Rekord: Fondsmanager sitzen auf 600 Millionen DM Cash
Anleger am Neuen Markt hoffen auf eine Kaufoffensive
Fondsmanager thronen auf einem Berg von Liquidität Foto: Maurimit
Von Beatrix Wirth und
Holger Zschäpitz
Berlin - "Wohin mit dem Geld?" Das fragen sich derzeit nicht nur die privaten Anleger, sondern auch die Profis. Nach einer Umfrage der WELT sitzen die Manager von Neuer-Markt-Fonds derzeit auf Bargeldbeständen in Höhe von mehr als 600 Mio. DM - ein Rekord in der Geschichte des deutschen Wachstumsmarktes. Viele Marktteilnehmer hoffen nun, dass die Millionen die Initialzündung für eine neue Rallye an der Technologiebörse geben können. Alle Nemax-50-Werte zusammen bringen gut 120 Mrd. DM auf die Waage. Damit schlummert allein in den Depots der von Deutschland aus gemanagten Neuer-Markt-Fonds ein Gutteil des High-Tech-Marktvolumens. Würden die Gelder in den Markt gepumpt werden, könnte dies den Kursen einen kräftigen Schub nach oben verleihen. Doch so schnell dürfte der Markt nicht anspringen: Die meisten Fondsmanager, so ergab die WELT-Umfrage, wollen ihr Pulver vorerst trocken halten.
Bemerkenswert erscheint angesichts der turbulenten Börsenlage die Gelassenheit der Privatanleger. Trotz der zahlreichen Enttäuschungen und Rückschläge im rabenschwarzen Jahr 2000 haben sie ihre Liebesaffäre mit dem Neuen Markt nicht abgeschlossen und geben den Fondsmanagern immer noch neues Kapital an die Hand. Zwar ist die Euphorie vom Jahresanfang 2001 abgeebbt, dennoch verzeichnen die Neuer-Markt-Fonds per saldo immer noch leichte Mittelzuflüsse. Da es nur wenige Neuemissionen gibt, in die das Geld investiert werden könnte, und zudem die Marktlage nicht zu großen Engagements reizt, haben sich die hohen Cash-Bestände aufgehäuft. Mancher Neuer-Markt-Fonds mutet derzeit eher wie ein Geldmarktfonds an: So hat der Postbank Dynamik Neuer Markt eine Bargeldquote von sage und schreibe 20 Prozent.
"Ich fühle mich wohl mit diesem hohen Cash-Bestand", sagt Postbank-Fondsmanager Uwe Truppel. "Derzeit bin ich lieber zurückhaltend." Die Profis haben die gleichen Probleme wie die Privatanleger: Gleich reihenweise wurden alte Favoriten wie EM.TV, Intershop, Brokat oder Adva Optical von ihrem Sockel gestoßen. Ein neuer Trend zeichnet sich nicht ab. "Mir gehen langsam die Anlageideen aus", gesteht ein Fondsmanager freimütig. "Die letzten Qualitätstitel wie Aixtron, Qiagen und Pfeiffer Vacuum sind wahnsinnig teuer. Bei anderen Titeln kann man sich nicht sicher sein, ob bald die nächste Katastrophe kommt."
Den Anlage-Profis ist die schlechte Stimmung deutlich anzumerken. "Es ist frustrierend, heute etwas zu kaufen und am nächsten Tag den Titel zehn Prozent billiger zu sehen", sagt Peter Ott, Fondsmanager bei UBS. Ott hatte zum Jahresanfang 100 Mio. Euro Cash, seitdem hat er die Hälfte davon investiert. Immerhin schaffte er es, den Markt um zehn Prozent zu schlagen: Während sein Fonds seit Jahresanfang um 10,6 Prozent im Minus liegt, verlor der Nemax-50, die Messlatte der Fonds, 21 Prozent.
Glücklich schätzen sich die Manager, deren Fonds auf andere Segmente ausweichen können. So nutzen etwa Joseph Baumeler von Crédit Suisse und Stefan Müller von Activest derzeit kräftig die Chancen jenseits des angeknacksten Neuen Marktes. Sie haben den Anteil von MDax- und Smax-Werten deutlich nach oben gefahren - Müller hält in seinem Depot 85 Prozent Old-Economy-Werte. Die Taktik ging bei beiden auf: Müllers Fonds legte seit Anfang 2000 um 9,2 Prozent zu, während andere, nur auf die Neuen Märkte fokussierte Fonds, mehr als 50 Prozent einbüßten. Baumeler liegt seit Jahresanfang sogar mit zwölf Prozent vorn.
Doch sollten die Märkte drehen, dürften sich die reinen Technologiefonds in den Vordergrund schieben. "Dann werden sich auch neue Favoriten herauskristallisieren", sagt Marc Schädler, Fondsmanager von Nordinvest. Anwärter auf diese Position gibt es bereits: Heimliche Lieblinge der Profis sind Mühlbauer, Kontron, Medion, Parsytec, Jetter und CE Computer. Bevor aber die Fondsmanager ihre Kaufoffensive starten, muss sich die konjunkturelle Lage in den USA aufklären. Raik Hoffmann, DWS-Fondsmanager, bringt es auf den Punkt: "Der Schlüssel liegt an der Nasdaq."
