Sandors Credo ist simpel: "Am Ende muss man Glück haben."


Von Tobias Bayer (Frankfurt)





Quelle: Financial Times Deutschland

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Peddy78:

Alternativ Investm. gegen den Kursrutsch im Depot?

 
28.07.07 13:19
Bisher scheint Lachs, Plastik und Sperrholz hier wenige zu interessieren,

aber gut zu wissen das es die Möglichkeit gibt.
Ob man es braucht oder nicht.
lancerevo7:

übrigens

 
28.07.07 13:26
in DRAM oder Flashspeicher kann man auch investieren. gibt eigens eine börse mit täglichem handel. dramxchange
Peddy78:

Oder wie wärs mal mit Milch?

 
08.08.07 07:20
News - 07.08.07 22:03
Aus dem Euter direkt ins Depot

Als die erste Brezel 1 DM kosten sollte, erklang ein Aufschrei der Empörung. Wenn demnächst die Brezel mehr als 1 Euro kostet, wird sich der Kunde gegen diese vermutete Geschäftemacherei der Bäcker absichern können - sobald eine Bank das Brezelzertifikat auf den Markt bringt, das mit steigenden Laugengebäck-Preisen an Wert gewinnt. Mit Milch-Zertifikaten geht das schon.


Kaum sorgt der Milchpreisanstieg für Schlagzeilen, will ABN Amro  ein entsprechendes Zertifikat auf den Markt bringen. Selbst Milchhasser können dann von dem Preisanstieg profitieren. Anfang vergangener Woche klang das noch anders: "Der Future ist viel zu klein und illiquide", sagte Funda Tarhan vom Zertifikateteam der niederländischen Bank der FTD damals. Ohne Future kann sich der Emittent nicht absichern und daher kein Zertifikat begeben.





Doch so schnell gibt die für Wetten auf exotische Basiswerte bekannte Bank nicht auf: "Wir haben die Entwicklung der Umsätze in den Kontrakten analysiert. Mittlerweile haben diese Kontrakte eine angemessene Größe erreicht, um auch Zertifikate darauf zu emittieren", sagt Tarhan. Ab nächster Woche werde es das Zertifikat geben - zunächst als Open-End-Tracker auf den Milch-Future in Chicago, später als Hebelprodukt.

"Jeden Tag fragen Anleger nach Milchzertifikaten", sagt Tarhan. Doch nicht nur die Milch wird teurer, auch das Zertifikat wird kein Schnäppchen werden. Schließlich wird der Spread, also der Unterschied zwischen An- und Verkaufskurs, wegen der geringeren Liquidität des Futures für das Milchzertifikat wohl höher sein als bei anderen Agrarrohstoffen. "Die genaue Höhe steht aber noch nicht fest", sagt Tarhan.



"Für einen Händler ist es grundsätzlich schwer, auf einen illiquiden Basiswert ein Derivat zu handeln, da diese Werte starken Schwankungen unterliegen können", sagt Nicolai Tietze vom X-Markets-Team der Deutschen Bank. "Um dieses Schwankungsrisiko abzufedern, verlangt der Händler dann oftmals einen höheren Spread." Milch sei gar nicht so illiquide, sagt Tarhan: "Die Umsätze sind stark gestiegen. Zuletzt gingen in Chicago an einem Tag immerhin 184 Mio. $ um, fast doppelt so viel wie zu Jahresbeginn." Zum Vergleich: Im nächstfälligen Brent-Rohölkontrakt, der als sehr liquide gilt, werden derzeit etwa 6,6 Mrd. $ am Tag umgesetzt. Kaum Umsatz hat mit nur 37,7 Mio. Yen (230000 Euro) dagegen der Eier-Future in Japan.

Ein illiquider Basiswert birgt für den Anleger Risiken, sagt Dirk Heß, Zertifikateexperte bei Goldman Sachs: "Weite Spreads und niedriges Volumen erhöhen die Kosten. Zudem könnten professionelle Marktteilnehmer schon durch den Einsatz weniger Future-Kontrakte den Kurs des Basiswertes nach oben oder unten bewegen." ABN will deshalb ein Limit einführen, damit ein Kunde nicht beliebig viele Zertifikate kaufen kann.