Anleger am Neuen Markt hoffen auf eine Kaufoffensive
Fondsmanager thronen auf einem Berg von Liquidität Foto: Maurimit
Von Beatrix Wirth und
Holger Zschäpitz
Berlin - "Wohin mit dem Geld?" Das fragen sich derzeit nicht nur die privaten Anleger, sondern auch die Profis. Nach einer Umfrage der WELT sitzen die Manager von Neuer-Markt-Fonds derzeit auf Bargeldbeständen in Höhe von mehr als 600 Mio. DM - ein Rekord in der Geschichte des deutschen Wachstumsmarktes. Viele Marktteilnehmer hoffen nun, dass die Millionen die Initialzündung für eine neue Rallye an der Technologiebörse geben können. Alle Nemax-50-Werte zusammen bringen gut 120 Mrd. DM auf die Waage. Damit schlummert allein in den Depots der von Deutschland aus gemanagten Neuer-Markt-Fonds ein Gutteil des High-Tech-Marktvolumens. Würden die Gelder in den Markt gepumpt werden, könnte dies den Kursen einen kräftigen Schub nach oben verleihen. Doch so schnell dürfte der Markt nicht anspringen: Die meisten Fondsmanager, so ergab die WELT-Umfrage, wollen ihr Pulver vorerst trocken halten.
Bemerkenswert erscheint angesichts der turbulenten Börsenlage die Gelassenheit der Privatanleger. Trotz der zahlreichen Enttäuschungen und Rückschläge im rabenschwarzen Jahr 2000 haben sie ihre Liebesaffäre mit dem Neuen Markt nicht abgeschlossen und geben den Fondsmanagern immer noch neues Kapital an die Hand. Zwar ist die Euphorie vom Jahresanfang 2001 abgeebbt, dennoch verzeichnen die Neuer-Markt-Fonds per saldo immer noch leichte Mittelzuflüsse. Da es nur wenige Neuemissionen gibt, in die das Geld investiert werden könnte, und zudem die Marktlage nicht zu großen Engagements reizt, haben sich die hohen Cash-Bestände aufgehäuft. Mancher Neuer-Markt-Fonds mutet derzeit eher wie ein Geldmarktfonds an: So hat der Postbank Dynamik Neuer Markt eine Bargeldquote von sage und schreibe 20 Prozent.
"Ich fühle mich wohl mit diesem hohen Cash-Bestand", sagt Postbank-Fondsmanager Uwe Truppel. "Derzeit bin ich lieber zurückhaltend." Die Profis haben die gleichen Probleme wie die Privatanleger: Gleich reihenweise wurden alte Favoriten wie EM.TV, Intershop, Brokat oder Adva Optical von ihrem Sockel gestoßen. Ein neuer Trend zeichnet sich nicht ab. "Mir gehen langsam die Anlageideen aus", gesteht ein Fondsmanager freimütig. "Die letzten Qualitätstitel wie Aixtron, Qiagen und Pfeiffer Vacuum sind wahnsinnig teuer. Bei anderen Titeln kann man sich nicht sicher sein, ob bald die nächste Katastrophe kommt."
Den Anlage-Profis ist die schlechte Stimmung deutlich anzumerken. "Es ist frustrierend, heute etwas zu kaufen und am nächsten Tag den Titel zehn Prozent billiger zu sehen", sagt Peter Ott, Fondsmanager bei UBS. Ott hatte zum Jahresanfang 100 Mio. Euro Cash, seitdem hat er die Hälfte davon investiert. Immerhin schaffte er es, den Markt um zehn Prozent zu schlagen: Während sein Fonds seit Jahresanfang um 10,6 Prozent im Minus liegt, verlor der Nemax-50, die Messlatte der Fonds, 21 Prozent.
Glücklich schätzen sich die Manager, deren Fonds auf andere Segmente ausweichen können. So nutzen etwa Joseph Baumeler von Crédit Suisse und Stefan Müller von Activest derzeit kräftig die Chancen jenseits des angeknacksten Neuen Marktes. Sie haben den Anteil von MDax- und Smax-Werten deutlich nach oben gefahren - Müller hält in seinem Depot 85 Prozent Old-Economy-Werte. Die Taktik ging bei beiden auf: Müllers Fonds legte seit Anfang 2000 um 9,2 Prozent zu, während andere, nur auf die Neuen Märkte fokussierte Fonds, mehr als 50 Prozent einbüßten. Baumeler liegt seit Jahresanfang sogar mit zwölf Prozent vorn.
Doch sollten die Märkte drehen, dürften sich die reinen Technologiefonds in den Vordergrund schieben. "Dann werden sich auch neue Favoriten herauskristallisieren", sagt Marc Schädler, Fondsmanager von Nordinvest. Anwärter auf diese Position gibt es bereits: Heimliche Lieblinge der Profis sind Mühlbauer, Kontron, Medion, Parsytec, Jetter und CE Computer. Bevor aber die Fondsmanager ihre Kaufoffensive starten, muss sich die konjunkturelle Lage in den USA aufklären. Raik Hoffmann, DWS-Fondsmanager, bringt es auf den Punkt: "Der Schlüssel liegt an der Nasdaq."