Konkurrenz muss ABN Amro für das Milchzertifikat zunächst nicht fürchten, denn andere Emittenten winken ab. "Wenn wi etwas zum Milchpreis machen wollten, würden wir einen Aktienkorb zusammenstellen", sagt Holger Bosse, Tietzes Kollege bei X-Markets. Ein Zertifikat auf den Milch-Future käme nicht infrage. "Die Gefahr ist groß, dass der Anleger enttäuscht wird. So kann es sein, dass der Milchpreis steigt, das Zertifikat aber an Wert verliert, weil beim Rollen in den nächsten Future Verluste entstehen." Außerdem spiele Milch im Budget eines Haushalts keine wichtige Rolle, es gebe also kaum Bedarf, sich mit Derivaten abzusichern.


Nur ein Marketinggag?


Auch bei der HypoVereinsbank wird es ein Milchzertfikat nicht so schnell geben: "Wir sehen im Moment keine adäquate Möglichkeit, den in Deutschland real stattfindenden Preisanstieg in einem Finanzprodukt zu verpacken", sagt Birgit Lutzenberger vom Zertifikateteam der Münchner Bank.

Hinter vorgehaltener Hand heißt es in der Branche, das Milchzertifikat sei wohl eher ein Marketinggag. Das exotische Papier sorge für Schlagzeilen, dadurch würden auch andere Kunden auf den Emittenten aufmerksam. Viel Geld verdienen könne ABN mit dem Zertifikat nicht, glaubt eine Führungskraft eines großen Emittenten: "Die sollten das Papier über ihren Marketingetat abrechnen."

Das Marketing funktioniert natürlich nur, wenn das Thema Milch bei den Anlegern auch in einigen Tagen noch Emotionen weckt. Beim Milchzertifikat dauert es von der Idee bis zur Umsetzung vergleichsweise lange. Werden Zertifikate sonst nicht auf Knopfdruck produziert? "Sehr schnell geht es, wenn Sie bildlich gesprochen nur die Regale auffüllen müssen, das heißt die bestehende Produktpalette erweitern", sagt Tarhan. "Bei einem neuen Basiswert brauchen Sie aber mindestens zwei Wochen." Die Finanzaufsicht BaFin muss den Basisprospekt genehmigen, außerdem prüfen die Händler, ob sie die Position überhaupt auf die Bücher nehmen können.

Butter hat sich Tarhan auch schon angeschaut, die soll ja ebenfalls teurer werden. "Zertifikate auf Butter sind derzeit noch nicht möglich, dieser Kontrakt ist noch zu illiquide", sagt sie. "Wenn die Umsätze im Future steigen sollten, ist das aber natürlich was anderes."




Von Bernd Mikosch





Quelle: Financial Times Deutschland

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ABN AMRO HOLDING 35,69 +1,13% Amsterdam
Peddy78:

Portfolio: Knapper Weizen treibt die Preise.

 
22.08.07 05:03
Ein paar Cerealien zum "Frühstück"?

News - 21.08.07 12:51
Portfolio: Knapper Weizen treibt die Preise

In diesen Tagen beginnt die Hopfenernte. Mit der Hallertau liegt das größte Anbaugebiet der Welt in Bayern. Zu mehr als 99 Prozent geht der Hopfen in die Biererzeugung. Noch vor einigen Jahren herrschte in der Hallertau Tristesse.


Die Bauern blieben zum Teil auf ihrer Ware sitzen. Doch nun hat sich das Blatt gewendet. Brauer brauchen Hopfen - die Ernte ist für dieses und das kommende Jahr praktisch ausverkauft.

Schuld am Notstand ist die Diskrepanz zwischen Hopfenmenge und Bierausstoß. Innerhalb von zehn Jahren ist die Anbaufläche weltweit um gut ein Drittel geschrumpft. Gleichzeitig nahm der globale Bierdurst rasant zu. Allein 2006 stieg der weltweite Ausstoß um sechs Prozent, die Hälfte des Wachstums kam aus China.



Die Sonderkultur Hopfen ist exemplarisch für die Renaissance der landwirtschaftlichen Erzeugnisse: "Die Preise von Agrarrohstoffen befinden sich auf einem 30-Jahreshoch", sagt Jochen Hitzfeld, Analyst bei Unicredit. Inflationsbereinigt gilt dies allerdings nicht, abzüglich der allgemeinen Teuerung kosten Weizen & Co. gerade einmal soviel wie Anfang der 90er-Jahre. "Die Preise könnten sich immer noch verdoppeln und würden erst dann die realen Höchststände der 70er-Jahre erreichen", sagt Hitzfeld.



Hohe Nachfrage der Schwellenländer

Grund für die Rally ist einerseits die Nachfrage der Schwellenländer: Jeder Chinese isst mehr als 50 Kilo Fleisch im Jahr. Vor zehn Jahren waren es noch weniger als 40 Kilo - um ein Kilo zu erzeugen, sind rund acht Kilo Futtergetreide nötig.

Außerdem soll bis zur Mitte des Jahrhunderts die Bevölkerungszahl auf mehr als neun Milliarden Menschen steigen. "Das beschert der Landwirtschaft ein konstantes Nachfragewachstum von 1,5 Prozent", meint Hitzfeld. Natürlich wird die Landwirtschaft immer effizienter. Nach Berechnungen des US-Agrarministeriums (USDA) wirft beispielsweise jeder Hektar Anbaufläche derzeit 2,8 Tonnen Weizen ab - knapp ein Viertel mehr als vor 20 Jahren. Dieser Fortschritt reicht allerdings nicht aus, um die anziehende Nachfrage zu decken.

Laut USDA lag die weltweite Weizenernte seit der Jahrtausendwende nur einmal über der Nachfrage. Die Folge sind sinkende Lagerbestände und rasant steigende Preise. An der Warenterminbörse Hannover kostet eine Tonne Brotweizen aus der EU zur Lieferung per Ende September derzeit 232 Euro. Seit dem Jahreswechsel hat sich der Kontrakt damit um mehr als drei Viertel verteuert.



Für eine Fortsetzung des Aufwärtstrends spricht auch, dass die weltweit mit Getreide bepflanzte Fläche seit knapp 30 Jahren bei etwas mehr als 750 Millionen Hektar stagniert. Während das Angebot also kaum mehr ausgeweitet werden kann, heizt der Boom beim Biosprit die Nachfrage zusätzlich an. Die gilt insbesondere für Mais. Die USA wollen die Produktion von Bioethanol bis 2010 auf zehn Millionen Gallonen verdoppeln. Kein Wunder also, dass sich diese Getreidesorte auf Jahressicht am Chicago Board of Trade um mehr als ein Fünftel verteuert hat. Neben Bevölkerungswachstum und Biosprit-Boom spricht ein dritter Megatrend für eine anhaltende Hausse im Agrarbereich: Der Klimawandel und die Verknappung von Flächen und Wasserreserven.



Während Landwirte also optimistisch in die Zukunft blicken können, sieht die Entwicklung für Anleger anders aus. "Es fällt schwer, jetzt den Einstieg bei Agrarrohstoffen zu empfehlen", sagt Jochen Hitzfeld. Nach Erreichen des 30-Jahreshochs erwartet der Fachmann eine längere Seitwärtsbewegung oder gar einen Rückschlag. Ein weiteres Manko ist, dass Rohstoff-Zertifikate meist nur über den Terminmarkt funktionieren. Zum Laufzeitende muss der alte Kontrakt in den zeitlich nächstfolgenden gewechselt werden. Liegt der Preis des längerfristigen Futures über dem des aktuellen, spricht man von "Contango" - und der Anleger verliert durch den Futurewechsel (Rollieren) unabhängig von der Entwicklung des Basiswerts Geld.

Bei Weizen etwa liegt die Performance der Zertifikate auf Jahressicht deutlich unter der Veränderung des Spotpreises: Der Weizenpreis stieg fast 69 Prozent, das Zertifikat nur 40 Prozent (siehe Tabelle). Das liegt freilich nicht nur an den Rollverlusten, sondern auch am starken Euro. Die Rohstoffe notieren meistens in Dollar, ein fallender Greenback drückt die in Euro berechnete Zertifikate-Rendite.

Mittlerweile versuchen die Emittenten, mit neuen Ansätzen die negativen Rolleffekte zu umgehen, so etwa die Indexfamilie "UBS Bloomberg CMCI". Sie erstreckt sich auch auf den Landwirtschaftsbereich und will gängigen Preisbarometern wie dem "GSCI Agricultural" den Rang ablaufen. Der "UBS Bloomberg CMCI Agricultural" enthält zehn verschieden Rohstoffe und streut dabei Future-Fälligkeiten von drei Monaten bis zu einem Jahr, um so die Rollverluste auszugleichen. Die Rückrechnung belegt, dass das mitunter gut klappt.


Von Wolfgang Hagl





Quelle: Financial Times Deutschland

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Peddy78:

Nähert sich die "Weizen-Rallye" jetzt ihrem Ende?

 
24.08.07 08:46
Nähert sich die "Weizen-Rallye" jetzt ihrem Ende?
07:48 24.08.07


Quelle: www.rohstoff-trader.de  

Bei Weizen sehen wir nun seit knapp einem Jahr einen gewaltigen „Bullenmarkt“. Zwar liefen auch Mais und Sojabohnen im genannten Zeitraum sehr ordentlich. Doch während die beiden Letztgenannten von ihren Höchstständen wieder erkennbar zurückgekommen sind, steigen die Weizenpreise immer weiter an. Wie lange kann das noch gut gehen? Lohnt es sich zum jetzigen Zeitpunkt noch, auf den „fahrenden Long-Zug“ aufzuspringen oder sollte man lieber einer passenden Einstiegsgelegenheit auf der kurzen Seite Ausschau halten?



US-Produktionsschätzung geringer als im Juli



In seinem kürzlich veröffentlichten „Wheat Outlook“ gab das US-Landwirtschaftsministerium bekannt, dass die amerikanische Weizen-Gesamtproduktion im kommenden Wirtschaftsjahr 2007/08 bei 2,114 Milliarden Scheffeln liegen soll. Gegenüber der Juli-Schätzung bedeutet das einen Rückgang um 24 Millionen Scheffel, der in erster Line auf witterungsbedingte Ernteausfälle in Kansas zurückzuführen sei. Nichtsdestotrotz liegt die aktuelle Schätzung 302 Millionen Scheffel über dem Niveau der 2006/07er Saison.



Geringere Endbestände erwartet



Die geringere Output-Prognose im Vergleich zum Vormonat veranlasste die Behörden denn auch zu einer Reduzierung der Endbestände von 418 auf 404 Millionen Scheffel. Hieraus errechnet sich ein Verhältnis zwischen Vorräten und Verbrauch (Ending Stock to Use Ratio) von nur noch 18 Prozent. Dies ist der geringste Wert in den letzten zwölf Jahren



Boomender amerikanischer Export



Einige von Ihnen werde sich jetzt wahrscheinlich fragen, warum die Versorgungslage bei US-Weizen derart angespannt ist, obwohl die Erträge doch signifikant höher liegen als im Wirtschaftsjahr 2006/07. Hintergrund ist der boomende Export. Das US-Landwirtschaftsministerium rechnet für die laufende Saison mit einem Anstieg der Ausfuhren um 18 Prozent. Bislang beträgt das Plus 15 Prozent. Bedenkt man das mittlerweile doch überaus ambitionierte Preisniveau muss es für diese überaus optimistische Annahme besondere Umstände geben. Und genau solche gibt es auch:



Globale Ernteausfälle bewirken angespannte Versorgungslage



Auf globaler Ebene rechnen die amerikanischen Experten mit einem Rückgang der Ernteerträge um 1,9 Millionen Tonnen gegenüber ihrer Juli-Prognose. Der Output der EU-27 soll angesichts heftiger Regenfälle vor allem in England, Frankreich und Deutschland bei gleichzeitiger Trockenheit in den südlichen und südöstlichen Staaten wie beispielsweise Bulgarien, Ungarn und Rumänien aber auch Italien um insgesamt 1,7 Millionen Tonnen sinken. Für Kanada wird in Anbetracht des außerordentlich heißen und trockenen Julis ein Minus von rund einer Million Tonnen prophezeit. Der moderate Anstieg der Produktion in Indien und den Ländern der FSU-12 kann die beträchtlichen weltweiten Ernteausfälle nicht ansatzweise kompensieren. Insofern ist es nicht erstaunlich, dass die Endbestände von 125 auf 115 Millionen Tonnen fallen sollen. Dies entspricht einem Ending Stock to Use Ratio von ebenfalls 18 Prozent. In den letzten dreißig Jahren war das Verhältnis zwischen Vorräten und Verbrauch niemals niedriger.



„Bullische“ Fundamentals wohl größtenteils eingepreist



Sie sehen also: Die „Weizen-Rallye“ ist keineswegs „auf Sand gebaut“ sondern hat handfeste Ursachen. Mittlerweile dürften die „bullischen“ Fundamentals zwar größtenteils eingepreist sein. So lange den „Haussiers“ aber immer neue Argumente geliefert werden, ist mit einem nennenswerten Preisverfall eher nicht zu rechnen. Auf der anderen Seite ist natürlich klar, dass die „Luft“ für „Neueinsteiger“ auf der „langen Seite“ kontinuierlich dünner wird. Zu den jetzigen Kursen noch Long-Positionen aufzubauen, bietet nach unserer Einschätzung damit erheblich mehr Risiken als Chancen.



Erste technische Anzeichen einer Trendwende nach unten



Charttechnisch sind sämtliche Aufwärtstrends nach wie vor intakt. Im Bereich von 685 US-Cents in der Dezember-Lieferung hat sich eine solide Unterstützung gebildet. Die nächsten wichtigen Supportmarken liegen bei 635 und 600 US-Cents. Zur Stunde unternimmt der Dezember-Future einen weiteren Versuch, seinen Widerstand bei etwa 710 US-Cents zu überwinden. Ob das jedoch gelingt ist keineswegs so sicher wie es auf den ersten Blick den Anschein haben mag. Immerhin generiert der MACD aktuell noch ein Verkaufssignal und der Williams ist mit -19 nur noch knapp davor, in den „bärischen Bereich“ (unter – 20) einzutauchen. Zudem lassen sich beim MACD leicht negative Divergenzen erkennen (fallend trotz steigender Kurse).



Sofortiger Short-Einstieg aber noch verfrüht



Aus charttechnischer Sicht wäre ein sofortiger Short-Einstieg sicherlich maßlos verfrüht. Sollte der Kurs aber an dem genannten Widerstand bei 710 US-Cents nach unten abbrechen und gleichzeitig die Unterstützung bei 685 US-Cents unterschreiten, kann man ein Engagement auf der „kurzen Seite“ in Betracht ziehen. Zunächst ist es aber wohl am besten, dem Markt vorerst einfach nur weiter zu beobachten und auf erkennbare Short-Signale zu warten, die eventuell bereits recht zeitnah erfolgen könnten.





Erfolgreiche Rohstoff-Trades wünscht

Ihr
Marc Nitzsche
Chefredakteur Rohstoff-Trader
www.rohstoff-trader.de    



Hinweis: ARIVA.DE veröffentlicht in dieser Rubrik Analysen, Kolumnen und Nachrichten aus verschiedenen Quellen. Verantwortlich für den Inhalt ist allein der jeweilige Autor.

   
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